Josef Matyáš
Josef František Matyáš (* 27. Januar 1929 in Nekoř) ist ein tschechischer Mathematiker, Forscher und Pionier auf dem Gebiet der Optimierung regulatorischer Prozesse. Seine Forschung konzentrierte sich hauptsächlich auf die Anwendung der Wahrscheinlichkeitstheorie und der mathematischen Statistik in Bezug auf Methoden der Lösung mathematischer Probleme auf analogen Computern.
Leben und Wirken[Bearbeiten]
Matyáš schloss 1943 seine Grundschulausbildung in Jablonné nad Orlicí ab. Anschließend besuchte er die Handelsakademie in Prag. Nach dem Krieg schrieb er sich erst an der Handelsakademie in Choceň ein und wechselte nach einem Jahr auf das Erzbischöfliche Gymnasium in Prag, das allerdings im Juni 1947 vom Bildungsministerium geschlossen wurde. Der Unterricht wurde nach Bohosudov verlegt. Matyáš hatte die Möglichkeit, im Kloster der Kreuzherren (Juvenat) untergebracht zu werden, so dass er am Gymnasium Jirásek in der Resslova-Straße weiter unterrichtet werden konnte.
Nach seinem Abschluss am Gymnasium im Juni 1950 wurde Matyáš zur mathematisch-physikalischen Fachrichtung an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Karls-Universität in Prag zugelassen. Nach dem ersten Jahr seines Studiums spezialisierte er sich auf die mathematische Statistik, absolvierte sein Studium an der Fakultät für Mathematik und Physik und schloss dieses 1954 als Diplommathematiker ab.
1954 wurde er aufgrund eines Einweisungsscheines als Betriebsdispatcher in der Direktion des SHD (Nordtschechischer Kohlenbergbau) mit einer mindestens 3-jährigen Arbeitsverpflichtung nach Teplice versetzt. Als diplomierter Mathematiker hatte er die Aufgabe, Waggons mit abgebauter Kohle zu zählen. Nach einem Jahr gelang es ihm jedoch, in Absprache mit dem Management von SHD, dieses Arbeitsverhältnis zu lösen, um eine seiner fachlichen Qualifikation adäquate Anstellung am Institut für Forschung der Funktechnologie (ÚVR) in Opočínek nahe Pardubice zu erhalten.
Von 1955 bis 1990 arbeitete Matyáš im ÚVR, das zu Tesla in Pardubice gehörte. Er beschaeftigte sich mit der Erforschung von analogen, digitalen und hybriden Berechnungsmethoden, Optimierungsmethoden und statistischen Berechnungen. Er ist neben Vladimír Borský Mitautor des Fachbuches „Techniken der Verwendung elektronischer analoger Computer“ und Autor des zweiten Buches „Methoden der Untersuchung kontinuierlicher Systeme und ihrer optimalen Regulation“. Beide Bücher wurden 1963 in Prag veröffentlicht, 1969 auch in englischer Übersetzung. Im April 1970 erhielt er den Titel „Kandidat der Wissenschaften“ (CSc.) und im November desselben Jahres wurde er zum Doktor der Naturwissenschaften (RNDr.) promoviert.
Er ging im Jahr 1990 in den Ruhestand. Neben der Mathematik interessiert er sich auch für Physik, Astronomie und Philosophie. Er spricht Englisch, Deutsch und Russisch.
Matyáš heiratete nach Beendigung seines Studiums und hat drei Töchter.
Wissenschaftliche Tätigkeit[Bearbeiten]
Matyáš veröffentlichte über 75 wissenschaftliche und technische Artikel in tschechischen und ausländischen Fachzeitschriften, verfasste über 40 Forschungsberichte und hielt auf über 35 Fachkonferenzen, Kolloquien und wissenschaftlichen Kongressen Vorträge über seine Forschungsarbeiten. Fast alle dieser Konferenzen fanden in den sozialistischen Ländern oder direkt in der UdSSR statt. Einige Konferenzen führten ihn auch in den nichtsozialistischen Raum, z. B. in die Schweiz oder 1966 in die USA.
1965 bewies er unter gewissen Voraussetzungen die Konvergenz der random optimization Methode (zufälliges Optimierungsverfahren), eine von L. A. Rastrigin 1963 eingeführte Optimierungsmethode bei Systemen mit vielen Parametern, die nicht auf Gradientenbildung basiert, sondern den Verschiebungsvektor für den nächsten Näherungspunkt zufällig (über eine Normalverteilung) bestimmt.[1] Das war auch Gegenstand einer 1968 erschienenen Abhandlung (Určování extrému funkce několika proměnných metodou nahodne optimalizace, deutsche Übersetzung: Bestimmung der Extrema von Funktionen in mehreren Variablen durch die Methode zufälliger Optimierung).[2] Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Lösung partieller Differentialgleichungen mit Analogcomputern.
Matyáš entwickelte zahlreiche Patente, wovon 15 anerkannt wurden. Hier handelte es sich zumeist um spezielle Rechenschaltungen zur Verwendung in verschiedenen technischen Geräten und Computern.
Matyáš war Mitglied der Tschechoslowakischen Gesellschaft für Wissenschaft und Technologie, die ihm mehrere Auszeichnungen verlieh. In theoretischen und technischen Wettbewerben gewann er ebenfalls eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen für die besten Lösungen mathematischer Probleme.
Schriften[Bearbeiten]
- Modellierung einer Leitung mit verschiedenen Randbedingungen mit Hilfe eines Analogrechners, Archiv der elektrischen Übertragung, Band 13, 1959, S. 482-486
- Successive Approximations Process in Analog Solution of Partial Differential Equations by Difference Method, ZAMM, Band 40, 1960, S. 488-493
- Tvarovací filtry pro generování skupiny stacionárních náhodných procesů s předepsanými statistickými charakteristikami. (Shaping filters for generating an arbitrary number of random processes with prescribed statistical properties]. Aplikace matematiky, vol. 6 (1961), issue 4, pp. 274-287[3]
- mit Vladimir Borský: Téchnicka použití elektronických analogových počítačů (Die technische Verwendung elektronischer analoger Computer), Prag: Státní nakl. technické literatury 1963
- englische Übersetzung: Computation by electronic analogue computers, London: Iliffe 1968 (Übersetzung aus dem Tschechischen, überarbeitet von C. C. Ritchie, G. F. Moxon)
- Metody vyštřování spojitých systémů a jejich optimální regulace (Methoden zur Skalierung kontinuierlicher Systeme und deren optimale Regelung), Prag: Státní nakl., technické literatury, 1963
- Stabilita analogového řešení soustav lineárních algebraických rovnic. (Stability of analogue solution of system of linear algebraic equations. Aplikace matematiky, vol. 9 (1964), issue 5, pp. 370-384[4]
- Random optimization, Automation and Remote Control, Band 26, 1965, S. 244-251
- Das zufällige Optimierungsverfahren und seine Konvergenz, 5th International Analogue Computation Meetings, 1968, S. 540-544
- Optimal Control Systems, London: Iliffe 1969 (Übersetzung aus dem Tschechischen, überarbeitet von C. C. Ritchie)
Liste der erteilten Patente[Bearbeiten]
- Verspätungsleitung (Dezember 1958, 87975, mit V. Borský)
- Summations Doppel-Integrator (September 1959, 91648)
- Subakustische Verzögerungsleitung (Oktober 1959, 92150, mit V. Borský)
- Zählmaschine zur Suche der Wurzeln von Polynomen mit reallen oder komplexen Koeffizienten (Oktober 1959, 92178)
- Elektrische Schaltung für Gleichungslösungen zweiter Ordnung (März 1960, 94866)
- Analogrechner zur Ermittlung geometrischer Positionen von Polynomwurzeln (Mai 1960, 95376)
- Programmierschema eines analogen Differenzialanalysators zur Realisierung oder Simulation von Systemen mit variablen Parametern aus der Impulsantwort (Mai 1960, 95391)
- Gruppengenerator n der zufälligen Prozesse mit eigenen und gegenseitigen Spektraldichten (November 1960, 97379, mit J. Šilhánek)
- Programmierschema eines analogen Differenzialanalysators zum Lösen von Gleichungen mit variablen Koeffizienten (August 1962, 104788)
- Gruppengenerator n für diskrete zufällige Prozesse (August 1962, 104828, Co-Autoren R. L. Prouza, J. Šilhánek)
- Schaltung für kontinuierliche Signalabtastung und Probenintegration (Juni 1966, 118651, mit V. Jelen)
- Verkabelung zur Modellierung von Impulssystemen (Februar 1968, 126294)
- Einrichtung zur Lösung linearer algebraischer Gleichungen (Februar 1969, 131027, Co-Autoren M. Staněk, P. Novak)
- Analoggerät zur elektrischen Bewertung der variablen Mengen (Dezember 1971, 143940, mit M. Staněk)
- Analoggerät zur Bewertung der nicht periodischen elektrischen Größen (August 1972, 145 146 mit M. Staněk
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ N. Baba, T. Shoman, Y.Sawaragi, A modified convergence theorem for a random optimization method, Information Sciences, Band 13, 1977, S. 159-166
- ↑ Eintrag des Buches von Matyas in der tschechischen Nationalen Technischen Bibliothek. Erschienen in Pardubice.
- ↑ Josef Matyáš: Tvarovací filtry pro generování skupiny stacionárních náhodných procesů s předepsanými statistickými charakteristikami. In: Aplikace matematiky. Band 6, Nr. 4, 1961, ISSN 0373-6725, S. 274–287 (dml.cz [abgerufen am 9. März 2019]).
- ↑ Josef Matyáš: Stabilita analogového řešení soustav lineárních algebraických rovnic. In: Aplikace matematiky. Band 9, Nr. 5, 1964, ISSN 0373-6725, S. 370–384 (dml.cz [abgerufen am 9. März 2019]).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Matyáš, Josef |
ALTERNATIVNAMEN | Matyáš, Josef František (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | tschechischer Mathematiker und Pionier auf dem Gebiet der Optimierung regulatorischer Prozesse |
GEBURTSDATUM | 27. Januar 1929 |
GEBURTSORT | Nekoř |
Diese artikel "Josef Matyáš" ist von Wikipedia The list of its authors can be seen in its historical and/or the page Edithistory:Josef Matyáš.