Sperrung des Online-Lexikons Wikipedia in der Türkei 2017

Nach der behördlichen Sperrung des gesamten Onlinelexikons Wikipedia in der Türkei war zunächst nicht klar, ob nur die türkischsprachige Fassung des Lexikons Wikipedia in der Türkei mit ihren über 290.000 Artikeln von der Sperrung betroffen war. Dies hat sich schnell als falsch herausgestellt. Es waren weder einzelne inkriminierte Artikel noch ausschließlich die türkischsprachige Fassung betroffen sondern der Zugang in der Türkei zur Website Wikipedia insgesamt in allen Sprachfassungen. Im Jahr zuvor waren selektiv bereits einzelne Artikel gesperrt worden.

Diese war zunächst teilweise am 29. dann am Samstagmorgen, 30. April, landesweit gesperrt worden und ist seitdem von der Türkei aus legal nicht mehr erreichbar. Als Grund für die Sperrung gab die zuständige türkische Telekommunikationsbehörde (BTK)^[1] an, auf der Wikipedia-Website würde "fälschlicherweise behauptet, die Türkei unterstütze Terrororganisationen".^[2]^[3]

Name / Logo der türkischsprachigen Wikipedia-Ausgabe

Weitere Folgen[Bearbeiten]

Die Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei ist durch Artikel 26 der türkischen Verfassung von 1982 garantiert, aber de facto seit 2016 wiederholt Eingriffen ausgesetzt. Das Verfahren bei einer Sperrung und dessen Kontrolle durch Gerichte ist gesetzlich geregelt. Bisher ist die Reaktion des Seitenbetreibers zur Sperrung unbekannt.

Die Istanbuler Stadtverwaltung hat den amerikanischen Gründer des Online-Lexikons Jimmy Wales von einer Expo-Veranstaltung ausgeladen. Wales sei von der Einladungsliste gestrichen worden, teilte die Stadtverwaltung am Dienstag auf ihrer Website ohne Angaben von Gründen mit. An der dortigen Veranstaltung vom 15. bis 18. Mai mit dem Titel "Weltstädte Expo Istanbul 2017" nehmen voraussichtlich mehr als 50 Experten aus aller Welt teil.^[4]

Reaktionen in den Medien[Bearbeiten]

Constanze Kurz berichtet beispielsweise für deutsche Pressemedien über die Wikipedia-Sperre in der Türkei in der FAZ, Deutschland, unter den Schlagzeilen Wenn die „nationale Sicherheit“ bedroht ist, darf die türkische Regierung Webseiten sperren – und macht davon häufig Gebrauch. Jetzt hat es Wikipedia getroffen. Ein weiterer Willkür-Akt Erdogans. Es sei in der Türkei bereits eine gewisse Gewöhnung eingetreten, was Zensurmaßnahmen und Zugangserschwerungen angeht, es seien in den vergangenen Jahren einfach zu viele Websites gesperrt worden. Weltweit gibt es zahlreiche Berichte und Kommentare in den Printmedien. Ähnlich berichtete im Fernsehen eine Hauptnachrichtensendung, die Tagesschau der ARD in Deutschland und des Europadienstes der BBC.^[5]

Weblinks[Bearbeiten]

Constanze Kurz: Wissen als Bedrohung. FAZ vom 2. Mai 2017 (Constanze Kurz berichtet über die Wikipedia-Sperre in der Türkei in der FAZ unter den Schlagzeilen Wenn die „nationale Sicherheit“ bedroht ist, darf die türkische Regierung Webseiten sperren - und macht davon häufig Gebrauch. Jetzt hat es Wikipedia getroffen. Ein weiterer Willkür-Akt Erdogans.)