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Rassenkunde des deutschen Volkes

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Die von Ewald Banse gestaltete „Rassenkarte von Europa“ basiert auf den von Hans F. K. Günther gelieferten Daten.

Rassenkunde des deutschen Volkes ist eine rassentheoretische Monografie, die Hans F. K. Günther, einer der meistgelesenen Rassenkundler im Nationalsozialismus, im völkisch orientierten J. F. Lehmanns Verlag veröffentlicht hat. Die Originalausgabe erschien 1922; bis in die 1940er Jahre folgten zahlreiche, teils überarbeitete Neuauflagen, mit einer Gesamtauflage von 124.000 Exemplaren.

Die erstmals 1924 veröffentliche Kurzfassung des Buchs (Kleine Rassenkunde des deutschen Volkes) wurde vom Verlag als „Volksgünther“ (auch „Volks-Günther“) vermarktet; die Gesamtauflage betrug 295.000 Exemplare.[1]

Die beiden Bücher zählen zu den Hauptwerken des Nordizismus, einer Rassenideologie, in der die „nordische Rasse“ als eine Rasse vorgestellt wird, die einerseits allen anderen überlegen und wie keine andere zur Führung geeignet, andererseits aber auch in ihrer Vorherrschaft und sogar ihrer Existenz bedroht sei. Günther zieht daraus den Schluss, dass eugenische Maßnahmen zur „Aufnordung“ des deutschen Volkes und zur Abwehr von „Entartung“ dringend geboten seien. Die Rezeption dieser theoretischen Position führte von 1933 an zur Praxis der nationalsozialistischen Rassenhygiene.

Inhalt[Bearbeiten]

Programmatik des Buches[Bearbeiten]

Günther lehnte sich in seiner Rassenkunde gegen die traditionelle Wissenschaft und insbesonderen die physische Anthropologie auf. Er vermischt die Unterscheidung von wissenschaftliche Fakten und moralischen Werten und wandte sich gegen eine wertfreie Wissenschaft, und den wissenschaftlichen Positivismus. Auch die Unterscheidungen zwischen Kultur und Biologie, sowie dem folgend Ethnologie und Anthropologie beachtete er nicht. Rassenkunde sollte außerhalb der Wissenschaft stehen, da Wissenschaft nicht eine wertorientierte Weltanschauung schaffen könne. Er lehnte dabei auch biologistische Begründungen für Rassenlehren ab. Das Problem, dass nach ihm kein Volk einer Rasse zuordbar ist, löste er für seine Rassenkunde, indem er einen idealistischen Ansatz verfolgte und Rassen zu platonische Ideen erklärte. Dem folgend müsse das Deutsche Volk „aufgenordet“ werden, um diesem Ideal zuzustreben.[2]

Günther schrieb dementsprechend:

„Auf die Rettung der nordischen Seele aber kommt es sicherlich zuallererst an.“

Hans F. K. Günther: Rassenkunde des deutschen Volkes, 1939, S. 473
Verbreitung der deutschen Sprache im Jahre 1910

Ungeachtet des Titels nimmt Günther in dem Buch keine Definition des Begriffes „deutsches Volk“ vor, sondern behandelt stattdessen das „Gebiet deutscher Sprache“. Außer dem Deutschen Reich und Österreich zählt er dazu die friesischen und niederfränkischen Sprachgebiete in den Niederlanden, das fränkische Sprachgebiet in Luxemburg, die Deutschschweiz und die deutschen Sprachinseln in Mittel- und Südosteuropa.[3]

Das Buch als Handbuch der Rassenlehre[Bearbeiten]

Günthers im Titel und im Einleitungskapitel bezeichnetes Ziel war eine Darstellung der rassischen Zusammensetzung des deutschen Volkes. Darüber hinaus hat er das Buch aber auch als Handbuch der Rassenlehre geschrieben.

Bis zur 11. Auflage (1927) enthielt das Buch einen Anhang Rassenkunde des jüdischen Volkes, der von der 12. Auflage (1928) an entfiel, weil Günther plante, daraus ein selbstständiges Buch zu machen. Seine Rassenkunde des jüdischen Volkes erschien 1929.

Kleine Rassenkunde des deutschen Volkes (der „Volksgünther“)[Bearbeiten]

Der „Volksgünther“ war mit 135 Druckseiten (Ausgabe von 1934) deutlich weniger umfangreich als die Rassenkunde des deutschen Volkes (Ausgabe von 1939: 510 Seiten). Ganz entfallen sind die Kapitel, in denen Günther die Geschichte und die Methoden des wissenschaftlichen Rassismus und das Verhältnis zwischen Rasse und Sprache darstellt und diskutiert. Fußnoten erscheinen nur in sehr geringer Zahl.

Relativ ausführlich behandelt Günther den Rassenbegriff und die Grundbegriffe der Rassenlehre, sofern er diese allgemeinverständlich erklären möchte. Die Abschnitte über die Charakteristika der verschiedenen „Rassen“ und ihre geografische Verteilung sind auf ein Viertel des ursprünglichen Umfanges gekürzt, die Geschichtsabschnitte auf ein Drittel und das Ausblickskapitel auf ein Fünftel.

1930 wurde die Rassenkunde des deutschen Volkes für 12 RM (mit Leinwandbindung 14 RM, mit Halblederbindung 18 RM) gehandelt, die Kleine Rassenkunde des deutschen Volkes für 3 RM (mit Leinwandbindung 4,50 RM).[4]

Rezeption[Bearbeiten]

Rezensionen[Bearbeiten]

Die zeitgenössische Vorkriegsrezensionen waren eher positiv.

In seiner 1925 erschienenen Rezension kritisierte Eugen Fischer – beiläufig – die teilweise unwissenschaftliche, ungenaue, spekulative und tendenziöse Vorgehensweise Günthers und – schwerpunktmäßig – dessen eigenmächtig gewählte Bezeichnungen für die „ostische“ und die „westische“ Rasse. Insgesamt begrüßte aber auch er das Werk, bezeichnete es als „außerordentlich anregend und befruchtend“ und urteilte: „Das Buch im ganzen ist eine gewaltige Leistung. Jeder Anthropologe wird sich damit auseinandersetzen müssen!“[5]

Der Prähistoriker Ernst Wahle publizierte 1924 eine kurze Rezension, in der er urteilte, dass die Rassenkunde des deutschen Volkes „eine empfindliche Lücke des Schrifttums“ ausfülle und „den gesamten Stoff in übersichtlicher Form“ biete.[6] Ausführlicher rezensierte, ebenfalls 1924, Julius Wolf, der kritisierte: „Damit scheinen mir die Zeugnisse, die Günther den Rassen nach der seelischen Seite ausstellt, einer strengeren Nachprüfung nicht standzuhalten“, wobei ihm namentlich Günthers Charakterisierung der „ostischen Rasse“ allzu abwertend erschien. Insgesamt hielt er die Rassenkunde des deutschen Volkes jedoch für „ein monumentales Werk und, wenn auch wohl etwas einseitig eingestellt, eine[n] der wertvollsten Beiträge zur Rassenkunde.“[7] Ein britischer Rezensent klagte im selben Jahr, dass das Buch im Ausland bedauerlicherweise kaum werde zur Kenntnis genommen werden, und zwar aufgrund seiner Dickleibigkeit und der Tatsache, dass es nur in deutscher Sprache und noch dazu in Fraktur vorliege; er lobte Günthers „interessante“ Beschreibung der seelischen Eigenschaften der verschiedenen Rassen, warnte aber davor, das nicht ausreichend mit Nachweisen versehene Werk allzu unkritisch zu lesen.[8]

1928 erschien die Rezension von A. Leopold (Northwestern University), der darin bewundert, „welch reiches Material er [Günther] mit unermüdlichem Fleiß und umfassender Belesenheit zusammengetragen hat“ und Günther trotz gewisser Kritik an der Sauberkeit seiner Methode zugutehält, „daß dies Buch in seinen wesentlichen Teilen nicht propagandistisch ist, sondern wissenschaftlich objektiv zu sein versucht“, und dass der Autor sich trotz seines Bekenntnisses zum „nordischen Gedanken“ „von Einseitigkeit frei“ halte und „die Gleichberechtigung verschiedener Rassen“ anerkenne.[9] Der jüdische englische Gelehrte und Volkskundler Moses Gaster urteilte in seiner 1929 erschienenen Rezension, dass niemand, der an diesem Thema interessiert sei, dieses Buch ignorieren könne.[10]

Der Darmstädter Rassentheoretiker Gustav Paul (* 1890) schrieb im Vorwort seines 1935 publizierten Buches Grundzüge der Rassen- und Raumgeschichte des deutschen Volkes: „Den Blick für die Bedeutung der Rasse hat mir und wohl dem größten Teil meiner Generation H. F. K. Günther geöffnet.“[11]

Kritik erfuhr Günthers Rassenkunde des deutschen Volkes in den frühen 1930er Jahren u. a. von Friedrich Keiter.[12]

Einfluss auf Hitler[Bearbeiten]

Der amerikanische Historiker Timothy W. Ryback berichtete 2008, dass Adolf Hitler bereits während seine Landsberger Festungshaft (1923/1924) ein Exemplar der Rassenkunde des deutschen Volkes besessen und intensiv studiert habe.[13] Hitler hat während dieser Haft den ersten Band seiner autobiografischen Programmschrift Mein Kampf verfasst.

Ausgaben[Bearbeiten]

Neuauflagen, die gegenüber der jeweils vorausgegangenen Auflage nicht verändert wurden, sind in den folgenden Listen eingerückt.

Rassenkunde des deutschen Volkes[Bearbeiten]

  • Rassenkunde des deutschen Volkes. Mit 8 Karten und 409 Abbildungen. J. F. Lehmann, München 1922.
    Vollansicht in der Google-Buchsuche
    Digitalisat. In: HathiTrust. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
  • 2., unveränderte Auflage 1923
    Vollansicht in der Google-Buchsuche
  • 3., umgearbeitete Auflage mit 14 Karten und 537 Abbildungen 1923
    Digitalisat. In: Internet Archive. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
  • 4. Auflage 1923.
  • 5. Auflage 1924.
    Vollansicht in der Google-Buchsuche
    Digitalisat. In: Internet Archive. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
  • 6., umgearbeitete Auflage 1924.
  • 7. Auflage 1925.
  • 9., verbesserte Auflage 1926.
  • 10. Auflage 1926.
  • 11. Auflage 1927.
    Digitalisat. In: HathiTrust. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
  • 12., wesentlich umgearbeitete Auflage mit 28 Karten und 526 Abbildungen 1928.
    Vollansicht in der Google-Buchsuche
  • 15. Auflage 1930.
  • 16. Auflage 1933. (Mit einem Vorwort des Verlegers anlässlich des erreichten 50. Tausend)
  • 51.–58 Tausend 1933.
  • 59.–66. Tausend 1933. Mit 580 Abbildungen und 29 Karten.
  • 67.–77. Tausend 1934.
  • 78.–84. Tausend 1934 oder 1935.
  • 85.–91. Tausend 1935.
  • 92.–99. Tausend 1937.
  • 100. Tausend 1938.
  • 103.–113. Tausend 1939. Mit 580 Abbildungen und 28 Karten.
    Digitalisat (Exemplar A). In: Internet Archive. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
    Digitalisat (Exemplar B). In: Internet Archive. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
  • 114.–124. Tausend 1942. Mit 580 Abbildungen und 28 Karten.

Kleine Rassenkunde des deutschen Volkes[Bearbeiten]

  • Kleine Rassenkunde des deutschen Volkes. Mit 100 Abbildungen und 13 Karten. J. F. Lehmann, München 1929.
  • 2., durchgesehene Auflage 1930 (6.–11. Tausend)
  • 19.–28. Tausend 1933.
  • 29.–43. Tausend 1933.
  • 44.–66. Tausend 1933.
  • 67.–99. Tausend 1933.
  • 100.–120. Tausend 1934
    Digitalisat (Exemplar A). In: Internet Archive. Abgerufen am 2. November 2024.
    Digitalisat (Exemplar B). In: Internet Archive. Abgerufen am 2. November 2024.
    Digitalisat (Exemplar C). In: Internet Archive. Abgerufen am 2. November 2024.
    Digitalisat. In: www.scribd.com. Abgerufen am 2. November 2024.
  • 121.–130. Tausend 1935.
  • 146.–165. Tausend 1936.
  • 166.–185. Tausend 1937.
  • 186.–205. Tausend 1938.
  • 206.–225. Tausend 1939.
  • 226.–235. Tausend 1940.
  • 236.–245. Tausend 1941.
  • 246.–261. Tausend 1942.
  • 262.–272. Tausend 1943.
  • 273.–295. Tausend 1943.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Uwe Hossfeld: Hans F. K. Günther. In: Michael Fahlbusch, Ingo Haar, Alexander Pinwinkler (Hrsg.): Handbuch der völkischen Wissenschaften. 2. Auflage. DeGruyter, Berlin, Boston 2017, ISBN 978-3-11-043891-8, S. 248–253, hier S. 249. Onlineausgabe. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
  2. Amit Varshizky: Non-Mechanistic Explainatory Styles in Interwar German Theory, S. 26—32 (Researchgate.net)
  3. Hans F. K. Günther: Rassenkunde des deutschen Volkes. J. F. Lehmanns, München 1939, S. 265 (103.–113. Tausend).
  4. Hans F. K. Günther: Rassenkunde des jüdischen Volkes. 2. Auflage. J. F. Lehmann, München 1930 (Werbeanzeige des Verlags im Anhang des Buches).
  5. Eugen Fischer: Günther, Hans, Rassenkunde des deutschen Volkes. In: Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie. Band 25, Nr. 1, 1925, S. 160–163.
  6. Ernst Wahle: Günther, Hans, Rassenkunde des deutschen Volkes. In: Geographische Zeitschrift. Band 30, Nr. 1, 1924, S. 63, JSTOR:27811326.
  7. Julius Wolf: Gütnher, Dr. Hans F. K., Rassenkunde des deutschen Volkes. In: Weltwirtschaftliches Archiv. Band 20, 1924, S. 673–676, JSTOR:40415886.
  8. C. G. S.: Rassenkunde des deutschen Volkes. In: Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland (Hrsg.): Man. Band 24, Juni 1924, S. 93, JSTOR:2787985.
  9. A. Leopold: Hans F. K. Günther: Rassenkunde des deutschen Volkes. In: Monatshefte für Deutschen Unterricht. Band 20, Nr. 6, Oktober 1928, S. 193–194.
  10. Moses Gaster: Rassenkunde des deutschen Volkes/Rassenkunde des jüdischen Volkes. In: Folklore. Band 40, Nr. 2, 30. Juni 1929, S. 202–205, JSTOR:1255846.
  11. Gustav Paul: Grundzüge der Rassen- und Raumgeschichte des deutschen Volkes. Lehmann, München 1935. Zitiert nach: Ruben Philipp Wickenhäuser: Rassenforschung, Rassenkunde, Rassenideologie. Books on Demand, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7347-5004-5, S. 112 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Doktorarbeit Uni Mainz).
  12. Ute Felbor: Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg 1937–1945. Königshausen & Neumann, Würzburg 1995, ISBN 3-88479-932-0, S. 115 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Timothy W. Ryback: Hitler's private library: the books that shaped his life. Knopf, New York 2008, ISBN 978-1-4000-4204-3.


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