Orpil Chemie
Die Orpil Chemie,[1] auch Orpil Seifenwerk Dr. Wirth sowie Orpil-Seifen-Werk[2] und Orpil-Seifenwerke genannt, ist ein Anfang des 20. Jahrhunderts gegründetes Chemieunternehmen[3] in Hannover. Standort der Firma ist die Davenstedter Straße 83[1] im hannoverschen Stadtteil Linden-Mitte.[4]
Geschichte[Bearbeiten]
Das Orpil Seifenwerk wurde in der späten Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs am 1. Oktober[2] 1912 durch den späteren hannoverschen Oberbürgermeister Franz Henkel[3] und einen Teilhaber, der allerdings nach kurzer Zeit die Firma wieder verließ, als Henkel & Co. gegründet. In den ersten Jahren produzierte das Unternehmen vor allem Waschmittel, Kernseife und Pflegemittel für Fußböden.[2]
Nach dem Ersten Weltkrieg und im Zuge der Weltwirtschaftskrise verkauften die Lindener Eisen- & Stahlwerke (LES) Teile ihres Unternehmens an das Seifenwerk.[5] Ebenfalls gegen Ende der Weimarer Republik erfolgte - aufgrund der Namensgleichheit mit dem damaligen Unternehmen Henkel & Co. in Düsseldorf - eine Umfirmierung des hannoverschen Werkes in Orpil Seifenwerk Dr. Wirth & Co..[2]
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde Franz Henkel mehrfach verhaftet und misshandelt,[3] zumal er Eigentümer der Gebäude Dincklagestraße 1A und 2 war und die dortigen Büroräume des Orpil Seifenwerks in beinahe unmittelbarer Nachbarschaft mit der NSDAP-Gauleitung Süd-Hannover-Braunschweig lagen.[6]
1950 trat Henkels Sohn, der Diplom-Chemiker Willfried Henkel, zunächst als Prokurist in das Unternehmen ein, das er nach dem Tod des Firmengründers 1959 dann allein weiterführte.[2]
Unter Wilhelm Henkels Leitung wurden - neben der Herstellung sowie dem Vertrieb von Wasch- und Reinigungsmitteln, Handwaschpasten und Pflegemitteln für Fußböden nun auch neuentwickelte Insektizide in Aerosoldosen für Privathaushalte bis nach Spanien, Belgien, Luxemburg und Norwegen exportiert. Betriebswirtschaftlich führte Willfried Henkel im Aerosolbereich zudem die Lohnabfüllung ein.[2]
Nach dem plötzlichen Tod von Willfried Henkel übernahmen dessen Erben 1985 die Geschäftsführung und wandelten das Orpil Seifenwerk Dr. Wirth 1986 in eine GmbH & Co. KG um.[2]
Zum 1. Juli 1988 traten drei neue Teilhaber in das Orpil Seifenwerk Dr. Wirth & Co. KG ein, unter denen die Herstellung von Textilhilfsmitteln in das Produktportfolio aufgenommen wurde.[2]
2003 übernahm Orpil die Unternehmen Deutsche Hahnerol sowie Parchmann + Lutze (PALUSA). Mit letzterer wurde die heutige Orpil Chemie im Jahr 2009 zudem Distributor der Celanese Emulsions GmbH.[7]
2016 bot Orpil beispielsweise Hilfsmittel für Textilien wie
- Flammschutzmittel mit und ohne Halogenen;
- Appretur- und Beschichtungsmittel wie Acrylate, Acetate und Polyurethandispersionen
- und Hydrophobiermittel als Netz-, Wasch- und Dispersionsmittel[8]
sowie die Abfüllung technischer Aerosole in Sprühdosen mit den Treibmitteln Propan oder Butan.[9]
Die mittlerweile mehr als 100jährige Orpil Chemie ist als GmbH beim Amtsgericht Hannover im Handelsregister unter der Nummer HRB 81/56886 eingetragen.[1]
Literatur[Bearbeiten]
- Franz B. Döpper: Orpil Seifenwerk Dr. Wirth GmbH + Co. KG, in Franz B. Döpper: Hannover und seine alten Firmen. Hrsg. vom Verband Deutscher Wirtschaftshistoriker. Pro Historica, Hamburg 1984, ISBN 3-89146-002-3, S. 123
Weblinks[Bearbeiten]
- Günter Cremer, Olaf Ludeneit, Cornelia Baumer (Verantw.): Webseite der Orpil Chemie GmbH
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Vergleiche das Impressum auf der Webseite des Unternehmens
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Franz B. Döpper: Orpil Seifenwerk Dr. Wirth GmbH + Co. KG, in Franz B. Döpper: Hannover und seine alten Firmen. Hrsg. vom Verband Deutscher Wirtschaftshistoriker. Pro Historica, Hamburg 1984, ISBN 3-89146-002-3, S. 123
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Klaus Mlynek: Henkel, Franz Wilhelm, in: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 164 u.ö.
- ↑ Helmut Zimmermann: Davenstedter Straße, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 58
- ↑ Hans-Jürgen Riefkogel: Zeitzeugen gesucht / Lindener Eisen und Stahlwerke (LES) auf der Seite hallolinden.de vom 19. Januar 2014, aktualisiert am 12. Februar 2014, zuletzt abgerufen am 4. November 2016
- ↑ Vergleiche das Adressbuch von Hannover aus dem Jahr 1941, Teil II,S. 54
- ↑ Günter Cremer, Olaf Ludeneit, Cornelia Baumer (Verantw.): Wer wir sind auf der Seite orpil.de, zuletzt abgerufen am 3. November 2016
- ↑ Günter Cremer, Olaf Ludeneit, Cornelia Baumer (Verantw.): Textilhilfsmittel
- ↑ Günter Cremer, Olaf Ludeneit, Cornelia Baumer (Verantw.): Aerosole
Koordinaten: 52° 21′ 56,2″ N, 9° 41′ 58,8″ O
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