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MUT-TOUR

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Die Mut-Tour (Eigenschreibweise: MUT-TOUR) ist ein deutschlandweites Aktionsprogramm, das Öffentlichkeitsarbeit mit Selbsthilfe verbindet und sich sowohl an Menschen mit als auch ohne Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen richtet. Ziel ist die Entstigmatisierung von Depressionen bzw. psychischen Erkrankungen. Die Mut-Tour wurde 2012 als MOOD-TOUR gegründet und steht unter der Trägerschaft des Mut fördern e.V. Das zentrale Element ist eine jährlich stattfindende Tour durch Deutschland von mehreren tausend Kilometern, bei der mehrtägige Etappen radfahrend auf Tandems oder wandernd mit Pferdebegleitung zurückgelegt werden.

Organisation[Bearbeiten]

Initiator, Rechteinhaber & künstlerischer Leiter der Mut-Tour ist Sebastian Burger. Institutionelle Schirmdame ist die Stiftung Deutsche Depressionshilfe,[1] die persönlichen Schirmeltern sind die Bremer Persönlichkeiten Annelie Keil und Willi Lemke.[2]

Das Team der Projektleitung wird durch eine Reihe von freien Mitarbeitenden unterstützt, z. B. in den Bereichen Grafik, EDV, Presse und Social Media. Außerdem sind hunderte Ehrenamtliche an der realen Durchführung der Mut-Tour beteiligt, z. B. in der Teilnahme oder Tourleitung der Etappen oder bei der Organisation und Durchführung weiterer Aktivitäten im Rahmen der Tour.[3]

Während der Tour beteiligen sich zahlreiche lokale Institutionen und Vereine aus den Bereichen Breitensport, Medizin und Psychosoziales an Infoständen, Austauschveranstaltungen, Mitfahr-Aktionen und gemeinsamen Presseterminen.[4]

Ziele[Bearbeiten]

Hauptziel des Aktionsprogramms ist die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen, stellvertretend anhand der meistverbreiteten Diagnose Depression. Dafür verbindet die Mut-Tour Selbsthilfe mit Öffentlichkeitsarbeit und ermöglicht Begegnung und Austausch zwischen Betroffenen, Angehörigen, beruflich Helfenden sowie allen interessierten Menschen.[5]

Die Mut-Tour zeigt durch individuelle Erfahrungsberichte ein vielfältiges Bild von psychischen Erkrankungen und deren Behandlungswegen. Durch ausführliche Pressearbeit (pro Etappenphase werden ca. 300-500 Interviews mit Medienschaffenden aus Print, Rundfunk und Fernsehen geführt) und Aktionstage macht die Mut-Tour deutschlandweit darauf aufmerksam, dass Depressionen und andere psychische Erkrankungen behandelbar sind und setzt sich für einen offenen Umgang damit ein.[6]

Die Mut-Tour ist ein Ort der Selbsthilfe für die Menschen, die an Etappen teilnehmen oder sich ehrenamtlich auch außerhalb der Etappen engagieren. Dank des teilweise langjährigen Engagements ehemaliger Teilnehmender ist ein Netzwerk entstanden, das alle Involvierten regelmäßig, z. B. auf jährlichen Herbst- und Wintertreffen, zusammenbringt.

Finanzierung[Bearbeiten]

Das Projekt finanziert sich zu einem kleinen Teil aus Eigenanteilen (Spenden, Eigenleistungen etc.) und Stiftungsgeldern. Den Großteil stellen Zuschüsse der Gesetzlichen Krankenversicherung (Selbsthilfeförderung)[7] sowie der Deutschen Rentenversicherung dar.

Die Mut-Tour nimmt keine Gelder aus pharmaindustrie-nahen Quellen an, um Unabhängigkeit gewährleisten zu können. Diese Unabhängigkeit ermöglicht, dass das Aktionsprogramm Psychopharmaka als möglichen Bestandteil von Behandlungen nennen kann, ohne dazu Position beziehen zu müssen. Außerdem steht es so Teilnehmenden im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit frei, von ihren individuellen positiven wie negativen Erfahrungen zu berichten, auch in Bezug auf die Einnahme von Medikamenten.[8]

Die Etappen der MUT-TOUR[Bearbeiten]

Jedes Jahr bewegen sich mehrere Etappenteams durch Deutschland. Dabei erleben sie Gemeinschaft und Bewegung und machen Öffentlichkeitsarbeit durch Presse-Interviews. Nicht nur Menschen mit Erkrankungserfahrung nehmen teil, sondern auch Angehörige, Sport- und Naturbegeisterte und alle, die sich für das Thema einsetzen wollen.[9]

Tandem-Etappen[Bearbeiten]

Die ersten Jahre der Mut-Tour gab es ausschließlich Tandem-Etappen. Auch aktuell werden die meisten Strecken zu sechst auf drei Tandems zurückgelegt.

Im Schnitt dauert eine Etappe 7-8 Tage, in denen täglich ungefähr 55 km zurückgelegt werden. Üblicherweise schlafen die Teilnehmenden in Zelten und suchen sich abends selbst einen Schlafplatz, manchmal schlafen sie auch an vorab organisierten Orten bei Partnern aus dem (psycho-)sozialen Bereich, Sportvereinen oder kirchlichen Organisationen. Während der Etappen werden durch die Projektleitung geplante Termine und Interviews mit der Presse durchgeführt, was einen Großteil der Öffentlichkeitsarbeit ausmacht.[10] Außerdem gibt es durch Gespräche am Wegesrand, durch Aktionstage oder Mitmach-Aktionen immer wieder spontanen Austausch mit Interessierten.

Für Teilnehmende ist es möglich, bei Presseterminen anonym zu bleiben, z. B. indem Gesichter auf Fotos durch den Mut-Tour-spezifischen Smiley verdeckt werden. Dieser Smiley steht auch repräsentativ für die Menschen, die aufgrund struktureller Stigmatisierung, z. B. am Arbeitsplatz, Anonymität und Schutz brauchen.[11]

Wander-Etappen[Bearbeiten]

Seit 2016 finden jedes Jahr auch Wander-Etappen statt. Dabei legt ein Team von rund 6 Teilnehmenden täglich ca. 15-20 km zurück und macht dabei Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen von Presseterminen und Interviews.[12] Die Teams werden dabei von fachkundig geführten Pferden begleitet, die unter Beachtung des Tierwohls einen Großteil des Gepäcks tragen und zusätzlich für Aufmerksamkeit sorgen.[13]

Aktionstage[Bearbeiten]

Während der Etappen finden jedes Jahr deutschlandweit Aktionstage statt mit dem Ziel, Aufmerksamkeit auf das Thema psychische Erkrankungen zu lenken. Dabei finden verschiedene Mitmach-Aktionen statt, z. B. stellen Partnerorganisationen aus dem Bereich Psychosoziales und Sport ihre Angebote vor und laden ein, sich über psychische Erkrankungen und Präventionsmöglichkeiten zu informieren und auszutauschen. Einige Aktionstage bieten ein Rahmenprogramm mit Musik und Interaktion. Zusätzlich laden öffentliche Mitmach-Aktionen ein, die Teams für einige Kilometer mit eigenem Fahrrad oder wandernd zu begleiten.[14][15]

Interaktive Karte[Bearbeiten]

Die Interaktive Karte wurde 2020 als virtuelle Mut-Tour ins Leben gerufen und bezeichnet eine virtuelle und interaktive Deutschlandkarte, auf der Interessierte die jährlichen Etappen nachvollziehen und auch versteckte Mut-Schnipsel finden können. Darüber hinaus bietet die Interaktive Karte einen ersten Überblick über psychosoziale Hilfen in Deutschland.[16][17]

Weitere Mitmach-Möglichkeiten[Bearbeiten]

Zusätzlich zur Tour wurden verschiedene niedrigschwellige Angebote initiiert mit dem Ziel, Menschen auch ohne Etappenteilnahme in Aktion zu bringen.

Bewegungsspenden

Bewegungsspenden bieten die Möglichkeit, abseits der Etappen gewanderte oder gefahrene Strecken im Zeichen der mentalen Gesundheit zu spenden. Die Aktion soll Menschen zu Bewegung und Aktivität anregen und dabei Aufmerksamkeit für das Thema psychische Erkrankungen schaffen.[18]

Mut-Schnipseljagd

In Anlehnung an das Geocaching geht es bei der Mut-Schnipseljagd darum, an schönen oder interessanten Orten in Deutschland kleine ermutigende Dinge oder Texte zu verstecken, die andere Menschen besuchen können. Sie lassen sich über die Interaktive Karte finden.[19]

Der MUT-FASS Blog

Der Blog veröffentlicht Beiträge rund um das Thema Depression und psychische Erkrankungen. Hier finden sich sowohl Inhalte von ehemaligen Teilnehmenden als auch von Menschen außerhalb der Mut-Tour. Er sammelt individuelle Erfahrungen mit Depression und Selbsthilfe und veröffentlicht Berichte aus dem Tour-Alltag sowie medizinische Hintergrundinfos und Wissenswertes.[20][21]

Auszeichnungen[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Mut-Tour - Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Abgerufen am 5. Oktober 2022.
  2. Annica Müllenberg: Willi Lemke und Annelie Keil radeln mit. 31. August 2014, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  3. Über uns – MUT-TOUR. Abgerufen am 5. Oktober 2022 (deutsch).
  4. Sebastian Flick: Bundesweite “Mut-Tour“: Aktion für offenen Umgang mit Depressionen macht in Bonn Halt. 5. Juli 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  5. MUT-TOUR. In: Deutsche Depressionsliga e.V. Abgerufen am 5. Oktober 2022 (deutsch).
  6. Süddeutsche Zeitung: Depressionsaufklärung mit dem Tandem. Abgerufen am 5. Oktober 2022.
  7. Barmer: MUT-TOUR: Umgang Depression | BARMER. Abgerufen am 5. Oktober 2022.
  8. Transparenz – MUT-TOUR. Abgerufen am 5. Oktober 2022 (deutsch).
  9. 7 Tage mitmachen – MUT-TOUR. Abgerufen am 5. Oktober 2022 (deutsch).
  10. Badische Zeitung: Das steckt hinter der Mut-Tour, die am Samstag in Müllheim Halt macht - Müllheim - Badische Zeitung. Abgerufen am 5. Oktober 2022.
  11. Tandemteam – MUT-TOUR. Abgerufen am 5. Oktober 2022 (deutsch).
  12. Redaktion shz.de: Mut-Tour führte nach Eutin | SHZ. 13. Mai 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  13. Wanderteam – MUT-TOUR. Abgerufen am 5. Oktober 2022 (deutsch).
  14. MUT-Tour Aktionstag. Abgerufen am 5. Oktober 2022.
  15. Aktionstage – MUT-TOUR. Abgerufen am 5. Oktober 2022 (deutsch).
  16. Die Mut-Tour 2022 - Interaktive Karte. Abgerufen am 5. Oktober 2022.
  17. Jochen Brünner: Aufklären über Depression: Mut-Tour macht Etappenstopp in Ganderkesee. 21. Juni 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  18. Nordwest-Zeitung: Bewegung durch Begegnung: 83-Jährige bemalt Ostfriesenkiesel. Abgerufen am 5. Oktober 2022.
  19. Angebote der VIRTUELLEN MUT-TOUR – MUT-TOUR. Abgerufen am 5. Oktober 2022 (deutsch).
  20. Der MUT-FASS Blog – MUT-TOUR. Abgerufen am 5. Oktober 2022 (deutsch).
  21. Barmer: MUT-TOUR: Umgang Depression | BARMER. Abgerufen am 5. Oktober 2022.
  22. Antistigma-Preis. Abgerufen am 5. Oktober 2022.


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