Milovan Destil Markovic
Milovan Destil Marković (serbisch kyrillisch: Милован Дестил Марковић) (* 9. November 1957 in Čačak), Jugoslawien (heute Serbien) ist ein serbischer bildender Künstler, der seine Karriere in den frühen 1980er Jahren begann. Er ist seit vier Jahrzehnten aktiv und wird als Begründer der Transfigurativen Malerei und der Textporträts beschrieben. Destil Marković war 2008-2010 Gastprofessor für Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin.
Biographie[Bearbeiten]
Milovan Destil Markovic hat vielfach in Europa, Asien, Australien und auf dem amerikanischen Kontinent ausgestellt. Seine Werke wurden unter anderem präsentiert bei: 42. Venedig Biennale (Aperto '86), 4. Istanbul Biennale, 46. Venedig Biennale, 6. Triennale-India Neu Delhi, 5. Cetinje Biennale, 56., 49. und 24. Oktober Salon – Belgrad Biennale, und 2018 Lorne Sculpture Biennale. Wie auch in: MSURS Museum of Contemporary Art Banja Luka, Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart Berlin, Museum of Contemporary Art Kumamoto, MoMA P. S.1 New York, Moderna Museet Stockholm, Ludwig Museum of Contemporary Art Budapest, Saarland Museum Saarbrücken, The Artist's Museum Lodz, National Museum Prag, Museum of Contemporary Art Belgrad, Landesmuseum Graz, Kunstmuseum Düsseldorf, National Gallery Athens, Art Museum Foundation - Military Museum Istanbul, KW Institute for Contemporary Art Berlin, Kunstverein Hamburg, Kunstvoreningen Bergen, Jenaer Kunstverein, Galleri F15 Oslo, Nishido Contemporary Art Tokyo, Fei Contemporary Art Center Shanghai, Museum of Modern Art Ljubljana, und weiteren.
Frühes Leben[Bearbeiten]
Der Großvater von Marković war Steinmetz und Hersteller von speziellen handgefertigten Grabsteinen (krajputaš), wie auch ein bekannter Schnapsbrenner von Sliwowitz (serbischer Pflaumen Schnaps). Sein Großvaters Spitzname war Destilacija (Destillation), den Marković in seinen Namen als „Destil“ übernahm, um die Destillation von Ideen in Kunst zu beschreiben. Seine beiden Eltern waren während des Zweiten Weltkriegs Partisanen. Sein Vater Radomir war, nachdem er aus der Kriegsgefangenschaft in Nazideutschland zurückgekehrt war politischer Kommissar. Seine Mutter Olga war eine fähige und emanzipierte Frau. Als Kind lernte er Shotokan Karate. Zusammen mit seinem älteren Bruder Dragan begann er früh zu malen. Marković besuchte die Grundschule und später das Gymnasium in Požega. Im Jahr 1976 versuchte er an der Philosophischen Fakultät der Universität Belgrad angenommen zu werden, wurde jedoch abgelehnt. Im selben Jahr begann er mit den Vorbereitungen für die Fakultät für Bildende Kunst.
Belgrad[Bearbeiten]
Von 1977 bis 1983 war Marković Studierender an der Fakultät für Bildende Künste der Universität der Künste Belgrad und schloss sein Studium mit einem Meisterschüler ab. Seit 1979 ist er als professioneller Künstler tätig. Von 1979 bis 1986 arbeitete er mit dem Studenten Kulturzentrum (SKC) in Belgrad zusammen, wo er Projekte, Konzerte, Veranstaltungen und zahlreiche Ausstellungen realisierte und organisierte. Am 14. April 1981 rief er, mit seiner Performance „Monument of Art“ auf der Marschall Tito Straße vor dem SKC, den Weltkunsttag aus und wurde der erste lebende Mensch als Denkmal. Zusammen mit Vlasta Mikić bildete er 1982 die Künstlergruppe Žestoki und gründete den Klub Akademija (auch "Rupa" genannt) im Keller der Fakultät für Bildende Künste. Unter der Direktion von Markovic, von 1982 bis 1985, wurde der Club Akademija ein Schlüssel Ort für die zeitgenössische Kunst- und New Wave-Szene der achtziger Jahre in Belgrad und erlangte schnell Kultstatus. Marković studierte Ikonen und Fresken in byzantinischen und serbischen Klöstern. Er arbeitete zusammen mit Vesna Viktoria Bulajić an den Videos “Invocation" und "Sacred Warrior". Mit der Kunstsendung TV Galerija produzierte er das Video "Viktoria" auf TV Belgrad und arbeitete mit Regisseur Boris Miljković zusammen. Kurz nach Abschluss seines Studiums erhielt Marković 1983, im Alter von 28 Jahren, den 24. Oktober Salon Preis und 1986 den Vladislav Ribnikar Kunstpreis (Politika Preis) für seine Ausstellung Euharistija im Salon des Museums für Zeitgenössische Kunst in Belgrad. Im selben Jahr nahm er an der internationalen Ausstellung „Aperto“ auf der 42. Biennale von Venedig teil, die von Lynne Cooke, Stephan Schmidt-Wulffen und Biljana Tomic kuratiert wurde.
Berlin[Bearbeiten]
1986 zog Marković nach West-Berlin. Während seiner frühen Jahre in West-Berlin arbeitete er eng mit dem DAAD zusammen. Er begann 1987 eine Reihe von Laborprojekten für ortsspezifische Raumarbeiten in West-Berlin, Bergen, Poznań und Brühl. Nach der Teilnahme an der Sao Paulo Biennale, reiste er nach Brasilien, Peru und Bolivien, und veröffentlichte daraufhin das Buch "Key of Creation" und produzierte dazu zahlreiche Videos und Performances. An seinem 32. Geburtstag am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Anfang der neunziger Jahre zog Marković in den Ostteil der Stadt und arbeitete in und mit den KW Institute for Contemporary Art zusammen, wo er bis 1995 ein Atelier hatte. Im Jahr 1992 nahm er an der Ausstellung Berlin 37 Räume teil. Für die Eröffnung organisierte er das legendäre Fußballspiel "Künstler gegen Kuratoren". Ein Jahr später, 1993, organisierte Marković die Ausstellung „Privat“ in KW. In den ersten Jahren des Krieges in Jugoslawien initiierte Marković Unterstützung für staatlich unabhängige Medien in Belgrad. 1995 begann er mit der Arbeit an Transfigurative Paintings (Lippenstiftportraits) und gründete "mock-up" Berlin. 1997 wurde seine Tochter Tara geboren. Mit Vlasta Mikić und Miroljub Marjanović arbeitete er 1999 an dem Internetprojekt "worldbeograd", später SeeCult.org . 2000 begann er mit der Forschung über die Anwendung von Pigmenten auf Wänden, und Binde- und Pigmentierungs- Technologien. Im Jahr 2003 begann er mit der Arbeit an Textportraits und dem Homeless Project. 2006 patentierte Marković den MDM Binder für Malerei und Wandpigmentierung. 2007 wurde seine Monografie Markovic - Transfigurative Works, vom Verlag für Moderne Kunst Nürnberg veröffentlicht. Im Jahr 2008 erschien seine Monografie Milovan Destil Markovic, die vom Kunstverein Rosenheim und Art Gallery Nadezda Petrovic herausgegeben wurde. Markovic lebt mit der Künstlerin Claudia Chaseling zusammen. In 2019 erschien seine dritte Monografie Milovan Destil Markovic - Works 1980 - 2020, herausgegeben von Museum of Contemporary Art Banja Luka, Culture Center Belgrade and SeeCult.org Belgrad.
Kunstwerke[Bearbeiten]
In seiner aktueller Arbeit untersucht Marković die Möglichkeiten und Herausforderungen sowie die Grenzen der visuellen Repräsentation, befasst sich aber grundsätzlich mit der Erweiterung des Mediums Malerei und der Schnittstelle zwischen konzeptuellem Inhalt und visueller Aura des Kunstwerks. Marković lenkt die Aufmerksamkeit auf die Politik der Repräsentation, auf Produktion von Sichtbarkeit und auch Unsichtbarkeit, zum Beispiel, des menschlichen Gesichts. Die visuelle Transformation von gesellschaftlichen und politischen Codes, kunstgeschichtlich bis hin zu neuen Medien, erreicht in Markovic's Werke immer vollkommen neue und ungewöhnliche Formen und Werkzyklen, die bis in den öffentlichen Raum reichen. Darüber hinaus werden sie so oft wie möglich in den öffentlichen Raum projektiert, wo das sogenannte "ideale Gesicht, oder der ideale Körper" zur Erfüllung ideologischer, propagandistischer, oder marktwirtschaftlicher Zwecke eingesetzt wird.
Lipstick Portraits (seit 1995)[Bearbeiten]
In der ersten Serie der Transfigurative Painting porträtierte Markovic Frauen, die er für bedeutende lebenden Persönlichkeiten hält, aber nicht unbedingt für die bekanntesten. Einige ihrer Gesichter sind uns jedoch vertraut, weil sie tausendfach in den öffentlichen Medien reproduziert wurden. Markovic schafft stattdessen ein Portrait der emotionalen Essenz durch ein monochromes Samt Feld mit speziell abgestimmten Lippenstiftfarben, umrandet mit einem vergoldeten Rahmen mit einem eingravierten Namensschild aus Messing. Für jedes der Lippenstift-Porträts werden über 100 Lippenstifte gleichmäßig auf eine Samtoberfläche aufgetragen. Das verwendete Malmaterial ist die gebräuchlichste Substanz für das tägliche Make-up von Frauen, um das Gesicht hervor zu heben. Die so entstandenen Porträts sind jedoch höchst sinnliche Farbfelder, in denen die Finger bei Berührung Spuren hinterlassen können, die sich jedoch wieder zurück streichen lassen. Auf diese Weise wird der Frauen, von denen einige inzwischen verstorben sind, gedacht und sie werden ewig gefeiert.
Text Portraits (seit 2002)[Bearbeiten]
Diese Serie von Transfigurative Painting enthüllt einen völlig anderen Schauplatz: Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und soziale - das heißt: öffentliche - Unsichtbarkeit. Im Gegensatz zu den Lippenstift Frauenporträts, bei denen wir uns beim Betrachten der figurlosen Kunstwerken auf unsere aus Medien bekannten Bilder verlassen (um uns an die "echten" Gesichter der Frauen zu erinnern), stehen wir bei den Porträts obdachloser Männer vor Bildern von Personen, die für uns anonym sind, da sie einer sozialen Gruppe angehören, die von jeder Gesellschaft, in der sie leben, tendenziell unsichtbar gemacht werden. Diese Textporträts basieren auf Interviews, die Marković mit obdachlosen Männern in verschiedenen Hauptstädten der Welt geführt hat. Sie stellen die Identitäten dieser Männer durch ihre Lebensgeschichten dar; das realistische Abbild der Person wird durch einen Auszug aus einem autobiografischen Text dargestellt, der mit Pigmenten die zur Farbe des Gesichts passen, auf Leinwand aufgetragen wird. Zu jeder Sprachgruppe der Textportraits gehört eine hauswandgroße gedruckte Werbeplane für den öffentlichen Raum, die den Auszug aus einem Obdachloseninterview markant veröffentlicht und für die Gesellschaft in Großstadtzentren unumgänglich macht, wie z.B. in Shanghai 2011, in Berlin am Checkpoint Charlie 2006 und in Belgrad 2003, monumental über dem Terazije Square, genau dort wo früher Titos Portrait hing. Der Inhalt der Textportraits reicht von tragischen und berührenden Geschichten hin zu Poesie und Momentaufnahmen des Alltags.
Kunstpreise und Stipendien[Bearbeiten]
- 2007 - Arbeitsstipendium, Berliner Senat, Berlin [1]
- 2005 - Katalogförderung, Berliner Senat, Berlin
- 2004 - Hauptstadtkulturfonds, Berlin Project "Homeless Berlin" [2] S. 13
- 2000 - Pollock-Krasner Foundation, New York [3]
- 2000 - Stadt Čačak Kunstpreis, Čačak
- 1996 - 19th Memorial of Nadežda Petrović, Čačak
- 1991 - Arbeitsstipendium, Berliner Senat, Berlin
- 1990 - Mileševa White Angel Kunstpreis, Prijepolje
- 1986 - Politika Kunstpreis, Fond Vladislav Ribnikar, Belgrad
- 1983 - 24 October Salon Kunstpreis, Belgrad
Bibliographie[Bearbeiten]
Monographien, Bücher und Kataloge (Auswahl)[Bearbeiten]
- Milovan Destil Markovic - Works 1980-2020, Monographie, Banja Luka: Museum of Contemporary Art, Belgrad: Kulturni centar Beograd und SEEcult.org, 2019. Text: Danijela Purešević, Bojana Pejić, Benedikt Stegmayer, Boris Buden, Miroljub Mima Marjanovic.
- Milovan DeStil Markovic, Monographie, Čačak: Umetnička galerija "Nadežda Petrović", 2008. Text: Ješa Denegri, Jovan Despotovic, Benedikt Stegmayer, Boris Buden.
- Markovic - Transfigurative Works, Monographie, Nürnberg: Verlag für Moderne Kunst, 2006. Text: Boris Buden, Bojana Pejić, Claudia Wahjudi, Yoshiko Honda [4]
- Markovic - Transfigurative Painting, Berlin: Galerie A. von Scholz, 1996
- Marković - Prototypes, Belgrad: Galerija Zvono, 1996. Text: Miroljub Marjanović
- Milovan De Stil Marković, Prijepolje: Dom revolucije, 1991
- Milovan Markovic, Sissel Tolaas, Laboratorium - The Key of Creation, book, Berlin: Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD), 1988
- Destil Marković, Vlasta Mikić, Novi Sad: Galerija kulturnog centra, 1985. Text: Ješa Denegri
- De Stil Marković - Euharistija, Belgrad: Museum of Contemporary Art, 1985. Text: Bojana Pejić
- De Stil Marković - Crni prostor / Black Space, Belgrad: Student Culture Centre (SKC), 1983. Text: Bojana Pejić
- De Stil Marković - Fragmenti slike: spomenik, Belgrad: Student Culture Centre (SKC), 1982. Text: Bojana Pejić
Externe Links[Bearbeiten]
- Literatur von und über Milovan Destil Markovic im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- 42th Biennale di Venezia - Aperto ‘86 [5]
- Construction in Process, International Artists' Museum, Łódź [6]
- MoMA PS1, New York, Berlin Divided [7]
- Kunstforum International, Milovan Markovic [8]
- 4th International Istanbul Biennale [9]
- Museum Ludwig Budapest, [10][11]
- Contemporary Art Museum Kumamoto, Attitude 2002 [12]
- Universität der Künste Berlin, Art in Context [13]: Lehrbeauftragte 2006-2020 [14]
- n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein: Artothek [15] and Video-Forum [16]
- Interview from Yale University: Milovan Destil Markovic [17]
- Kunstverein Duisburg: Ausstellung “Für immer Blau” [18]
- 56th October Salon - Belgrade Biennial “The Pleasure of Love” curated by David Elliott 2016 [19]
- Museum of Modern Art, Ljubljana: “The Heritage of 1989” [20]
- Stadtgalerie Mannheim [21] [22]
- Kunstverein Duisburg [23]
- Kunstverein Rosenheim [24] [25]
- Universität Jena und Kunstverein Jena [26] [27]
- Museum of Contemporary Art, Banja Luka: Milovan Destil Marković DESTILLED FACE – WORKS 1980-2020 [28]
- www.markovic.org offizielle Webseite von Milovan Destil Markovic
- Gallery Nichido Contemporary Art, Tokio www.nca-g.com/artist/milovan_markovic
- http://SeeCult.org SeeCult.org, Belgrad
Personendaten | |
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NAME | Markovic, Milovan Destil |
ALTERNATIVNAMEN | Marković, Milovan Destil; Marković, Milovan |
KURZBESCHREIBUNG | serbischer bildender Künstler |
GEBURTSDATUM | 9. November 1957 |
GEBURTSORT | Čačak |
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