Machnovismus
Als Machnovismus bezeichnet man die anarchistische Strömung des ukrainischen Anarchisten Nestor Machno und seine Umsetzung im Russischen Bürgerkrieg. Sie war die Ideologie der Machno-Bewegung,[1] die das Ziel hatte, die Bauern vor der Weißen Armee und den Bolschewisten zu befreien.
Inhalt[Bearbeiten]
Der Machnovismus ist grundsätzlich eine militante Strömung, die sich klar zum Anarcho-Pazifismus abgrenzt. So ist die Organisationsstruktur der Armee im Gegensatz zu anderen anarchistischen Guerilla-Armeen plattformistisch organisiert. Der Machnovismus baut auf den libertären anarcho-kommunistischen Ideen von Pjotr Kropotkin auf. Er findet seine Extreme im Umgang mit Städten, denen Nestor Machno ablehnend gegenüberstand. So unterstützt der Machnovismus die Bauern, die in Kommunen organisiert sind. Dies liegt vor allem an den damaligen Umständen im Zarenreich, die sehr feudalistisch geprägt war. Der Machnovismus, der dem Sozialismus zugerechnet wird, lehnt den autoritären Sozialismus ab. Zwar lehnte man, historisch gesehen, ein Bündnis mit den Bolschewisten nicht ab, jedoch kämpfte man auch gegen diese. Der Machnovismus baut auf demokratisch gewählten (Bauern-)Räten auf.[2][3]
Politik[Bearbeiten]
Der Machnovismus fordert eine egalitäre und staatenlose Gesellschaft. Die Arbeiter und Bauern werden in anarchistischen Kommunen organisiert, die in einer anarchistischen Föderation partizipatorisch demokratisch zusammenarbeiten. Volin war der Vorsitzende des militär-revolutionären Rates der Machnovschen Armee und einer der führenden Ideologen des Machnovismus.[4]
Wirtschaft[Bearbeiten]
Der Machnovismus versucht, eine anarcho-kommunistische Wirtschaft aufzubauen.
Landwirtschaft[Bearbeiten]
Die Landwirtschaft wird in selbst organisierenden Kommunen geregelt. Viele Gegenstände zur Nutzung des landwirtschaftlichen Bereichs, zum Beispiel Küche und Essensvorräte, waren kommunal.[5]
Industrie[Bearbeiten]
Die Industrie ist nach einer sozialistischen Marktwirtschaft aufgebaut. In dieser haben die Arbeiter Kontrolle über den Betrieb.[6]
Währung[Bearbeiten]
Der Machnovismus versuchte, eine anarcho-kommunistische Marktwirtschaft aufzubauen. In manchen Kommunen wurde deshalb auf Währungen verzichtet. Dennoch waren alle Währungen erlaubt.[7]
Machnovismus heute[Bearbeiten]
Heute hat der Machnovismus kaum noch Bedeutung.[8] Dennoch orientieren sich noch viele Anarchisten und Sozialisten an den Ideen von Nestor Machno. Auch der Demokratische Konföderalismus von Abdullah Öcalan weist Ähnlichkeiten auf.[9] Später erarbeitete Nestor Machno den Plattformismus, der noch heute Bedeutung in der Organisation von Anarchisten hat.[10] Im Ukraine-Russland-Konflikt in den Regionen um Donezk und Luhansk wurde der Begriff Machnovismus vermehrt verwendet.[11][12]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ "Momentaufnahme" aus dem Leben eines Revolutionärs: Vsevolod Volins "Bekenntnisse" – Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Abgerufen am 19. April 2020.
- ↑ Peter Marshall: Demanding the Impossible. Hrsg.: PM Press.
- ↑ Skirda, Alexandre,: Nestor Makhno: Anarchy's Cossack. Hrsg.: AK Press.
- ↑ "Momentaufnahme" aus dem Leben eines Revolutionärs: Vsevolod Volins "Bekenntnisse" - Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. In: ku.de. 8. Dezember 1905, abgerufen am 15. März 2020.
- ↑ The Unknown Revolution: 1917–1921, Book III, the struggle for real social revolution, Part II: Ukraine (1918–1921).
- ↑ History of the Makhnovist Movement.
- ↑ MILITARY REVOLUTIONARY COUNCIL AND COMMAND STAFF OF THE REVOLUTIONARY INSURGENT ARMY OF THE UKRAINE (MAKHNOVISTS).
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Nestor Machno, der vergessene Revolutionär der Ukraine. Abgerufen am 13. März 2020.
- ↑ Demokratischer Konföderalismus. (PDF) Abgerufen am 13. März 2020.
- ↑ „Wir haben den Anspruch eine dritte Föderation aufzubauen.“ ⋆ Direkte Aktion. In: Direkte Aktion. 9. Februar 2019, abgerufen am 13. März 2020.
- ↑ Tgp Staff: Slaughterhouse-Four: The coming war with Russia. In: The Greanville Post. 13. August 2014, abgerufen am 19. April 2020 (en-US).
- ↑ «Die Surkowsche Propaganda». In: Rostislaw Ischtschenko. 26. Juni 2015 (wordpress.com [abgerufen am 19. April 2020]).
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