Nietzscheanischer Zionismus
Der Nietzscheanische Zionismus war eine Strömung, die durch den Einfluss des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche auf den Zionismus und einige seiner einflussreichen Denker entstand.[1]
Der Zionismus war die Bewegung zur Erlangung der Freiheit für das jüdische Volk durch die Gründung eines jüdischen Staates.[2] Friedrich Nietzsches Philosophie war bei jüdischen Intellektuellen sehr beliebt und wurde daher mühelos in den Zionismus integriert.[3]
Historisches[Bearbeiten]
Als der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche im Jahr 1900 starb, war Theodor Herzl, der Begründer des politischen Zionismus, auf dem Höhepunkt seines politischen Schaffens.
Steven E. Aschheim schreibt:
„Ein auf praktische Befreiung angelegter nietzscheanischer Zionismus fand sich wohl nur in der osteuropäischen jüdischen Intelligenz; denn in ihr erreichte Nietzsche seine nachhaltigste und radikalste Wirkung.“[4]
Aschheim zitiert dann den israelischen Kritiker Menachem Brinker (1935–2016) mit den Worten, dass » Kein europäischer Denker [...] einen so grundlegenden Einfluss auf die hebräische Literatur jener Zeit [hatte]«.
Zu den Kulturzionisten – eine der zionistischen Richtungen – gehörten beispielsweise neben Achad Ha'am die Nietzscheaner Micha Berdyczewsky (1865–1921), Chajim Hasas (1898–1973) und Yosef Haim Brenner (1881–1921).[5]
Das Buch Nietzsche and Zion des israelischen Philosophen Jacob Golomb (1947–2023) versucht, Licht auf das wichtige Thema von Nietzsches Einfluss auf die frühen Zionisten zu werfen, indem es seinen Einfluss auf Achad Ha'am, Berdyczewsky, Buber, Theodor Herzl, Max Nordau und Hillel Zeitlin bewertet.[6]
Die Gründung des Staates Israel trug dann wesentlich zum Rückgang jener Dimension des Nietzscheanismus bei.[7]
Das Buch God, Man and Nietzsche von Zev Golan enthält eine ausführliche Untersuchung von Israel Eldads Geschichtsphilosophie und Auszüge aus einem Artikel über Nietzsche, den Eldad im Untergrund der Lechi während der britischen Mandatszeit in Palästina geschrieben hat.[8]
Siehe auch[Bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten]
- Jacob Golomb: Nietzsche and Zion. Cornell, 2004
- Steven E. Aschheim: The Nietzsche Legacy in Germany, 1890–1990. University of California Press 1992, ISBN 978-0-520-07805-5
- (Übers.) Nietzsche und die Deutschen: Karriere eines Kults. Aus dem Engl. von Klaus Laermann. Metzler; Stuttgart, Weimar 1996
- Jacob Golomb: ""Thus Spoke Herzl": Nietzsche's Presence in Theodor Herzl's Life and Work". Nietzsche and Zion. Ithaca; London: Cornell University Press 2004. S. 23–45.
- Paul Mendes-Flohr: "Zarathustra as a Prophet of Jewish Renewal: Nietzsche and the Young Martin Buber". Revista Portugesa de Filosofia. 2001, 57: 103–111
- Werner Stegmaier, Daniel Krochmalnik (Hrsg.): Jüdischer Nietzscheanismus. (Monographien und Texte zur Nietzsche-Forschung) De Gruyter, Berlin 1997 (Inhaltsverzeichnis)
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten]
- ↑ Steven E. Aschheim: The Nietzsche legacy in Germany, 1890–1990, S. 102
- ↑ Steven T. Katz: Historicism, the Holocaust, and Zionism. NYU Press 1992, S. 289–299
- ↑ Golomb, Jacob (2004). ""Thus Spoke Herzl": Nietzsche's Presence in Theodor Herzl's Life and Work". Nietzsche and Zion. Ithaca; London: Cornell University Press, S. 23–45.
- ↑ Steven E. Aschheim: Nietzsche und die Deutschen: Karriere eines Kults. 1996, S. 110
- ↑ Karl Erich Grözinger: Jüdisches Denken: Theologie - Philosophie - Mystik. Band 4: Zionismus und Schoah. 2015, S. 28 f. (Anm. 12)
- ↑ vgl. Nietzsche: A Misreading. Reviewed by Werner J. Dannhauser
- ↑ Nietzsche in Israel - Moshe Zimmerman, in: Stegmaier/Krochmalnik, Hg. (1997) - in Teilansicht
- ↑ New Book Reveals Underground Secrets - Jabotinsky Institute in Israel (aus dem Webarchiv)
en:Nietzschean Zionism id:Zionisme Nietzsche
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