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Partizipatives Musiktheater

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Das Partizipative Musiktheater ist eine Form des Musiktheaters oder der Oper. Im Fokus steht hier die Partizipation, was in der Musiktheaterproduktion die aktive Teilnahme von Rezipientinnen und Rezipienten an dem Projekt bedeutet. Teilnahme oder Mitwirken geht hierbei über das Rezipieren hinaus, indem sich eine Zielgruppe an der Stückentwicklung und der Stückaufführung beteiligt. Somit ist der Prozess der Entstehung beim Partizipativen Musiktheater ebenso wichtig als die Aufführung vor einem Publikum. Der Anspruch an beteiligte Künstler besteht darin, die Impulse der Teilnehmenden aufzugreifen und künstlerisch umzusetzen.[1]

Partizipative Musiktheaterprojekte sind meist Kooperationen aus professionellen Theaterschaffenden und Musikern, die mit Laien ein Stück erarbeiten.[2] Hierbei kann es sich um klassische Musiktheaterstücke handeln, die für die jeweiligen Bedürfnisse adaptiert werden. Aktuelle Themen und individuelle Bedürfnisse können auch zu einer neuen Stückentwicklung mit einer Uraufführung führen. Partizipative Musiktheaterprojekte sind oft im Jugend- oder Schultheater verankert und haben neben einem Anspruch der kulturellen Vermittlung einen sozialen Hintergrund.[3]

Der performative Akt (ausgeübt durch Theaterschauspiel und oder Musik) kann beim Partizipativen Musiktheater als vermittelndes Kulturkonzept zwischen den einzelnen Mitwirkenden dienen. Ein derartiges Projekt kann als partizipatives Musikprojekt bezeichnet werden, da die verschiedenen Personen nicht nur an der Aufführung teilnehmen, sondern auch an der Entwicklung des Stückes.[4]

Beispiele in Deutschland[Bearbeiten]

Die Stadtteil-Oper[Bearbeiten]

Die Stadtteil-Oper ist ein partizipatives Musiktheaterprojekt auf Initiative der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Im Mittelpunkt steht die Zusammenarbeit von Schülern und Lehrern der Gesamtschule Bremen-Ost mit den Musikern der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Seit 2007 hat sich das Orchester mit seinen Probenräumen mitten in der Schule angesiedelt und etabliert in diesem Zukunftslabor richtungsweisende Formate der Kulturvermittlung.[5] Jede Stadtteil-Oper ist eine Zusammenarbeit von ca. 400 Schülerinnen und Schülern und vielen freiwilligen Helfern aus dem Stadtteil. Unterstützt werden sie von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und bekannten Künstlern. So kam es unter anderem zu einer Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Dominique Horwitz[6] , dem Pina Bausch Tänzer Jean Laurent Sasportes oder der Jazzsängerin Etta Scollo.[7] Da es sich bei dem Projekt „Stadtteil-Oper“ um partizipatives Musiktheater handelt, sind die Schülerinnen und Schüler, wie auch die Mitwirkenden aus dem Stadtteil, aktiv am Entstehungsprozess beteiligt. Darunter fällt die individuelle Stückentwicklung, der Bühnenbildbau, die Kostümherstellung, der Proben und Konzertablauf und die Verpflegung des Stadtteilteams.[8] Durch das Projekt entsteht eine künstlerische Zusammenarbeit von verschiedenen Nationen und Kulturen und lässt sich so als Kultur- und Musikvermittlungskonzept verstehen.[9] Die Besonderheit des Projekts liegt unter anderem darin, dass die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler einen hohen Migrationshintergrund haben und überwiegend aus dem Stadtteil Osterholz-Tenever in Bremen kommen, indem bei ca. 6000 Einwohnern um die 90 verschiedene Nationen vertreten sind.[10] Hierbei ist aus der Kooperation ein Konzept entstanden, welches „junge Leute für alte Musik begeistern und Kulturelle Bildung tiefer in der Gesellschaft verankert werden soll – mitten in einem Problemstadtteil.“[11] Mit dem Musiktheaterprojekt wird die Entwicklung individueller Potenziale und eine Weiterentwicklung gesellschaftlichen Zusammenlebens gefördert. Die Schülerinnen und Schüler sollen unabhängig von „sozialer Herkunft, Bildungshintergrund und häuslichen Umständen das Gefühl erwerben, die Welt um sich herum aktiv mitgestalten zu können“.[12] Diese Selbstwirksamkeit kann „ein Anstoß sein Chancen zu ergreifen und den eigenen Weg selbstbestimmt zu verfolgen“.[12] Hierbei soll nach der Leitidee der Stadtteil-Oper "Du hast immer eine Wahl"[12] vorgegangen werden.

Dorf macht Oper[Bearbeiten]

„Dorf macht Oper“ ist ein Opernfestival in dem brandenburgischen Dorf Klein Leppin. Das Festival wird von dem Verein FestLand e.V. ausgerichtet. In dem Dorf klein Leppin leben ca. 70 Einwohner. Die Oper wird in Ermanglung anderer zentraler Lebensmittelpunkte (wie einer Kirche oder eines Gasthofs) in einem alten Schweinestall ausgerichtet. Das Orchester besteht aus ehrenamtlich auftretenden Mitgliedern des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, die Schauspieler mischen sich aus Profis, Studenten, die Dorfbewohner stellen den Chor.[13] Viele im Umland lebende Flüchtlinge nehmen außerdem an der Opernproduktion teil. Vergangene Produktionen umfassen u.a. den Sommernachtstraum von William Shakespeare oder den Freischütz von Anton Weber.[14]

Moosach macht Oper[Bearbeiten]

Der Trägerverein Linie 1 in Moosach München richtet seit 2008 das Stadtteilprojekt Moosach macht Oper aus. Die Projekte werden von Laien aus dem Stadtteil und jungen Profis erarbeitet.[15] Das Thema der Oper wird immer an heutige und lokale Interessen angepasst. So wurde zum Beispiel die deutsche Fassung Robert Gilberts von My Fair Lady (1961) von einem Berliner Gassenjargon in Münchener Dialekt übersetzt. [16]

Station Oper[Bearbeiten]

Die Station Oper wird jährlich von der Kooperation der Kammerakademie Potsdam, der Grundschule „Am Priesterweg“ und dem Bewegungszentrum „oskar“ aufgeführt, anlässlich der Potsdamer Winteroper. Hierbei nehmen neben der Kammerakademie Potsdam die gesamte Schule mit ca. 340 Schülern, Eltern, Lehrer, Mitarbeiter des Bewegungszentrums „oskar“ und Bürger des Stadtteils teil.[17] Die Kammerakademie Potsdam veranstaltet seit 2013 in der Grundschule künstlerische wie Lehrer-Musiker-Tandems, welche die Ideen in ihren Lehrplan aufnehmen. Zudem veranstaltet sie musikalische Projekte indem Stadtteil. Durch die Mitarbeit des Bewegungszentrums kann man die gemeinsame Arbeit als Generationsübergreifend bezeichnen.[18]

Stadt-Oper Freiburg[Bearbeiten]

Die Stadt-Oper Freiburg ist ein 2015 stattfindendes generationsübergreifendes Musiktheaterprojekt. Ca. 250 Mitwirkende aus den verschiedenen Ensembles Freiburg (wie etwa der Deutsch-Französische Chor, Studentenorchester Per Tutti, Heim und Flucht Orchester, Philharmonisches Orchester Freiburg und der eigens dafür gegründete Kinderchor)Opernsänger, Schauspieler und Laiensolisten haben an der Aufführung teilgenommen.[19] Besonders an der Entstehung der Stadt-Oper ist, dass die Autorin Tina Müller und die Komponistin Sinem Altan die Oper aus ihrer zwei Jahre andauernden Recherchearbeit geschrieben haben. Hierfür wurden Interviews mit den verschiedensten Vereinen und Bewohnern der Stadt geführt, wie etwa in Freiburger Schulen und Jugendverbände oder mit Politikern, Obdachlosen und Künstlern. Aus ihren gesammelten Eindrücken entstand die Stadt-Oper Freiburg.[20]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Vgl. Hartmann, Dorothea: Zukunftsmusik heute – Die junge Sparte des zeitgenössischen Musiktheaters für Kinder und Jugendliche. S.41. In: Deutscher Bühnenverein. Bundesverband der Theater und Orchester (Hg.): Kinder- und Jugendtheater im Wandel. Köln 2012
  2. Vgl. https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2016/04/2016-04-06-kultur-macht-stark.html
  3. Vgl. Hartmann, Dorothea: Zukunftsmusik heute – Die junge Sparte des zeitgenössischen Musiktheaters für Kinder und Jugendliche. S.41. In: Deutscher Bühnenverein. Bundesverband der Theater und Orchester (Hg.): Kinder- und Jugendtheater im Wandel. Köln 2012
  4. Vgl. Wimmer, Constanze (2010): Exchange. Die Kunst, Musik zu vermitteln. Qualität in der Musikvermittlung und Konzertpädagogik. Stiftung Mozarteum Salzburg. S. 86
  5. Vgl. Schmitt, Albert (2015): Kooperation zwischen Leidenschaft und Sachlichkeit. S.20. In: Mission Veränderung. Kultur und Bildung im Dialog. Forum K&B GmbH. Essen
  6. http://www.pinguin-film.de/1081/faust-ii-reloaded-2/
  7. Vgl. http://www.bbc.com/news/business-32381815
  8. Vgl. Wimmer, Constanze (2010): Exchange. Die Kunst, Musik zu vermitteln. Qualität in der Musikvermittlung und Konzertpädagogik. Stiftung Mozarteum Salzburg. S. 143
  9. Vgl. http://www.taz.de/!5018822/
  10. Vgl. Boehnke, Klaus / Musiol, Anna-Lena / Dragolov, Georgi (2011): Klassik trifft Schule: Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen an der Gesamtschule Bremen-Ost. Ergebnisse einer wisschenschaftlichen Begleitstudie der Jacobsuniversität Bremen. 2011. S. 9-11
  11. Vgl. Tönnesmann, Jens: Die Zukunftsmusiker. Ein Kooperationsmodell zwischen einem Kammerorchester und einer Schule in Bremen. In: Schneider, Wolfgang / Saez, Jean-Pierre / Bordeaux, Marie-Christine / Hartmann-Fritsch, Christel: Das Recht auf kulturelle Bildung. Ein deutsch-französisches Plädoyer. Band 1. S. 256
  12. 12,0 12,1 12,2 Deutsche Kammerphilharmonie Bremen: Zukunftslabor. (PDF) S. 12, abgerufen am 21. Oktober 2016.
  13. Vgl. http://dorf-macht-oper.de/download/file/2010-08-30-laudatio-dorf-macht-oper.pdf
  14. Vgl. http://www.tagesspiegel.de/kultur/dorf-macht-oper-die-fluechtlinge-laden-zum-gastmahl/13883886.html
  15. http://www.moosach-macht-oper.de/
  16. http://www.sueddeutsche.de/muenchen/moosach-der-ton-macht-die-musik-1.2947429
  17. http://www.kultur-bildet.de/artikel/54-mozart-betulia-libehae
  18. http://kammerakademie-potsdam.de/12-2/kapdrewitz/
  19. http://www.badische-zeitung.de/theater-2/urauffuehrung-die-gute-stadt-eine-oper-ueber-freiburg--106209116.html
  20. http://www.kultur-bildet.de/artikel/thalia-kellmeyer-im-gespraech-mit-kultur-bildetde


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