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Loburg-Initiative

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Die Loburg-Initiative probt vor dem Konzert zusammen mit dem Chor in der Laurentiuskirche
Blick vom Barby-Gutshaus in Loburg auf die Laurentiuskirche

Die Loburg-Initiative [1] ist eine Bürgerinitiative, die bei einer Silvesterfeier am 31. Dezember 1989 im Ruhrgebiet entstanden ist. In geselliger Runde von 12 musizierenden Freunden in Duisburg hatte Otto Herr, ein Abkömmling der Familie von Barby in Loburg (Sachsen-Anhalt), die Idee, in seinem Heimatort Ost-West-Kontakte zu knüpfen, ohne eigene Interessen zu verfolgen, und zwar durch ein Konzert in der dortigen St.-Laurentius-Kirche.

Kontaktaufnahme und erstes Konzert[Bearbeiten]

Der Duisburger Professor, Volker Sperlich, der im März 1990 auf der Leipziger Messe eine Entwicklung präsentieren wollte, machte mit seiner – ebenfalls musizierenden Ehefrau – einen Umweg über Loburg, um den dortigen Pfarrer, Götz Boshamer, zu kontaktieren. Von Boshamer war bekannt, dass er sich im Widerstand gegen das DDR-Regime einen Namen gemacht hatte. Man war sich schnell einig, dass die Idee in die Tat umgesetzt werden sollte und vereinbarte dazu den kommenden Pfingst-Sonntag. In der Mülheimer Musikschule (die Konzertmeisterin der Gruppe, Hildegund Werner, war dort Lehrerin) wurde ein geeignetes Programm erarbeitet, zunächst noch ohne Dirigenten. Für das Konzert selbst hatte der ehemalige Kantor der Mülheimer Petrikirche, Herbert Wulf, einen kompetenten Schüler, Reinhard Gräler (heute Kantor in Winsen an der Luhe) gewonnen, der die Leitung übernehmen würde. Am Pfingst-Samstag empfing Pfarrer Boshamer die Gruppe der zwölf Instrumentalisten und vermittelte private Quartiere in der Gemeinde. Dadurch ergaben sich bereits erste freundschaftliche Kontakte. Gräler kam erst zur letzten Probe in Loburg hinzu, man verstand sich auf Anhieb und das Konzert wurde ein Ereignis für die Loburger. Anschließend gab es eine fröhliche Kennenlern-Party im Pfarrgarten.

Rettung der Orgel[Bearbeiten]

Innenansicht der Laurentius-Kirche mit der historischen Kahrling-Orgel

Pfarrer Boshamer hatte die Gruppe durch die Kirche und den Turm geführt, besonders aber auf die alte wertvolle Orgel (vermutlich die einzige noch existierende Orgel von Adreas Kahrling) aufmerksam gemacht, die in einem sehr schlechten Zustand war und nicht bespielt werden konnte. Die Gruppe entschloss sich, die Spenden, die statt Eintrittsgeld für das Konzert gesammelt wurden, für die Restaurierung der Orgel zu verwenden.

Weitere Konzerte[Bearbeiten]

Neugierig auf die weitere Entwicklung in Loburg wurde von den Beteiligten schnell eine zweite Reise geplant. Dieses Mal wurde ein improvisierter gemischter Chor von Mitgliedern aus Loburger Chören gebildet, der in das Programm eingebunden wurde. Das Silvesterkonzert 1990 bei 6°C in der Kirche war trotz klammer Finger der Instrumentalisten erfolgreich und man beschloss, weitere Konzerte zu geben. Die Aktion entwickelte sich zur Tradition, die jährlich am Fronleichnamswochenende mit zwei Konzerten in Loburg und Umgebung gepflegt wurde und im Herbst eine Wiederholung mit zwei Benefizkonzerten im Ruhrgebiet erfuhr. Anfang jeden Jahres wurden die zur Verfügung stehenden Instrumentalisten mit einem geeigneten Programm nach Absprache mit dem Loburger Kantor zusammengestellt. Nur wenige Musiker waren ständig dabei. Auch die Dirigenten, die aus beruflichen Gründen nicht immer zur Verfügung standen, wechselten. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz von Udo Krzyzynski, der menschlich und musikalisch die Gruppe zusammenhielt, wodurch die Konzerte ein beachtliches Niveau erreichten. Alle Beteiligten machten unentgeltlich mit, daher durften sie nicht zu sehr beansprucht werden - weder finanziell noch physisch. Darum musste ein Programm zusammengestellt werden, welches an zwei Wochenenden erarbeitet werden konnte. Die ständige Konzertmeisterin, Hildegund Werner, übernahm dabei die Auswahl der Werke.

Im Jahre 1993 wurde das Konzert erstmals mit dem neuen Kirchenchor der Laurentiuskirche durchgeführt und seitdem auch regelmäßig neben Loburg ein zweites Konzert in der Umgebung darunter in Leitzkau, Pretzien, Wörlitz und Zerbst wiederholt. Im Frühjahr desselben Jahres zeigte auch der Deutschlandfunk Interesse an der Orgel. Nachdem aus den Mitteln der Benefizkonzerte einige Register repariert werden konnten, konnte der Deutschlandfunk Aufnahmen machen, die im Rahmen der legendären Sendereihe von Wilhelm Krumbach „Deutsche Orgellandschaften“ gesendet wurden.

Bis zum Jahre 2005 wurden 56 Konzerte mit 75 Werken gegeben. 96 Instrumentalisten, Sänger, Organisten und Leiter wirkten dabei mit, wobei 15 aus den neuen Bundesländern stammten. Im Jahr 1999 begann ebenfalls die Zusammenarbeit mit der Zerbster Kantorei.

Alles war natürlich nicht denkbar ohne entsprechende Organisation und Logistik, die Dankwart Mohrmann übernahm. Unterstützung fand die Arbeit der Loburg-Initiative seit 1999 auch bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, von der den Musikern im Schloss Wendgräben Quartier und Probenräume gestellt wurden.[2]

Gründung eines Vereins[Bearbeiten]

Am 6. Oktober 1998, als Pfarrer Boshamer verabschiedet wurde, gründete man einen Verein unter Vorsitz von Professor Bobbert, der sich unabhängig von der Kirche um die Erhaltung und Pflege der Karling-Orgel kümmern sollte. Dieser hatte sich zum Ziel gesetzt, die Mittel zur Restauration des historischen Instruments zu beschaffen. Die Erlöse aus den Konzerten reichten bei weitem nicht aus, denn die Kosten wurden auf rund 650 000 DM geschätzt. Von privater und offizieller Seite flossen dem Verein in den kommenden Jahren viele größere und kleinere Beträge zu, allein von der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt 300.000 DM, so dass in drei ungefähr gleich großen Bauabschnitten die Orgel durch die Firma Klais restauriert werden konnte.

Einweihung der restaurierten Orgel[Bearbeiten]

Datei:Festgottesdienst am 11.09.2005.jpg
Programm des Festgottedienstes am 11.09. 2005

Am 11. September 2005 fand der Einweihungsgottesdienst statt, der vom Mitteldeutschen Rundfunk(MDR) übertragen wurde. Die Festpredigt hielt EKD-Präses i.R., Manfred Kock. Die Loburg-Initiative, zusammen mit ihrem ersten Dirigenten, Reinhard Gräler, und der Loburger Kantorei unter Leitung von Roland Theuring, hatte hier ihren vorletzten Einsatz mit der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes. Nach dem Gottesdienst folgten Gruß- und Dankesworte: Der Staatssekretär im Kultusministerium Sachsen-Anhalt, Winfried Willms, überbrachte die Grüße des Ministerpräsidenten, er würdigte das Erreichte als eine „gemeinsame Leistung von Ost- und Westdeutschen, die sich dem gemeinsamen Erbe verpflichtet fühlen“. Weitere Beiträge kamen vom Finanzminister Karl-Heinz Paqué, Professor Bobbert, von Vertretern der Kirche und auch von der Loburg-Initiative [3]

Ehrungen[Bearbeiten]

Für ihren besonderen Einsatz erhielten Frau Mohrmann-Meßing und Dankwart Mohrmann die Ehrenbürgerschaft der Stadt Loburg. Insbesondere Maria Mohrmann-Meßing hatte neben ihrem Beruf als Musiklehrerin am Gymnasium in Essen- Kettwig viel Zeit und Geld für ihren Einsatz – nicht nur musikalisch – sondern auch durch die menschlichen Verbindungen zwischen Ost und West aufgewendet. In der Laudatio von Roland Theuring zum Neujahrsempfang in Loburg am 20.1.2012 heißt es:

„Die Loburg-lnitiative mit dem Ehepaar Mohrmann an der Spitze war eine von vielen Säulen, die durch ihre musikalische Verbindung vom Ruhrgebiet nach Loburg dieses Vorhaben unterstützte und für die entsprechende Aufmerksamkeit in den Köpfen und Herzen der Menschen sorgte. Zu eng und einseitig wäre es aber, wenn wir das allem voranstehende Anliegen von Mohrmanns übersehen: nach dem Wegfall der innerdeutschen Teilung Brücken zu bauen zwischen den Menschen in Ost und West. Um damit bei der jungen Generation anzusetzen, suchte Frau Mohrmann-Meßing als gelernte Sängerin und Musikpädagogin Kontakte zu Schulchören in unserem Bereich und organisierte und erarbeitete über mehrere Jahre Konzerte in Loburg und Zerbst mit Schülern von hüben und drüben. Dabei war es ihr nicht genug, einfach nur die Musik zu üben, sondern auch stimmbildnerisch zu arbeiten, denn das war ihr die unbedingte Voraussetzung für gute Konzerte. Ihr eigenes Schulensemble reiste mit an und bildete die nötige Grundlage. Für die instrumentalen Aufgaben dabei stand ihr Ehepartner Dankwart Mohrmann zur Seite. So kam es auch hier unter Schülern zu innerdeutschen Kontakten. Durch ihr großes persönliches Interesse und ihren unermüdlichen Einsatz waren Mohrmanns nicht nur ein Motor von „Loburg-lnitiativen", sondern sie waren mit ganzem Herzen dabei, ohne auf die daran verwendete reichliche Zeit und die entstehenden Kosten zu sehen. Ihnen sowie auch allen beteiligten Musikern gebührt dafür unser großer und herzlicher Dank, der durch den heutigen Eintrag in das Ehrenbuch der Ortschaft Loburg unterstützt und dokumentiert sein soll“.

Gedenkkonzert [4][Bearbeiten]

Am 12.Juni.2022 gab es zum Andenken an Maria Mohrmann-Meßing, die inzwischen an einem Krebsleiden verstorben war, ein Gedenkkonzert in der Laurentiuskirche. Bei der Begrüßung rollte der Kantor Theuring noch einmal die Geschichte der Loburg-Initiative auf und hob deren Verdienste um die Rettung der Orgel und insbesondere um die Verständigung zwischen Ost und West hervor, dabei vor allem die nachhaltigen Spuren, die Maria Mohrmann-Meßing hinterlassen hatte.

Gast und Organist des Gedenkkonzertes war Manuel Gera, Kantor in Jüterbog und Kreiskantor des dortigen Kirchenkreises Zossen-Fläming. Er spielte Werke u. a. von J. S. Bach, Enjott Schneider, Gotthart Mohrmann (Bruder von Dankwart Mohrmann und einer der besonders engagierten Dirigenten der Initiative), danach noch Improvisationen über Themen, die ihm genannt wurden.

Zum Schluss der Veranstaltung erklang eine Tonaufnahme vom letzten Konzert der Loburg-lnitiative am 27. Mai 2006: Maria Mohrmann-Meßing mit einer Arie aus der Oper „Rinaldo“ von G.F. Händel, begleitet von den Streichern und Bläsern der Loburg-Initiative.

Nachhaltigkeit[Bearbeiten]

Die restaurierte Orgel, quasi zu ihrem 300. Geburtstag im Jahre 2005 wieder zum Leben erweckt, wird von da an als „eine Zierde der Region und eine Besonderheit in der Orgellandschaft des Fläming“ angesehen. Seitdem hat sich das Instrument mit seinem norddeutsch-barocken Klangcharakter in zahlreichen Konzerten bewährt. Es kommen im Rahmen des jährlichen so genannten Loburger Orgelsommers renommierte Organisten von weit her, um hier zu konzertieren.

Weblinks[Bearbeiten]

Belege[Bearbeiten]

  1. Werke von Händel und Mozart erklingen zur Erhaltung der Karling-Orgel von St. Laurentius, Zeitungsartikel der Loburger Nachrichten vom 30. Mai, 2002
  2. Die Kahrlingorgel, Festschrift zur Wiedereinweihung nach 300 Jahren,|Hrsg.=Förderverein zur Erhaltung und Pflege der Kahrling-Orgel in St. Laurentius zu Loburg |Ort=Loburg |Datum=11. September 2005
  3. „Ein bewegender Augenblick: 300-Jährige wieder im Dienst“, Volksblatt/Anhalt-Zerbster Nachrichten vom 12. September 2005
  4. „Orgelsommer erinnert an Ehrenbürger“, Volksblatt/Anhalt-Zerbster Nachrichten vom 12. Juni, 2005


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