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Neuroplastisches Training nach Ramin

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Neuroplastisches Training nach Ramin (NTR) ist eine pflegerische Konzeption, um mit Betroffenen im Wachkoma oder ähnlichen schweren neurologischen Wahrnehmungsstörungen zu lernen.[1] Das Koma selbst ist keine Erkrankung. Die häufigsten Auslöser sind Erkrankungen des Gehirns - wie Hirnhautentzündung, Schlaganfall, Unfälle mit Schädel-Hirn Trauma, Einblutungen, endokrine Stoffwechselstörungen, speziell Sauerstoffmangel, Über-/Unterzuckerung, sowie Vergiftungen durch Gifte, Narkosemittel oder Drogen. In der Vergangenheit wurden viele pflegerische Ansätze erarbeitet, die vorrangig versucht hatten, durch bestimmte Arten der Pflege und Positionierung einen Zugang zu den Betroffenen herzustellen.

Grundlagen[Bearbeiten]

Das NTR legt drei Erkenntnisse zu Grunde:

  1. Menschen lernen immer - lebenslang. Das lebenslange Lernen umfasst dabei keine Bildung im herkömmlichen Sinn, sondern praktische Erfahrungen. Es geht bei Lernen im Koma um niederschwellige Erkenntnisse, also um impliziertes Lernen.
  2. Die Trainingsübungen machen sich die Neuroplastizität zu Nutze.  Neuroplastizität beschreibt ausschließlich einen dynamischen Umbauprozess des Gehirns, also keine Regenerationsfähigkeit, sondern eine Reorganisation von Nervenzellen.[2]
  3. Das NTR legt ein axiomatisches System zu Grunde. Ein Axiom ist eine Grundannahme, die keines weiteren Beweises bedarf. Man kann nicht nicht lernen.

Anwendungsgebiete in der Pflege[Bearbeiten]

Die Behandlung beginnt in der Regel nach der Akutphase im Krankenhaus bzw. nach einer Reha. Wenn die Ergebnisse der Reha keine maßgebliche Verbesserung der Situation des Kranken bringt, kann dieser in eine Fachbetreute-Intensivpflege-Einheit (FabIE) verlegt werden. Das FabIE ist eine ambulante Wohnform, im Gegensatz zu einer Beatmungs-WG. Es handelt sich hier um Themenzimmer, mit einer speziell auf Koma-Patienten abgestimmten Ausstattung.[3]

Vorbereitung für ein NTR-Training[Bearbeiten]

Nach einer Patientenaufnahme wird eine Stabilisierung der vitalen Situation angestrebt. Zusätzlich wird eine mögliche Sanierung nosokomialer Keime vorgenommen. Es erfolgt anschließend eine maximale Reduktion sedierender Medikamente (vor allem Neuroleptika/Morphiate), jedoch auch von Sauerstoffgabe und Beatmung. Im Anschluss daran erfolgt eine Behandlung durch therapeutische Pflege. Um ein ganzheitliches Bild des Patienten zu erhalten, wird zusätzlich eine umfangreiche Patienten-Biografie erhoben. Darauffolgeng erfolgt die Festlegung eines individuellen, auf den Patienten abgestimmten Trainingsplan. Das NTR umfasst einen Katalog von Übungen, die aufeinander aufbauen. Alle Übungsteile sind speziell auf die individuellen Möglichkeiten des Lernenden angepasst. Das eigentliche Lernen erfolgt, sobald eine Aufmerksamkeitsspanne von ca. 15 Minuten erreicht werden kann. Dabei wird auf Automatismen zurückgegriffen, die wir als Kinder gelernt haben. Besonders für den Anfang eignen sich Aufzählungen - zum Beispiel Wochentage, ABC, 123 usw.

Zugang über Sinne[Bearbeiten]

Dem NTR werden folgende Sinne des Menschen zugrunde gelegt:

Fernsinne: Sehen und Hören

Nahsinne: Fühlen, Schmecken und Riechen

Empfindungen: Temperaturempfinden, Gleichgewichtssinn, Tiefensensibilität und Schmerzempfinden

Das Nahziel ist die Erarbeitung eines Ja/Nein Codes, das Fernziel die weitestgehende Rehabilitierung des Patienten. Letzten Endes hängt die Rehabilitationsfähigkeit stark von den verbleibenden Ressourcen des Betroffenen ab.

Behandlungskosten[Bearbeiten]

Eine FabIE (Fachbetreute Intensivpflege Einheit) ist eine außerklinische Wohnform. Der Betroffene muss das Apartment selbst anmieten. Falls die Kosten nicht privat übernommen werden können, werden die Kosten zum Teil oder ganz durch das Sozialamt übernommen.

Die Kosten für die Grund- und Behandlungspflege trägt die Krankenversicherungen.

Ethik[Bearbeiten]

Menschen im Koma sind nicht hirntot. In den meisten Fällen funktionieren die Abläufe im Körper selbständig - wie Herzschlag, Verdauung, oder Regulation der Körpertemperatur. Ein Abschalten im herkömmlichen Sinn ist damit nicht möglich. Es gibt in vielen Krankenhäusern klinische Ethikkomitees, die den Angehörigen helfen sollen, eine Entscheidung für oder gegen einen Behandlungsabbruch zu treffen. Es ist bisher nicht möglich eine abschließende Prognose zu treffen, ob ein Outcome möglich ist. Um ein Leben zu gewährleisten sind mindestens drei Dinge nötig: Schutz, Ernährung und Pflege. In der Medizin gibt es mehr als 100 bekannte Zufallsbefunde von Menschen die nur ca. 10% der üblichen Gehirnmasse besitzen, aber völlig unauffällig waren. Hierfür gibt es wissenschaftlich noch keine schlüssige Erklärung.


Gesundheitshinweis Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Neuroplastisches Training nach Ramin - Wir lernen mit Patient:innen. In: beatmungspflege24. Abgerufen am 4. März 2022 (deutsch).
  2. Neuroplastizität – Das Gehirn lernt immer - Ergotherapie - Thieme Verlag. Abgerufen am 4. März 2022 (deutsch).
  3. Fachbetreute Intensivpflege Einheit – mehr als Pflege-WG. In: beatmungspflege24. Abgerufen am 4. März 2022 (deutsch).


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