Maschinengewehr-Bataillon 10 (Wehrmacht)
Das Maschinengewehr-Bataillon 10 (M10) war eine militärische Einheit der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Das Bataillon wurde Mitte 1943 zum Granatwerfer-Bataillon 10 (G10) umgegliedert.
Geschichte[Bearbeiten]
Das Maschinengewehr-Bataillon 10 (M10) wurde am 12. Oktober 1937 in Pirmasens (Friedensstandort) als Heerestruppe aufgestellt. Zuständig für die Garnison Pirmasens war der Wehrkreis XII mit Sitz in Wiesbaden.[1] Kernrekrutierungsgebiet für die Mannschafts- und Unteroffiziersdienstgrade war die Pfalz.[2] Maschinengewehr-Bataillone wurden ab 1935 aufgestellt. Sie gehörten – vollmotorisiert und mit modernen Waffen ausgerüstet – zu den neuen Truppenteilen der Wehrmacht. Sie wurden u. a. als Sperrverbände eingesetzt.[3]
Das M10 wurde am 25. August 1939 mobilisiert und nach Waldfischbach im Pfälzerwald verlegt. Zeitgleich erfolgte die Aufnahme des Bataillons in die Feldpostübersicht.[4] Mit der Mobilmachung erhielten die Bataillonsangehörigen ihre Erkennungsmarken.[5]
Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann in Europa der Zweite Weltkrieg. Als Reaktion hierauf erklärten Großbritannien und Frankreich zwei Tage später Deutschland den Krieg. Erste Einsätze des M10 folgten ab dem 7. September 1939 im Raum Pirmasens im Rahmen der französischen Saar-Offensive (Sitzkrieg), später bei Schweix, Hilst und Liederschiedt (deutsch Liederscheid).[6]
Bei Beginn des Westfeldzugs überschritt das M10 am 11. Mai 1940 bei Saarburg die Grenze nach Luxemburg. Zu ersten Kampfhandlungen kam es in Südbelgien in der Gegend um Jamoigne, Les Bulles und Williers. Zwei Tage später erreichte das Bataillon die französische Grenze. Es folgten Einsätze bei Breux und bei La Ferté-sur-Chiers (La Ferté (Maginot Linie)). Nach den Gefechten entlang der Maginot-Linie bezog das Bataillon bis zum 7. Juni 1940 Ruhequartier im belgischen Chiny. Danach war das Bataillon an der Bildung und Sicherung der Brückenköpfe an den Flüssen Marne (Torcy), Seine (Corbeil), Loire (Meung), Cher (St. Aignan) und Indre (Châtillon) beteiligt. Die letzten Kämpfe fanden in La Roche-Posay am 23. Juni 1940 um den Creuse-Übergang statt.[7]
Im Vorfeld des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion (Unternehmen Barbarossa) am 22. Juni 1941 wurde das M10 nach einigen Monaten als Besatzungstruppe in Frankreich im April 1941 von Paris aus nach Ostpreußen verlegt (zuletzt Baugskorallen/Kreis Memel/Litauen) und der 18. Armee unterstellt (Heeresgruppe Nord).[8] Das M10 war im Baltikum an den Kämpfen um die Städte Liepāja (deutsch Libau), Rīga (deutsch Riga) und Tallin (deutsch Reval) beteiligt.
Anfang September 1941 überquerte das Bataillon bei Narva (deutsch Narwa) die estnisch-russische Grenze. Nach Einsätzen bei Lomonossow (deutsch Oranienbaum) und Petrodworez (deutsch Peterhof) folgten ab September Kämpfe entlang der Newá (deutsch Newa). Ende 1941 lag das M10 südwestlich von Schlisselburg (deutsch Schlüsselburg) an der Newá und verstärkte dort den Belagerungsring um Leningrad (Leningrader Blockade).[9]
Das M10 wurde Mitte Januar 1942 der 16. Armee unterstellt[10] und nach Cholm verlegt (Schlacht um Cholm). Der von deutschen Kräften besetzte Verkehrsknotenpunkt südlich des Ilmensees war von der Roten Armee eingeschlossen worden. Teile des Bataillons gelangten am 27. Januar 1942 in den Kessel und verstärkten dort die Kampfgruppe Scherer. Nach dem Entsatz von Cholm Anfang Mai 1942 blieb das Bataillon bis Mitte 1943 in der Stadt.[11]
Mit der Umgliederung zum schweren Granatwerfer-Bataillon 10 (G10) zum 6. Mai 1943 wechselte die Zuständigkeit für das G10 zum Wehrkreis V (Stuttgart). Neuer Standort wurde Horb am Neckar.[12]
Ab Mitte 1943 kam das Bataillon bei Staraja Russa und im Raum Newel zum Einsatz. Der schrittweise der Rückzug in Richtung Baltikum (Daugavpils, deutsch Dünaburg) erfolgte ab Ende 1943. Von Mitte Oktober 1944 bis Ende März 1945 nahm das Bataillon an den Kämpfen im sogenannten Kurland-Kessel in Lettland teil,[13] zuletzt westlich von Riga bei Tukums (deutsch Tuckum) und Jelgava (deutsch Mitau).[14] Nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 ging das M10 als Teil der Heeresgruppe Kurland am 9. Mai in sowjetische Kriegsgefangenschaft.[15]
Hinweise auf Verwicklungen des Bataillons oder von dessen Angehörigen in NS-Verbrechen liegen bislang nicht vor.[16]
Unterstellungen[Bearbeiten]
Als Heerestruppe war das M10 nicht dauerhaft einem bestimmten Verband unterstellt, sondern wurde als »schnelle Einheit« oft an Brennpunkten entlang des Frontverlaufs eingesetzt. Heerestruppen unterstanden dem Oberkommando des Heeres (OKH) und wurden von diesem ihm unterstellten Verbänden zur Verfügung gestellt.[17] Die Stammtafel des Bataillons weist für den Zeitraum zwischen August 1939 und Oktober 1944 über einhundert verschiedene Unterstellungen auf Heeresgruppen-, Armee-, Korps- und Divisionsebene aus.[18]
Quellen[Bearbeiten]
- Stammtafel M10 (Bundesarchiv Militärarchiv, RH 37-6440).
- Erkennungsmarkenverzeichnisse M10 (Bundesarchiv Militärarchiv, B563/48282, B563/48283, B563/48284, B563/48285, B563/48286).
- Mit M10 nach Frankreich hinein, Selbstverlag, 1940/41.
Literatur[Bearbeiten]
- Stefan Sauer/Wolfgang Steche: »Gesichter des Krieges – Auf den Schlachtfeldern Europas 1939-1945«, Rhein-Mosel-Verlag 2021, ISBN 978-3-89801-380-2.
- Stefan Sauer: »Aus der Pfalz in den Krieg. Das Maschinengewehr-Bataillon 10 an der Ostfront 1941-1945«, in: Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung, Heft 4/2020, S. 10-13.
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945. 2. Auflage. Band III (Die Landstreitkräfte 6-14). Biblio-Verlag, Osnabrück 1974.
Weblinks[Bearbeiten]
- DIE WELT Online v. 03.04.2021: »Vor unseren Linien liegen zu Tausenden die toten Russen« (abrufbar unter: https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article229606397/Ostfront-Vor-unseren-Linien-liegen-zu-Tausenden-die-toten-Russen.html; zuletzt abgerufen am: 02.07.2023).
- Akira Takiguchi Collection (abrufbar unter: http://www.history.jp/wehrmacht/008b.htm und http://www.history.jp/wehrmacht/image.htm#http://www.history.jp/wehrmacht/008-27.jpg; zuletzt abgerufen am: 09.07.2023).
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Stammtafel M10 (BAMA RH 37-6440); Tessin, Verbände und Truppen, Bd. III, S. 169.
- ↑ Sauer/Steche: »Gesichter des Krieges – Auf den Schlachtfeldern Europas 1939-1945«, S. 13.
- ↑ Georg Tessin, Deutsche Verbände und Truppen 1918-1939, Biblio-Verlag, Osnabrück 1974, ISBN 3-7648-1000-9, S. 245; Helmut Mauer, »Heiß über Afrikas Boden …«, Truppengeschichte des Maschinengewehr-Bataillons 2, 1935-1943, Selbstverlag, Gießen 1984, S. 9.
- ↑ Stab (Feldpostnummer 24712), 1. Kp. (FP-Nr. 26042), 2. Kp. (FP-Nr. 28634), 3. Kp. (FP-Nr. 14642), Infanterie-Panzerabwehr-Kp. (FP-Nr. 14664 bis 1940), Panzerjäger-Kp. (FP-Nr. 14664 ab 1940) (vgl. Norbert Kannapin: Die deutsche Feldpostübersicht 1939-1945, Bände I+II, Biblio-Verlag, Osnabrück 1980-1982, ISBN 978-3-7648-1183-9).
- ↑ Erkennungsmarkenverzeichnisse M10 (BAMA, B563/48282, B563/48283, B563/48284, B563/48285, B563/48286); Sauer/Steche: »Gesichter des Krieges – Auf den Schlachtfeldern Europas 1939-1945«, S. 39 m. w. N.
- ↑ Mit M10 nach Frankreich hinein, S. 7, 69.
- ↑ Mit M10 nach Frankreich hinein, S. 69 ff.
- ↑ Tessin, Verbände und Truppen, Bd. III, S. 169; Sauer/Steche: »Gesichter des Krieges – Auf den Schlachtfeldern Europas 1939-1945«, S. 91 m. w. N.
- ↑ Sauer/Steche: »Gesichter des Krieges – Auf den Schlachtfeldern Europas 1939-1945«, S. 17 m. w. N.
- ↑ Stammtafel M10 (BAMA RH 37-6440).
- ↑ Sauer/Steche: »Gesichter des Krieges – Auf den Schlachtfeldern Europas 1939-1945«, S. 123 m. w. N.
- ↑ Stammtafel M10 (BAMA RH 37-6440); Tessin, Verbände und Truppen, Bd. III, S. 169.
- ↑ Tessin, Verbände und Truppen, Bd. III, S. 169.
- ↑ Sauer/Steche: »Gesichter des Krieges – Auf den Schlachtfeldern Europas 1939-1945«, S. 139 m. w. N.
- ↑ Sauer/Steche: »Gesichter des Krieges – Auf den Schlachtfeldern Europas 1939-1945«, S. 139 m. w. N.
- ↑ Dazu ausführlich mit weiteren Nachweisen – auch zur Abgrenzung zwischen NS- und Kriegsverbrechen –Sauer/Steche: »Gesichter des Krieges – Auf den Schlachtfeldern Europas 1939-1945«, S. 127 ff.
- ↑ Burkhart Müller-Hillebrand: Das Heer 1933-1945, Entwicklung des organisatorischen Auf-baus, Bd. I (Das Heer bis zum Kriegsbeginn), Verlag von E. S. Mittler & Sohn GmbH, Frankfurt/Main 1956, S. 75.
- ↑ Vgl. Stammtafel M10 (BAMA RH 37-6440).
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