INPP-Methode
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Die INPP-Methode (im deutschsprachigen Raum auch Neurophysiologische oder Neuromotorische Entwicklungsförderung genannt) ist ein entwicklungstherapeutisches Förderprogramm für Kinder und Erwachsene mit Lern-, Leistungs- und Verhaltensproblemen. Es wurde 1975 vom Psychologen Dr. phil. Peter Blythe (1925–2013) als NeuroDevelopmental Therapy (NDT) im Institute for NeuroPhysiological Psychology INPP in Chester begründet.
Entstehung und Verbreitung[Bearbeiten]
In der neurophysiologischen Überprüfung legasthenischer Kinder fanden Blythe und sein Kollege David McGlown schon in den 1960er Jahren überdurchschnittlich häufig sowohl anamnestische Zeichen insbesondere aus der Frühbiographie Betroffener, als auch nicht ausreichend integrierte frühkindliche Bewegungsautomatismen (auch Primitive Reflexe, Fremdreflexe, Primärreflexe, Primitive Preborn Reflexes PPR), und eine Häufung vestibulärer und okulomotorischer Probleme.
In den Folgejahren entwickelten sie ein Anamnese- und Screeninginstrumentarium, mit dessen Hilfe eine neurophysiologische Entwicklungsverzögerung (Neurodevelopmental Delay) als begleitende Ursache kindlicher Lern-, Leistungs- und Verhaltensstörungen frühzeitig entdeckt werden kann.[1]
1998 konnten Sally Goddard Blythe und David Hyland in einer Studie mit Primarschülern die Reliabilität und Validität des spezifischen Anamneseverfahrens des INPP nachweisen: "Screening for Neurological Dysfunction in the Specific Learning Difficulty Child" https://www.researchgate.net/publication/233566051_Screening_for_Neurological_Dysfunction_in_the_Specific_Learning_Difficulty_Child.
2000 erschien in The Lancet (The Lancet Vol 355, Febr.12, 2000) die randomisierte Doppeltblindstudie "Effects of reflex movements on specific reading problems in children" von McPhillips, Hepper und Mulhern, die auf den Interventionsmethoden des INPP beruhte: https://www.cambridge.org/core/journals/child-psychology-and-psychiatry-review/article/paediatric-selection-the-lancet-2000-m-mcphillips-p-g-hepper-and-g-mulhern-effects-of-replicating-primary-reflex-movements-on-specific-reading-difficulties-in-children-a-randomised-double-blind-controlled-trial-vol-353-pp-537541-/3D1B82E6E5F58E0D9B3BE7FB6DE720DA
Darüber hinaus bildete Peter Blythe weltweit Ärzte, Pädagogen, Psychotherapeuten, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden etc. in der Neurophysiologischen Entwicklungsförderung, später INPP-Methode, aus. Heute gibt es Standorte mit Ausbildungsinstituten in 14 Ländern in 5 Kontinenten.[2]
Peter Blythe und später Sally Goddard Blythe begründeten zwei Interventionsmethoden:
- Ein individualisiertes häusliches Übungsprogramm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, bei dem täglich über einen Zeitraum von etwa einem Jahr sensomotorische Bewegungsübungen durchgeführt werden,
- Das Neuromotorische Schulreifeprogramm, das in einem pädagogischen Setting mit einer ganzen Gruppe (Vor-)Schüler werktäglich über ein Schuljahr angewendet werden kann[3]
Die Psychologin Sally Goddard Blythe begann in den 1980er Jahren, in Primary Schools in Irland, Schottland, England und Wales Studien zur Schulreife von Schulanfängern durchzuführen. Seitdem publizierte sie acht Bücher zur Kindesentwicklung.[4]
Seit den 2000er Jahren ist das Interesse an Funktion und Bedeutung frühkindlicher Reflexe gestiegen. Weltweit wird nach signifikanten Häufungen nicht vollständig gehemmter frühkindlicher Reflexe als Aspekte bei Aufmerksamdefizitstörungen, Autismusspektrumstörungen, Teilleistungsstörungen, Störungen im Lese- und Schreiberwerb u.V.m. gesucht.[5] Vieles spricht dafür, dass Peter Blythes Entdeckung aus den 1970er Jahren zu einem „missing link“ im Verständnis sich häufender funktioneller kindlicher Probleme geworden ist.
Das große Verdienst der Blythes ist, dass sie sogenannte persistierende primitive Reflexe als unverzichtbare frühe Prädiktoren späterer Lern- und Verhaltensprobleme ans Licht geholt haben und gezeigt haben, dass diese subpathologisch zu den neurologischen soft signs gezählt werden müssen.
Daraus resultierende Ziele wären folgerichtig: Der flächendeckende Einsatz von Screenings auf nicht vollständig integrierte frühkindliche oder unreife Bewegungsautomatismen bis zur U 9 und in Schuleingangsuntersuchungen.
Die INPP-Methode in den deutschsprachigen Ländern[Bearbeiten]
In den 1990er Jahren entsandte Prof. Dr. Werner Lauff (1934–2017) von der pädagogischen Fakultät der Universität Hamburg unter der Leitung von Thake Hansen-Lauff eine Gruppe von Diplompädagogen, Doktoranden und Lehrern, um im Institut for NeuroPhysiological Psychology INPP in Chester die INPP-Methode zu erlernen und Curricula für die erziehungswissenschaftliche Fakultät und die Lehrerfortbildung zu entwickeln. Die INPP-Methode wurde für fast zehn Jahre Teil der Pädagogischen Praxis Werner Lauffs.[6]
Die Diplompädagogin Thake Hansen-Lauff bildet seit Ende der 1990er Jahre in Deutschland, die Sonderpädagogin Anja van Velzen seit 2006 und 2009 in Österreich, der Schweiz und Liechtenstein Berufstätige in der Neurophysiologischen Entwicklungsförderung INPP aus, die in der Rehabilitation, Bildung und Förderung von Kindern und Jugendlichen tätig sind.[7][8]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ The Institute for Neuro Physiological Psychology (INPP Ltd). Abgerufen am 14. Januar 2020.
- ↑ INPP International – INPP. Abgerufen am 14. Januar 2020.
- ↑ Reports and Research into the Use of the INPP Programme in Schools – INPP. Abgerufen am 14. Januar 2020.
- ↑ Books – INPP. Abgerufen am 14. Januar 2020.
- ↑ Neurophysiologische Entwicklungsförderung INPP Österreich und Schweiz. Abgerufen am 14. Januar 2020.
- ↑ Erziehungswissenschaftliche Elternbildung – Elternuniversität im Werden. Abgerufen am 14. Januar 2020 (deutsch).
- ↑ Institut für Neurophysiologische Psychologie – Deutschland. Abgerufen am 14. Januar 2020 (deutsch).
- ↑ Neurophysiologische Entwicklungsförderung INPP Österreich und Schweiz. Abgerufen am 14. Januar 2020.
Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten]
- Peter Blythe, David McGlown: An Organic Basis for Neurosis and Educational Difficulties, ISBN 0-9506704-0-5.
- Sally Goddard-Blythe: Reflexes, Learning and Behaviour, ISBN 0-9764543-0-0.
- Sally Goddard-Blythe: The Well Balanced Child, ISBN 1-903458-63-3.
- Sally Goddard-Blythe: Attention, Balance, Coordination – the ABC of Learning Success, ISBN 1-119-16477-X.
- Sally Goddard-Blythe: Assessing Neuromotor Readiness for Learning – The INPP Developmental Screening Test and School Intervention Programm, ISBN 1-119-16477-X.
- Sally Goddard-Blythe: Raising Happy and Healthy Children – why Mothering Matters, ISBN 1-907359-83-4.
- Sally Goddard-Blythe: Movement – your Child´s First Language, ISBN 1-907359-99-0.
- Sally Goddard-Blythe: Neuromotor Immaturity in Children and Adults – the INPP Screening Test for Clinicians, ISBN 978-1-118-73696-8.
- Sally Goddard-Blythe: Greifen und BeGreifen – wie Lernen und Verhalten mit frühkindlichen Reflexen zusammenhängt, VAK 11. Auflage 2016, ISBN 3-935767-27-7.
- Sally Goddard-Blythe: Neuromotorische Schulreife – Testen und Fördern mit der INPP-Methode, Hogrefe 2. Auflage 2016.
- Sally Goddard-Blythe: Neuromotorische Unreife bei Kindern und Erwachsenen – der INPP Screeningtest für Ärzte und Therapeuten, Hogrefe 1. Auflage 2016, ISBN 3-456-85584-2.
- Werner Lauff, Hans G. Homfeldt: Pädagogische Lehre und Selbsterfahrung, Beltz 1988, ISBN 3-407-50099-8.
- Werner Lauff: Das Elterndiplom oder Erziehung verstehen, Gütersloher Verlagshaus 2010, ISBN 3-579-06881-4.
Weblinks[Bearbeiten]
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