Amadeus Theodor Hoamyblav
Amadeus Theodor Wenzel Hoamyblav (* 31. Dezember 1581 in Hof; † 25. Februar 1634 in Eger) war ein fränkisch-böhmischer Hoforganist, Komponist und Feldmusicus des Herzogs Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, genannt Wallenstein.
Biografie[Bearbeiten]
Amadeus Hoamyblav war der uneheliche Sohn des evangelischen Hofer Kantors[1] und Lehrers am Hofer Gymnasiums Albertinum Martinus Clodius[2] und der aus Böhmen stammenden Weißnäherin und Katholikin Kateřina Hoamyblava. Nach dem Besuch des Hofer Gymnasiums[3] war er von 1601 bis 1604 Schüler des Organisten, Komponisten und Musikinstrumentenbauers Hans Leo Haßler in Nürnberg, wo Haßler sich besonders als Konstrukteur von Orgelautomaten hervortat.[4] Hoamyblav experimentierte in dieser Zeit mit Nebenzügen wie Zymbelstern, Heertrommel, Herdengeblök, Vogelgeschrei und umlaufender Sonne, Mond und Sternen. Ebenso wie er war auch der Orgelbauer Jacob Schedlich (1591–1669) zu Beginn des 17. Jahrhunderts Schüler von Haßler gewesen.[5] Als Haßler 1604 nach Ulm übersiedelte, setzte Hoamyblav seine Ausbildung bei Melchior Franck in der Residenzstadt Coburg fort und wurde Mitglied der Hofkapelle Herzog Johann Casimirs.[6]
Im neu gegründeten Herzogtum Friedland trat er 1621 als Hoforganist der im „Český ráj“ (deutsch: Böhmisches Paradies) gelegenen Residenzstadt Gitschin und Kammerdiener in den Dienst Albrecht von Wallensteins. Im Jahr 1626 wurde er zudem Feldtrompeter, da Gabriel Voigtländer Wallensteins Heer verlassen hatte und Feldtrompeter des Lübecker Rates geworden war. Nach einer Begegnung mit dem Komponisten Heinrich Schütz um 1630 in Dresden entstand das Werk Psalmodium, eine Sammlung von zwölf Cantionalsätzen für Chor.[7]
Im Dreißigjährigen Krieg wirkte Hoamyblav u. a. in der Schlacht bei Steinau an der Oder am 11. Oktober 1633 als Feldtrompeter mit, bei der er sich eine folgenschwere Kriegsverletzung zuzog. Nach einer Amputation hatte er nur noch ein Bein und musste seinen Dienst sowohl als Hoforganist als auch als Feldtrompeter aufgeben. Ein von ihm aufgrund seiner Erfahrung als Militärmusiker und Orgelkonstrukteur geplantes, 90-pfündiges[8] eckiges Kanonengeschoss kam nicht mehr zum Einsatz. Es sollte aufgrund eines höheren Luftwiderstandes als eine Kanonenkugel stärkere Geräusche entwickeln und so den Gegner zusätzlich einschüchtern.[9] Im Advent des Jahres 1633 nahmen Verwandte in Eger ihn auf, wo er noch einige Hilfsdienste an der Friedrich-Pfannmüller-Orgel der Basilikakirche St. Nikolaus versah. Im Zuge der Ermordung Wallensteins am 25. Februar in Eger wurde er selbst getötet.[10]
Werke[Bearbeiten]
Die Musikwerke Hoamyblavs[11] sind nach einem Brand[12] verschollen.
- Clavicinium, Sammlung von 33 Canzonetten, Choralbearbeitungen (Praeambula), Praeludien und Fugen für Orgel.
- Psalmodium, Sammlung von 12 Psalmvertonungen, Cantionalsätze für Chor SATB.
Literatur[Bearbeiten]
- Heinrich Regdulus: Amadeus Theodor Hoamyblav. Eine Musikerbiographie zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Eger o. J..
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Anonymus: Die Organisten und Kirchnerstelle in Hof, Einkommen, Besetzung, die Organisten. Hof o. J.
- ↑ Johann Nikolaus Prückner: Synkronistik und Lebensläufe der Lehrer am Hofer Gymnasium von 1502 bis 1817. Nordostoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde e. V., Mintzel, Hof 1999, ISBN 3-928626-33-7, S. 191–195.
- ↑ Ernst Dietlein: Chronik der Stadt Hof. Allgemeine Stadtgeschichte. Mintzel, Hof 1937.
- ↑ C. Russell Crosby: Hans Leo Haßler. In: Neue Deutsche Biographie, Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 53 f.
- ↑ Rudolf Quoika: Der Orgelmacher Jacob Schedlich. In: Archiv für Musikwissenschaft, 18, Februar 1961, S. 141–154.
- ↑ Heinrich Regdulus: Amadeus Theodor Hoamyblav. Eger o. J., S. 10.
- ↑ Heinrich Regdulus: Amadeus Theodor Hoamyblav. Eger o. J.,a.a.O., S. 17.
- ↑ Entspricht aufgrund des zu dieser Zeit handelsüblichen Nürnberger Pfunds 45,85 kg.
- ↑ Heinrich Regdulus: Amadeus Theodor Hoamyblav. Eger o. J., S. 23.
- ↑ Heinrich Regdulus: Amadeus Theodor Hoamyblav. Eger o. J., S. 24.
- ↑ Heinrich Regdulus, a. a. O., S. 25.
- ↑ Paul Daniel Longolius: Der widrige Einfluss der höfischen Brände, Faksimiledruck nach der Originalausgabe von 1744–1746, herausgegeben von Fred Händel. Nordoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde e. V., Mintzel, Hof 1991.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hoamyblav, Amadeus Theodor |
ALTERNATIVNAMEN | Hoamyblav, Amadeus Theodor Wenzel (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | fränkisch-böhmischer Hoforganist, Komponist und Feldmusicus |
GEBURTSDATUM | 31. Dezember 1581 |
GEBURTSORT | Hof |
STERBEDATUM | 25. Februar 1634 |
STERBEORT | Eger |
Diese artikel "Amadeus Theodor Hoamyblav" ist von Wikipedia The list of its authors can be seen in its historical and/or the page Edithistory:Amadeus Theodor Hoamyblav.