You can edit almost every page by Creating an account. Otherwise, see the FAQ.

Seinsmächtigkeit

Aus EverybodyWiki Bios & Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche


Der Begriff Seinsmächtigkeit wird vom deutsch-amerikanischen Theologen Paul Tillich zum ersten Mal in seiner Systematik I (1956[1]) eingeführt. Er beschreibt, wie der Mensch, der bedrängt ist von dem Nicht-Sein, die Seinsmacht – ein ontischer Begriff – nutzt, dem Nichts zu widerstehen. Der Mensch widersteht dem Nicht-Sein, indem er die ständige Bedrohungen durch das Nicht-Sein annimmt und sich diesem Spannungsverhältnis ausgesetzt.

Der Zweifelnde nimmt das Nichtsein an, wenn er das Nichtsein auch nicht aufnimmt. Zum Nichtsein schreibt Tillich:

„Die ursprüngliche Bedeutung von ‚existieren - im Lateinischen existere - ist ‚herausstehen‘. Man fragt sofort: woraus herausstehen? Die generelle Antwort auf die Frage, woraus wir herausstehen, lautet: Wir stehen aus dem Nichtsein heraus. ‚Die Dinge exisiieren‘, das bedeutet: Die Dinge haben Sein, sie stehen heraus aus dem Nichts. Nun haben wir von den griechischen Philosophen gelernt (und sie haben es von der Klarheit und Differenziertheit der griechischen Sprache gelernt), daß Nichtsein in zweierlei Weise verstanden werden kann: als ouk on, d.h. absolutes Nichtsein, und als me on, d.h. relatives Nichtsein. Existieren - herausstehen - hat einen Bezug zu beiden Bedeutungen.“[2]

Dem Nicht-Sein widersteht der Mensch, wenn er den Mut aufbringe, einfach zu sein. Der Mensch ist daraufhin geschaffen, ganz Mensch zu sein. Dieser Mut zum Sein ist ständig bedroht durch die Angst vor der Verdammnis/Schuld. Im Weiteren findet sich der Mensch im Zweifel, der Sinnlosigkeit und Leere. Diese Angst trifft den Menschen vor allem in der Moderne. In der Antike wird von der Angst des Menschen vor dem Tod berichtet. Es ist die Angst vor der Creatio ex nihilo, der Schaffung aus dem Nichts, dem Verwerfen in die gähnende Leere. In dem der Mensch sich ins brüchige Leben hineinstellt (Seinsmächtigkeit) kann er die Angst zur Furcht konkretisieren. Danach lässt sich die Furcht vom Menschen ins nichts verwefen.

Die Seinsmacht des Menschen erfreut sich gerade in Tillichs Buch „Mut zum Sein“ einer große Beliebtheit. Tillich beschreibt sie anhand eines Stichs von Albrecht Dürer, Ritter, Tod und Teufel, aus dem Jahr 1513. Die Seinsmacht weist eine inhaltliche Nähe zur sogenannten „Sturmlegende“ aus Martin Luthers Leben auf.

Es ist der einsame Ritter, der durch die Hohl reitet, trotz der drohenden Gefahr von Tod und Teufel. Der Reiter findet sich im Mut wieder, sich selbst zu sein. Dies führte in der weiteren Systematik /Theologie Tillichs zum absoluten Glauben. Dieses „Trotz allem“ bringt in der Theologie Tillichs die Zweideutigkeit des Lebens zum Ausdruck.[3] Einmal können wir Menschen Neues erkennen und annehmen, sowie das neu Erkannte daraufhin verwerfen. Andererseits ist durch den existentiellen Bruch in unserer Essenz, die Vorstellungen von den reinen Essentialia getrübt (fragmentell).

In diesem absoluten Glauben wird das Leidenschaftslose am Leben des Menschen überführt in die hingebungsvolle Liebe (Agape) des Sein-Selbst.[4] Die Seinsmacht verhilft dem Menschen an der Eigenmacht (partielle Selbsttranszendenz)[5] des Lebens teilzuhaben und sein Potential partiell zu aktualisieren.

Literatur[Bearbeiten]

  • Tom Kleffmann: Nietzsches Begriff des Lebens und die evangelische Theologie. Eine Interpretation Nietzsches und Untersuchung zu seiner Rezeption bei Schweizer, Tillich und Barth. Tübingen: Mohr Siebeck, 2003. (Beiträge zur historischen Theologie. 120.) Kapitel: Leben und Machtwille. ISBN 3-16-147798-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Paul Tillich: Systematische Theologie I-II. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2017, ISBN 978-3-11-046124-4 (google.ch [abgerufen am 7. Mai 2020]).
  2. Paul Tillich: Systematische Theologie I-II. de Gruyter, Hamburg, New York 2017, ISBN 978-3-11-046124-4 (google.ch [abgerufen am 7. Mai 2020]).
  3. Paul Tillich: Systematik. Hrsg.: Paul Tillich. 8. Auflage. Band I. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1958, ISBN 3-7715-0003-6, S. 99.
  4. Paul Tillich: Systematik 1. 8. Auflage. Band 1. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1984, ISBN 3-7715-0003-6, S. 31.
  5. Paul Tillich: Systematik III. 2. Auflage. Band 3. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1978, ISBN 3-7715-0188-1, S. 107.


Diese artikel "Seinsmächtigkeit" ist von Wikipedia The list of its authors can be seen in its historical and/or the page Edithistory:Seinsmächtigkeit.



Read or create/edit this page in another language[Bearbeiten]