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Narratives Mentoring

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Narratives Mentoring ist ein Konzept menschlicher Selbst- und Fremdwahrnehmung und deren Interaktion. Es führt konstruktivistische Aspekte mit aktuellen Ergebnissen der Neurowissenschaften und Glücksforschung zusammen. Es wurde von dem deutschen Humanmediziner Franz Sperlich ursprünglich für das Arzt-Patienten-Gespräch konzipiert, seit 2009 dann aber in verschiedene Richtungen weiterentwickelt. Empirische Erfahrung liegen bisher für den therapeutischen Einsatz, das Einzel-Coaching und für Gruppen-Trainings vor[1]. Seit 2021 entsteht auf Basis des Narrativen Mentoring ein integratives Führungs-Konzept im Bereich Leadership.[2]

Einordnung[Bearbeiten]

Im therapeutischen Kontext wird das Narrative Mentoring - trotz der zentralen Rolle der eigenen Lebensgeschichte - den kognitiven verhaltenstherapeutischen Methoden zugerechnet. Dies liegt vor allen Dingen daran, dass die Präsenz der eigenen Lebensgeschichte (die kognitive Verfügbarkeit inklusive darauf basierender Schlussfolgerungen) nicht als biographisches Faktum angesehen wird.[3]

Zielsetzung[Bearbeiten]

Als ganzheitlich integratives Modell bietet das Narrative Mentoring einen Ansatz, die wechselseitige Dynamik in den verschiedenen Konstellationen professioneller zwischenmenschlicher Interaktion (z.B. Therapie, Coaching, Führung) in den Kommunikationsprozess einzubinden. Explizit wird also eine wechselseitige Beeinflussung von Therapeut und Klient mit einbezogen.

Im therapeutischen Setting wird im Narrativen Mentoring folglich statt von einer Diagnose, die die Deutungshoheit beim Therapeuten belassen würde, von einer Syngnose gesprochen, die die gemeinsame Deutung, also auch die seitens des Patienten betont.[3]

Methodik[Bearbeiten]

Das Narrative Mentoring fußt auf der Individualgeschichte des Klienten. Dabei fokussiert es jedoch nicht eine möglichst „historisch korrekte Geschichte“, sondern die mentale Präsenz dieser Geschichte in der aktuellen Situation. Hauptwerkzeug ist das Gespräch und Inhalt die im Dialog erkennbare „Verfügbarkeit von Erfahrungen und Wissen“. Dies spiegelt sich im Begriff Narrativ, also der (Lebens-)Geschichte. Dieses Narrativ wird immer als individuell subjektiv und damit als stark vom Fokus des Klienten und der aktuellen Situation beeinflusst und beeinflussbar begriffen. Der Prozess der gezielten Beeinflussung, im Sinne einer gewünschten Modulation, wird durch den Begriff Mentoring erfasst. Das Narrativen Mentorings verläuft in einem schleifenförmigen Kommunikationsprozess.

Dabei werden

A) Erleben und Schilderung durch Zuhören und Nachfragen untersucht. In dieser N-Phase wird einerseits auf ein gutes Pacing wertgelegt, gleichzeitig aber die Aufmerksamkeit auf wiederkehrende Muster und logische Fehler gerichtet. Ziel ist es ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen/ zu erhalten und gleichzeitig den Klienten durch Nachfragen auf Muster oder Inkongruenzen aufmerksam zu machen. Diese N-Phase ist also „Untersuchung einer Erinnerung und deren Deutung“. Entsprechend werden Nachfragen formuliert, beispielsweise.

(K: Klient, NM: Narratives Mentoring Anwender):

Muster:

K: „Im Gespräch mit meinem Kollegen fühle ich mich oft inkompetent, ich traue mich deshalb oft nicht nachzufragen.“

NM: „Haben Sie so etwas schon in einer anderen Situation erlebt?“

Logische Inkongruenz:

K: „Jedes Mal, wenn mein Mann mit zu meinen Eltern kommt, spricht er dieses Thema an und dann könnte ich explodieren.“

NM: „Gab es eine Situation, in der Ihr Mann das Thema einmal nicht angesprochen hat oder Sie nicht das Gefühl hatten explodieren zu müssen?“

B) Die M-Phase bezieht sich auf den Mentoring Prozess und hat eine Neubewertung des Narratives zum Ziel. Absicht ist es den Klienten zu unterstützen, die Art und Weise der Wahrnehmung seiner Lebensgeschichte zu modulieren. Dazu werden die im Gespräch hervortretenden Muster des bestehenden Narratives (N-Phase) mittels Fragen zu Lebensgeschichte und damit einhergehender Emotionen auf Basis eines Erkenntnisprozesses, der wissenschaftlichen Erkenntnisse und philosophische Konzepte in die Abwägung miteinbezieht, neu bewertet. (M-Phase)

Beispiel:

NM: „Gab es eine Situation, in der Ihr Mann das Thema einmal nicht angesprochen hat oder Sie nicht das Gefühl hatten explodieren zu müssen?“

K: „Jedes Mal, wenn mein Mann mit zu meinen Eltern kommt, spricht er dieses Thema an und dann könnte ich explodieren.“

NM: „Gab es eine Situation, in der Ihr Mann das Thema einmal nicht angesprochen hat oder Sie nicht das Gefühl hatten explodieren zu müssen?“

N- und M-Phase gehen dabei ineinander über und wiederholen sich schleifenartig.[4]

Literatur[Bearbeiten]

  • Asay, T., & Lambert, M. (2001). Empirische Argumente für die allen Therapien gemeinsamen Wirkfaktoren: Quantitative Ergebnisse. In M. A. Hubble, B. l. Duncan, & S. D. Miller (Hrsg.), So wirkt Psychotherapie. Empirische Ergebnisse und praktische Folgerungen. Verlag modernes Lernen.
  • de Shazer, S. (2009). Worte waren ursprünglich Zauber. Von der Problemsprache zur Lösungssprache. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme.
  • Ellis, A. (2007). Training der Gefühle. Wie Sie sich hartnäckig weigern unglücklich zu sein. München: MVG Verlag.
  • Farelly, F., & Brensma, J. M. (1986). Provokative Therapie. Heidelberg: Springer.
  • Frankl, V. E. (1977). Das Leiden am sinnlosen Leben. Psychotherapie für heute. (Bd. 20. Auflage 2010). Freiburg: Herder Spektrum.
  • Frick, J. (V2010). Die Kraft der Ermutigung. Grundlagen und Beispiele zur Hilfe und Selbsthilfe. Institut für Philosophie und Ethik. Zürich, 2010. * Müllheim-Baden: Auditorium-Netzwerk Verlag für audiovisuelle Medien 2010.
  • Geisler, L. S. (1997). Sprachlose Medizin? Das Verschwinden des Dialogischen. Imago Hominis, IV,1, S. 47-55.
  • Hubble, M. A., Duncan, B. L., & Miller, S. D. (2001). So wirkt Psychotherapie. Empirische Ergebnisse und praktische Folgerungen. Dortmund: verlag modernes lernen.
  • Hüther, G. (2009). Die Macht der inneren Bilder. Wie Visionen das Gehirn, den Menschen und die Welt verändern. (5. Auflage Ausg.). Göttingen: Vandenhoeck + Ruprecht.
  • Hüther, G. (V2009a). Ohne Gefühl geht gar nichts! Worauf es beim Lernen ankommt. Veranstaltung "Schule träumen im Theater". Freiburg, 2009. Mühlheim-* Baden: Auditorium-Netzwerk Verlag für audiovisuelle Medien 2009.
  • Jäncke, L. (V2010). Die Welt im Kopf. Wie mentale Prozesse unser Gehirn verändern. 1. Hypnosystemische Tagung, Zürich, 2010. Mühlheim-Baden: Auditorium-Netzwerk Verlag für audiovisuelle Medien 2010.
  • Jung, C. G. (1995). Beiträge zum Problem der Psychotherapie und zur Psychologie der Übertragung. In Praxis der Psychotherapie (2. Auflage Ausg., Bd. 16). Ostfildern: Patmos/Walter Verlag.
  • Kahneman, D. (2011). Schnelles Denken, langsames Denken (6. Auflage Ausg.). (T. Schmidt, Übers.) New York: Pantheon Verlag.
  • Kehl, Christoph (2012) Zwischen Geist und Gehirn. Das Gedächtnis als Objekt der Lebenswissenschaften transcript Verlag ISBN 978-3-8376-2113-6 DOI:10.14361/transcript.9783839421130
  • Nelson-Jones, R. (2000). Six Key Approaches to Counselling & Therapy. London: Continuum.
  • Rosenberg, M. B. (2001). Gewaltfreie Kommunikation - eine Sprache des Lebens. (9. Ausg.). Paderborn: Junfernmann.
  • Rüegg, J. C. (2011). Gehirn, Psyche und Körper: Neurobiologie von Psychosomatik und Psychotherapie (5. akt. u. erw. Ausg.). Stuttgart: Schattauer.
  • Schlippe von, A., & Schweitzer, J. (2007). Lehrbuch der systemischen Beratung (10. Ausg.). Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.
  • Schmitt, R. (2001). Rational-Emotive Therapie (RET) - eine Einführung. Schmitt Books on demand GmbH.
  • Shaw, Julia (2016) Das trügerische Gedächtnis Hanser Verlag ISBN 978-3-446-44877-3
  • Siegel, D. (2007). Das achtsame Gehirn. (1. Auflage Ausg.). Freiburg: Arbor-Verlag.
  • Stavemann, H. H. (2007). Sokratische Gesprächsführung in Therapie und Beratung. Eine Anleitung für Psychotherapeuten, Berater und Seelsorger. (2. Auflage Ausg.). Landsberg: Beltz PVU.
  • Stern, D. N. (2005). Der Gegenwartsmoment. Veränderungsprozesse in Psychoanalyse, Psychotherapie und Alltag. (2. unveränd. Auflage Ausg.). Frankfurt am Main: Brandes&Apsel.
  • Uexküll, T., & Wesiack, W. (1998). Theorie der Humanmedizin - Grundlagen ärztlichen Denkens und Handelns. (3. Auflage, Sonderausgabe Ausg.). München: U&S.
  • Watzlawick, P., Weakland, J. H., Fisch, R. E., & Milton, H. (2009). Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels. (7. Auflage Ausg.). Bern: Hans Huber.

Veröffentlichungen zum Narrativen Mentoring[Bearbeiten]

  • Masterthese des Studiengangs Komplementäre Medin-Kulturwissenschaften – Heilkunde der Viadrina Universität Frankfurt Oder, 2011
  • Narratives Mentoring Fokusveränderung im ärztlichen Gespräch Von der medizinischen Diagnose zur therapeutisch interaktiven Syngnose
  • Aktuelle Forschungsberichte aus dem IntraG. Jahrbuch, 2014
  • Narratives Mentoring: Das gesunde Selbst–Eine Möglichkeit für Entwicklung im Dialog
  • MMW Fortschritte der Medizin 2016. 20 / 158
  • Patientenkommunikation https://doi.org/10.1007/s15006-016-8998-y Diese Hausärzte punkten mit Empathie
  • Ärzte Zeitung vom 5. Oktober 2016, S. 19 Ärzte punkten mit Empathie
  • EHK 2015; 64(06): 308-313 doi:10.1055/s-0041-109252 Wir Menschen sind in erster Linie emotionale Wesen
  • EHK 2019; 68(05): 251-255 doi:10.1055/a-1008-7715 Neue Werkzeuge zur Selbst- und Praxisausrichtung

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Franz J. Sperlich: Wir Menschen sind in erster Linie emotionale Wesen. In: Erfahrungsheilkunde. Band 64, Nr. 06, Dezember 2015, ISSN 0014-0082, S. 308–313, doi:10.1055/s-0041-109252 (thieme-connect.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).
  2. Home. Abgerufen am 23. Januar 2022 (deutsch).
  3. 3,0 3,1 Ärzte punkten mit Empathie | Ärzte Zeitung. Abgerufen am 23. Januar 2022.
  4. Franz J. Sperlich: Wir Menschen sind in erster Linie emotionale Wesen. In: Erfahrungsheilkunde. Band 64, Nr. 06, Dezember 2015, ISSN 0014-0082, S. 308–313, doi:10.1055/s-0041-109252 (thieme-connect.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).


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