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Küstenwohnplatz

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Als Küstenwohnplatz[1] (englisch coastal dwelling site[2]) werden Fundplätze entlang der Küste bezeichnet, bei denen mittel- oder jungsteinzeitliche Siedlungsreste festgestellt werden können. Die Wohnplätze zeichnen sich durch Hinterlassenschaften wie Køkkenmøddinger (englisch Middens), also Abfallhaufen mit Muschel- und Fischresten, sowie Feuerstein-Artefakte und andere für steinzeitliche Siedlungen typische Fundgattungen aus. Der größte Teil von ihnen sind Abschläge.[3]

Untersucht wurden in Europa vor allem Küstenwohnplätze in Skandinavien und auf den britischen Inseln sowie an der iberischen Atlantikküste.[4] Es sind jedoch auch auf anderen Kontinenten ähnliche Strukturen mit Køkkenmøddingern und Steinartefakten zu finden.[5]

Nord- und Ostsee[Bearbeiten]

Die Wohnplätze der Küsten der Nord- und Ostsee[6] sind geprägt von geologischen und geomorphologischen Einflüssen, die in der Klimastufe des Atlantikums, zwischen 8000 und 4000 v. Chr. in dieser Region wirkten. Bedingt durch den Anstieg des Meeresspiegels nach dem Ende der letzten Kaltzeit und der daraus resultierenden Transgressionen sind heute viele Siedlungen überflutet und durch Wellenschlag und Strömungen zerstört oder von Zerstörung bedroht.[7]

Die ältesten Zeugnisse der Besiedlung der Küsten des Nord- und Ostseeraums liegen in den Køkkenmøddingern, wörtlich übersetzt ‚Küchenabfallhaufen‘, für die Sophus Müller schon im Jahr 1897 die Bezeichnungen ‚Speiseplatz‘ oder ‚Wohnplatz‘ vorschlug. Denn in den Haufen wurden nicht lediglich Muschelschalen gefunden, sondern vielfach auch Steinartefakte und Geräte aus Knochen und Holz. Die organischen Materialien waren aber oft unter schlechten Erhaltungsbedingungen zerfallen und weggeschwemmt worden.[8]

Diese Siedlungsstrukturen lagen hauptsächlich in geschützten Lagunen, Fjorden oder an Strandseen, abhängig vom Nahrungsangebot, hauptsächlich Austernbänken. Einige dieser Küstenwohnplätze scheinen jedoch nur temporär, abhängig von der Jahreszeit besiedelt gewesen zu sein, während zeitlich parallel dazu Siedlungen weiter im Binnenland, besonders in den waldreichen Gegenden existierten.[7]

Irland[Bearbeiten]

In Irland und Nordirland sind alte Strände, die teilweise mehr als neun Meter über der heutigen Küstenlinie liegen, Quellen für steinzeitliche Funde. Auf den Køkkenmøddingern, die an verschiedenen Küsten, besonders in Gebieten mit Dünen vorkommen, sind Abfälle, die Hinterlassenschaften von frühen Bewohnern der Küstengebiete zu finden.

Die Plätze sind die frühesten Belege einer mesolithischen Wohntradition in Irland. Aber mit Ausnahme von Herden, wie sie auf Rough Island im Strangford Lough gefunden wurden, weisen sie selten weitere Wohnstrukturen auf.[9] Neolithische Plätze werden durch schwarze Schichten erkannt, die Holzkohle, Knochen, Schalen, Tonscherben und anderen Abfall enthalten. Herdstellen aus Stein sind ebenfalls durch Anhäufungen von Holzkohle gekennzeichnet. Die unbewachsenen Dünen verlagern sich infolge Sandflugs bis heute und lange unsichtbare Plätze können durch Stürme freigelegt werden.[10] Infolgedessen sind die Funde oft nicht in situ, sondern werden als Streuung auf der Oberfläche gefunden. Die Beobachtungen auf Dünen resultieren hauptsächlich aus Sammlertätigkeit, während systematische Ausgrabungen kaum erfolgten, so dass wenig komplexere Befunde vorliegen.

Fundamente von Rundhütten sind in der Whitepark Bay im County Antrim sowie in Dooey, Dunfanaghy und Doagh More im County Donegal beobachtet worden. Die Gräber auf den Dünen bestehen aus Gruppen von Steinen oder aus runden Steinsetzungen. Gut gebaute Steinkisten wie in Doagh More kommen aber selten vor. Die Ausgrabung von Dundrum, im County Down, hat gezeigt, dass man um Steingräber Kreisgräben angelegt hat. Pfostenlöcher und Gruben zeigen damit verbundene Strukturen an. Eine U-förmige Pfostensetzung soll zu einer Hütte oder zu einem Windschutz gehören.

Die Düne von Dooey im County Donegal war besonders fund- und phasenreich.[11] Zuerst waren mehrere Gruben eingetieft worden, die später mit einer Kreisfläche von etwa 40 m umgeben wurden, die durch einen Graben begrenzt war. Die Nutzung des Platzes ist fortgesetzt worden, obwohl der Graben größtenteils verfüllt war. Schließlich wurde der Platz zu einem Gräberfeld mit 70 grob Ost-West orientierten Bestattungen. Ein mehr als 2,5 m hoher Menhir war aufgestellt worden, um das Gräberfeld zu kennzeichnen. Die Schichtung wurde nicht nur durch den Sandflug, sondern auch durch das Ausheben der Gräber gestört. Die Funde zeigen, dass Schafe und Schweine gehalten wurden. Es gab auch Belege für Fischerei, und große Abfallhaufen zeigen, dass Schalentiere ein wichtiger Bestandteil der Ernährung waren.[12] Es gab Belege für Geweihsprossen-, Bronze- und Eisenbearbeitung. Der Platz ist bis in die frühchristliche Periode genutzt worden.

Obwohl einige Køkkenmøddinger wie Rockmarshall, im County Louth, keine Belege für domestizierte Tiere lieferten, zeigen andere, wie Dalkey Island im County Dublin, Belege für frühe Viehhaltung. Polierte Äxte wie in Sutton und Töpferware wie in Dundrum zeigen eine neolithische Nutzungsphase an.[13] In Ballybunion, im County Kerry, hat die Düne eisenzeitliche Nadeln und römische Münzen geliefert, während Bronzenadeln und Broschen von Plätzen im County Donegal vorliegen. Damit kann gezeigt werden, dass die saisonale Nutzung der Dünen als Wohnplatz auch nach den Steinzeiten weitergegangen ist.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Gutorm Gjessing: Der Küstenwohnplatz in Skjåvika. Ein neuer Fund aus der jüngeren Steinzeit der Provinz Finmarken. Acta archaeologica, 9, S. 177-204 1938.
  2. Carina Olson und Jan Storå: Huts and Deposition of Refuse at Fräkenrönningen, a Neolithic Coastal Dwelling Site in Eastern Middle Sweden. International journal of osteoarchaeology, 21, 2, S. 173-186, 2011
  3. Killian Driscoll: Coastal communities in earlier prehistoric Ireland: ploughzone survey and the Tawin/Maree stone axes, Galway Bay. Proceedings of the Royal Irish Academy Section C, 113, S. 29-65, Januar 2013
  4. A. García-Escárzaga, I. Gutiérrez-Zugasti, M. R. González-Morales & A. Cobo-García: Shells and Humans: Molluscs and Other Coastal Resources from the Earliest Human Occupations at the Mesolithic Shell Midden of El Mazo (Asturias, Northern Spain). Papers from the Institute of Archaeology, 27, 1, 3, Februar 2017, http://doi.org/10.5334/pia-481.
  5. Karim Sadr: Radiocarbon Dates, Stone Tools and the Origin of Herding on the West Coast of South Africa. Reports in African Archaeology, 6, Africa Magna Verlag, Frankfurt am Main 2014.
  6. Ulrich Müller, S. Kleingärtner, F. Huber (Hrsg.): Zwischen Nord- und Ostsee. Zehn Jahre Arbeitsgruppe für maritime und liminische Archäologie (AMLA). Universitätsforsch. Prähist. Arch. 165, Bonn 2009.
  7. 7,0 7,1 Sönke Hartz und Hubert Kraus: Fischfang in der Ertebølle-Kultur Beispiele von Küsten- und Inlandsiedlungen Schleswig-Holsteins. In: U. Müller u. a. (Hrsg.): Zwischen Nord- und Ostsee 1997–2007 [AMLA-Tagung Kiel 2007]. Univforsch. Prähist. Arch. 165, Bonn 2009, S. 209–224.
  8. Sophus Müller: Nordische Altertumskunde. Band 1. Steinzeit – Bronzezeit. Walter DeGruyter, 1897, Reprint 2019. doi:10.1515/9783111441399
  9. J. Brunicardi: The Shore-Dwellers of Ancient Ireland. The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland, Ser. 6, 4, S. 185-213, 1914.
  10. Sean Dunne: Ireland’s storms unearth 6,000-year-old dwellings near Galway. Irish Central, vom 13. April 2017, abgerufen am 4. Juni 2020.
  11. P. J. McGill: Notes on Shore Dwellers & Sandhill settlements. Journal of the County Donegal Historical Society, 1, 1, 1947
  12. Jasper Knight & Helene Burningham: Sand Dune Morphodynamics and Prehistoric Human Occupation in NW Ireland. In: Antony G. Brown, Laura S. Basell, Karl W. Butzer (Hrsg.): Geoarchaeology, Climate Change, and Sustainability. The Geological Society of America, Special Paper 476, Colorado, Boulder 2011, S. 81–92.
  13. Emily V. Murray: Molluscs and Middens: The Archaeology of 'Ireland´s Early Savage Race'. In: Eileen M. Murphy, Nicki J. Whitehouse (Hrsg.): Environmental Archaeology in Ireland. Oxbow Books, Oxford 2007, S.119–135.

Literatur[Bearbeiten]

  • Seán P. Ó Ríordáin: Antiquities of the Irish Countryside. 5. Auflage, Methuen, London 1987, ISBN 0-416-85630-6 S. 81 ff.

Weblinks[Bearbeiten]


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