Sonderforschungsbereich "Treatment Expectation" (SFB/TRR 289)
Im Juli 2020 richtete die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den neuen überregionalen Sonderforschungsbereich/Transregio (SFB/TRR) 289 „Treatment Expectation“ (Behandlungserwartung) ein. Das interdisziplinäre Team aus Forschern untersucht den Einfluss der Erwartung auf die Wirksamkeit medizinischer Behandlungen[1][2]. Die DFG fördert das transregionale Verbundprojekt zwischen mehreren Forschergruppen der Universität Duisburg-Essen, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und der Philipps-Universität Marburg zunächst für vier Jahre (6/2020 – 6/2024) mit rund 12 Millionen Euro. Sprecherin des SFB/TRR 289 ist Ulrike Bingel von der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen.
Zielsetzung[Bearbeiten]
In 16 eng verknüpften Projekten[3] untersuchen Grundlagenforscher und Kliniker die neurobiologischen und psychologischen Mechanismen hinter den Effekten der Behandlungserwartung. Sonderforschungsbereiche bieten die Möglichkeit, Antworten auf komplexe Fragestellungen zu geben. Sie sind langfristig angelegt, interdisziplinär und gehen ein Thema detailliert und innovativ aus verschiedenen Forschungsblickwinkeln mit unterschiedlichsten Methoden an[4].
Die Wissenschaftler des SFB/TRR 289 konzentrieren sich in der ersten Förderphase auf zwei Volkskrankheiten: chronische Schmerzen und Depression. Später sollen auch Autoimmun- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht werden. Im ersten Schritt müssen in experimentellen Modellen die psychologischen und neurobiologischen Mechanismen positiver und negativer Behandlungserwartungen und ihre Effekte auf die Wirksamkeit von Medikamenten entschlüsselt werden. Der zweite Schritt: Wie erklären sich die individuellen Unterschiede bei Patienten? Und drittens: Welche Möglichkeiten ergeben sich in der klinischen Anwendung von Erwartungseffekten in bestimmten Patientengruppen? Das übergeordnete Forschungsziel: Neue Erkenntnisse über die Macht der Erwartung sollen zu einer systematischen Anwendung von Erwartungseffekten im Rahmen einer personalisierten Therapie führen.
Öffentlichkeitsarbeit[Bearbeiten]
Der SFB/TRR 289 hat es sich besonders zum Ziel gesetzt, seine Ergebnisse an die Öffentlichkeit zu tragen und ist daher stark in den Medien vertreten. So berichteten in den letzten Jahren einige digitale und Printmedien über unsere Forschung:
- Podcast Gram's Sprechstunde (2022)
- NDR (2021)
- MEDWATCH (2021)
- WELT (2021)
- Zeit Online (2021)
- Berliner Zeitung (2020)
Aktuellste Medienberichte finden sich auch auf unserer Website.
Schlüsselliteratur[Bearbeiten]
Der SFB/TRR 289 basiert auf früherer Forschung und hat bereits mehrere herausragende Publikationen in einschlägigen, wissenschaftlichen Fachzeitschriften hervorgebracht. Einige Schlüsselpublikationen werden im Folgenden genannt:
- Benedetti (2014). Placebo effects: from the neurobiological paradigm to translational implications.[5]
- Crum & Zuckerman (2017). Changing mindsets to enhance treatment effectiveness.[6]
- Colloca & Miller (2011). Harnessing the placebo effect: the need for translational research.[7]
- Enck et al. (2013). The placebo response in medicine: minimize, maximize or personalize?[8]
- Kaptchuk & Miller (2015). Placebo Effects in Medicine.[9]
- Schedlowski et al. (2015). Neuro‐bio‐behavioral mechanisms of placebo and nocebo responses: Implications for clinical trials and clinical practice.[10]
Weblinks[Bearbeiten]
- SFB-Erklärfilm “Wie beeinflussen Erwartungen meine Gesundheit?”
- Website des Sonderforschungsbereichs SFB/TRR 289
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ SFB Treatment Expectation. Abgerufen am 12. Juli 2022 (deutsch).
- ↑ Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Abgerufen am 12. Juli 2022.
- ↑ Forschungsprojekte. Abgerufen am 12. Juli 2022 (deutsch).
- ↑ Sonderforschungsbereiche. Abgerufen am 12. Juli 2022.
- ↑ Fabrizio Benedetti: Placebo Effects: From the Neurobiological Paradigm to Translational Implications. In: Neuron. Band 84, Nr. 3, November 2014, S. 623–637, doi:10.1016/j.neuron.2014.10.023 (elsevier.com [abgerufen am 28. Juli 2022]).
- ↑ Alia Crum, Barry Zuckerman: Changing Mindsets to Enhance Treatment Effectiveness. In: JAMA. Band 317, Nr. 20, 23. Mai 2017, ISSN 0098-7484, S. 2063, doi:10.1001/jama.2017.4545, PMID 28418538.
- ↑ Luana Colloca, Franklin G. Miller: Harnessing the placebo effect: the need for translational research. In: Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences. Band 366, Nr. 1572, 27. Juni 2011, S. 1922–1930, doi:10.1098/rstb.2010.0399, PMID 21576150.
- ↑ Paul Enck, Ulrike Bingel, Manfred Schedlowski, Winfried Rief: The placebo response in medicine: minimize, maximize or personalize? In: Nature Reviews Drug Discovery. Band 12, Nr. 3, März 2013, ISSN 1474-1784, S. 191–204, doi:10.1038/nrd3923.
- ↑ Ted J. Kaptchuk, Franklin G. Miller: Placebo Effects in Medicine. In: The New England Journal of Medicine. Band 373, Nr. 1, 2. Juli 2015, ISSN 1533-4406, S. 8–9, doi:10.1056/NEJMp1504023, PMID 26132938.
- ↑ Manfred Schedlowski, Paul Enck, Winfried Rief, Ulrike Bingel: Neuro-Bio-Behavioral Mechanisms of Placebo and Nocebo Responses: Implications for Clinical Trials and Clinical Practice. In: Pharmacological Reviews. Band 67, Nr. 3, 1. Juli 2015, ISSN 0031-6997, S. 697–730, doi:10.1124/pr.114.009423, PMID 26126649 (aspetjournals.org [abgerufen am 28. Juli 2022]).
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