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Virgil Wilhelm

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Virgil Franz Xaver Wilhelm OSB (* 1889; † 8. Juni 1945) war ein Benediktinermönch in Meschede in Nordrhein-Westfalen. Er fiel offenbar einem Raubmord zum Opfer.[1][2]

Der Mordfall[Bearbeiten]

Virgil Wilhelm war Klosterpförtner im Kloster Königsmünster. Er war der erste Mönch, der nach der Vertreibung der Klosterbrüder durch die Nationalsozialisten ins Kloster zurückgekehrt war, das damals noch als Reservelazarett diente.[3] Am 8. Juni 1945 machte er sich auf einem geliehenen Fahrrad auf den Weg nach Kallenhardt, wo er das Herz-Jesu-Fest mitfeiern wollte. Im Arnsberger Wald wurde er offenbar überfallen. Obwohl er sich mit dem Klausurschlüssel zur Wehr setzte, wurde er überwältigt, gefesselt, möglicherweise gefoltert und schließlich erschossen und verscharrt. Die Leiche wurde am 26. September 1946 gefunden. Virgil Wilhelm wurde zunächst auf dem Südfriedhof in Meschede beerdigt. 1964 wurde er auf den Klosterfriedhof umgebettet.[4]

Kontroverse um das Sühnekreuz für Virgil Wilhelm[Bearbeiten]

Am Abzweig der Straße nach Hirschberg wurde ein Gedenkstein für Virgil Wilhelm aufgestellt.[4] Der Stein hat die Gestalt eines Sühnekreuzes, besteht aus Lahndiabas und ist 97 cm hoch. Er trägt die Inschrift „Br Virgil Wilhelm OSB – ermordet am 8.6.1945“. Für die Aufstellung dieses Gedenksteins sorgte der zweite Zug der Schützengemeinschaft Meschede-Nord.[5] Er sollte am 6. Juni 1982 durch den Abt Stephan Schröer im Rahmen einer Feierstunde und eines Gottesdienstes eingeweiht werden. Die Schützen beriefen sich auf die lange Tradition im Sauerland, an Orten, an denen Menschen gewaltsam ums Leben gekommen sind, Erinnerungskreuze zu setzen, und auf ihre Losung „Glaube, Sitte, Heimat“.[3]

Es wurde vermutet, dass ehemalige russische Zwangsarbeiter den Kopfschuss abgaben, mit dem Virgil Wilhelm am Stimmstamm getötet wurde.[6] Während eine Quelle[5] pauschal angibt, diese Menschen hätten nach Kriegsende im „Haus Dortmund“[7] gelebt und seien am 19. August 1945 in ihre Heimat zurückgebracht worden,[5] ist an anderer Stelle zu lesen: „Die Militärbehörden hatten nach Kriegsende mit Hilfe deutscher Stellen die ZwangsarbeiterInnen in Sammellager zusammengeführt [...] Allein in Meschede lebten etwa 2000 [...] Noch im Juli 1945 durchzogen, wenngleich mit abnehmender Tendenz, Gruppen [...] die Gegend und ernährten sich durch Diebstähle und Plünderungen. Die Ermordung eines Klosterbruders, die man den ZwangsarbeiterInnen zuschrieb, blieb dabei besonders lange im Gedächtnis. So wurde in den 1980er Jahren die Errichtung eines Gedenkkreuzes für den Geistlichen zu einem Politikum [...]“[8]

Die Vermutung, Wilhelm sei ein Opfer ehemaliger Zwangsarbeiter geworden, wurde schon vom Prior Alban Buckel geäußert, der außerdem notierte, die Identifikation der Leiche sei anhand der Wäschenummer in erhaltenen Kleidungsresten möglich gewesen und Wilhelm habe noch den Klausurschlüssel bei sich gehabt, dessen Ring er sich offenbar über den Zeigefinger der rechten Hand gezogen habe, um ihn zur Verteidigung nutzen zu können. Buckel notierte aber nichts über Spuren von Folterungen, die der Klosterbruder laut anderen Quellen erlitten haben soll.[3]

Indes scheint keinerlei Beweis dafür vorzuliegen, dass Wilhelm von ehemaligen Zwangsarbeitern ermordet wurde, weshalb z. B. Irmgard Rode 1982 betonte, wie bedenklich es sei, „auf jemanden hinzuweisen, dessen Schuld nicht erwiesen ist.“[9] Dadurch werde „wieder ein Feindbild aufgebaut.“[9] 1983 schlossen sich mehrere Leserbriefschreiber, die das Vorhaben der Schützengemeinschaft kritisch sahen, an, wobei auch die Befürchtung ausgesprochen wurde, das Sühnekreuz für Virgil Wilhelm könne der antisowjetischen Feindbildpropaganda dienen. Man sah auch ein Missverhältnis zwischen der Errichtung eines Einzeldenkmals für den ermordeten Wilhelm und dem zögerlichen Umgang mit dem Mescheder Sühnekreuz, das an die Massaker an Zwangsarbeitern in der Endphase des Dritten Reichs erinnert und das im November 1981 wieder gewürdigt wurde, nachdem es zeitweise vergraben und eingelagert gewesen war. Die zeitliche Nähe der Planung des Sühnekreuzes für Virgil Wilhelm, die im Januar 1982 begann, zu dieser späten Würdigung der Mordopfer der Nationalsozialisten ist auffallend; es lässt sich jedoch nicht nachweisen, dass die Errichtung des „Schützenkreuzes“ eine Reaktion auf die Wiederaufstellung des Mescheder Sühnekreuzes war.[9][10]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Von Benjamin Neumaier 14 Juni 2020 15:00 Uhr: Kopfschuss – Siegenburger wurde ermordet. Abgerufen am 23. Juni 2020.
  2. Mareike Maack, Ein gefährlicher Ort: Tod am Stimm-Stamm, 15. November 2017 auf www.wp.de
  3. 3,0 3,1 3,2 Nadja Thelen-Koder, Blickpunkt: Kriminalserie, auf: www.schiebener.net. Dort finden sich auch die Briefe Irmgard Rodes und Artikel aus der Zeit der Errichtung des Sühnekreuzes.
  4. 4,0 4,1 Kriegsende. Die Stunde Null auf www.meschede.de, S. 52 f.]
  5. 5,0 5,1 5,2 Peter Bürger u. a., Sühnekreuz Meschede. Die Massenmorde an Zwangsarbeitern im Sauerland während der Endphase des 2. Weltkrieges und die Geschichte eines schwierigen Gedenkens, edition leutekirche sauerland 3, 2016, o. S.
  6. zoom: Virgil Wilhelm | zoom. Abgerufen am 23. Juni 2020 (deutsch).
  7. Zur Geschichte des Hauses siehe Jugendherberge „Haus Dortmund“ Meschede auf www.s-teutenberg.homepage.t-online.de
  8. Das Massaker im Arnsberger Wald, in: Matthias Frese und Marcus Weidner (Hrsg.), Verhandelte Erinnerungen. Der Umgang mit Ehrungen, Denkmälern und Gedenkorten nach 1945, Paderborn 2018, ISBN 978-3-657-78798-2, S. 79
  9. 9,0 9,1 9,2 Peter Bürger, Jens Hahnwald, Georg D. Heidingsfelder, „Zwischen Jerusalem und Meschede“. Die Massenmorde an sowjetischen und polnischen Zwangsarbeitern im Sauerland während der Endphase des 2. Weltkrieges und die Geschichte des „Mescheder Sühnekreuzes“, Eslohe 2015 (Digitalisat), S. 72 f. Der Name des Mordopfers wird dort mit „Vigil“ statt „Virgil“ angegeben.
  10. Vgl. M. Sigram Sauer, Alban Buckel, Dominicus M. Meier, Gestapo-Klostersturm im Hochsauerland. Texte zur Auflösung der missionsbenediktinischen Niederlassungen in Meschede und Olpe, edition leutekirche sauerland 2020, ISBN 978-3750436664, S. 54


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