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Kurdisch-armenischer Grenzwiderspruch

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Der kurdisch-armenische Grenzwiderspruch bezeichnet die Überschneidung der Grenzen der von Kurden und Armeniern beanspruchten Gebiete. Damit ist gemeint, dass große Teile der von Armeniern beanspruchten Gebiete in den von Kurden beanspruchten Gebieten, sowie große Teile der von Kurden beanspruchten Gebiete in den von Armeniern beanspruchten Gebieten liegen. Sowohl Armenier als auch Kurden erheben mit der Begründung eines "historischen Kurdistans" respektive eines "historischen Großarmeniens" Anspruch auf diese Gebiete.

Bereits die Ausdehnung des Reiches des Tigranes' II. umfasst ein Territorium, das sich im Wesentlichen bis in die von Kurden beanspruchte Heimat ausdehnt. Im Kontrast dazu existieren zu diesem Zeitpunkt keine Berichte über die Grenzen eines historischen Kurdistans aus der Zeit Tigranes'. Hinzu kommt, dass die Hauptstadt des antiken Großarmeniens - Tigranocerta - im heutigen Silvan, in Diyarbakır (kurdisch: Amed) liegt. Der kurdische Name Diyarbakırs ist dabei weder kurdisch noch armenisch, sondern höchstwahrscheinlich aramäischen Ursprungs. Das Königreich Armenien umfasste Gebiete rund um die Schwarzmeerregionen inklusive Kharput (heute in Elazığ), sowie Gebiete rund um den Vansee, bis ins Südosten der heutigen Türkei, insbesondere Gebiete dessen Bevölkerung heute hauptsächlich aus Kurden zusammengesetzt ist.

Kurdistan[Bearbeiten]

Völkisch-nationalistische Kurden beanspruchen einen großen Teil der Türkei, insbesondere sämtliche süd-östliche Provinzen (Hakkari, Diyarbakır, Van, Bitlis et cetera), sowie Teile Zentralanatoliens (Sivas) und Ost-Anatoliens (Malatya, Erzurum et cetera). Sie legen dabei folgende Staatsgrenzen vor,

Medien (Land der Meder, als dessen Nachkommen sich die Kurden sehen) - ironischerweise umfasste es nicht die südlichen Gebiete der Türkei, die Kurden heute beanspruchen.

Dabei werden aber die Begriffe "historisches" -und "gegenwärtiges Siedlungsgebiet" ambivalent benutzt - damit ist gemeint, dass nicht selten aus dem heutigen Siedlungsgebiet der Kurden, ein historisches Siedlungsgebiet ad hoc abgeleitet wird[1]. So kommt es dann auch vor, dass Kurden der Türkei eine Besetzung ihrer Gebiete vorwerfen, was aber zumindest im historischen Sinne keine Basis hat. Gleichwohl beanspruchen Kurden Gebiete, die historisch eindeutig den Armeniern zuzuordnen ist - ein kurdischer Staat mit den oben genannten Grenzen würde also eine Okkupation des historischen Armeniens implizieren, und den oben bezeichneten "Grenzwiderspruch" bekräftigen.

Die Hauptstadt Kurdistans sei dabei Diyarbakır (kurdisch Amed). Der kurdische Name der Stadt ist hingegen nicht kurdisch, sondern aramäisch. Der Name der Stadt Amed tauchte bereits vor mehr als 5000 Jahren in assyrischen Quellen auf. Kurden verwenden den Begriff Amed, um eine Verbindung zu den Medern zu suggerieren, als dessen Nachkommen sie sich sehen. Die Annahme, Kurden seien mit Medern verwandt wird exemplarisch vom niederländischen Gelehrten Martin van Bruinessen verworfen, respektive relativiert[2]. Hinzu kommt, dass ein etymologischer Zusammenhang zwischen "Amed" und "Medern" wahrscheinlich nicht vorliegt und dieser - bis auf phonetische Äquivalenz - konstruiert wurde.

Im heutigen Diyarbakır liegt die Hauptstadt Großarmeniens: Tigranocerta.

Großarmenien[Bearbeiten]

Das Königreich Armenien unter Tigranes II.
Woodrow Wilson Vorschlag für die im Vertrag von Sèvres festzulegenden Grenzen. Großarmenien an sich umfasst da sämtliche -, Woodrow Wilsons gezogene Grenzen zumindest Teile der Kerngebiete der Kurden.

Großarmenien bezeichnet die östlichen Teile des Kernlandes Armenien. Diese reichen vom Kernland Armeniens, bis nach Zentral, -Ost, sowieso Süd/Süd-Ost-Anatolien. Insbesondere umfasst es die Gebiete der einstigen Meder, als dessen Nachkommen sich die Kurden sehen. Die größte Ausdehnung des Königreichs Armeniens hatte sie unter Tigranes II - sie reichte vom Kaspischen Meer, bis zum Mittelmeer (insbesondere Adana, Antakya und gar Damaskus), sowie den gesamten Süd-Osten der Türkei - dem heutigen Siedlungsgebiet der Kurden.

Nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg, verfolgte Woodrow Wilson (21. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika) den Plan, die Westgrenze einer unabhängigen Armenischen Republik festzulegen.

In den Beschlüssen des Vertrag von Sèvres werden die Gebiete rund um den Vansee den Armeniern zugeteilt, obschon Kurden eben diese Gebiete als ihr historische Siedlungsgebiet betrachten. Vor dem sogenannten Völkermord an den Armenien existierten in weiten Teilen Zentral -und Ost-Anatoliens größere armenische Gemeinden. Nach dem Völkermord an den Armeniern stieg interessanterweise der Anteil der kurdischen Bevölkerung der ehemals von Armeniern bewohnten Gebiete exorbitant. Allein die Stadt Diyarbakır erlebte erst in den 1970er Jahren einen enormen Zustrom von Menschen (meist kurdischer Herkunft), während Anfang des 20. Jahrhunderts armenische Gemeinschaften existierten, und deren Geschichte weit in die Antike reicht[3]. Im Massaker vom Diyarbakır 1895 sollen zahlreiche Kinder und Frauen von kurdischen Stammesmitgliedern verschleppt worden sein[4]. Unter den 30.000 Toten und Vermissten waren Protestanten, Katholiken, Griechen und andere christliche Bevölkerungsgruppen[5] - aber keine, oder wenige Kurden. Hinzu kommt, dass ein gewisser Anteil der Bevölkerung Diyarbakırs eventualiter gar ursprünglich armenischer Herkunft ist, nach den Massakern aber im Wesentlichen kurdifiziert wurden[6].

Bewertung[Bearbeiten]

Kurden beziehen sich bei ihren Gebietsansprüchen im Wesentlichen auf die in der Scherefname postulierten Grenzen, respektive die dort postulierten Siedlungsgebieten der Kurden. Das Argument ist aber insofern schwach, dass der Begriff "Kurde" vor dem 20. Jahrhundert nicht den selben identitätsstiftenden, nationalen Charakter hatte wie heute[7]. Das gegenwärtige Selbstverständnis der Kurden auf die "Kurden" der letzten Jahrhunderte zu projizieren ist falsch, weil Kurden als eine einheitliche Nation als solches bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht existiert hatten[8]. Hinzu kommt, dass das Osmanische Reich kein Nationalstaat, sondern ein multiethnisches Großreich war, dessen Bevölkerung sich im Grunde eher durch die Zugehörigkeit zu der Religion, in gewissen Teilen auch durch eine gemeinsame Sprache definierte. So wird in den Osmanischen Zensus nicht unbedingt zwischen Kurden, Turkomanen, Tscherkessen, Lasen und dergleichen unterschieden - sie werden alle unter dem Begriff Muslim/Hanif subsummiert. Es ist möglich, dass der Begriff "Kurde" in der Antike im Wesentlichen keine ethnische Bezeichnung, sondern ein deskriptiver Sammelbegriff iranischsprachiger Nomaden, oder Halbnomaden darstellte[9][10].

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Zu sehen am Beispiel des Ararat-Aufstandes: Die Kurdische Bevölkerung in diesen Gebieten wuchs erst nach Zerschlagung des Scheikh-Said-Austands, und avancierte sich unter anderem zum Zentrum der Kurden, wo sie dann einen Staat aufzurufen gedachten.
  2. Hakan Özoğlu, Kurdish notables and the Ottoman state: Evolving Identities, Competing Loyalties, and Shifting Boundaries, SUNY Press, 2004, p. 25
  3. Goodspeed, George (1902). A History of the Babylonians and Assyrians, Volume 6.
  4. Raymond Kévorkian u. Paul B. Paboudjian: Les Arméniens dans l’Empire ottoman à la veille du génocide. Paris 1992, Seite 398
  5. Mely Kiyak: Die fehlenden Armenier von Diyarbakir. Zeit Online, abgerufen am 29. August 2013.
  6. https://www.nytimes.com/2015/04/24/world/europe/armenians-turkey.html (abgerufen 01.02.2021)
  7. Michael Gunter claims, ‘Kurdish nationalism largely developed in the 20th century as a stateless ethnic reaction against the repressive “official state nationalisms” of Turkey, Iraq, Iran, and Syria’ (2007: 15). https://journals.openedition.org/ejts/4008 (abgerufen 03.02.2021)
  8. ebd.
  9. Limbert, J. (1968). "The Origins and Appearance of the Kurds in Pre-Islamic Iran". Iranian Studies. 1 (2): 41–51. doi:10.1080/00210866808701350
  10. Asatrian, G. (2009). "Prolegemona to the Study of Kurds". Iran and the Caucasus. 13 (1): 1–58. doi:10.1163/160984909x12476379007846


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