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Sozialpsychologie der Gerechtigkeit

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In der Sozialpsychologie bezeichnet Gerechtigkeit die Fairness in Bezug auf die Verteilung von Ressourcen (z. B. Gütern) zwischen Individuen oder Gruppen sowie die Verfahren zu ihrer Herstellung (Gerechtigkeitsregel).

Gerechtigkeitsforschung[Bearbeiten]

Fragestellungen in der Forschung zu Gerechtigkeit[Bearbeiten]

In der Forschung zur Gerechtigkeit lassen sich sechs Fragestellungen unterscheiden[1]:

  • Was halten Menschen für gerecht oder ungerecht?
  • Wie divergent oder konvergent sind ihre Überzeugungen über Gerechtigkeit?
  • Welche Dispositionen und welche Kontextfaktoren haben einen Einfluss auf Wahrnehmung und Bewertung von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit?
  • Welche motivationalen Auswirkungen haben selbst erfahrene oder beobachtete Ungerechtigkeit?
  • Wie gehen Menschen mit Ungerechtigkeit um, die sie selbst erfahren oder beobachten?
  • Wie werden Gerechtigkeitsüberzeugungen gebildet und wie können sie verändert werden?

Motivationstheoretische Positionen[Bearbeiten]

Als Auslösefaktor der individuellen Beschäftigung mit Gerechtigkeit wird ein Motiv postuliert, nachdem Menschen bestrebt sind, Fairness herzustellen. Dazu wurden drei motivationstheoretische Positionen formuliert:

  • Ausgewogenheits-Theorie (Equity Theorie)[2][3]: Es wird angenommen, dass die Qualität einer sozialen Beziehung davon abhängt, als wie ausgewogen sie wahrgenommen wird. Eine soziale Beziehung wird nach der Theorie im Auge des Betrachters als fair wahrgenommen wenn die Ergebnisse den Beiträgen entsprechen, indem das Verhältnis von Ergebnissen und Beiträgen für alle Teilnehmer gleich ist.
  • Eindrucksmanagement[4]: Greenberg (1990)[5] berichtet die Ergebnisse einer Untersuchung an Managern, die im Sinne des Motivs nach Eindrucksmanagement eher dazu neigten, anderen gegenüber als fair zu erscheinen, um deren Attributionen zu beeinflussen, als anderen gegenüber fair zu handeln.
  • Gerechte-Welt-Glaube[6][7]: Menschen erwarten, dass sie in ihrem Leben erreichen, was sie verdienen.

Beurteilung von Gerechtigkeit[Bearbeiten]

Kriterien zur Beurteilung von Gerechtigkeit[Bearbeiten]

Zur Beurteilung von Gerechtigkeit werden verschiedene Kriterien verwendet[8][9]:

Letztere wird noch weiter differenziert, indem zwischen informationaler und interpersonaler Gerechtigkeit unterschieden wird[10](vgl. auch Kriterien der Gerechtigkeit).

Subjektive Einschätzung von Gerechtigkeit[Bearbeiten]

Die Einschätzung der Gerechtigkeit beruht auf einem normativen Standard (Norm) oder auf dem Wettbewerb zwischen mehreren Normen[11]. Die Ursachen und Folgen subjektiver Ungerechtigkeitserfahrungen werden - je nach motivationstheoretischer Position - kontrovers diskutiert[12][13][14].

Gerechtigkeit wird subjektiv eingeschätzt, daher wird ihre Beurteilung durch die Persönlichkeit beeinflusst. In diesem Zusammenhang sind verschiedene Persönlichkeitsdimensionen zu nennen, die für die Einschätzung von Gerechtigkeit bedeutsam sind. An dieser Stelle kann nur auf zwei Ansätze verwiesen werden: Individuelle Unterschiede in der Sensitivität für Ausgeglichenheit (equity sensitivity)[15] und individuelle Unterschiede in der Wahrnehmung von Gerechtigkeit[16]. Es wird angenommen, dass hohe Gerechtigkeitssensitivität durch eine niedrige Schwelle für die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit gekennzeichnet ist.

Anwendungsfelder[Bearbeiten]

In welchen Bereichen werden die Kriterien der Gerechtigkeit angewandt? Generell lassen sich drei solcher Bereiche nennen[17]:

  • Verteilung von Gütern, Rechten, Pflichten, Macht, Information oder Bildung
  • Austauschbeziehungen zwischen Personen, sozialen Systemen und juristischen Personen (Austauschtheorie)
  • Vergeltung und Wiedergutmachung von Handlungen, Leistungen und Fehlleistungen (Konflikt).

Wichtige Anwendungsfelder für Gerechtigkeit sind Ärger und Aggression[18], Individuen in Organisationen (Kals & Jiranek, 2012), Psychologie der Systemrechtfertigung[19] und Herstellung der Fairness in Gerichtsverfahren[20](vgl. auch Gerechtigkeit und Recht).

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Montada, L. (2012). The Normative Impact of Empirical Justice Research. In E. Kals & J. Maes (Eds.), Justice and Conflicts: Theoretical and Empirical Contributions. Springer.
  2. Bierhoff, H.W. & Rohmann, E. (2012). Justice in Performance Situations: Compromise Between Equity and Equality. In E. Kals & J. Maes (Eds.), Justice and Conflicts: Theoretical and Empirical Contributions. Springer.
  3. Greenberg, J. (1990). Employee theft as a reaction to underpayment inequity: The hidden cost of pay cuts. Journal of Applied Psychology, 75, 561-568.
  4. Reis, H.T. (1986). Levels of interest in the study of interpersonal justice. In H.W. Bierhoff, R. Cohen & J. Greenberg (Eds.) Justice in social relations. New York: Plenum.
  5. Greenberg, J. (1990). Looking fair vs. being fair: Managing impressions of organizational justice. In B.M. Staw & L.L. Cummings (Eds.), Research in organizational behavior (Vol. 12). Greenwich, CT: JAI Press.
  6. Dalbert, C. (2012). On the Differentiation of an Implicit and a Self-Attributed Justice Motive. In E. Kals & J. Maes (Eds.), Justice and Conflicts: Theoretical and Empirical Contributions. Springer.
  7. Maes, J., Tarnai, C. & Schuster, J. (2012). About Is and Ought in Research on Belief in a Just World: The Janus-Faced Just-World Motivation. In E. Kals & J. Maes (Eds.), Justice and Conflicts: Theoretical and Empirical Contributions. Springer.
  8. Bies, R.J. & Moag, J.S. (1986). Interactional justice. In B.M.Staw & L.L. Cummings (Eds.), Research in organizational behavior (Vol. 9, pp. 289-319). Greenwich: CT: JAI Press.
  9. Schmitt, M. & Montada, L. (1982). Determinanten erlebter Gerechtigkeit. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 13, 32-44.
  10. Greenberg, J. (1993). The social side of fairness: Interpersonal and informational classes of organizational justice. In R. Cropanzano (Ed.) Justice in the workplace. Hillsdale, NJ: Erlbaum.
  11. Kals, E. & Jiranek, P. (2012). Organizational Justice. In E. Kals & J. Maes (Eds.), Justice and Conflicts: Theoretical and Empirical Contributions. Springer.
  12. Brockner, J. & Wiesenfeld, B.M. (1996). An integrative framework for explaining reactions to decisions: Interactive effects of outcomes and procedures. Psychological Bulletin, 120, 189-208.
  13. Dalbert, C. (1996). Über den Umgang mit Ungerechtigkeit. Eine psychologische Analyse. Bern: Huber.
  14. Mikula, G., Petri, B. & Tanzer, N. (1990). What people regard as unjust: Types and structures of everyday experiences of injustice. European Journal of Social Psychology, 22, 133-149.
  15. Huseman, R.C., Hatfield, J.D. & Miles, E.W. (1987). A new perspective on equity theorie: The equity sensitivity construct. The Academy of Management Review, 12(2), 222-234.
  16. Thomas, N., Baumert, A. & Schmitt, M. (2012). Justice Sensitivity as a Risk and Protective Factor in Social Conflicts. In E. Kals & J. Maes (Eds.), Justice and Conflicts: Theoretical and Empirical Contributions. Springer.
  17. Montada, L. & Kals, E. (2001). Mediation. Lehrbuch für Psychologen und Juristen. Weinheim: Psychologie Verlags Union.
  18. Bierhoff, H.W. (1998). Ärger, Aggression und Gerechtigkeit: Moralische Empörung und antisoziales Verhalten. In H.W. Bierhoff und U. Wagner (Eds.) Aggression und Gewalt. Phänomene, Ursachen und Interventionen. Kohlhammer.
  19. Jost, J.T., Liviatan, I., van der Toorn, J., Ledgerwood, A., Mandisodza, A. & Nosek, B.A. (2012). System Justification: A Motivational Process with Implications for Social Conflict. In E. Kals & J. Maes (Eds.), Justice and Conflicts: Theoretical and Empirical Contributions. Springer.
  20. Thibaut, J. & Walker, L. (1975). Procedural justice: A psychological analysis. Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum Associates.

Siehe auch[Bearbeiten]

Gerechtigkeitsforschung


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