Wolfgang Picken
Wolfgang Picken (* 28. Januar 1967 in Köln; † 27. Januar 2024) war ein deutscher römisch-katholischer Priester und von 2019 bis zu seinem Tod 2024 Pfarrer des Bonner Münsters sowie Bonner Stadtdechant.
Leben[Bearbeiten]
Wolfgang Picken studierte Katholische Theologie, Philosophie sowie Politik- und Sozialwissenschaften in Bonn, Rom und Köln. Während seiner weiteren Studien als Seminarist im römischen „Collegium Germanicum et Hungaricum“ war er bereits journalistisch tätig und arbeitete unter anderem für Radio Vatikan.[1] Nach einer Tätigkeit als Diakon in Siegburg (St. Servatius) wurde er 1993 im Kölner Dom vom damaligen Erzbischof von Köln Joachim Kardinal Meisner zum Priester geweiht. Er wurde Kaplan in der Pfarrei St. Nikolaus in Bensberg und anschließend in St. Joseph in Moitzfeld. 2004 promovierte er in Politikwissenschaften. Im November 2004 wurde er Pfarrer der Gemeinde St. Andreas und Evergislus in Bonn-Bad Godesberg. 2008 wurde er zum Dechanten des Dekanats Bad Godesberg ernannt. 2012 wurde er zusätzlich zum Pfarrer des Burgviertels (bei der Godesburg) ernannt. Nach der Zusammenlegung von Rheinviertel, Burgviertel und Südviertel in einen Seelsorgebereich war er ab 2013 Pfarrer von Bad Godesberg. 2019 wurde er Stadtdechant von Bonn und Bonner Münsterpfarrer. In dieser Position verantwortete er die Generalsanierung dieser Basilika und moderierte seit 2019 den „Pastoralen Zukunftsweg“ (Bildung von fünf Sendungsräumen durch die Bonner Gemeinden), ein Pilotprojekt im Erzbistum Köln. 2023 erhielt er einen Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn.
2005 war Picken an der Gründung der Bürgerstiftung Rheinviertel beteiligt, einer der größten Bürgerstiftungen bundesweit. Unter seiner Leitung als Vorstandsvorsitzender entwickelte sich die Bürgerstiftung zu einem Sozialunternehmen mit fast 70 hauptamtlichen Mitarbeiter und 1000 ehrenamtlichen Helfern. 2015 gründete er den „Runden Tisch Flüchtlingshilfe Bad Godesberg“[1]. 2016 wird auf seine Initiative hin vom Bonner Oberbürgermeister der „Runde Tisch Gewaltprävention“ ins Leben gerufen. 2018 war er Ideengeber für das überregionale Pilotprojekt „Partizipation und Demokratisierung“ zur Flüchtlingshilfe, das mit Bundes- und Landesministerien, der Stadt Bonn und der Otto-Benecke-Stiftung durchgeführt wird. Gleichzeitig führte er Planungen für ein Ausbildungsprogramm in Entwicklungsländern fort, welches gemäß deutschen und europäischen Standards in deutscher Sprache umgesetzt werden soll. Auf Wolfgang Picken gehen auch das Caritasportal als niederschwellige Erstanlaufstelle für Hilfe- und Ratsuchende, der „Suppenhimmel“ für einen kostenfreien Mittagstisch und der „Soziallotsenpunkt“ zurück. Für sein soziales Engagement wurde er 2019 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgezeichnet.[2]
Er starb am 27. Januar 2024 nach einer Krebserkrankung kurz vor seinem 57. Geburtstag.[3][4] Das Pontifikalrequiem zelebrierte, wie bei Stadt- und Kreisdechanten üblich, am 3. Februar 2024 der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki.
Positionen und Rezeption[Bearbeiten]
Picken galt als Kritiker des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki.[5] Er wurde dem eher konservativ geprägten Spektrum zugeordnet.[6] Im Februar 2023 verließ er den Synodalen Weg, dem er als Delegierter der Diözesanen Priesterräte angehörte. Als Gründe nannte er im Interview eine fehlende offene Diskussion sowie ein zu leichtfertiges Aufgeben der Gemeinschaft mit der Weltkirche in den Gremien des Synodalen Wegs: „Mir ist wichtig, dass es Reformen in der katholischen Kirche gibt. Aber sie müssen in einer ausgewogenen Debatte stattfinden.“[7]
Picken galt als bundesweit bekannt.[8] Das Kölner Domradio bezeichnete ihn als „profiliertesten katholischen Geistlichen in Nordrhein-Westfalen“. Als Stadtdechant engagierte er sich in der Flüchtlingshilfe, er trat gegen Rassismus und für Inklusion und Kinderbetreuung ein. Besondere Kompetenz erwarb er sich als Sterbebegleiter.[9]
Auszeichnungen[Bearbeiten]
- 2019: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Verdienstkreuz am Bande) für seinen „Einsatz für das Gemeinwohl in Bonn, insbesondere die Bürgerstiftung Rheinviertel und zahlreiche weitere Initiativen, besonders im Bereich der Flüchtlingshilfe und der Gewaltprävention“[2]
Mitgliedschaften und Ehrenämter[Bearbeiten]
- Wissenschaftlichen Beirat der Otto Benecke Stiftung
- Konferenz der Stadt- und Kreisdechanten des Erzbistums Köln
- Priesterrat des Erzbistums Köln
- Diözesanpastoralrat des Erzbistums Köln
- Caritasrat Bonn (Vorsitzender)
- Kuratorium der Bürgerstiftung Rheinviertel (Ehrenvorsitzender)
- Delegierter beim Synodalen Weg der Katholischen Kirche in Deutschland als einer der Vertreter der Diözesanen Priesterräte[10]
- Associate Fellow des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) der Universität Bonn
Veröffentlichungen[Bearbeiten]
- Abschied nehmen vom Leben : Erfahrungen mit Sterben, Tod und Trauer. Kreuz-Verlag, Stuttgart 2000; überarb. Neuauflage 2022, ISBN 978-3-7902-1761-2.
- Demokratische Grundwerte. Die Bedeutung der demokratischen Grundwerte für die Bundesrepublik Deutschland und den Einigungsprozess Europas. Eine Studie über die Deutschen Parteien und Kirchen seit der Grundwertedebatte von 1976. Dissertation, Bonn, 2004, OCLC: 1046426141
- WIR : die Zivilgesellschaft von morgen. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 2018, ISBN 978-3-579-08727-6.
Weblinks[Bearbeiten]
- Wolfgang Picken auf der Website der kath. Kirchengemeinde Bonner Münster
- Kristian Frigelj: Der Priester, der sich mit der Politik anlegt, welt.de, 5. Juni 2016
- phoenix: Video 25. Mai 2016 auf YouTube
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 Wolfgang Picken †. Abgerufen am 7. Februar 2024.
- ↑ 2,0 2,1 Bonn/Düsseldorf/Berlin – Einsatz für Gemeinwohl – Bürgerstiftung Rheinviertel. In: erzbistum-koeln.de. 30. Oktober 2019, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ Katholische Kirche in Bonn trauert: Stadtdechant Wolfgang Picken ist tot. In: ga.de. 27. Januar 2024, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ Bettina Köhl: Tod von Stadtdechant Wolfgang Picken: Ein Schwächeanfall am Altar war ein erstes Warnzeichen. In: General-Anzeiger. 29. Januar 2024, abgerufen am 29. Januar 2024: „Von seiner aggressiven Krebserkrankung wussten offenbar nur seine Familie und wenige enge Vertraute.“
- ↑ Bonner Stadtdechant Picken gestorben. Abgerufen am 7. Februar 2024.
- ↑ Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken ist tot. In: domradio.de. 27. Januar 2024, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ Bonner Stadtdechant erklärt Ausstieg aus Synodalen Weg. In: domradio.de. 27. Februar 2023, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ D: Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken stirbt mit 57 Jahren. In: vaticannews.va. Vatican News, 28. Januar 2024, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ Trauer in Bonn: Überregional bekannter Stadtdechant Wolfgang Picken stirbt mit Mitte 50. In: focus.de. 27. Januar 2024, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ synodalerweg.de: Mitglieder Synodalversammlung, abgerufen am 28. Januar 2024.
Personendaten | |
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NAME | Picken, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher römisch-katholischer Priester |
GEBURTSDATUM | 28. Januar 1967 |
GEBURTSORT | Köln |
STERBEDATUM | 27. Januar 2024 |
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