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Herbert-Stiller-Preis

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Der Herbert-Stiller-Preis ist ein von dem Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. vergebener Preis, der für tierversuchsfreie humanmedizinische Forschungsprojekte an Wissenschaftler vergeben wird und sich rein aus Spenden zusammensetzt. Dieser ist benannt nach dem Mitbegründer des Vereins, Herbert Stiller (1923 – 1984), Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Der Preis wurde in den 1990er und 2000er Jahren insgesamt 7 Mal vergeben, darunter auch in Form eines Krebsforschungspreises. Das Preisgeld beträgt 20.000 €.

Zielsetzung und Hintergrund[Bearbeiten]

Der Preis wird für innovative, humanrelevante Forschungsprojekte vergeben, die wesentlich dazu beitragen, den medizinischen Fortschritt voranzubringen und Tierversuche in einem bestimmten Bereich dauerhaft abzuschaffen. Der Preis wird personengebunden an Wissenschaftler vergeben, die sich der tierversuchsfreien Forschung widmen. Insbesondere junge Wissenschaftler sollen auf diese Weise zu einer modernen tierversuchsfreien Forschung motiviert werden.

Nach Meinung des Vereins sind Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf den Menschen übertragbar, so dass humanspezifische Forschungen stärker vorangetrieben werden müssen. Da diese von Bund und Ländern im Gegensatz zu tierversuchsbasierter Forschung mit nur geringen Beträgen gefördert werden, wurden diese Forschungspreise ins Leben gerufen.[1]

2019 wurde erstmals seit 2011 eine Neuauflage möglich mit einem Preisgeld von insgesamt 40.000 Euro, welches auf zwei Preisträger aufgeteilt wurde. [2]

Modalitäten[Bearbeiten]

Gefördert werden Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Medizin/Biomedizin mit Forschungsstandort in Deutschland oder im deutschsprachigen Ausland. Die geplanten Forschungsarbeiten dürfen keine Tierversuche enthalten und es darf kein tierisches Material verwendet werden (z.B. Fetales Kälberserum oder tierische Antikörper). Bei dem Forschungsvorhaben kann es sich um In vitro-Arbeiten, In silico-Analysen oder auch um klinische oder epidemiologische Studien handeln. In dem Projekt sollte ein neues, innovatives Thema aufgegriffen bzw. ein neuer methodischer Ansatz verfolgt werden. Es werden Konzepte gefördert, die zum Zeitpunkt der Antragstellung noch nicht anderweitig gefördert werden.

Preisträger und Projekte[Bearbeiten]

Herbert-Stiller-Preis 2019[Bearbeiten]

2019 wurde aufgrund von Großspenden der Herbert-Stiller-Preis in einer Neuauflage zweimal verliehen. Das Preisgeld von insgesamt 40.000 Euro wurde zu gleichen Teilen auf beide Preisträger aufgeteilt. 2 In diesem Jahr wird der Preis erstmalig nicht retrospektiv für bereits abgeschlossene Forschungsprojekte verliehen, sondern für eine finanzielle Forschungsförderung für geplante Forschungsvorhaben im Bereich Medizin und Biowissenschaften. Die Verleihung fand im Rahmen der Feier zum 40. Vereinsjubiläums während der Mitgliederversammlung am 14.09.2019 in Frankfurt statt.[3]

Projekt: Clean Bioprinting – Tierfreie Produktion, Kultivierung und Charakterisierung von 3D-Organmodellen [6] Im Rahmen der Gewebekultur gilt der 3D Biodruck (Bioprinter) als besonders vielversprechende Technologie, die es ermöglicht, menschliche Zellen räumlich exakt zu positionieren und somit dreidimensionale humane Organmodelle zu generieren. Obwohl dieses Vorgehen einen ersten Schritt im Sinne des Tierschutzes darstellt, werden in kommerziell erhältlichen Drucksubstanzen (Biotinten) nach wie vor zahlreiche tierische Komponenten verwendet, u.a. fetales Kälberserum und Druckkomponenten wie tierische Gelatine und Matrigel, eine Substanz, die aus Tumoren der Maus gewonnen wird. Das Ziel des vorliegenden Projektes ist es daher, ein Verfahren zum Clean Bioprinting zu entwickeln, das humanisierte Organmodelle ohne die Verwendung tierischer Komponenten hervorbringt. Dazu werden Drucktinten optimiert, die aus nicht-tierischen Biopolymeren bestehen. Diese werden mit menschlichen Lungenzellen gemischt, die tierfrei kultiviert werden. Mit den gedruckten 3D-Lungenmodellen werden Virus-Inhibitions-Versuche durchgeführt. Die Ergebnisse dieses Projekts sind über den 3D-Biodruck hinaus auch grundsätzlich für den Bereich der Kultivierung von Stammzellen und 3D-Gewebemodellen relevant, da hierfür bislang standardmäßig die oben genannten tierischen Komponenten eingesetzt werden. Weiterhin fließen die Konzepte der Forschungsarbeiten auf verschiedenen Ebenen direkt in die Ausbildung von Studierenden und Promovierenden ein, um den Tierschutzgedanken auch beim wissenschaftlichen Nachwuchs zu verankern.

Projekt: Tierfreies 3D-Synovium-auf-dem-Chip als Modell für rheumatoide Arthritis In diesem Projekt soll ein dreidimensionales Modell der menschlichen Gelenkinnenhaut (Synovium) etabliert werden, welches auf einem Biochip mit einem mikrofluidischen System untergebracht wird, die den Blutkreislauf simulieren. Die Gelenkinnenhaut bildet die sogenannte Gelenkschmiere bzw. ist für deren Zusammenstellung verantwortlich. Diese zähe Flüssigkeit enthält alle für das Gelenk wichtigen Zellen, Nährstoffe und biochemischen Substanzen. Entzündliche Prozesse der Gelenkinnenhaut wirken sich gravierend auf die Zusammensetzung der Gelenkschmiere aus, und stehen deshalb in direktem Zusammenhang mit der Entstehung und dem Verlauf einer rheumatoiden Arthritis. Es ist essentiell, ein humanes Modell zu entwickeln, das eine zuverlässige, humanrelevante Erforschung der rheumatoiden Arthritis erlaubt. Ein solches Modell auf einem Chip ermöglich eine zügige, reproduzierbare Arbeitsweise, was essentiell ist, um das System auch für eine breitere Anwendung durch andere Forscher attraktiv zu machen. Hierzu gehört auch der Einsatz im industriellen Sektor, beispielsweise bei der Medikamentenentwicklung. Über das mikrofluidische System können Medikamente gezielt und kontrolliert appliziert werden und auch Medikamentenkombinationen systematisch getestet werden. Das Synovium-on-a-chip-Modell wird basierend auf Zellen von gesunden Menschen generiert, als auch von Patienten, die an rheumatoider Arthritis leiden. Entzündliche Prozesse, die durch die Erkrankung entstehen, werden untersucht. Im Gegensatz zu bestehenden In vitro-Systemen ist dieses humane Zellmodell vollständig frei von Komponenten tierischen Ursprungs wie beispielsweise fetales Kälberserum (FKS).

Krebsforschungspreise und Herbert-Stiller-Preise[Bearbeiten]

Krebsforschungspreis 2011 1. Preis: Maret Bauer, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel Projekt: 3D-Zellkulturmodell zur Erforschung von Brustkrebs [9]

2. Platz: Irina Nazarenko und Stefan Giselbrecht, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Projekt: Biochips zur Untersuchung der Kommunikation zwischen Tumorzellen und Stammzellen während der Entwicklung von Tochtergeschwulsten in andere Organe bei Brustkrebs[10]

Krebsforschungspreis 2006 Preisträger: Christoph Helma, Freiburger Zentrum für Datenanalyse und Modellbildung(FDM) Projekt: Entwicklung, Validierung und Veröffentlichung des Computerprogramms »lazar« (»lazy structure-activity relationship«) zur Vorhersage krebserregender Wirkungen von Chemikalien[11] [12]

Herbert-Stiller-Preis 2001 Preisträger: Barbara Grune[13] und Jan Zak, Berliner Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin Projekt: Aufbau einer Internet-Datenbank über tierversuchsfreie wissenschaftliche Methoden[14]

Herbert-Stiller-Preis 1999 Preisträger: Thomas K. Nordt[15], Klinikum der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Projekt: Studie mit Leberzellen von Diabetes-Patienten zum Nachweis von physiologischen Veränderungen durch einen Blutfettsenker

Herbert-Stiller-Preis 1997 Preisträger: Gunther O. Hofmann, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau Projekt: Assoziierte tierversuchsfreie Forschungen für eine allogene Kniegelenkstransplantation[16]

Herbert-Stiller-Preis 1995 1. Preisträger: Stefan Rosewicz, Freie Universität Berlin Projekt: Therapiestrategiefindung zur Behandlung des Pankreaskarzinoms mithilfe in Kultur wachsenden Krebszellen[17]

2. Preisträger: Peter Wingenfeld, Universität zu Köln Projekt: Identifizierung stabilisierender Substanzen zur Konservierung menschlicher Organe für Transplantationen[18]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. [1] Fördergeldtabelle, (PDF-Datei; 246 kB) Abgerufen am 19. November 2019.
  2. [2] Herbert-Stiller-Preis 2019, Abgerufen am 19. November 2019.
  3. [3] Herbert-Stiller-Preis 2019, Abgerufen am 19.11.2019
  4. [4] TU Berlin Prof. Kurreck, Abgerufen am 19.11.2019
  5. [Johanna Berg, Thomas Hiller, Maya S. Kissner, Taimoor H.Qazi, Georg N. Duda, Andreas C. Hocke, Stefan Hippenstiel, Laura Elomaa, Marie Weinhart, Christoph Fahrenson & Jens Kurreck 1 (2018). Optimization of cell-laden bioinks for 3D bioprinting and efficient infection with influenza A virus. Scientific Reports 8; 13877. doi: 10.1038/s41598-018-31880-x
  6. [5] Forschungsbereiche TU Berlin, Abgerufen am 19.11.2019
  7. [6] Staff TU Wien, Abgerufen am 19. November 2019
  8. [7] Cell Chip Group TU Wien, Abgerufen am 19. November 2019
  9. [8] Krebsforschungspreis 2011 Kiel, Abgerufen am 19. November 2019
  10. [9] Krebsforschungspreis 2011 Karlsruhe, Abgerufen am 19. November 2019
  11. [10] Krebsforschungspreis 2006, Abgerufen am 19. November 2019
  12. [11] in-silico.de, Abgerufen am 19. November 2019
  13. [12] BfR Grune, Abgerufen am 19. November 2019
  14. [13] BfR-Bericht, Abgerufen am 19. November2019
  15. [14] Ärzteteam Klinikum Stuttgart, Abgerufen am 19. November 2019
  16. [15] Herbert-Stiller-Preis 1997, Abgerufen am 19. November 2019
  17. [16] Herbert-Stiller-Preis 1995, Abgerufen am 19. November 2019
  18. [17] Herbert-Stiller-Preis 1995, Abgerufen am 19. November 2019


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