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Bonn Center for Dependency and Slavery Studies

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Das Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) ist ein internationales und interdisziplinäres Forschungscluster an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Das Center wurde 2017 gegründet und gehört mit dem Projekt Beyond Slavery and Freedom. Asymmetrische Abhängigkeiten in vormodernen Gesellschaften seit 2018 zu den sechs Exzellenzclustern der Universität. Die Forschung des Exzellenzclusters beschäftigt sich mit asymmetrischen Strukturen individueller oder gruppenbezogener Abhängigkeiten in vormodernen Gesellschaften und möchte diese Perspektive inhaltlich, räumlich und zeitlich erweitern. Das Ziel besteht darin, einen neuen und allgemeingültigen Überblick über die Abhängigkeiten in unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten zu gewinnen.

Ziel[Bearbeiten]

Bisher hat sich die Abhängigkeitsforschung fast ausschließlich mit Sklaverei auf dem amerikanischen und afrikanischen Kontinent oder in der Antike befasst. Im Fokus stand die Sklaverei in Verbindung mit westlichem Kolonialismus und dem transatlantischen Sklavenhandel. Aufgrund dessen ist der Großteil der Forschung in diesem Bereich auch mit westlichen Ideologien und Begrifflichkeiten behaftet. Es folgte eine Zweiteilung in Sklaverei und Freiheit. Der Spielraum zwischen beiden Extremen wurde bisher kaum erforscht. Das Forschungsziel des Bonn Centers for Dependency and Slavery Studies ist es, die bisherigen festgefahrenen Muster aufzubrechen und einen neuen breiteren Ansatz für die Erforschung starker Abhängigkeiten zu kreieren. Dafür werden vor allem vormoderne Gesellschaften in Asien, Europa, der Arabischen Welt und Amerika betrachtet, da diese nicht direkt vom Kolonialismus betroffen waren und somit das westliche Bild von Abhängigkeiten erweitern können.

Forschungsansatz[Bearbeiten]

Die Forschung des Zentrums geht von den Grundthesen aus, dass in allen menschlichen Gesellschaften Abhängigkeiten existiert haben und existieren. Diese Abhängigkeiten waren und sind in den Gesellschaften fest verankert und grundlegend für diese. Davon ausgehend werden fünf Forschungsfelder betrachtet. Im Rahmen dieser Forschungsfelder siedeln sich Wissenschaftler mit eigenen Forschungsideen an und verfolgen individuelle oder kooperative Projekte. So soll beispielsweise im Forschungsfeld A ein Handbuch zur Semantik von Abhängigkeit erstellt werden. Ein weiteres wichtiges Organ sind die Forschungsgruppen, welche sich mit interdisziplinären Projekten unter Leitung eines Koordinators befassen. Zudem gibt es thematische Jahre, in denen der Fokus auf jeweils eines der Forschungsfelder gelegt wird.

Forschungsfeld A: Grammatiken der Abhängigkeit[Bearbeiten]

Im Forschungsfeld A wird daran gearbeitet, eine neue analytische Sprache für die Untersuchung von Abhängigkeiten zu entwickeln. Das bisher verwendete Vokabular ist vom Einfluss der westlichen Moderne geprägt. Es bietet nicht genügend Spannweite, um die vielen diversen Formen von Abhängigkeiten alle einzuschließen. Die vorhandenen Konzepte, Terminologien und Kategorien unserer Denkstrukturen sollen daher überdacht werden. Es soll versucht werden, auf der Basis von alten Schriftdokumenten, Vokabular zu rekonstruieren welches von Abhängigen selbst gebraucht wurde. Mit dieser Arbeit hoffen die Forscher darauf, ein neues Sprachkonzept für die Modelle der Abhängigkeit entwickeln zu können.

Forschungsfeld B: Verkörperungen von Abhängigkeiten[Bearbeiten]

Im Forschungsfeld B erfolgt die Erforschung von Abhängigkeiten in diversen Gesellschaften auf eine andere Art und Weise. Der Fokus liegt auf nicht-textuellen Überresten von Abhängigkeiten, die sich in Körper und Artefakte „eingeschrieben“ haben. In vielen vormodernen Gesellschaften spielte das gesprochene Wort eine größere Rolle, als schriftliche Dokumente. Deswegen wird im Forschungsfeld die Notwendigkeit gesehen, sich mit archäologischen, kunstgeschichtlichen und anthropologischen Arbeitsweisen der Erforschung von Abhängigkeiten zu nähern. Bilder, Gebäude und andere hinterlassene Verkörperungen, bieten eine weitere Möglichkeit bisher im Dunklen gebliebene Aspekte von Abhängigkeiten zu beleuchten. Während schriftliche Quellen oftmals die Sichtweise der Mächtigen und Herrschenden widerspiegelt, können uns Objekte einen anderen Blick auf die Abhängigen geben.

Forschungsfeld C: Institutionen, Normen und Praktiken[Bearbeiten]

Im Forschungsfeld C wird der Fokus auf die Untersuchung von Institutionen und deren Wechselwirkung mit allgemeinen Normen und Praktiken gelegt. Ausgehend davon, dass Sklaverei an sich keine Institution darstellt, sondern ihre eigene Dynamik zwischen den bestehenden Institutionen entwickelt, entstehen Forschungsfragen wie: Inwiefern hatte der gegebene rechtliche Rahmen eine förderliche Wirkung auf die Bildung von Abhängigkeiten? Wie trugen gesellschaftliche Praktiken zur Entstehung von Institutionen der Abhängigkeit bei? Deswegen ist das Anliegen in dem Forschungsfeld zunächst die Institutionen, welche Abhängigkeiten förderten, zu beschreiben und zu analysieren. Im Folgenden wird die Wechselwirkung und Interaktion mit den gelebten Praktiken untersucht und als dritter Schritt mit dem Rahmen in anderen Gesellschaften verglichen.

Forschungsfeld D: Arbeit und Räumlichkeit[Bearbeiten]

In der Research Area D werden Sklaverei- und Abhängigkeitsforschung mit Wirtschafts- und Arbeitsgeschichte verbunden. Dabei soll das westliche Konzept von Arbeit und dessen Anwendung auf andere Gesellschaften hinterfragt werden. Aus Wirtschaftswachstum muss nicht zwangsweise ein kapitalistisches System hervorgehen, und Sklaverei und Zwangsarbeit hängen nicht unbedingt mit Despotismus zusammen. Es gilt über die klassischen Muster in unseren Köpfen hinwegzuschauen und alternative Konzepte von Arbeit und Geschichte der Arbeit näher zu betrachten.Deswegen werden im Forschungsfeld D vormoderne Gesellschaften in und außerhalb Europas untersucht, die vor der europäischen Industrialisierung existierten oder von ihr unberührt blieben. Der bisherige Untersuchungszeitraum der Forschung über die Geschichte der Arbeit soll bis ins 16. Jahrhundert ausgeweitet werden. Auch soll es möglich gemacht werden, verschiedene Kulturen und ihre geschichtliche Entwicklung in Bezug auf Arbeit zu vergleichen. Als weiterer Forschungspunkt bei der Untersuchung von Arbeit in einer Gesellschaft muss Migration mit einbezogen werden. Es sollen verschiedene Formen von erzwungener und freiwilliger Migration betrachtet werden, auf der anderen Seite aber auch Formen von erzwungener Immobilität. Wie sind diese Räume zwischen Migration und Immobilität mit Arbeits- und Abhängigkeitsbeziehungen verbunden? Als dritter Punkt soll schließlich die tägliche Realität von abhängigen Arbeitern untersucht werden. Wie und unter welchen rechtlichen Normen wurde die Arbeit verrichtet und wie viel Eigenständigkeit existierte innerhalb dieses Systems?

Forschungsfeld E: Gender und Intersektionalität[Bearbeiten]

Im Forschungsfeld E werden asymmetrische Machtverhältnisse, und wie sie in der Beziehung und Rangordnung zwischen verschiedenen Geschlechtern deutlich werden, betrachtet. Ungleichheiten zwischen Geschlechtern spielen in allen Formen von asymmetrischen Abhängigkeiten eine Rolle. Daher bilden Gender-Studies einen wichtigen Bereich innerhalb der Abhängigkeitsforschung. Das Forschungsfeld E soll sich zudem dem Bereich der Intersektionalität widmen. Intersektionalität ist die Überschneidung verschiedener Formen der Diskriminierung. Meist sind die einzelnen Formen von Diskriminierung nicht einzeln betrachtbar, da sie häufig ineinander greifen. Innerhalb dieses Rahmens entstehen asymmetrische Abhängigkeiten.Im Forschungsfeld E sollen zunächst Biographien Abhängiger rekonstruiert werden. Dazu werden sowohl Erzählungen der Abhängigen selbst als auch spirituelle und literarische Texte genutzt. Auf Basis dieser Biographien erhofft man sich einen besseren Einblick in die Lebenswirklichkeit und sozialen Hierarchien von Abhängigen mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen zu gewinnen und Unterschiede und komplementäre Strukturen aufzuzeigen. Am Ende sollen diese dann transkulturell verglichen werden.

Forschungsgruppen[Bearbeiten]

Die Forschungsgruppen sind ein Bestandteil in der Forschung des Clusters. Unter der Leitung eines Koordinators befassen sich mehrere Doktoranden mit einem interdisziplinären und über verschiedene Zeiten und Regionen betrachtbaren übergeordnetem Thema. Sie siedeln sich damit in einem der Forschungsfelder an. Die Doktoranden verfassen zu einem speziellen Thema innerhalb dieses Bereiches ihre Dissertation. Des Weiteren können die Doktoranden an den Aktivitäten ihrer Forschungsgruppe und denen des BCDSS teilnehmen.

Aktuelle Forschungsgruppen[Bearbeiten]

Thema Koordinator Doktoranden Forschungsfeld
Abhängigkeit, Gender und Arbeit im Haushalt Hanne Østhus Malik Ade, Dita Auzina Forschungsfeld E
Bestrafungen, Arbeit und Abhängigkeit Christian G. De Vito Adam Fagbore, Nabhojeet Sen Forschungsfeld D
Abhängigkeiten in der Geschichte Asiens Claude Chevaleyre Anas Ansar, Li Wanchun Forschungsfeld A
Recht und die Entstehung von Abhängigkeit im ibero-atlantischem Raum Mariana Armond Dias Paes Forschungsfeld C

Publikationen[Bearbeiten]

Monographien und Sammelbände[Bearbeiten]

  • Michael Zeuske: Sklaverei. Eine Menschheitsgeschichte von der Steinzeit bis heute. Stuttgart 2018.
  • Suraiya Faroqhi: Vol. 4: Slavery in the Ottoman World: A Literature Survey. Otto Spies Memory Lecture. Edd. Stephan Conerman and Gül Şen. Berlin 2017.
  • Stephan Conermann (ed.): Sklaverei in der Vormoderne. Beispiele aus außereuropäischen Gesellschaften. Dhau. Jahrbuch für außereuropäische Geschichte. Saarbrücken 2017.
  • Winfried Schmitz(ed.): “Die Sklaverei setzen wir mit dem Tod gleich” – Sklaven in globalhistorischer Perspektive. Beiträge der Tagung vom 14. Januar 2016 in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 2017.
  • Winfried Schmitz (ed.): Antike Sklaverei zwischen Verdammung und Beschönigung. Kolloquium zur Rezeption antiker Sklaverei vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Stuttgart 2016.
  • Michael Zeuske: Sklavenhändler, Negreros und Atlantkikkreolen: Eine Weltgeschichte des Sklavenhandels im atlantischen Raum, Berlin/Boston 2015.
  • Wolfgang Kunkel, Martin Schermaier: Römische Rechtsgeschichte. 14., revised ed. Cologne/Vienna 2015.
  • Winfried Schmitz: Die griechische Gesellschaft. Eine Sozialgeschichte der archaischen und klassischen Zeit. Heidelberg 2014.
  • Stephan Conermann: Mamlukica – Studies on the History and Society during the Mamluk Era/Studien zur Geschichte und Gesellschaft der Mamlukenzeit. Göttingen 2013.
  • Michael Zeuske: Handbuch Geschichte der Sklaverei. Eine Globalgeschichte von den Anfängen bis heute, Berlin/Boston 2013.

Weblinks[Bearbeiten]


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