Verkehrsexperte
Als Verkehrsexperte wird allgemein eine Person bezeichnet, die sich durch eine Qualifikation im Verkehrsbereich ausgewiesen hat. Es handelt sich um einen Fachmann, der sich dank seiner speziellen Ausbildung und Erfahrung in einem bestimmten Sektor des Verkehrwesens hervorragend auskennt. In der Schweiz und in Liechtenstein ist Verkehrsexperte eine Berufsbezeichnung.
Begriff[Bearbeiten]
Das Kompositum Verkehrsexperte, dem das lateinische Wort expertus („erfahren“, „sachkundig“)[1] zugrunde liegt, bezeichnet einen Menschen, der sich als ein Fachmann oder Sachverständiger in einem bestimmten Bereich des Verkehrs auszeichnet. Um als „Experte“ auf dem Fachgebiet Verkehr gelten zu können, ist eine Qualifizierung in Form einer einschlägigen Ausbildung und sachgebietsbezogener Prüfungen Voraussetzung. Obwohl es sich nicht um eine rechtlich geschützte Bezeichnung handelt, wird sie im Alltagsgebrauch und in der Gesetzgebung vornehmlich Personen zuerkannt, die sich entsprechend ausgewiesen haben und denen entsprechende Funktionen, wie etwa die eines Fahrlehrers, eines Fahrprüfers oder eines Verkehrserziehers, übertragen werden oder die sich beruflich in einem Spezialbereich des Verkehrs, etwa als Verkehrsplaner, als Jurist mit dem Schwerpunkt Verkehrsrecht, als Verkehrspsychologe, als Verkehrspädagoge oder als Verkehrsphysiker, profiliert haben. Diese Profilierung kann sich nur auf den Straßenverkehr oder auch auf den Schienen- oder Luftverkehr erstrecken. Der Ausdruck „Verkehrsexperte“ fungiert dabei umgangssprachlich als Kompetenzetikettierung. In der Schweiz und in Liechtenstein ist der Verkehrsexperte als Beruf etabliert, der vor allem in den Bereichen „Führerprüfung“ und „Fahrzeugprüfung“ ein eigenes Aufgabenfeld übertragen bekommt. Die Verkehrsexperten arbeiten auf gesetzlicher Grundlage. Sie werden in den kantonalen Strassenverkehrsämtern eingesetzt und sind vor allem für die Verbesserung der Verkehrssicherheit zuständig.[2]
Expertenformen[Bearbeiten]
Fahrlehrer[Bearbeiten]
→ Hauptartikel: Fahrlehrer
Fahrlehrer sind staatlich anerkannte Lehrkräfte, die nach einer Ausbildung und Prüfung, -in Deutschland auf Grundlage des Fahrlehrergesetzes (FahrlG)-, dazu qualifiziert sind, Fahrschülern in Theorie und Praxis das Führen eines Kraftfahrzeugs im Straßenverkehr beizubringen und zu einer entsprechenden Lizenz, dem Führerschein, zu verhelfen.[3] Sie sind verpflichtet, ihr entsprechendes Expertentum durch regelmäßige Fortbildungen in einem Zeitintervall von vier Jahren aufrechtzuerhalten und nachzuweisen. Für die Fahrprüfungen setzen die Schweiz und Liechtenstein berufsmäßig tätige Verkehrsexperten als Begutachter ein, die über das zuverlässige Fahrverhalten und die entsprechenden Fertigkeiten des Fahrschülers entscheiden. Der Verkehrsexperte wird dabei im Gesetzestext mehrfach mit dieser Berufsbezeichnung ausdrücklich erwähnt und in seinen Aufgaben detailliert beschrieben. So heißt es dort etwa im Gesetzestext für die Aufgabenstellung „Bewertung“ einer Führerprüfung:[4] „Der Verkehrsexperte muss sich während der gesamten praktischen Führerprüfung sicher fühlen. Bei Fahrfehlern oder gefährlichen Verhaltensweisen, die das Prüfungsfahrzeug, seine Insassen oder andere Teilnehmer am Strassenverkehr unmittelbar gefährden, wird die praktische Führerprüfung unabhängig davon, ob der Verkehrsexperte oder die Begleitperson eingreifen mussten oder nicht, vorzeitig abgebrochen. Der Verkehrsexperte kann jedoch frei entscheiden, ob die praktische Führerprüfung zu Ende zu führen ist.“ (Kap.VII, Abs. 1) „Der Verkehrsexperte soll während seiner Einschätzung besondere Aufmerksamkeit darauf legen, ob der Fahrschüler defensiv, rücksichtsvoll und umweltschonend fährt. Dies sollte sich im gesamten Fahrstil widerspiegeln und der Verkehrsexperte soll dies auch bei der Gesamtbeurteilung des Fahrschülers berücksichtigen.“ (Kap. VII, Abs. 2) „Der Verkehrsexperte soll ausserdem folgende Verhaltensweisen des Fahrschülers bewerten: …“ (Kap. VII, Abs. 3)
Verkehrsplaner[Bearbeiten]
→ Hauptartikel: Verkehrsplaner
Verkehrsplaner oder Verkehrsingenieure sind die zuständigen Fachleute für die Raum- und Stadtplanung. Sie erstellen bei Behörden und in Ingenieurbüros Verkehrsanalysen und geeignete Planungssoftware, um die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern. Da ihr Aufgabenbereich vor allem die optimale Gestaltung von Verkehrssystemen ist, benötigen sie fundierte Kenntnisse über Verkehrsabläufe, über Verkehrstechniken und über die Verkehrsorganisation.[5]
Verkehrswissenschaftler[Bearbeiten]
→ Hauptartikel: Verkehrswissenschaften
Die Verkehrswissenschaften befassen sich in verschiedenen spezialisierten Disziplinen auf der Forschungs- und Handlungsebene mit dem Themenkomplex Verkehr. Verkehrspädagogen etwa sind ausgewiesene Fachleute auf dem Gebiet der Verkehrsdidaktik. Sie befassen sich mit den Unfallursachen, dem Verkehrsverhalten der Menschen sowie den Zielsetzungen und Methoden, dieses bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Sinne eines sicheren und verträglichen Miteinanders im Verkehrsleben zu beeinflussen. Ihr Bildungsauftrag besteht darin, Forschung auf diesem Feld zu betreiben, Curricula für die systematische Ausbildung zu erstellen und in Polizeiakademien, Hochschulen und Fortbildungsseminaren auf wissenschaftlicher Grundlage in Theorie und Praxis Polizeibeamte und Lehrer zu Verkehrserziehern auszubilden, die als Multiplikatoren in der Lage sind, eine kompetente Verkehrserziehung von der Vorschule bis zur Berufsschule zu leisten.[6] Für die Kommunikation und Weiterbildung gibt es inzwischen auch Internetforen, die einen Austausch der Erfahrungen unter den verschiedenen Verkehrsexperten ermöglichen.[7] Verkehrspsychologen untersuchen das Verhalten der Verkehrsteilnehmer und ihre Motivationen. Sie betreiben Fehleranalysen und entwickeln Vermeidungsstrategien von Verkehrsunfällen. Ihr Hauptarbeitsfeld liegt heute in der Diagnostik, in der Beratung, Rehabilitation und Nachschulung auffälliger Kraftfahrer[8] sowie grundsätzlich im Bereich devianten Verkehrsverhaltens.[9] Weitere Verkehrsexperten arbeiten z. B. auf den Spezialgebieten Verkehrslogistik, Verkehrsphysik, Verkehrsökologie, Verkehrsmedizin, Verkehrsgeografie, Verkehrstechnik, Verkehrswirtschaftslehre oder Verkehrssoziologie.
Siehe auch[Bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten]
- Ch. Chaloupka-Risser, R. Risser, W.-D Zuzan: Verkehrspsychologie, Grundlagen und Anwendungen. facultas, Wien 2011.
- Bruno Heilig, Wolfgang Knörzer, Erich Pommerenke: Der Fahrlehrer als Verkehrspädagoge, 6. Auflage, Verlag Heinrich Vogel, München 2013.
- Jörg Maier, Heinz-Dieter Atzkern: Verkehrsgeographie. Verkehrsstrukturen, Verkehrspolitik, Verkehrsplanung. Teubner, Stuttgart 1992, ISBN 3-519-03428-X.
- Helmut Nuhn, Hesse Markus: Verkehrsgeographie. Schöningh, Paderborn u. a. 2006, ISBN 3-8252-2687-5
- Siegbert A. Warwitz: Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen-Spielen-Denken-Handeln, Verlag Schneider, 6. Auflage, Baltmannsweiler 2009, ISBN 978-3-8340-0563-2.
Weblinks[Bearbeiten]
- DWDS: Stichwort Verkehrsexperte
- Wortschatzlexikon Uni Leipzig: Stichwort Verkehrsexperte
- Duden: Stichwort Verkehrsexperte
- Beruf Verkehrsexperte
- VwV-StVO zu § 48 StVO Verwaltungsvorschrift zur StVO zur Verordnung von belehrendem Verkehrsunterricht
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Gerhard Wahrig: Deutsches Wörterbuch, Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh 1970, Spalte 1186
- ↑ Beruf Verkehrsexperte
- ↑ Bruno Heilig, Wolfgang Knörzer, Erich Pommerenke: Der Fahrlehrer als Verkehrspädagoge, 6. Auflage, Verlag Heinrich Vogel, München 2013
- ↑ Führerschein Schweiz: Die Gesetzesgrundlage, Prüfung, Kap. VII. Bewertung, Abs. 1, 2 und 3
- ↑ Jörg Maier, Heinz-Dieter Atzkern: Verkehrsgeographie. Verkehrsstrukturen, Verkehrspolitik, Verkehrsplanung. Teubner, Stuttgart 1992
- ↑ Siegbert A. Warwitz: Verkehr als Lernbereich, In: Ders.: Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen-Spielen-Denken-Handeln, Verlag Schneider, 6. Auflage, Baltmannsweiler 2009, S. 32
- ↑ BGW-Verkehrsforum zur Fortbildung von Verkehrsexperten
- ↑ Ch. Chaloupka-Risser, R. Risser, W.-D Zuzan: Verkehrspsychologie, Grundlagen und Anwendungen. facultas, Wien 2011
- ↑ J. Raithel, A. Widmer: Deviantes Verkehrsverhalten. Grundlagen, Diagnose und Therapie. Hogrefe, Göttingen 2012
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