Kriminalfall Gustav Schneeclaus
Der Kriminalfall Gustav Schneeclaus beschreibt den Fall des deutschen Kapitäns Gustav Schneeclaus (geboren am 12. November 1938; gestorben am 22. März 1992 in Buxtehude), der bei einem Wortwechsel mit Neonazis Hitler als „großen Verbrecher“ bezeichnete, worauf diese ihn so schwer misshandelten, dass er an den Verletzungen starb.[1][2]
Leben[Bearbeiten]
Gustav Schneeclaus erlebte als kleines Kind den Zweiten Weltkrieg, die Hochphase des Nationalsozialismus und dessen Folgen mit.
Am Morgen des 18. März 1992 verließ er das Haus seiner Freundin, um zur Bank zu gehen. Am Spätnachmittag traf Schneeclaus auf eine Gruppe von Neonazis, die sich am ZOB Buxdehude aufhielten. Der ebenfalls alkoholisierte Gustav Schneeclaus erzählte seine Seefahrergeschichten und kam so mit den Neonazis Stefan S. und Stephan K. ins Gespräch. Das Gespräch wurde politisch. Schneeclaus sagte: „Hitler war der größte Verbrecher!“[3] Darauf reagierten die Neonazis mit Gewalt und schlugen solange auf Schneeclaus ein, bis dieser von der Bank fiel, auf der er vorher gesessen hatte. S. und K. ergriffen daraufhin die Flucht mit dem Auto.
Etwa eine Dreiviertelstunde später kamen beide wieder, bewaffnet mit einem Kantholz. Mit dem Kantholz und ihren Springerstiefeln schlugen und traten sie auf ihr Opfer ein. Stefan S. sprang unter den Anfeuerungsrufen seines „Kameraden“ Stephan K. auf Schneeclaus. S. soll gerufen haben „Mach ihn tot, mach ihn tot”. Die beiden riefen einen Freund an, den sie aufforderten, sie nach Hamburg zu fahren. Der Fahrer kehrte später zum Tatort zurück und benachrichtigte kurz vor Mitternacht anonym den Notarzt. Schneeclaus lag zu diesem Zeitpunkt noch immer schwer verletzt am Busbahnhof.
Gustav Schneeclaus wurde unterkühlt, mit schwersten inneren Verletzungen, einem Schädelbruch, einem abgerissenem Halswirbel und vier gebrochenen Rippen ins Kreiskrankenhaus Stade eingeliefert. In der Nacht zum 22. März 1992 starb er aufgrund der Schwere seiner Verletzungen an einem Herz-Kreislauf-Versagen.
Verurteilung[Bearbeiten]
Am 18. September 1992 verurteilte das Gericht Stefan S. zu sechs und Stephan K. zu achteinhalb Jahren Gefängnis wegen Totschlags.[4]
Täter[Bearbeiten]
Stefan S. ist bis heute einer der führenden Neonazis in Norddeutschland. Er wurde nach seiner Haftentlassung mehrfach rechtskräftig verurteilt. S. betrieb lange einen rechten Szeneladen in Tostedt.[4][5][6][7] Stephan K. sitzt wegen des Verdachts, im Dezember 2017 am S-Bahnhof Veddel eine Sprengstoffexplosion herbeigeführt zu haben, in Haft.[8]
Gedenken[Bearbeiten]
In Buxtehude wurde der Platz am Busbahnhof, wo er schwer mishandelt wurde, nach ihm in Gustav-Schneeclaus-Platz umbenannt.[9][10][11] Der Beschluss wurde im Buxtehuder Rat mit breiter Mehrheit gegen die Stimmen der AfD-Ratmitglieder beschlossen.[12]
Weblinks[Bearbeiten]
- Andreas Speit: Der rechte Rand: Buxtehude bekommt einen Gustav-Schneeclaus-Platz, Taz, 15. März 2018
- Hintergrundbericht
- Uwe Ruprecht: Die Braunen Banditen von Buxtehude
- Uwe Ruprecht: Das Nest in der Nordheide
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Rechte Gewalt: 1992-1993, Der Tagesspiegel, 13. September 2000
- ↑ Tatsächliche oder zu vermutende rechtsextreme/ausländerfeindliche Tötungsdelikte seit dem Beitritt der ehemaligen DDR, Drucksache 12/5679, Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke und der Gruppe der PDS/Linke Liste. 16. September 1993, PDF S. 2
- ↑ Christiane Tauer: Stefan Silar: Der Neonazi von nebenan, Hamburger Abendblatt, 12. März 2012
- ↑ 4,0 4,1 22.03.1992, Gustav Schneeclaus (staatlich anerkannt). In: Opferfonds Cura. Abgerufen am 2. Juni 2018 (deutsch).
- ↑ Oberlandesgericht Celle hebt Verurteilung von Stefan Silar auf und stellt Strafverfahren ein, Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Stade Nr. 3/12 vom 17. Januar 2012
- ↑ Über die Karriere eines Nazi-Totschlägers von heute, ZEIT Störungsmelder, 18. März 2010
- ↑ Bianca Marquardt: Auf dem Weg vom Saulus zum Paulus?, kreiszeitung-wochenblatt.de, 11. Januar 2013
- ↑ Andreas Speit: Veddeler Bombenleger ist Rechtsextremist: Täter mit rechter Biografie, Taz, 20. Dezember 2017
- ↑ Kim Ly Lam: Viverstraße 1 wird in Gustav-Schneeclaus-Platz 1 umbenannt, Hamburger Abendblatt, 16. September 2017
- ↑ Karsten Wisser: Das Gedenken an die Tat bewahren, Stader Tageblatt, 22. März 2018
- ↑ Lageplan Gustav-Schneeclaus-Platz, buxtehude.de
- ↑ Auszug - Umbenennung der bisherigen Bezeichnung "Viverstraße 1" zu "Gustav-Schneeclaus-Platz 1", buxtehude.de, 4. Spetember 2017
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