You can edit almost every page by Creating an account. Otherwise, see the FAQ.

Kriminalfall Alexander Selchow

Aus EverybodyWiki Bios & Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche

Der Kriminalfall Alexander Selchow beschreibt den Fall des deutschen Wehrdienstleistenden Alexander Selchow (geboren 1970 oder 1971; gestorben am 1. Januar 1991 in Rosdorf), der in der Neujahrsnacht 1991 von Neonazis in Rosdorf im Landkreis Göttingen erstochen wurde.[1]

Tat[Bearbeiten]

Alexander Selchow identifizierte sich mit der Grufti-Szene und trug meist schwarze Kleidung. Der eher links eingestellte Selchow absolvierte nach dem Abitur den Grundwehrdienst in der Zieten-Kaserne.

Alexander Selchow war mit einem Freund auf dem Nachhauseweg von einer Silvesterparty. In der Rosdorfer Friedensstraße trafen die beiden auf die vermummten Neonazis Oliver S. und Sven S. Beide waren Mitglieder der zu diesem Zeitpunkt noch nicht verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP).[2] Sie waren mit dem Vorsatz von einer Neonazi-Party aufgebrochen, „herumschwirrende Linke durchzuklopfen“.

Oliver S. und Sven S. ergriffen Selchow. Sein Begleiter flüchtete. Oliver S. zückte ein Messer und stach auf den 21-jährigen Alexander Selchow ein. Von den fünf Stichen traf ihn einer direkt so tief in den Bauch, dass die untere Hohlvene durchtrennt und ein Wirbel verletzt wurde. Alexander Selchow starb am frühen Morgen des 1. Januar 1991 am massiven Blutverlust.[3]

Verurteilungen[Bearbeiten]

Oliver S. und Sven S. wurden innerhalb der folgenden beiden Tage festgenommen.

Im Dezember 1991 fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor dem Landgericht Göttingen der Prozess statt.[4] Das Landgericht blieb bei den Strafen aber unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Der Haupttäter Oliver S. wurde zu sechs Jahren Jugendhaft verurteilt, Sven S. bekam vier Wochen Dauerarrest.

Der Richter sah die Tat als Körperverletzung mit Todesfolge. Staatsanwalt Hans Hugo Heimgärtner hatte stattdessen in seinem Plädoyer sieben Jahre beziehungsweise ein Jahr sechs Monate Jugendhaft wegen Totschlags gefordert. Er argumentierte, die Täter hätten den Tod Selchows billigend in Kauf genommen.

Rezeption[Bearbeiten]

Der Tagesspiegel und Die Zeit veröffentlichten 2012 eine Liste mit 149 Todesopfern rechter Gewalt, zu denen sie auch den Todesfall von Alexander Selchow zählen. Kritisch wird angemerkt, dass die Bundesregierung 1993 diese noch genauso benannt hatte,[5] aber sein Name weder 1999 noch 2009 in den entsprechenden Listen auftaucht.[6] Auch das Göttinger Tageblatt merkte kritisch an, dass Alexander Selchow nicht mehr auf der Liste Todesopfer rechtsextremer Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland steht.[7] Auch die HNA merkt an, dass trotz Überzeugung des Gerichts, die Täter in der Silvesternacht losgezogen waren, um „Linke zu misshandeln“ und „plattzumachen“, der Todesfall nicht als rechte Gewalt geführt wird.[8] Die Niedersächsische Landesregierung blieb aber bei ihrer Einschätzung.[9]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Rechte Gewalt: 1990-1991, Der Tagesspiegel, 13. September 2000
  2. Alexander Selchow, 21 Jahre | OPFER RECHTER GEWALT SEIT 1990. Abgerufen am 2. Juni 2018.
  3. Skinheads erstechen Wehrdienstleistenden / Vor 20 Jahren: Nazis bringen Alex um. In: Göttinger Tageblatt. 15. Januar 2011, abgerufen am 2. Juni 2018.
  4. Dokumentation: 1990. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 2. Juni 2018]).
  5. Tatsächliche oder zu vermutende rechtsextreme/ausländerfeindliche Tötungsdelikte seit dem Beitritt der ehemaligen DDR Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke und der Gruppe der PDS/Linke Liste — Drucksache 12/5582 —
  6. Frank Jansen, Johannes Radke, Heike Kleffner, Toralf Staud: Tödlicher Hass: 149 Todesopfer rechter Gewalt, Der Tagesspiegel, 31. Mai 2012
  7. Von Neonazis getötet: Alex' Tod nicht "politisch motiviert", Göttinger Tageblatt, 20. September 2016
  8. Anfrage der Grünen zur Überprüfung von Altfällen: Tödliche Skinheadattacke auf Soldaten war keine rechte Gewalt HNA, 17. September 2016
  9. Anfrage der GRÜNEN zu Tötungsdelikten in Niedersachsen Anfrage der Abgeordneten Julia Willie Hamburg, Meta Janssen-Kucz, Filiz Polat und Maaret Westphely (Grüne) und Beantwortung der Landesregierung in der Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 16. September 2016; Fragestunde Nr. 2


Diese artikel "Kriminalfall Alexander Selchow" ist von Wikipedia The list of its authors can be seen in its historical and/or the page Edithistory:Kriminalfall Alexander Selchow.



Read or create/edit this page in another language[Bearbeiten]