Friedrich Hering, Rauchwarenhändler
Friedrich Hering (* 14. April 1889 in Leipzig; † 5. Juni 1972 in Oberursel) war ein Rauchwarenkaufmann, ein Großhändler von Pelzfellen, der sich „im Namen der Pelzbranche“ verdient gemacht hat.[1]
Werdegang[Bearbeiten]
Friedrich Hering wurde 1889 in Leipzig geboren, damals bereits ein wichtiger Handelsplatz für den weltweiten Pelzhandel rund um den Leipziger Brühl. Er besuchte das dortige König-Albert-Gymnasium. Nach dem Abitur widmete er sich zeitweise dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaft an der Universität Heidelberg. Seine Dienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger leistete er beim Leipziger Feldartillerie-Regiment 77 ab.[2]
Er absolvierte eine Lehre zum Rauchwarenkaufmann bei dem in der Branche bekannten Leipziger Unternehmen A. Reichenstein, das vor dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) hauptsächlich mit Rauchwaren für Russland handelte. Friedrich Hering bildete sich in führenden Häusern weiter, in Paris bei Hugo Königswerther, dann in London. Während der Kriegszeit arbeitete er für Eitingon in Australien, wo er allerdings vom 2. August 1914 bis November 1918 interniert war, danach von 1920 und 1921 als Einkäufer für Eitingon in New York. Am 1. Januar 1922 kehrte er nach Leipzig zurück und machte sich im Haus Brühl 45 selbständig. Dann war er drei Jahre, bis 1929, Mitinhaber der Firma Feiler & Hering. Anschließend betrieb er den Großhandel wieder unter seinem eigenen Namen.[2][3][4][5] 1938 befand sich das Unternehmen im Haus Brühl 44.[6]
Anfangs betrieb er den internationalen Rauchwarenhandel als Kommissionsgeschäft, dehnte ihn aber innerhalb kurzer Zeit auf eigene Manipulation aus, die Erledigung der Zubereitung der Rohfelle in einen verarbeitbaren Zustand. Die Firma wuchs beständig, unterbrochen nur durch den Zweiten Weltkrieges (1939 bis 1945), in dem er zum Ende des Krieges als Dolmetscher in das Offizierslager zu Colditz, unweit von Leipzig, eingezogen wurde.[2]
Friedrich Hering gehörte zu den Ersten, die in das jetzt neu entstehende Weltzentrum des Pelzhandels rings um die Niddastraße in Frankfurt am Main übersiedelten.[1] Die Geschäftsadresse war 1950 Niddastraße 74 (Brühlhaus), 1970 Niddastraße 56 I. Etage (Biberhaus).
Zu seinem 80. Geburtstag war er noch für seinen Betrieb tätig. Zur Feier des 50-jährigen Geschäftsjubiläums im Jahr 1972 im Savigny Hotel wurde der Mitarbeiter Rudolf Götze gewürdigt, der 47 Jahre in der Firma beschäftigt war. Seit 10 Jahren war Karlheinz Funke Junior-Partner. Die Ansprache hielt, neben David Zeitlin aus London, der Rauchwarenkaufmann und Pelzveredler Jürgen Thorer, der einst bei Friedrich Hering gelernt hatte.[2][1]
Bei seinem Tod im selben Jahr, im Juni 1972, hinterließ er seine Ehefrau und eine Tochter.[3] Zur Trauerfeier hob der Vorsitzende des Rauchwarenverbands, Walter Würker, besonders Friedrich Herings besonnene Haltung „in einer Zeit der Verzweiflung nach dem Zweiten Weltkrieg als beispielhaft für seine jüngeren Kollegen“ hervor.[7]
Das Unternehmen Friedrich Hering ist 1989 noch im Fachverzeichnis der Pelzbranche auf der Niddastraße 56 als Rauchwarenhandlung aufgeführt, in der Ausgabe 1991/92 ist es nicht mehr enthalten.[8]
Überbetriebliches Engagement[Bearbeiten]
Seine Verdienste für die Pelzbranche der Bundesrepublik sind zahlreich. Kurz nach Ende des Krieges wurde Friedrich Hering zum Fürsprecher des deutschen Pelzhandels in der ersten Sitzung der neu gegründeten International Fur Trade Federation in London erwählt. Er setzte sich energisch für die Pelzmesse in Frankfurt am Main ein. 11 Jahre lang war er als Vorstandsmitglied Schatzmeister des Deutschen Rauchwarenverbands, später auch im Aufsichtsrat der Frankfurter Rauchwaren-Messe GmbH. Am erfolgreichen Aufbau der Messe und den internationalen Beziehungen zur dortigen Pelzbranche war er maßgeblich beteiligt.[3] Er war Sachverständiger für Rauchwaren und Richter im Verbands-Schiedsgericht.
Auszeichnungen[Bearbeiten]
1958 wurde Friedrich Hering mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse ausgezeichnet, überreicht durch den Frankfurter Oberbürgermeister Werner Bockelmann.[3][9]
Werke[Bearbeiten]
- Bisam, Skunks, amerikanische Opossum. In: Rauchwarenkunde - Elf Vorträge aus der Warenkunde des Pelzhandels, Verlag Der Rauchwarenmarkt GmbH, 1931, S. 26-45
- Die neue westdeutsche Rauchwarenzentrale. In: Der Kürschner. Berufsbildungs-Ausschuss des Zentralverbands des Kürschnerhandwerks (Hsgr.), Verlag J. P. Bachem, Köln, 2. Auflage S. 270-274
- Mitarbeit an fachkundlichen Veröffentlichungen für Das Pelzgewerbe, Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Ohne Überschrift (50-jähriges Geschäftsjubiläum). In: Winckelmann Pelzmarkt, Nr. 114, 7. Januar 1972, S. 1.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Baran: Friedrich Hering 80 Jahre. In: Zeitschrift Hermelin, Nr. 4, 1969
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Ohne Überschrift (Todesmeldung). In: Winckelmann Pelzmarkt, Nr. 136, 9. Juni 1972, S. 8.
- ↑ Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941 Band 2. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 206.
- ↑ Schreiben Friedrich Hering, Frankfurt am Main an Richard Franke, Murrhardt, 14 September 1970.
- ↑ Führer durch den Brühl und die Berliner Pelzbranche, Werner Kuhwald Verlag, Leipzig 1938, S. 47.
- ↑ Ohne Überschrift (Trauerfeier Friedrich Hering am 12. Juni 1972 auf dem Hauptfriedhof Frankfurt am Main). In: Winckelmann Pelzmarkt Nr. 137, 16. Juni 1972, S. 8.
- ↑ In: Winckelmann Fachadressbuch der Rauchwaren- u. Pelzwirtschaft und des Kürschnerhandwerks, Deutschland, 1989, Winckelmann Verlag, S. 20.
- ↑ Willi Treusch: Messe- und Verbands-Chronik von 25 Jahren … Undatierter Entwurf (vor 29. Oktober 1972), S. 43 (Sammlung G. & C. Franke).
Personendaten | |
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NAME | Hering, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Rauchwarengroßhändler |
GEBURTSDATUM | 14. April 1889 |
GEBURTSORT | Leipzig |
STERBEDATUM | 5. Juni 1972 |
STERBEORT | Oberursel |
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