Mordfall Karsten Gieseking
Der Mordfall Karsten Gieseking gilt als einer der spektakulärsten Fälle der ostwestfälischen Kriminalgeschichte.[1]
Am 15. August 2005 wurde die Leiche des damals 28-jährigen Karsten Gieseking mit Maschendraht umwickelt und Flacheisen beschwert in einem Seitenkanal der Weser in Petershagen-Windheim entdeckt. Später wurde ebenfalls der PKW des Toten unter Wasser gefunden.
In der Folgezeit verfolgte eine Mordkommission der Bielefelder Kriminalpolizei 800 Spuren und vernahm 1.200 Zeugen. Die Ermittlungen ergaben, dass Gieseking der Anführer einer Einbrecherbande gewesen war. Dieser hatten neben Gieseking die Komplizen Carsten B. und Johannes B. sowie ein Halbbruder des Ermordeten angehört. Die Komplizen waren von Anfang an Hauptverdächtige in dem Mordfall, entscheidende Beweise fehlten jedoch. Im Juni 2006 folgten Verurteilungen zu Haftstrafen gegen Carsten B. und Johannes B. lediglich aufgrund der Einbrüche; Giesekings Halbbruder kam mit einer Bewährungsstrafe davon.
Während seiner Haft soll Carsten B. einem Zellengenossen den Mord an Gieseking gestanden haben. Motive für den Mord sollen gewesen sein, dass Gieseking als „Sicherheitsrisiko“ empfunden worden war, sowie finanzielle Streitigkeiten. Auf Basis der Aussage des Mithäftlings eröffnete das Gericht im Jahr 2009 erneut ein Verfahren gegen Carsten B. und Johannes B. Während Letzterer in einem abgetrennten Verfahren im Oktober 2009 freigesprochen wurde, verurteilte das Gericht Carsten B. im November 2009 wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld.[2][3][4][5][6]
Der Strafverteidiger Carsten B.’s zeigte sich im Jahr 2016 weiterhin von der Unschuld seines Mandanten überzeugt und beantragte mit einem 250 Seiten umfassenden Antrag die Wiederaufnahme des Mordverfahrens. Auf Grund von neuen Zeugenaussage gebe es nun Erkenntnisse, nach denen Gieseking nicht allein mit den drei bekannten Mittätern, sondern mit weiteren Personen Einbrüche begangen habe. Eine weitere Spur führe in die Rockerszene: So gebe es in einigen Clubs Abzeichen für Mitglieder, die gemordet haben oder bei einem Mord dabei waren, so der Anwalt. Nach einer ihm bekannten Zeugenaussage sei eine solche „Auszeichnung“ an ein Mitglied der Hells Angels gegangen, dessen Tatschilderung auffällige Parallelen zum Vorgehen des Täters im Mordfall Gieseking aufweist.[7]
Auch der medienpräsente ehemalige SEK-Beamte und Buchautor Tim K. behauptet, dass der Verurteilte unschuldig sei. Wahrer Mörder sei stattdessen der verstorbene Präsident der Hells Angels Bielefeld Jörg M., welcher ebenfalls Mitglied der Einbrecherbande gewesen sei und aufgrund von Streitigkeiten mit Gieseking ein Motiv gehabt habe. Jörg M. hat laut Tim K.'s Recherchen kein Alibi für die Tatnacht gehabt und sei für seine Brutalität bekannt gewesen. Da er jedoch zugleich als V-Mann der Polizei fungiert habe, sei er aus den Ermittlungen herausgehalten worden.
Diese öffentlichen Behauptungen von Tim K. führten im Juli 2017 zu seiner Festnahme durch ein SEK-Kommando in Horn-Bad Meinberg und in diesem Zuge zu bundesweiter Aufmerksamkeit.[8]
Die Staatsanwaltschaft sieht indes keinen Anlass für eine Wiederaufnahme des Verfahrens. [9][10]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Mindener Tageblatt: Urteil jetzt rechtskräftig | Petershagen. In: Petershagen. (mt.de [abgerufen am 3. September 2017]).
- ↑ Jobst Lüdeking: Zweifel an Schuldspruch im Mordfall Gieseking | OWL. In: OWL. (lz.de [abgerufen am 3. September 2017]).
- ↑ VON PETER JOHNSEN: Mord war Angeklagtem nicht nachzuweisen. In: Bad Oeynhausen. (nw.de [abgerufen am 3. September 2017]).
- ↑ Mittelweser: Mordfall Gieseking: Silberfarbener Audi in Weser auf Grund | Samtgemeinde Mittelweser. 15. November 2005 (sg-mittelweser.de [abgerufen am 3. September 2017]).
- ↑ Jobst Lüdeking,Stefan Koch: Wer tötete Karsten Gieseking? | Minden Aktuell. In: Minden Aktuell. (mt.de [abgerufen am 3. September 2017]).
- ↑ Haftbefehl im Mordfall Gieseking aufgehoben. (radiowestfalica.de [abgerufen am 5. September 2017]).
- ↑ Jobst Lüdeking: Zweifel an Mordurteil gegen Bünder: Sitzt der Falsche in Haft? In: Bünde. (nw.de [abgerufen am 3. September 2017]).
- ↑ Weiß dieser Rocker mehr, als die Polizei möchte? In: bild.de. (bild.de [abgerufen am 15. Juni 2018]).
- ↑ Dirk-Ulrich Brüggemann: Tim K. veröffentlicht Autobiografie Teil 2. In: Horn-Bad Meinberg. (nw.de [abgerufen am 9. November 2017]).
- ↑ Dirk-Ulrich Brüggemann: Ex-Polizist Tim K. hilft verurteiltem Mörder im Fall Gieseking. In: Horn-Bad Meinberg. (nw.de [abgerufen am 9. November 2017]).
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