You can edit almost every page by Creating an account. Otherwise, see the FAQ.

Realismus und Naturalismus in Frankreich

Aus EverybodyWiki Bios & Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche

Honoré de Balzac

Die Romantik begann und endete in Frankreich später als in Deutschland und England (von wo sie ihren Ausgang Ende des 18. Jh. genommen hatte): Sie dauerte von ca. 1820 (im Theater brachte gar erst Victor Hugos Hernani 1830 den Sieg) bis 1848 (dessen gescheiterte Revolution die fortschrittlichen Romantiker enttäuschte). Die Romane der 1830er und 1840er Jahre von Stendhal (1783–1843) und Honoré de Balzac (1799–1850) boten zwar realistische Schauplätze, Handlungen und Charakterisierungen, standen aber noch unter der romantischen Perspektive einsamer Helden, großer Handlungen und tieferer Symbolik.

Der eigentliche Durchbruch zum Realismus gelang Gustave Flaubert (1821–1880) mit seinem Roman Madame Bovary (1857), der Alltagsgeschichte der Desillusionierung einer an romantischen Idealen orientierten Ehefrau in der Provinz, die im Ehebruch und Selbstmord endet.

Flaubert schrieb in einem Brief 1852: „In mir stecken buchstäblich zwei Menschen: der eine liebt Großmäuligkeit, Lyrisches, die großen Adlerflüge wohlklingender Sätze; der andere wühlt und gräbt nach dem Wahren, so gut er kann, will das kleine Faktum ebenso gewaltig wie das große zeigen, möchte den Lesenden die wiedergegebenen Dinge beinahe materiell spüren lassen“.

Die Prinzipien von Flauberts Realismus sind: umfassende dokumentarische Vorarbeiten, Zurücktreten des Autors (sog. impassibilité) hinter die Fakten und Geschehnisse (die aber so ausgewählt, angeordnet und behandelt sind, dass gleichwohl des Autors meist pessimistische Sicht erkennbar bleibt), strenger Kult der Sprachform (Gegengewicht zur langweiligen Mittelmäßigkeit des Alltagslebens).

Émile Zola

Ab 1860 entstand als Steigerung des Realismus der Naturalismus, dessen wichtigster Vertreter Émile Zola (1840–1902) wurde, der neben seinen Rougon-Macquart-Romanen (1871–1893), einer zwanzigbändigen Natur- und Sozialgeschichte einer Familie unter dem Zweiten Kaiserreich (d. h. Frankreich unter Louis Napoleon 1852–1870) auch Literaturtheoretisches schrieb.

„Unser Held ist nicht der reine Geist, der abstrakte Mensch des 18. Jahrhunderts, sondern er ist das physiologische Objekt unserer jetzigen Wissenschaft, ein Wesen, das aus Organen zusammengesetzt ist und das von einem Milieu zeugt, von dem es jeden Moment durchdrungen wird. (…) Alle seine Sinne wirken auf seine Seele ein; in jeder ihrer Bewegungen wird diese vorangetrieben oder zurückgehalten durch das Sehen, das Riechen, Hören, den Geschmack, den Tastsinn. Die Vorstellung einer unabhängigen Seele, die ganz im Leeren funktioniert, ist falsch - das ist die psychologische Mechanik, und nicht mehr das Leben. (1881) Der Naturalismus in der Literatur ist (…) die Rückkehr zur Natur des Menschen, die direkte Beobachtung, die genaue Anatomie, die Feststellung und Wiedergabe dessen, was ist.“ (1882).

Guy de Maupassant

Freund und Schüler Zolas war Guy de Maupassant (1850–1893), der vor allem Novellen schrieb. Er beschränkte sich auf das selektive Konzept einer ausgewählten und (dadurch) expressiven Wahrheit: „Der Realist, wenn er ein (guter) Handwerker ist, versucht nicht, uns die banale Photographie des Lebens zu geben, sondern uns eine Vision zu liefern, die vollständiger, ergreifender, beweiskräftiger als die Wirklichkeit selbst ist.“

Hippolyte Taine

Die theoretische Begründung dieses Naturalismus lieferte der Literaturhistoriker Hippolyte Taine (1823–1893, nach und mit Auguste Comte Vertreter des sog. Positivismus, der nur erfahrungsmässig-wissenschaftliche Tatsachen, nichts Übersinnliches oder Spekulatives anerkennt). Er erklärte das literarische Schaffen aus den es bestimmenden (daher der Name Determinismus) Faktoren Rasse (Volk; angeborene psychische Veranlagung), Milieu (geographisch-soziale Umgebung) und Zeit (historische Situation, Augenblick der Niederschrift).

„Alle Gefühle, alle Ideen, alle Seelenzustände sind Wirkungen, die ihre Ursachen und Gesetze haben, und die ganze Zukunft der Geschichte besteht in der Suche nach diesen Ursachen und Gesetzen. Die Vereinigung der historischen und psychologischen Forschungen mit physiologischen und chemischen ist mein Ziel und meine Leitidee. Der Mensch bringt Philosophie und Dichtung hervor wie die Seidenwürmer ihre Gespinste oder die Bienen ihre Waben.“

Ab etwa 1880 verblassten angesichts Wirtschaftskrise und Selbstzufriedenheit Positivismus, Optimismus, Fortschrittsglaube und Wissenschaftsbegeisterung, ja wurden von Pessimismus und Skeptizismus abgelöst; parallel dazu wurde der Naturalismus vom Symbolismus verdrängt.

Literatur[Bearbeiten]

  • Colette Becker, Lectura de realismo y naturalismo , Dunod ( ISBN 2-10-000174-4 )

Siehe auch[Bearbeiten]


Diese artikel "Realismus und Naturalismus in Frankreich" ist von Wikipedia The list of its authors can be seen in its historical and/or the page Edithistory:Realismus und Naturalismus in Frankreich.



Read or create/edit this page in another language[Bearbeiten]