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Michael Offer

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Michael Offer (* 1958 oder 1959[1]) war ein deutscher politischer Beamter. Er erlangte 2010 ungewollt überregionale Bekanntheit, als der damalige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ihn öffentlich für seine Arbeit als Pressesprecher kritisierte.

Karriere[Bearbeiten]

Anfänge[Bearbeiten]

Offer studierte Volkswirtschaft und erwarb ein Diplom. Am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurde er 1991 mit der Dissertation Das Zonenrandgebiet nach der deutschen Einigung. Wirtschaftliche Entwicklung und regionalpolitische Implikationen zum Dr. rer. pol. promoviert.

Er war zunächst 19 Jahre lang[1][2][3] im Bundesministerium der Finanzen beschäftigt, ehe er Büroleiter von Steffen Kampeter wurde, dem damaligen haushaltspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.[4][2] Im Oktober 2009 wechselte Offer zum Start des Kabinetts Merkel II[2] als Pressesprecher zurück in das nun von Wolfgang Schäuble geleitete Bundesfinanzministerium.

Konflikt mit Schäuble[Bearbeiten]

Am 4. November 2010 sorgte Schäuble für einen Eklat, als er seinen Sprecher während einer Pressekonferenz zur Steuerschätzung öffentlich bloßstellte. Offer hatte aufgrund zahlreicher Änderungswünsche des Ministers[1][4] die entsprechende Pressemitteilung nicht rechtzeitig vor Beginn der Konferenz an die etwa 50 anwesenden Journalisten verteilen können. Als er sich erklären wollte, unterbrach Schäuble ihn und äußerte erbost:

„Das hatte ich grad vor 20 Minuten noch gesagt: Es wär’ schön, wenn die Zahlen verteilt werden. Herr Offer, reden Sie nicht, sondern sorgen Sie dafür, dass die Zahlen jetzt verteilt werden! Und so lange verlasse ich jetzt nochmal diese Pressekonferenz. Wenn Sie die Zahlen verteilt haben, sagen Sie mir Bescheid. Das hatte Ihnen vor ’ner halben Stunde gesagt. Sorry! Ich hatte Ihnen die Wette angeboten – Sie werden sie nicht verteilt haben – vor einer halben Stunde.“[3][5]

Knapp 15 Minuten später kehrte Schäuble zunächst ohne Offer auf das Podium zurück und wandte sich mit folgenden Worten grinsend an die Medienvertreter:

„Kann mir mal einer den Offer herholen? [...] Wir warten noch, bis der Herr Offer da ist. Er soll den Scherbenhaufen schon selber genießen.“[5]

Mediale und politische Reaktionen auf den Konflikt[Bearbeiten]

Fernsehberichte in den abendlichen Nachrichtensendungen Tagesthemen (Das Erste) und heute-journal (ZDF)[6][5] sowie die anschließende Printberichterstattung brachten dem Thema eine bundesweite Aufmerksamkeit. Verschiedene Videos auf YouTube mit Ausschnitten der Pressekonferenz wurden binnen fünf Tagen mehr als 500.000 Mal aufgerufen.[3][7][8]

Schäubles Verhalten stieß auf breite Kritik seitens Politikerkollegen und Journalisten, wohingegen Offer zumeist Solidaritätsbekundungen erhielt.[5][9] Seitens der Opposition äußerte beispielsweise Carsten Schneider, damals haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion: „So, wie sich Minister Schäuble aufgeführt hat, geht man mit Schutzbefohlenen nicht um. Es offenbart einen schlechten Stil, Mitarbeiter derart bloßzustellen.“[6][7] Der vormalige stellvertretende Sprecher der Bundesregierung Thomas Steg kam zu der Einordnung, dass „dieser Kontrollverlust [...] unerklärlich“ sei.[10]

Aus Kreisen der schwarz-gelben Bundesregierungskoalition hieß es anonym, Schäuble habe mit seinem Verhalten „die schlimmsten Klischees“ bedient, die Politikern anhafteten.[7] Allerdings äußerten sich lediglich Politiker des kleineren Koalitionspartners FDP namentlich kritisch über Schäuble – so beispielsweise Wolfgang Kubicki, damals Fraktionsvorsitzender FDP im Landtag Schleswig-Holsteins.[7] Der Bundesvorsitzende der FDP-Jugendorganisation Junge Liberale, Lasse Becker, bemerkte: „Es bleibt zu hoffen, dass Herr Schäuble einen wirklich schlechten Tag hatte und seine Fehler einsieht“ und hielt eine Entschuldigung für „mehr als angebracht“, da der Finanzminister „schon fast Menschen verachtend“ agiere.[6] Vertreter von CDU und CSU, die sich namentlich zitieren ließen, nahmen Schäuble ausnahmslos in Schutz. So sagte Hans-Peter Friedrich als Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag, dass der Finanzminister einen „Super-Job“ mache.[11] CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe führte aus: „Wir sind alle Menschen, auch wenn wir Hervorragendes leisten wie das der Finanzminister ohne Zweifel tut.“[12] Als parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion nahm Peter Altmaier Bezug auf seine eigenen vierjährigen Erfahrungen als parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium unter Schäuble. Dessen Umgangsformen seien in dieser Zeit „immer von großem gegenseitigen Respekt geprägt gewesen.“[12] Schließlich sah sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Statement genötigt und ließ erklären, dass sie keine Zweifel an der Personalführungskompetenz ihres Finanzministers habe.[12]

Schäuble selbst zeigte sich verwundert, dass seine Äußerungen als Demütigung empfunden wurden. Am 7. November ließ er sich von der Bild am Sonntag mit den Worten zitieren: „Bei aller berechtigten Verärgerung habe ich vielleicht überreagiert.“[1] Diese Äußerung wurde vielfach als lediglich halbherzige Entschuldigung ausgelegt[4] – zumal er seine Verärgerung weiterhin als berechtigt ansah.[4] Offer und Schäuble führten daraufhin am 8. November mehrere persönliche Gespräche. Im Rahmen einer Veranstaltung der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und der Tageszeitung Die Welt am Abend desselben Tages griff Schäuble die Berichterstattung der vergangenen Tage amüsiert auf: Es sei „ja hinreichend geschrieben [worden], dass ich nicht ganz pflegeleicht bin.“[3] Außerdem lieferte er einen Erklärungsversuch für sein Verhalten gegenüber Offer: „Als ich die Steuerschätzung dann gesehen habe, das hat mich etwas mehr geärgert als eigentlich... So geärgert hat’s mich gar nicht... Ich hätte mich vielleicht auch ein bisschen... Na ja, gut, es ist so geschehen.“[3]

In einem Brief an den Minister legte Offer am 9. November dar, dass ihm klar geworden sei, dass er nicht das volle Vertrauen Schäubles genieße. Er erklärte daher seinen Rücktritt als Pressesprecher und bat um Zuweisung einer neuen Aufgabe.[10][12]

Weiteres Berufsleben[Bearbeiten]

Ein Ministeriumssprecher hatte bereits unmittelbar nach Offers Rücktritt erklärt, dass dieser weiterhin im Ministerium arbeiten werde[12] und Mitte Januar 2011 erwähnte Schäuble in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass Offer nun Leiter einer Unterabteilung im Bundesfinanzministerium sei.[13] Er führte als Ministerialdirigent die Unterabteilung VIII B (Privatisierungsaufgaben und Beteiligungsführung in den Bereichen Post und Telekommunikation; Verkehrs- und ausgewählte Finanzbeteiligungen, Public Corporate Governance) beziehungsweise zuletzt die Unterabteilung VIII C (Beteiligungen und Privatisierungen). In dieser Funktion nahm er an zahlreichen Fachkonferenzen teil, unter anderem 2017 und 2018 jeweils im Februar und April am „Hamburger Tag der Beteiligungsverwaltung“[14][15] respektive an der „Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance“.[16][17]

Seit dem 1. Februar 2019 amtiert Michael Offer als der deutsche Exekutivdirektor bei der in London ansässigen Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.[18][19]

Weitere Mandate[Bearbeiten]

Als Experte für Bundesbeteiligungen und in seiner Funktion als Ministerialdirigent hatte Offer als Anteilseignervertreter mehrere Aufsichtsratsmandate inne: ab dem 29. Juni 2011 bei der HIL Heeresinstandsetzungslogistik GmbH,[20] ab dem 14. Juli 2011 bei der BWI Informationstechnik GmbH,[21] zwischen Juni 2012 und September 2013 bei der Duisburger Hafen AG (hier auch Mitglied im Aufsichtsratpräsidium und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender),[22][23] um 2013[24] bis 2015[25] bei der T-Systems International GmbH sowie zwischen dem 17. September 2012 und dem 30. Juni 2019 bei DB Regio.[26][24][27][25][28][29][30][31]

Darüber hinaus war Michael Offer mindestens zwischen September 2017 und März 2019 Vorsitzender des Kuratoriums der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten]

  • Michael Offer: Das Zonenrandgebiet nach der deutschen Einigung. Wirtschaftliche Entwicklung und regionalpolitische Implikationen. In der Reihe: „Studien des Forschungsinstituts für Wirtschaftspolitik an der Universität Mainz“, Band 45. Mainz, 1991, 322 Seiten.
  • Michael Offer; Karola Kracht: Einführung eines ressortübergreifenden Beteiligungsmonitoring- und Informationssystems beim Bund. In: BOARD – Zeitschrift für Aufsichtsräte in Deutschland. Ausgabe 1 / 2019, Seiten 38–41.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Tim Szent-Ivanyi: „Im Dienst für Schäuble“. Am 7. November 2010 auf fr.de (Frankfurter Rundschau). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  2. 2,0 2,1 2,2 „Michael Offer“. Am 10. November 2010 auf nwzonline.de (Nordwest-Zeitung). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Jan Dams; Jan Hildebrand: „Offers Abgang vertieft Kratzer an Schäubles Image“. Am 9. November 2010 auf welt.de (Die Welt). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Philipp Wittrock: „Minister Gnadenlos“. Am 9. November 2010 auf spiegel.de (Der Spiegel). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 „Schäuble hat endlich einen Pressesprecher gefunden“. Am 10. März 2011 auf welt.de (Die Welt). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  6. 6,0 6,1 6,2 Jan Dams; Jan Hildebrand; Daniel Sturm: „Schäuble soll sich für Wutanfall entschuldigen“. Am 6. November 2010 auf morgenpost.de (Berliner Morgenpost). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 „Schäuble bedauert öffentlichen Wutausbruch“. Am 7. November 2010 auf saarbruecker-zeitung.de (Saarbrücker Zeitung). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  8. „Spott-Auftritt wird Internet-Renner“. Am 7. November 2010 auf faz.net (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Abgerufen am 6. Dezember 2022.
  9. Dirk Hautkapp: „Das war schäbig, Herr Schäuble!“ Am 9. November 2010 auf waz.de (Westdeutsche Allgemeine Zeitung). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  10. 10,0 10,1 „Schäubles Scherbenhaufen“. Am 10. November 2010 auf rp-online.de (Rheinische Post). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  11. Lutz Kinkel; Hans Peter Schütz: „Vorgeführt und entlassen – die Akte Michael Offer“. Am 9. November 2010 auf stern.de (Stern). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 12,4 „Eklat mit Folgen: Schäubles Sprecher hat genug“. Am 9. November 2010 auf sueddeutsche.de (Süddeutsche Zeitung). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  13. Rainer Hank; Konrad Mrusek: „‚Wenn Portugal Hilfe braucht, stehen wir bereit‘“. Am 16. Januar 2011 auf faz.net (Frankfurter Allgemeinen Zeitung). Abgerufen am 11. Dezember 2022.
  14. Informationen zum „Hamburger Tag der Beteiligungsverwaltung“ 2017. Abgerufen auf fuehrungskraefte-forum.de am 11. Dezember 2022.
  15. Digitalisierter Informationsflyer zum „Hamburger Tag der Beteiligungsverwaltung“ 2018. Abgerufen auf beteiligungsverwaltung.org am 11. Dezember 2022.
  16. Digitalisierter Informationsflyer zur „Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance“ 2017. Abgerufen auf zu.de (Zeppelin Universität) am 11. Dezember 2022.
  17. Informationen zur „Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance“ 2018. Abgerufen auf zu.de (Zeppelin Universität) am 11. Dezember 2022.
  18. Auflistung der Direktoren der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung auf deren offizieller Website. Abgerufen auf ebrd.com (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) am 11. Dezember 2022.]
  19. Informationen zur Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung auf der offiziellen Website des Bundesministeriums der Finanzen. Abgerufen auf bundesfinanzministerium.de (Bundesministerium der Finanzen) am 11. Dezember 2022.
  20. Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.): Die Beteiligungen des Bundes. Beteiligungsbericht 2012. Berlin, Februar 2013, Seite 65. Abgerufen auf bundesfinanzministerium.de (Bundesministerium der Finanzen) am 11. Dezember 2022.
  21. Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.): Die Beteiligungen des Bundes. Beteiligungsbericht 2012. Berlin, Februar 2013, Seite 61. Abgerufen auf bundesfinanzministerium.de (Bundesministerium der Finanzen) am 11. Dezember 2022.
  22. „Präsidium des Aufsichtsrates“. In: Geschäftsbericht der duisport-Gruppe 2012, Seite 9. Abgerufen auf duisport.de (Duisport-Gruppe) am 11. Dezember 2022.
  23. „Vorlage an den Landtag Nordrhein-Westfalen: Beteiligungsbericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen für das Jahr 2013“., Seite 39. Abgerufen auf landtag.nrw.de (Landtag Nordrhein-Westfalen) am 11. Dezember 2022.
  24. 24,0 24,1 „Mitglieder und Gesamtbezüge des Vorstands und des Aufsichtsrats“. In: DB Regio AG – Geschäftsbericht 2013, Seite 34. Abgerufen auf ir.deutschebahn.com (Deutsche Bahn Investor Relations) am 11. Dezember 2022.
  25. 25,0 25,1 „Mitglieder und Gesamtbezüge des Vorstands und des Aufsichtsrats“. In: DB Regio AG – Geschäftsbericht 2015, Seite 38. Abgerufen auf ir.deutschebahn.com (Deutsche Bahn Investor Relations) am 11. Dezember 2022.
  26. „Mitglieder und Gesamtbezüge des Vorstands und des Aufsichtsrats“. In: DB Regio AG – Geschäftsbericht 2012, Seite 31. Abgerufen auf ir.deutschebahn.com (Deutsche Bahn Investor Relations) am 11. Dezember 2022.
  27. „Mitglieder und Gesamtbezüge des Vorstands und des Aufsichtsrats“. In: DB Regio AG – Geschäftsbericht 2014, Seite 31. Abgerufen auf ir.deutschebahn.com (Deutsche Bahn Investor Relations) am 11. Dezember 2022.
  28. „Mitglieder und Gesamtbezüge des Vorstands und des Aufsichtsrats“. In: DB Regio AG – Geschäftsbericht 2016, Seite 39. Abgerufen auf ir.deutschebahn.com (Deutsche Bahn Investor Relations) am 11. Dezember 2022.
  29. „Mitglieder und Gesamtbezüge des Vorstands und des Aufsichtsrats“. In: DB Regio AG – Geschäftsbericht 2017, Seite 41. Abgerufen auf ir.deutschebahn.com (Deutsche Bahn Investor Relations) am 11. Dezember 2022.
  30. „Mitglieder und Gesamtbezüge des Vorstands und des Aufsichtsrats“. In: DB Regio AG – Geschäftsbericht 2018, Seite 42. Abgerufen auf ir.deutschebahn.com (Deutsche Bahn Investor Relations) am 11. Dezember 2022.
  31. „Bericht des Aufsichtsrats“. In: DB Regio AG – Geschäftsbericht 2019, Seite 59. Abgerufen auf ir.deutschebahn.com (Deutsche Bahn Investor Relations) am 11. Dezember 2022.


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