Kunst- und Auktionshaus Kastern
Das Kunst- und Auktionshaus Kastern GmbH & Co. KG | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1975 |
Sitz | Hannover, Deutschland |
Leitung | Margitta Kastern, Christina Kastern-Benatzky |
Branche | Kunstauktionen |
🌐Website | www.kastern.de |
Das Kunst- und Auktionshaus Kastern GmbH & Co. KG ist ein Kunstversteigerer in Hannover.
Geschichte[Bearbeiten]
Das Auktionshaus Kastern wurde 1975 von Karl-Heinz Kastern gegründet, das Familienunternehmen wird seit 2003 von dessen Frau, Margitta Kastern und der Tochter Christina Kastern-Benatzky geführt. 2013 erfolgte ein Umzug des Unternehmens vom Aegidientorplatz in ein Haus an der Baringstraße 8, das zuvor umgebaut wurde und mehr Platz bietet als der alte Standort.[1] Versteigert werden Asiatika, Altmeister, Fotografien, Kunst und Keramik, Möbel, Moderne, Porzellan, Silber und Schmuck. Sammlungen u.a. aus Norddeutschem Adelsbesitz und Gemälde, Drucke sowie Skulpturen vieler nationaler und internationaler, namhafter Künstler wurden durch das Auktionshaus Kastern bereits verkauft.
1987 wurden Möbel, Gemälde, Waffen, Porzellan und andere Gegenstände aus dem Erbe des Tennis-Barons Gottfried von Cramm bei dem Auktionshaus versteigert. Der Gesamterlös betrug etwa 250.000 DM.[2]
2001 wurde bei Kastern das Toplos Spielkartenharmonika – Merzbild 5a, auch Bild mit Spielkarten und meiner Adresse, von Kurt Schwitters innerhalb von knapp zehn Minuten zu einem sensationellen Rekordpreis von 670.000 DM versteigert. Schwitters Abstraktion 45 Kugelkleid wurde bei der selben Auktion für 150.000 DM versteigert.[3] 2005 wurde das Merzbild 5a wieder bei Sotheby’s versteigert, doch erzielte es dort einen nicht so hohen Preis.[4]
Im März 2001 versteigerte das Auktionshaus acht Liebesbriefe, ein Tagebuch und ein Zigarettenetiu der Schauspielerin Marlene Dietrich. Die Stücke stammten aus hannoverschen Privatbesitz und wurden erst wenige Monate vorher entdeckt. Die Briefe waren an den Bäcker Willy Michel gerichtet und wurden in den Jahren 1921 und 1922 verfasst,[5] das Tagebuch in den Jahren 1920 und 1921. Die Stücke gingen an einem Fan, private Sammler und das Filmmuseum Berlin, das auch in dem Besitz des Nachlasses von Marlene Dietrich ist.[6][7][8]
2003 ersteigerte ein Sammler für 320.000 Euro bei Kastern ein bisher unbekanntes Gemälde des Malers Carl Spitzweg mit dem Titel Vor der Gastwitrtschaft.[9] 2008 wurde bei Kastern wieder ein Spitzweg versteigert, diesmal mit dem Titel Lektüre am Morgen.[10][11]
2004 wurde bei Christie’s ein thronartiger Bugatti-Stuhl versteigert, den einst Elton John besaß. 2007 wurde bei Kastern ein gleichartiges Exemplar versteigert, der nahezu das Doppelte erzielte.[12]
Ebenfalls 2007 ließ Hiltrud Schwetje Teile der Kunstsammlung, die sie gemeinsam mit ihrem Ex-Mann, Altbundeskanzler Gerhard Schröder, zusammengetragen hatte, bei dem renommierten Auktionshaus versteigern, darunter Geschenke von Künstlern mit Widmungen und Bilder, die Gerhard Schröder selbst malte. Den Zuschlag erhielt ein Bieter, der nicht genannt werden wollte.[13][14][15][16]
Im September 2007 stoppte das Autionshaus eine geplante Versteigerung von Orden und Waffen aus der NS-Zeit, weil der Verfassungsschutz und mehrere Politiker Bedenken geäußert hatten, dass Rechtsextreme die Gegenstände ersteigern könnten.[17][18]
2009 wurden bei einer Auktion eine Sammlung von 350 künstlerisch wertvollen und ästhetischen Aktfotografien versteigert, von Fotografinnen und Fotografen wie Günter Blum, William Klein, Bettina Rheims und František Drtikol. Das war die erste große Foto-Auktion dieser Art in dem Traditionshaus.[19]
2010 kamen bei einer Auktion 57 Porträts des Deutschen Ordens aus dem Ordenssaal des Rittergutes Lucklum unter dem Hammer. Die Gemäldesammlung umfasste Bildnisse von Angehörigen des Braunschweiger Herzoghauses und deren Ehefrauen, Hochmeister, Komture und Ritter des Deutschen Ordens aus den bekanntesten Familien des Adels und des Hochadels, darunter unter anderem Porträts von Gottlob Friedrich Wilhelm von Hardenberg (Onkel von Novalis), Friedrich II. von Preußen, Philippine Charlotte von Preußen, Antoinette Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel, Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel, Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, Ferdinand Albrecht II. von Braunschweig-Wolfenbüttel, Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel, Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel, Elisabeth Sophie Marie von Schleswig-Holstein-Norburg, Ernst Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, Augusta von Hannover, Christine Luise von Oettingen-Oettingen, Otto Diedrich von Bülow, Heinrich von Bobenhausen, Friedrich Hannibal von Schmertzing, Johann Friedrich von und zum Stein, Georg Levin von Winterfeld, Johann Eustach von Westernach, Clemens August von Bayern, Karl von Österreich, Leopold Wilhelm von Österreich, Maximilian Franz von Österreich, Karl Joseph von Österreich, Maximilian III., Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Johann Caspar von Ampringen, Karl Alexander von Lothringen und Johann Kaspar von Stadion von Malern und Malerinnen, wie zum Beispiel Johann Conrad Eichler, Joachim Kayser, Johann Georg Ziesenis der Jüngere, Gottfried Boy, Anton Graff, Christoph Bernhard Francke, Jean Pierre Sauvage, Francesco Carlo Rusca und Anna Rosina de Gasc.[20][21][22][23]
Einige der Porträts:
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Porträt August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel von Christorf Bernhard Francke
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Porträt Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel von Johann Conrad Eichler
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Porträt Antoinette Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel von Christorf Bernhard Francke
Im November 2011 tauchte ein 194 Jahre altes, vorher unbekanntes Reisetagebuch von August Kestner im Kunsthandel wieder auf, als es bei Kastern von einem unbekannten Sammler für die Winterauktion eingeliefert wurde. Das Auktionshaus sorgte dafür, dass die Stadt Hannover es deutlich unter dem Schätzpreis von 60.000 Euro erwerben konnte, damit es nicht in einer Privatsammlung verschwindet, sondern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Begleitet wurde Kestner auf dieser Reise von Otto Magnus von Stackelberg, mit dem er später den Freundeskreis Römische Hyperboreer gründete. Kestners Toskana-Reise von 1817 war vorher gänzlich unbekannt. Der Band von 1817 schloss eine Lücke, von der die Kestner-Experten bislang nicht einmal wussten. Das Stadtarchiv von Hannover verwahrte zu dem Zeitpunkt weitere 72 Reisetagebücher von Kestner. Gesponsert wurde der Kauf vom Freundeskreis Stadtarchiv sowie dem Förderkreis Antike und Gegenwart des Museums August Kestner.[24]
2013 wurde ein 240 Kilo schweres Eisenrelief versteigert, das aus der Schreibstube des Reichstagsgebäudes stammt und aus den Trümmern 1954 gerettet wurde. Diese Allegorie der Wissenschaft zeigt vor einer aufgehenden Sonne eine nackte Göttin mit hochgehobener Fackel und Quellurne, an deren Seite ein Löwe ruht.[25]
Im März 2016 wurden drei große, verschollen geglaubte Gemälde von Ferdinand Wagner zur Versteigerung freigegeben, die 1906 für die Villa Seligmann von Siegmund Seligmann in Auftrag gegeben wurden. Die Verkäuferin war jedoch mit dem Ergebnis der Versteigerung nicht zufrieden und behielt die Gemälde.[26][27]
Im September 2016 wurde eine zweite Version eines Porträts von Michiel van Musscher, das François Le Fort zeigt, nach einem langen Bietergefecht für 100.000 Euro versteigert. Die andere Version befindet sich im Musée d’art et d’histoire in Genf.[28]
Tätigkeit[Bearbeiten]
Viermal jährlich finden Kunstauktionen in Zusammenarbeit mit Kunsthistorikern aus verschiedenen Fachgebieten statt. Auf 1000 m² Fläche wird zu jeder Auktion eine Ausstellung konzipiert. Abgesehen von den Versteigerungen können Kunden ganzjährig den Freiverkauf im Haus nutzen. Kastern bietet seinen Kunden vier verschiedene Möglichkeiten an einer Auktion teilzunehmen: als Saalbieter, als schriftlicher Bieter, als Telefonbieter und als Live-Bieter am Computer. Kastern hilft und berät bei Nachlass- und Erbschaftsregulierungen sowie bei Aufbau oder Auflösung von Kunstsammlungen. Preisschätzungen oder Gutachten von Kunstgegenständen werden auch für Versicherungszwecke, Bankbeleihungen und Sicherheitsleistungen erstellt.
Publikationen[Bearbeiten]
- Gedruckte Auktionskataloge und Online-Auktionskataloge zu jeder Versteigerung mit jeweils ca. 1500 Positionen,[29] umfangreichen Beschreibungen und farbigen Abbildungen
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Artikel Ein Auktionshaus zieht um, Neue Presse, 21. Februar 2013
- ↑ Artikel Erbe des Tennis-Barons verkauft, Hamburger Abendblatt, 23. März 1987
- ↑ Artikel Schwitters für 670.000 Mark versteigert, Kunstmarkt.com, 2001
- ↑ Spielkartenharmonika – Merzbild 5a bei Sotheby's
- ↑ SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Marlene Dietrich: Liebesbriefe an Bäcker entdeckt. In: SPIEGEL ONLINE. Abgerufen am 7. Oktober 2016.
- ↑ Artikel Marlene Dietrich: Fan ersteigert Liebesbrief, Die Welt, 2. April 2001
- ↑ Artikel Liebesbriefe von Marlene Dietrich entdeckt, Hamburger Morgenpost, 2. März. 2001
- ↑ Artikel Marlene Dietrich: "Ich dachte, das wäre das Glück", Der Tagesspiegel, 30. März. 2001
- ↑ Artikel Stolzer Preis für Spitzweg, Der Standard, 30. Oktober 2003
- ↑ Artikel Spitzwegs «Lektüre am Morgen» wird versteigert, Neue Musikzeitung, 21. November 2008
- ↑ Lektüre am Morgen bei Lot-Tissimo
- ↑ Artikel Ein Bugatti für das Wohnzimmer, Die Welt, 3. Juni 2007
- ↑ Artikel Hillu verscherbelt ihre Schröder-Jahre, Berliner Zeitung, 18. April 2007
- ↑ Artikel Kein Platz für Schröders Bilder, Focus, 26. April. 2007
- ↑ Artikel Hillus Auktion oder was vom Kanzler übrig blieb, Die Welt, 28. April 2007
- ↑ Artikel Einer kaufte alle Bilder von Schröder und Hillu, Hamburger Abendblatt, 30. April 2007
- ↑ Artikel Die bizarre Szene der Nazi-Kunstsammler, Bild, 22. Mai 2015
- ↑ Offener Brief zur Versteigerung von Stücken aus der NS-Zeit, Bündnis 90/Die Grünen Stadtverband Hannover, 20. September 2007
- ↑ Artikel Hannovers schärfste Versteigerung!, Bild, 12. Juni 2009
- ↑ Artikel Die Bilder von Lucklum, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. April 2010
- ↑ Artikel Auktionshaus Kastern versteigert 57 Porträts des Deutschen Ordens, Hannoversche Allgemeine, 25. April 2010
- ↑ Liste der Porträts bei service.kunstversteigerer.de
- ↑ Artikel Historische Bilder unter dem Hammer, Braunschweiger Zeitung, 9. Februar 2010
- ↑ Artikel Reisetagebuch von August Kestner wieder aufgetaucht, Hannoversche Allgemeine, 23. November 2011
- ↑ Artikel Ein Relief aus dem alten Reichstag kommt unter den Hammer, Der Tagesspiegel, 5. Dezember 2013
- ↑ Artikel Wer schnappt sich den Seligmann-Schatz?, Bild, 3. März 2016
- ↑ Artikel Kein Interesse an Seligmann-Gemälden?, NDR, 13. März 2016
- ↑ Die Auktion bei Lot-Tissimo
- ↑ Kastern bei liveauctioneers
Koordinaten: 52° 22′ 14,6″ N, 9° 44′ 22,6″ O
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