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Manifest für Frieden im Ukraine-Russland-Konflikt (2023)

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Das Manifest für Frieden ist eine im Februar 2023 von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer gestartete Online-Petition, die den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz im Rahmen des russischen Überfalls auf die Ukraine dazu aufruft, „die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen“ und sich „für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen“ einzusetzen, „mit dem Ziel, weitere Hunderttausende Tote und Schlimmeres zu verhindern“.

Die Petition wurde am 10. Februar 2023 auf change.org veröffentlicht und wird von der Zeitschrift Emma unterstützt.[1] Bis Ende Februar 2023 hatten mehr als 700.000 Personen die Petition unterzeichnet.[2]

Verfasserinnen und Erstunterzeichner[Bearbeiten]

Verfasserinnen
Erstunterzeichner (69)

Kundgebung „Aufstand für den Frieden“[Bearbeiten]

Im Rahmen der Petition wurde von den Veranstalterinnen zur Kundgebung „Aufstand für den Frieden“ am 25. Februar 2023 am Brandenburger Tor aufgerufen. Laut Angaben der Veranstalter kamen ungefähr 50.000 Menschen zu der Kundgebung,[4] die Polizei Berlin und andere Zählungen berichteten dagegen von 13.000 Teilnehmern.[5][6] Zu Beginn der Veranstaltung wurde eine Videobotschaft von Jeffrey Sachs, US-Ökonom und Wirtschaftswissenschaftler, ausgestrahlt. Es sprachen auf der Bühne die Schauspielerin Corinna Kirchhoff, der Publizist Hans-Peter Waldrich, Erich Vad,[7] Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer.

Die Demonstration verlief friedlich. Die Internetseite Stern.de berichtete über die Kundgebung: „Vor Ort waren viele ältere Menschen zu sehen. Viele Slogans und Fahnen stammen aus der Friedensbewegung der 1980er Jahre. Gezeigt wurden außerdem Transparente der Linkspartei. Die Veranstaltung am Samstag war größer als die am Tag zuvor, als mehr als 10.000 Menschen in Berlin gegen den Krieg demonstriert und Unterstützung der Ukraine gefordert hatten.“[8] Obwohl es Versuche von Rechtsextremen gab, die Kundgebung zu unterwandern, gelang es ihnen nicht, die Kundgebung zu prägen.[9] Die versuchte Teilnahme einer Gruppe um den rechtsextremen Compact-Herausgeber Jürgen Elsässer wurde von antifaschistischen Demonstranten verhindert.[10][11][12]

Tagesspiegel-Reporter Julius Geiler hingegen beschrieb, wie auch Rechte bzw. Rechtsextreme wie der „Volkslehrer“ und Holocaustleugner Nikolai Nerling und die AfD-Politiker Karsten Hilse, Jörg Urban, Hans-Thomas Tillschneider, Gunnar Lindemann, Lars Hünich und Lars Günther teilnahmen, was möglich wurde, da sie sich vereinzelt unter die Menge mischten, und – da ohne politische Zeichen oder Transparente auftretend – so nur für Experten, nicht jedoch für die anderen Demonstranten, als Rechte identifizierbar waren.[13]

Rezeption[Bearbeiten]

Das „Manifest für Frieden“ wird in den Medien kontrovers diskutiert, insbesondere wegen dessen Verhältnis zu weiteren Waffenlieferungen und einer als mangelnder Abgrenzung nach rechts wahrgenommenen Aussage „Auf unserer Kundgebung ist jeder willkommen, der ehrlichen Herzens für Frieden und für Verhandlungen demonstrieren möchte. Rechtsextreme Flaggen oder Symbole dagegen haben auf ihr nichts zu suchen und werden nicht geduldet.“ der Verfasserinnen in einem Interview.[14] Daraufhin distanzierte sich die Parteispitze der Linken[15] und der Politikwissenschaftler Johannes Varwick zog seine Unterschrift zurück.[3] Die Theologin Margot Käßmann, der Umweltschützer Thilo Bode und der Sozialmediziner Gerhard Trabert verteidigten ihre Unterstützung der Petition.[16][17][18]

Der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter und mehrere Wissenschaftler starteten eine Petition „Die Ukraine jetzt aufgeben? Nicht in unserem Namen!“, denn Frieden ohne Freiheit sei kein Frieden.[19] Eine am 24. Februar 2023 stattgefundene Demonstration in Berlin mit u. a. den Politikern Ralf Fücks, Klaus Lederer und Katja Kipping wurde als Gegenveranstaltung verstanden.[20] Michael Zinkanell vom Austria Institut für Europa- und Sicherheitspolitik (AIES) sowie Julia Smirnova und Sara Bundtzen vom Institute for Strategic Dialogue (ISD) wiesen darauf hin, dass Russland den Krieg jederzeit beenden könne – eine Option, die die Ukraine nicht habe –, und warfen der Petition vor, die Annexion der ukrainischen Gebiete sowie Russlands Angriffe auf die kritische Infrastruktur auszublenden. Die Unterstützung des Westens, auch durch Waffen, könne sogar Friedensverhandlungen wahrscheinlicher machen. Dafür müsse die Ukraine Russland weiter erfolgreich Paroli bieten können. Russische Verlautbarungen seien nicht mehr vertrauenswürdig und indem die Autoren des Manifests auf die drohende Gefahr eines russischen Nuklearschlags hinwiesen, würden sie die russischen Drohungen wiederholen und legitimieren.[21]

Kritik erntete die Forderung nach einem Stopp von Waffenlieferungen auch von der Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt. Ein Stopp von Waffen sei keine Absage an Gewalt, sondern würde weitere Gewalt an der ukrainischen Bevölkerung erwarten lassen. Daher sei ein reiner Appell an Friedensverhandlungen „nicht nur naiv, sondern auch unehrlich“.[22] Weitere Stimmen meinten, der so geforderte Frieden wäre ein „Diktatfrieden“ und eine „Unterwerfung der Ukraine unter Russland“ (Annalena Baerbock)[23] bzw. eine „politische Irreführung der Bevölkerung“ mit der „Einladung an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, die nächsten Länder zu überfallen“ (Wirtschaftsminister Robert Habeck).[24] Das Manifest desavouiere die Idee des Pazifismus.[25] „Auf dem Schlachtfeld“ würden „die Voraussetzungen für Verhandlungen geschaffen“.[26] Weitere Kritik ist, dass das Manifest „Kategorien von Angriff und Verteidigung“ nivelliere oder nicht genügend unterscheide[25] oder gar eine Täter-Opfer-Umkehr betreibe.[27][28][29]

Dem Manifest zustimmend äußerte sich der Journalist Heribert Prantl (Süddeutsche Zeitung) in einem Gastkommentar für NDR Info. Prantl meinte, man könne und solle Verhandlungsbereitschaft auch „herbeiverhandeln“. Dieser Plan sei „viel aussichtsreicher als der Plan, Frieden herbeizubomben“.[30] Fabio De Masi erwähnte in der Berliner Zeitung, dass auch der portugiesische UN-Generalsekretär António Guterres vor einer weiteren Eskalation des Konflikts warne. Er zitiert außerdem den Diplomaten und Konfliktforscher Wolfgang Sporrer, der äußerte, dass „ein Ruf nach Verhandlungen nicht automatisch eine Aufforderung zur Kapitulation der Ukraine“ meine.[31]

Gereon Asmuth hingegen kommentierte für die taz, es sei fatal, die Forderung nach Verhandlungen mit dem Stopp weiterer Waffenlieferungen an die Ukraine zu verknüpfen und so einen falschen Gegensatz zu konstruieren: "Nur Waffenlieferungen halten die Ukraine in der Lage, überhaupt zu verhandeln. Aber wenn der Krieg nicht militärisch entschieden werden kann, dann sind Waffen eben auch nicht das Ziel, sondern nur Hilfsmittel auf dem Weg dorthin."[32]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Ihr Manifest für Frieden. In: emma.de. 10. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  2. Das Erste.Informationen.Politik.Weltgeschehen.Streit um Petition Manifest für Frieden. 28. Februar 2023, abgerufen am 1. März 2023.
  3. 3,0 3,1 til: Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht: Johannes Varwick zieht Unterschrift zurück. In: Spiegel Online. 17. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  4. Sophie-Marie Schulz, Franka Klaproth: „Aufstand für Frieden“: Mehr als 50.000 Menschen bei Schwarzer und Wagenknecht. In: Berliner Zeitung auf msn.com. 25. Februar 2023, abgerufen am 1. März 2023.
  5. Markus Decker: Wagenknecht-Kundgebung löst Unmut aus. In: RedaktionsNetzwerk Deutschland. 26. Februar 2023, abgerufen am 26. Februar 2023.
  6. Thomas Laschyk: Faktencheck: Nur 13.000 auf Demo: Wagenknecht & Co. lügen. In: Volksverpetzer, 26. Februar 2023.
  7. „Aufstand für Frieden“: Fast 50.000 Menschen bei Schwarzer und Wagenknecht. In: Berliner Zeitung. 25. Februar 2023, abgerufen am 1. März 2023.
  8. "Manifest für Frieden": Tausende folgen Demo-Aufruf von Wagenknecht und Schwarzer. In: stern.de. 25. Februar 2023, abgerufen am 28. Februar 2023.
  9. Jan Heidtmann, Boris Herrmann: Demo in Berlin: Wagenknecht ruft neue Friedensbewegung aus. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 1. März 2023.
  10. Demo in Berlin: Wagenknecht und Schwarzer rufen zu "Aufstand für den Frieden" auf. (Video) In: tageschau.de. 25. Februar 2023, abgerufen am 26. Februar 2023.
  11. 13.000 Menschen bei Demo von Wagenknecht und Schwarzer in Berlin. In: RND Redaktionsnetzwerk Deutschland. 25. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  12. Friedensdemonstration in Berlin: Über zehntausend Menschen demonstrieren für Verhandlungen mit Russland. In: zeit.de. 25. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  13. Julius Geiler: Altbekannte oder neue Bewegung?: Wen der „Aufstand für den Frieden“ tatsächlich anzog. In: tagesspiegel.de. 26. Februar 2023, abgerufen am 2. März 2023.
  14. Timo Lehmann, Susanne Beyer: Interview: Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer erstmals gemeinsam über ihren Aufruf gegen Waffen für die Ukraine. In: Spiegel Online. 16. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  15. mfh/dpa: Linkenspitze fehlt bei Wagenknecht-Aufruf »Abgrenzung nach rechts«. In: Der Spiegel Online. 20. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  16. Käßmann verteidigt Unterschrift unter Schwarzers Friedens-Manifest. In: evangelisch.de. 17. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  17. Jan Feddersen: Petition von Wagenknecht und Schwarzer: „Atomkriege sind unumkehrbar“. In: taz.de. 17. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  18. Veronika Dyks: Trabert: Warum er das „Manifest für den Frieden“ unterschrieben hat. In: merkurist.de. 24. Februar 2023, abgerufen am 27. Februar 2023.
  19. til: Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht: Politiker und Wissenschaftler starten Gegenpetition. In: Spiegel Online. 21. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  20. Wagenknecht-Gegner demonstrieren in Berlin: „Frieden schaffen mit Waffen“. In: t-online.de. 24. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  21. Carla Reveland, Pascal Siggelkow: „Russland könnte Krieg jederzeit beenden“ www.tagesschau.de, 14. Februar 2023
  22. Göring-Eckardt: 'Manifest für Frieden' „naiv“ und „unehrlich“. In: zdf.de. 12. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  23. Sophie Barkey: Baerbock schmettert Ukraine-Vorstoß von Wagenknecht und Schwarzer ab. In: berliner-zeitung.de. 11. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  24. Habeck kritisiert Friedensdemo: Irreführung der Bevölkerung. In: zdf.de. 25. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  25. 25,0 25,1 Münkler: Gewissenloser Wagenknecht/Schwarzer-Aufruf. In: zeit.de/dpa. 13. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  26. Ein Jahr Krieg gegen die Ukraine: So realistisch ist Frieden in diesem Jahr. In: www1.wdr.de. 23. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023.
  27. Sascha Lobo: (S+) Sascha Lobo: Die Friedensschwurbler wollen hauptsächlich Frieden für sich selbst. In: Spiegel Online. 22. Februar 2023, abgerufen am 27. Februar 2023.
  28. Michael Wolffsohn: Manifest der Arroganz. In: juedische-allgemeine.de. 23. Februar 2023, abgerufen am 27. Februar 2023.
  29. Marc Röhlig: (S+) Ukraine-Krieg: »Es gibt hier Milieus, in denen die russische Propaganda ganz gut verfängt«. In: Spiegel Online. 27. Februar 2023, abgerufen am 27. Februar 2023 (Interview mit der Sozialpsychologin Pia Lamberty).
  30. Manifest für den Frieden ist weder naiv noch unmoralisch. Ein Kommentar von Heribert Prantl, Kolumnist und Autor der "Süddeutschen Zeitung". In: NDR Info auf ndr.de. 18. Februar 2023, abgerufen am 26. Februar 2023 (Dieses Thema im Programm: NDR Info | Kommentar | 19.02.2023 | 09:25 Uhr).
  31. Fabio De Masi: Der Frieden muss vernichtet werden. Kommentar. In: Berliner Zeitung. 24. Februar 2023, abgerufen am 26. Februar 2023.
  32. https://taz.de/Auswege-aus-dem-Ukraine-Krieg/!5915564/


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