You can edit almost every page by Creating an account. Otherwise, see the FAQ.

Sexualitätsdilemma

Aus EverybodyWiki Bios & Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche



Dieser Artikel wurde auf der Qualitätssicherungsseite des Wikiprojekts Psychologie eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Psychologie zu verbessern. Dabei werden Artikel verbessert oder auch zur Löschung vorgeschlagen, wenn sie nicht den Kriterien der Wikipedia entsprechen. Hilf mit bei der Verbesserung und beteilige dich an der Diskussion im Projekt Psychologie.

Der Artikel bedarf einer Überarbeitung. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung.

Sexualitäts- bzw. Männlichkeitsdilemma beschreibt das grundlegende Dilemma menschlicher Sexualität als Konflikt zwischen Autonomie und Abhängigkeit auf Basis der Triebtheorie (Psychoanalyse). Die Begriffe wurden von dem deutschen Sozialpsychologen Rolf Pohl geprägt.

In männlich hegemonialen Kulturen ist das Sexualitätsdilemma ein Männlichkeitsdilemma, da Männer als das autonome Geschlecht gelten und ihre eigenen Abhängigkeiten von Frauen verdrängen müssen. Dies führt zu misogynen, also frauenabwertenden Einstellungsmustern, die durch die Verdrängung jedoch weitgehend unbewusst bleiben. Das Konzept des Männlichkeitsdilemmas bietet damit erstmals eine psychologische Erklärung für Misogynie, Sexismus und Antifeminismus.

Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt als grundlegendes Sexualitätsdilemma[Bearbeiten]

Der Begriff Sexualitätsdilemma geht zurück auf den Sozialpsychologen Rolf Pohl, der den Begriff in seinem Buch Feindbild Frau geprägt hat. Er definiert dieses Dilemma als „die Unmöglichkeit der Spannung zwischen Autonomie und Abhängigkeit zu entkommen“.[1]

Ausgangspunkt ist die Unterscheidung zwischen Bedürfnissen wie dem Hunger und den Eigenheiten der menschlichen Sexualität. Das sexuelle Begehren ist immer an ein Objekt gebunden, zugleich zielt es aber auf die Absolutheit der Objektfreiheit. Das Objekt ist Quelle der Befriedigung und verhindert ebendiese, d. h.: Damit Anerkennung erreicht wird, muss sich eine Person auf ihr Gegenüber einlassen und es als autonomes Wesen akzeptieren. Das Anerkennen des Anderen würde jedoch dazu führen, dass der eigene Absolutheitsanspruch aufgegeben werden muss, was zu einem Paradoxon führt. Die Autonomie geht in dem Moment verloren, in dem die zweite Person sie aktiv anerkennt.

Das Kollidieren zwischen absoluter Selbstständigkeit und dem Wunsch nach Anerkennung wurde bereits von Hegel als ein unlösbarer und ambivalenter Konflikt beschrieben und auch von der feministischen Psychoanalytikerin Jessica Benjamin, auf die Pohl sich bezieht, aufgenommen.[Beleg benötigt]

Männlichkeitsdilemma: Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt in männlich dominierten Gesellschaften[Bearbeiten]

Nach Pohl wird das Sexualitätsdilemma in männlich dominierten Gesellschaften (männliche Hegemonie) binär-geschlechtlich aufgetrennt, mit Herrschaft verknüpft und findet so scheinbar ein Ende. Tatsächlich wird es dabei aber zum Männlichkeitsdilemma und führt zu unauflösbaren Widersprüchen in der männlichen Subjektkonstitution.

Pohl bezieht sich bei seinem Konzept des Männlichkeitsdilemmas kritisch auf David D. Gilmore, einen amerikanischen Ethnologen, der sich in seiner Studie „Mythos Mann“ mit kulturübergreifenden Männlichkeitsbildern auseinandersetzt, die er auf ein „gemeinsames Grundmuster“[2] zurückführt: Das männliche Geschlecht, das sich in dem Sexualitäts- und Anerkennungsdilemma als das autonome setzt, müsse erkämpft und künstlich aufrechterhalten werden. Aufgrund des Kampfes um die Männlichkeit ist diese grundsätzlich instabil, da dauernd in Frage gestellt wird, ob man ein „echter“ bzw. „wahrer“ Mann sei.[3]

Nach Pohl kann erst durch die „Geburt“ des Jungen in die Welt des Mannes eine unabhängige, autonome Identität entwickelt werden. Die spätere heterosexuelle Hinwendung als Mann zur Frau bleibe zwiespältig und äußere sich sowohl in der „Verachtung“ als auch in der Lust an Frauen.[4] Um diesem ständigen Zweifel entgegenzuwirken, ist die hegemoniale männlich-heterosexuelle Struktur des Begehrens durch eine Tendenz zur „Ausschaltung“ oder „Entwertung“ von Frauen und Weiblichkeit gefärbt. Die dilemmatischen Züge werden so verleugnet und die (männliche) Autonomie verknüpft sich mit Herrschaft. Zugleich aber bleibt stets die Abhängigkeit von den weiblichen Objekten bestehen. Auch der „Wunsch nach der Rückkehr zur nährenden Mutter der infantilen Frühzeit“[5] bedrohe die männlich-autonome Identität.

Die gesellschaftliche Erzeugungsgrundlage des Männlichkeitsdilemmas ist die Vorstellung männlicher Überlegenheit und weiblicher Unterlegenheit, die in der Soziologie beschrieben wird. Zunächst wurde diese Asymmetrie beginnend mit Max Weber als Patriarchat beschrieben und heute vorwiegend als hegemoniale Männlichkeit (Raewyn Connell). Durch diese gesellschaftliche Rahmenbedingung stehen Männer unter dem „mehr oder weniger starken Druck, sich nicht nur als ein anderes, sondern als das wichtigere und überlegene Geschlecht zu setzen und 'im Notfall' zu beweisen“. D.h. Männer unterliegen dem Zwang, überlegene Männlichkeit herzustellen und aufrechtzuerhalten, d. h. in die Seele und Körper der Männer einzuschreiben. Dies führt zu dem permanenten „Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt“, den Pohl als „Männlichkeitsdilemma“ bezeichnet: Er beschreibt dies als eine „Zwangslage zwischen Autonomiewunsch und Abhängigkeitsangst“. Denn trotz des zwingenden Anspruchs von Überlegenheit und Unabhängigkeit sind Männer in männlich hegemonialen Kulturen meist in dreifacher Hinsicht von Frauen abhängig[6]:

  1. Abhängigkeit von Frauen in Kindheit und Jugend: Da Frauen und Mütter in männlich hegemonialen Kulturen für die Fürsorge von Kindern zuständig sind, erleben Männer während der gesamten Kindheit und Jugend eine existenzielle und emotionale Abhängigkeit von der Mutter bzw. anderen Frauen.
  2. Abhängigkeit heterosexueller Männer vom Begierdeobjekt Frau: Wenn Männer in Jugend bzw. Erwachsenenalter heterosexuell werden, werden damit Frauen zum Objekt der sexuellen Begierde. So werden sie durch ihre eigene Sexualität in hohem Maße und dauerhaft von Frauen abhängig.
  3. Abhängigkeit von Gebär- und Stillfähigkeit der Frau: Da ausschließlich Frauen die Fähigkeit zu Schwangerschaft und Stillen haben, entwickeln Männer nicht nur einen „Gebärneid“, sondern zudem einen „Mutterschaftsneid“. Über die „Idealisierung des Mütterlichen“ wird eine „Vorstellung von idealer Mütterlichkeit“ hergestellt, die in der Folge durch den Vater als unzureichend entlarvt wird. Diese „Idealisierung des Mütterlichen bei gleichzeitiger Abwertung der Frau als Mutter“ ermöglicht die „Demonstration der Überlegenheit des Vaters“ bzw. die „Aufwertung des Vaters als Verkörperung eines überlegenen parentalen Prinzips“.[7]

Um dem Anspruch von Unabhängigkeit und Überlegenheit zu genügen, müssen alle drei Aspekte männlicher Abhängigkeit von Frauen, Müttern und Weiblichkeit abgewertet und verdrängt werden. Da dieser Abwehrmechanismus der Verdrängung die Abwertung von Frauen, Müttern und Weiblichkeit aus der bewussten Vorstellung ausschließt, bleiben misogyne Einstellungsmuster meist unbewusst[6].

Literatur[Bearbeiten]

  • Rolf Pohl: Angst, Lust, Zerstörung. Männlichkeit als sozialer und sexueller Analphabetismus. In: Andreas Haase u. a. (Hg.): Auf und nieder – Aspekte männlicher Sexualität und Gesundheit. Tübingen 1996, S. 23–44.
  • Rolf Pohl: Feindbild Frau. Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen. Offizin-Verlag, Hannover 2004, ISBN 3-93034536-6.
  • Rolf Pohl: Gibt es eine Krise der Männlichkeit? Weiblichkeitsabwehr und Antifeminismus als Bausteine der hegemonialen Männlichkeit. Vortrag vom 26. März 2015.
  • Rolf Pohl: Die feindselige Sprache des Ressentiments. Über Antifeminismus und Weiblichkeitsabwehr in männerrechtlichen Diskursen. In: L’Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft, Jg. 24, Heft 1 (2013), S. 125–136.
  • Sebastian Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung „Das Schwarze Korps“: Eine psychoanalytisch-sozialpsychologische Studie. Psychosozial, Gießen 2013, ISBN 978-3-8379-2289-9, S. 347–360: Sexualitätsdilemma, und S. 361–382: Das Weiblichkeits- und das Männlichkeitsdilemma (Doktorarbeit Universität Hannover 2013).

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Rolf Pohl: Feindbild Frau: Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen. Hannover 2004, S. 175.
  2. Rolf Pohl: Feindbild Frau. Hannover 2004, S. 19.
  3. Rolf Pohl: Feindbild Frau. Hannover 2004, S. 40.
  4. Rolf Pohl: Feindbild Frau. Hannover 2004, S. 33.
  5. Rolf Pohl: Feindbild Frau. Hannover 2004, S. 25.
  6. 6,0 6,1 Rolf Pohl: Männer – das benachteiligte Geschlecht? Weiblichkeitsabwehr und Antifeminismus im Diskurs über die Krise der Männlichkeit. In: Gruppenpsychotherapeutische Gruppendynamik. Band 48, 2012, S. 296–324.
  7. Rolf Pohl: Vater ist der Beste. Über die Wiedergeburt eines Helden im sozialwissenschaftlichen Familiendiskurs. In: Mechthild Bereswill, Kirsten Scheiwe, Anja Wolde (Hrsg.): Vaterschaft im Wandel. Multidisziplinäre Analysen und Perspektiven aus geschlechtertheoretischer Sicht. Weinheim/München 2006, S. 171–190.


Diese artikel "Sexualitätsdilemma" ist von Wikipedia The list of its authors can be seen in its historical and/or the page Edithistory:Sexualitätsdilemma.



Read or create/edit this page in another language[Bearbeiten]