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Klubhaus der Eisenbahner Schwerin

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Klubhaus der Eisenbahner Schwerin, 2020 geschlossen

Die Klubhäuser entstanden nach dem zweiten Weltkrieg in der SBZ / DDR in Trägerschafft größerer Betriebe. Sie sollten den Bildungszwecken, kulturellen Aktivitäten und der Freizeitgestaltung der Werktätigen dienen. Häufig nutzte man vorhandenen Gebäude, seltener wurden Neubauten errichtet. Eine klare Grenzziehung zu den Aufgaben der meist etwas später gebauten größeren Kulturhäuser kann nicht gezogen werden.

Nach dem Vorbild der sowjetischer Arbeiterklubs wurde ab 1945 die Einrichtung von Klubhäusern in Villen- und Saalbauten propagiert. Sie galten als Versammlungsräume, Freizeittreffs mit Klub- und Leseräumen für die Werktätigen eines Volkseigenen Betriebes (VEB). Die Kulturangebote wurden über Zirkelarbeit, Filmvorführungen und Gewerkschaftsbibliotheken durchgeführt. Teils verfügten die Klubhäuser über einen eigenen Saal mit Bühne für Theateraufführungen und Gastronomie. Die Klubhäuser, sowie die betrieblichen Kulturhäuser, unterstanden ab 1954 der Verwaltung des FDGB. Ein hauptamtlicher Klubhausleiter und eine gewählte ehrenantliche Klubkommission lenkten den Kulturbetrieb. Es gab einen Kulturplan im Sinne der Vorgaben der vom FDGB geleiteten sozialistisch kulturellen Massenarbeit. Ein Zentrales Klubhaus der Gewerkschaften des FDGB „Hermann Duncker“ wurde in Halle a.d. Saale gebaut. Mit dem Bau der besser ausgestatteten zentralen Kulturhäuser in der jungen DDR verloren die Klubhäuser der volkseigenen Betriebe ihre anfangs gedachten Bedeutung als Mittelpunkt der politisch-ideologisch motivierte Kulturarbeit in der Fläche. Als eigene Baugattung, im architektonischem Sinne, traten diese Kultureinrichtungen nicht in Erscheinung. Neben den betrieblichen Einrichtungen gab es in der DDR öffentliche Klubhäuser der verschiedenen Massenorganisationen, sogar bei der NVA und vor allem Jugendklubs[1].


Geschichte[Bearbeiten]

Im größten Betrieb der SBZ / DDR, der Deutschen Reichsbahn mit mehr als 200.000 Beschäftigten, sollten beispielgebend die kulturell aktiven Eisenbahner die Möglichkeiten erhalten, unabhängig von bürgerlichen selbst finanzierten Vereinsleben, ihre Freizeitkultur im Sinne des Arbeiter und Bauernstaates auszuleben. Das hier, beispielhaft genannte Klubhaus der Eisenbahner in Schwerin, im Volksmund Lokschuppen genannt, begann seinen Betrieb mit der Gründung einer Chor-, Laienspiel-, Orchester- und Tanz- und Folkloregruppe für die Werktätigen der Eisenbahn. Nach Gründung der DDR schlossen sich die einzelnen Volkskunstgruppen zu Zentralen Laienkunstensemble Lokomotive zusammen.

  • 1948 Das Schweriner Klubhaus der Eisenbahner[2][3] wurde am 27. August 1948 mit Gründung eines Kulturensembles der Eisenbahner eröffnet, es kann durch die frühe Gründung in der SBZ als geschichtliches Beispiel für die Vielzahl ähnlicher Klubhäuser gelten.

Ein ehemaliges Betriebsgebäude der mecklenburgischen Eisenbahn wurde zur Kulturstätte umgestaltet und mit Anbauten erweitert. Die noch heute auf dem Dach befindlichen Rauchabzüge der Dampflokomotiven zeugen davon. Ein Saal mit Bühne und einem seitlichen Balkon über dem Bankett bildete den Hauptraum. Für Arbeitsgemeinschaften wie Schach-, Literaturzirkel wurden ebenfalls Voraussetzungen geschaffen. Man richtete eine Gewerkschaftsbibliothek und eine Filmvorführanlage ein[4]. Ein Raum mit einer Bar für kleine Feiern wurde mit bürgerlichen braun ledernen Klubsesseln im Obergeschoss eingerichtet, dies sollte eine gewisse Mondänität schaffen. In den fünfziger Jahren wurde dort ein Fernsehgerät aufgestellt. Hinter der Bühne gab es Räume für die Akteure und Bühnenkünstler. Sozialistische Prägung der Kulturveranstaltungen waren in den Anfangsjahren des Klubhauses nur wenig vorhanden. So reiste das Ensemble 1951 zu den Weltfestspielen der Jugend und Studenten nach Ost-Berlin, ab 1952 auf Einladung der westdeutschen SPD zu Kulturwettbewerben dann nach Westdeutschland in die Städte Essen und München. Die Folkloretanzgruppe unter Sepp Kanzler, eines in Schwerin verheirateten Münchners, bekam eine Auszeichnung im Bayrischen Volkstanz in München. Das hauseigene RTO (Reichsbahntanzorchester) spielte oft zum Tanz auf.

  • 1953 erhielt das Kulturensemble der Eisenbahner den Namen Theodor Körner Ensemble. Der damals erst 22-jährige Hans Wegner[5] stand ab 1953 dem Ensemble hauptamtlich vor bis Jahr 1989. Am 25. Januar 1956 wurde vom Kultursekretär der Industriegewerkschaft Eisenbahn der DDR administrativ die Wettbewerbsbedingungen für die Leistungsschauen der Kulturhäuser der IG Eisenbahn zentral festgelegt. Die sozialistisch fundierte Agitation der Kulturfunktionäre gegenüber den Eisenbahnern begann. Spannungen der gegenteiligen deutschen Gesellschaftssysteme taten sich auf. Die Tourneen des Theodor-Körner-Ensembles führten ab nun noch in sozialistische Länder, wie Ungarn, Polen und in die CSSR. Wie in Schwerin wurde im nahen Hagenow Land[6] das Klubhaus Fritz Heckert erbaut. Feiern zu gesellschaftlichen Anlässen, wie Tag der Eisenbahner, Internationaler Frauentag, Tanz zum 1. Mai (Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse) fanden statt. Aber auch jährliche Weihnachtsfeiern für Kinder, Faschings- und Rosenmontagsfeiern, sowie Jugendtanzveranstaltungen im Schweriner Lokschuppen gab es. Für Brigadefeiern[7] und Familienfeste konnte man die Bar-Räume mieten. Die Mitropa bewirtschaftete das Haus einem Speise- und Getränkeservice.
  • 1960 gelang es dem Leiter Hans Wegner zusammen mit BGL-Vorsitzenden Kurt Gerner einen Kultur- und Kinderferienlageraustausch mit dem ungarischen Verkehrsministerium zu organisieren. Dieser Austausch wehrte viele Jahre bis sich das Verkehrsministerium in Berlin diesen Austausch übereignete. Ab den 5. Februar 1963 wurden auch Modelleisenbahner und ihre Ausstellungen gefördert[8]. Im Rahmen eines Kino-Klubs zeigte man alte deutsche und amerikanische Filme der Stummfilmzeit. Winters spielte man für die Kinder in den Ferien Märchen- und Jugendfilme. Die Ausbildung von Zirkelleiter an den Kulturakademien begann in den Siebzigern, so wurde der Mitarbeiter der Rbd, Jürgen Gerner, an die Bezirkskulturakademie delegiert und jährlich im Fach Malerei und Grafik bis 1990 ausgebildet. Seine Bilder wurden in Stadt-, Kreis- und Bezirksausstellungen gezeigt. Die 14. Arbeiterfestspiele fanden in Schwerin statt, im Klubhaus gastierten Kabarettgruppen, u. a. die Stilblüten aus Erfurt.
Kabarett Stilblüten 1972 im Klubhaus der Eisenbahner Schwerin
  • 1970 Die Gewerkschaftsbibliothek[9] des Hauses veranstaltete seit Ende sechziger Jahren eine Vielzahl an Literaturbällen. Literaten des Eulenspiegel Verlages und Satireschriftsteller wie Hansgeorg Stengel, Jochen Petersdorf, Ralph Wiener, C.U. Wiesner und Hans Krause lasen ihre gesellschaftskritische und meist politisch zweideutigen Geschichten. Die Leiterin Helga Joost veranstaltete noch 1988 mit viel Initiative den 21. Literaturball.
  • 1989 in den Tagen der friedlichen Revolution in der DDR bei der Eisenbahn im Herbst veranstaltete die Leitung der Reichsbahndirektion auf Anraten des Runden Tisches der Bürgerrechtler der Rbd eine Dienstversammlung im Klubhaus der Eisenbahner. Auf der Versammlung wurde der Politischen Abteilung (SED) der Rbd Schwerin die Leitungs- und Kontrollkompetenz abgesprochen. Die Präsidentin war Mitglied der Volkskammer und reagierte auf die Forderungen der Reformer. Diese Versammlung läutete sinnbildlich auch das Ende des Klubhauses ein. Die Finanzierung des Klubhauses durch die Gewerkschaft des FDGB und durch den Kultur- und Bildungsfonds der Deutschen Reichsbahn entfiel in der nun folgenden Zeit. Das Klubhaus verlor seine Mitarbeiter und somit auch die Funktion der sozialistischen Kulturarbeit. In der ganzen DDR teilten nun hunderte dieser sozialitischen Kultureinrichtungen die Beendigung des Kulturbetriebes. Der gemischte Chor des Theodor-Körner-Ensembles ließ sich als Verein registrieren und finanziert sich heute erfolgreich als Theodor Körner Chor[10] von Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Der Schweriner-Modellbahnclub [11] ist aktiv und veranstaltet jährlich eine Modelleisenbahnschau.

Das Gebäude ist heute verschlossen und wartet auf eine andere Nutzung[12], wie die über zweitausend anderen ehemalige Klub- und Kulturhäuser der Werktätigen.

Literatur[Bearbeiten]

  • Gerd Dietrich: Kulturgeschichte der DDR. In: Zeitraum 1945 bis 1957. Band 1. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, ISBN 978-3-525-37087-2.
  • Simone Hain, Stephan Stroux, Michael Schroedter: Die Salons der Sozialisten, Geschichte und Gestalt der Kulturhäuser in der DDR. Hrsg.: Bibliogafische Informationen. Ch. Links, 1996, ISBN 3-86153-118-6.
  • Thomas Ruben, Bernd Wagner: Kulturhäuser in der DDR, Eine Bestandsaufnahme. In: Horst Groschopp (Hrsg.): Kulturhäuser in Brandenburg, Seite 97 bis 178. Potsdam 1994.
  • Stadtarchiv Landeshaupstadt Schwein: Sammlung Veranstaltungspläne. In: Veranstaltungplan Dezember 1955 ,Theodor-Körner-Klubhaus der IG Eisenbahn. 1955. Auflage. Schwerin 1955, S. 1.

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Klubhaus der Eisenbahner Schwerin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. FDGB- Lexikon: Klubhaus. 2009, abgerufen am 14. April 2020.
  2. FDGB-Lexikon. In: Fachbegriffe des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. Klubhaus. Berlin 2009.
  3. FDGB - Lexicon. 2009, abgerufen am 11. April 2020.
  4. Autorenkollektiv: Autoren, Bücher, Leser. Druckerei Schweriner Volkzeitung, 1986, abgerufen am 14. April 2020.
  5. Theodor-Körner-Chor: Ehemalige Leiter. Theodor-Körner-Chor Schwerin e.V., 2020, abgerufen am 10. April 2020.
  6. Annette Schuhmann: Kulturarbeit in sozialistischen Betrieben, gewerkschaftliche Erziehungspraxis in der SBZ/ DDR 1946 bis 1970. Zeithistorische Studien, 2006, abgerufen am 10. April 2020.
  7. FDGB Lexikon: Brigade. 2006, abgerufen am 14. April 2020.
  8. Schweriner Modellbahnclub e. V.: Archiv , Gründung 5. Februar 1963. Schweriner Modellbahnclub e. V., 2018, abgerufen am 20. April 2020.
  9. FDGB Lexikon: Gewerkschaftsbibliothek. 2006, abgerufen am 14. April 2020.
  10. Theodor-Koerner-Chor Schwerin: Theodor-Koerner-Chor Schwerin. 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  11. Schweriner-Modellbahnclub: Schweriner-Modellbahnclub. Schweriner-Modellbahnclub, 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  12. Hans Taken, SVZ - Schweriner Volkszeitung: Neue Wohnungen auf dem Eisenbahnareal nehmen Gestalt an. SVZ, 31. August 2019, abgerufen am 22. April 2020.

Koordinaten: 53° 38′ 8,2″ N, 11° 24′ 24,6″ O


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