Aggressionstheorie
Die Aggressionstheorie bietet Erklärungsansätze für die Ursachen von Aggression insbesondere beim Menschen. Die Ursachen spielen eine wichtige Rolle zur Beantwortung der Frage, warum der moderne Mensch immer noch Kriege führt.
Geschichte[Bearbeiten]
Der Begriff geht auf Alfred Adler zurück, der ihn 1908 in seinem Aufsatz „Der Aggressionstrieb im Leben und in der Neurose“ verwendete.[1] Bald erkannte er jedoch, dass es sich nicht um einen Trieb handelte, sondern um eine teils bewusste, teils unverstandene Stellungnahme den Aufgaben des Lebens gegenüber. Er ordnete den Aggressionstrieb dem allgemeinen Streben nach Überwindung unter und machte ihn zu einer pathologischen Form dieses Strebens.
Sigmund Freud lehnte Adlers Aggressionstrieb ab und formulierte seine These zum Aggressionstrieb, als angeborenen Impuls und als Todestrieb, 1929 in seinem Buch Das Unbehagen in der Kultur unter dem Eindruck der Schrecken des Ersten Weltkrieges. 1932 gab er jedoch in seiner Antwort auf Einsteins Warum Krieg? als Hauptgrund für Kriege, die egoistischen und eigennützigen Interessen der Machthaber an.
Konrad Lorenz radikalisierte Freuds Thesen und ging so weit, die persönliche Bindung zwischen zwei Menschen als die Folge einer gegen Dritte gerichteten Aggression zu erklären. Die Aggressionstheorien von Freud und Lorenz gelten mittlerweile in der Fachwelt für überholt. Princeton Anthropologe Ashley Montagu findet die Theorie von Lorenz falsch und unerträglich. Diese Theorie vom angeborenen Aggressionstrieb würde uns weismachen, man könne nichts gegen ihn ausrichten und man müsse sich mit dem Unerträglichen bfinden.[2]
Dollard stellte 1939 in seiner Frustrations-Aggressions-Theorie von 1939 in Anlehnung an Freud die Hypothese auf, dass Aggression immer ein Resultat von Frustration sei. Die spätere Weiterentwicklung dieser These besagt, dass die Ursache aggressiven Verhaltens nicht länger in internalen Faktoren (Aggressionstrieb) zu sehen sei, sondern sie bestehe in hinreichend starken beziehungsweise wiederholten Frustrationen als externalen Erfahrungen. Dies in Anlehnung an die soziale Lerntheorie von Albert Bandura, die davon ausgeht, dass Aggression, wie alle anderen komplexen Verhaltensweisen, erlernt wird.
Der Bindungsforscher John Bolwby, erkannte die zwischenmenschliche Bindung als ein primäres Bedürfnis des Menschen. Bereits Charles Darwin wies darauf hin, dass die «sozialen Instinkte» die stärkste Motivation des Menschen seien. Die moderne Neurobiologie gibt Bolwby und Darwin recht, dass es keinen Aggressionstrieb gibt.[3]