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Palliative Geriatrie

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Redaktion Medizin
Redaktion Medizin

Historie[Bearbeiten]

In seinen Grundzügen wurde das Konzept in den 90-er Jahren des vorigen Jahrhunderts erarbeitet und hat sich seither kontinuierlich weiterentwickelt und weiterverbreitet[1][2].

Im deutschsprachigen Raum entstand das Konzept an der damals von Frau Hon. Prof. Dr.Dr. Marina Kojer geleiteten Abteilung für palliativmedizinische Geriatrie im „Geriatriezentrum am Wienerwald“, einer großen Langzeiteinrichtung in Wien. Etwa zur gleichen Zeit wurden auch im englischsprachigen Raum ähnliche Konzepte entwickelt[3].

2015 wurde an der Universität Lausanne im Rahmen des Lehrstuhls für Palliativmedizin (Prof. Dr. GD Borasio) die weltweit 1. Professur für Palliative Geriatrie (Chaire de soins palliatifs geriatriques) an Prof. Dr.Dr. Ralf Jox verliehen.

Palliative Geriatrie[Bearbeiten]

Palliative Geriatrie ist ein Brückenfach und damit sowohl Teil der Geriatrie als auch der Palliative Care. Viele geriatrische Patienten und Patientinnen sind hochbetagt und fortgeschritten multimorbid, ein großer Teil von ihnen ist zudem demenzkrank. Sie leiden an Schmerzen und einer Vielzahl quälender Beschwerden. Maßnahmen, die Heilung oder wesentliche Besserung zum Ziel haben, kommen oft nicht mehr infrage. Der Betreuungsansatz der Palliativen Geriatrie vereint sowohl kurative und rehabilitative sowie palliative Maßnahmen, was sich gen Lebensende zugunsten hospizlich-palliativer Angebote verschiebt.

Das wesentliche Ziel der Behandlung, Pflege und Betreuung ist die Wahrung bzw. Verbesserung der Lebensqualität. Das primär für Karzinompatienten und -patientinnen entwickelte Konzept der Palliativmedizin reicht für diese Menschen nicht aus; für sie braucht es ein eigenes biopsychosoziales Konzept.

Dieses erfordert für alle beteiligten Berufsgruppen u.a.:

- Kompetenz (d.h. Ausbildung) in Geriatrie und Palliative Care

- Kompetenz in Kommunikation mit schwer kontaktierbaren, häufig auch demenzkranken Hochbetagten. Dazu gehört die Beherrschung einer Kommunikationsmethode für den Umgang mit Menschen mit Demenz (z.B. Validation nach Naomi Feil, Mäeutik nach Cora van der Kooij, Personenzentrierter Ansatz nach Tom Kitwood, Aktives Zuhören nach Carl R. Rogers). Diese Methoden können helfen Schmerzen (im Sinne von „total pain“), Beschwerden und Bedürfnisse der Betroffenen zu erkennen.

- Enge Zusammenarbeit aller Berufsgruppen[4] sowie Hinzuziehung anderer Angebote und Dienste, wie SAPV oder Hospizdienste.

Palliativemedizin/ Palliative Care und Palliative Geriatrie[Bearbeiten]

Die Unterschiede zwischen Palliativmedizin / Palliative Care und Palliativer Geriatrie ergeben sich aus den unterschiedlichen Bedürfnissen der beiden Zielgruppen[5] und den unterschiedlichen fachlichen Kompetenzen der Professionellen[6].

Palliative Geriatrie kann nicht durch Palliativmedizin ersetzt werden, da Palliativmedizinerinnen und -mediziner (in der Regel keine Geriaterinnen / Geriater) meist keine ausreichende Fachkenntnisse besitzen zur:

- Kommunikation mit erschwert kontaktierbaren alten Menschen

- Berücksichtigung der Multimorbidität / Multimedikation in der (Schmerz-)Therapie.

Geriaterinnen / Geriater hingegen haben nur selten eine ausreichende Kompetenz in Palliative Care, die sie dazu befähigt, geriatrische Palliativpatientinnen und -patienten optimal zu betreuen [7][8][9][10][11]. Das ist auch auf andere Berufsgruppen übertragbar.

Die letzte Lebensphase hochbetagter Menschen wird häufig von Multimorbidität und chronischen Erkrankungen geprägt. Hinzu kommen häufig ein geistiger sowie körperlichen Zerfall. Sie benötigen deshalb eine spezielle Form der palliativen Pflege[12]

Zielgruppe[Bearbeiten]

Zielgruppe der Palliativen Geriatrie sind hochbetagte Menschen mit und ohne Demenz sowie ihre Angehörigen und Nahestehenden. Palliative Geriatrie will durch sogenanntes Empowerment die Selbstbestimmung alter Menschen stärken.

Palliative Geriatrie richtet sich ebenfalls an die Pflegenden und Betreuenden, die alten und hochbetagten Menschen zur Seite stehen. Sie benötigen Bedingungen, Orte und Menschen, die helfen, ihre Ressourcen zu erhalten und aufzufüllen[13].

Ziele[Bearbeiten]

Palliative Geriatrie respektiert die Individualität hochbetagter Menschen, presst sie nicht in ein (Versorgungs-)Schema und bringt ihrer individuellen Lebensbiographie ausdrückliche Wertschätzung entgegen. Im Zentrum stehen nicht einzelne körperliche Aspekte, sondern der ganze Mensch mit seinem Umfeld, seinen Werten und Zielen, seinen Ressourcen und Bedürfnissen und seinem Recht auf empathische Zuwendung.

Ein wesentliches Ziel ist es, die soziale Teilhabe zu fördern und zu versuchen, auch Menschen, die sich verletzt und enttäuscht weitgehend in ihr Inneres zurückgezogen haben zurück „ins Leben zu verlocken“. Dies gelingt nur, wenn hochbetagte Menschen mit Unterstützung von Familien, Nachbarn, informellen und professionellen Helfern in das soziale Umfeld einbezogen werden[14]. Palliative Geriatrie soll in allen Versorgungssettings verwirklicht werden, zu Hause, in der Wohngemeinschaft, im Krankenhaus, im Pflegeheim oder im Hospiz. Dabei sollte auf Kontinuität in der pflegerischen und medizinischen Begleitung sowie auf ein funktionierendes Schnittstellenmanagement geachtet werden.

Darüber hinaus bemüht sich Palliative Geriatrie um eine verlässliche kommunale, stadtteilbezogene Versorgung. Vorrang hat die Wohnraumnähe vor dem Verlegen in andere Versorgungssettings, da es alten Menschen ermöglicht werden sollte, bis zuletzt in ihrem gewohnten Umfeld zu leben.

Total Pain und Palliative Geriatrie[Bearbeiten]

Das Konzept von Total Pain umfasst das Eingehen auf existenzielle und spirituelle Nöte und Bedürfnisse und bietet Unterstützung an. Hochbetagte Menschen sind besonders verletzlich (vulnerabel) – ihre Situation und der sich daraus ableitende Versorgungsbedarf sind komplex. Sie befinden sich körperlich und psychisch in einem labilen Gleichgewicht, das schnell kippen kann. Ihre Bedürfnisse unterscheiden sich deutlich von denen jüngerer Menschen.

Das hohe Alter zeichnet sich durch besondere Verläufe aus. Daher sind in der Palliativen Geriatrie von Beginn an alle Aspekte – präventiv, kurativ, rehabilitativ und palliativ – gleichzeitig und / oder nebeneinander von Bedeutung. Die Zielsetzungen können oft und schnell wechseln. „Sprechende“ und „hörende“ Medizin und Pflege nimmt sich Zeit für die Bedürfnisse der alten Menschen. Die medizinische Betreuung ist dabei problembasiert, nicht diagnosebasiert. Der Pflegeprozess orientiert sich an Lebensqualität. Alte Menschen interessiert nicht in erster Linie, wie eine Diagnose lautet, sondern was diese für sie bedeutet. Es geht nicht ausschließlich um Symptomlinderung, sondern auch um den Erhalt von Funktionalität. Instrumente zur Reduktion von Medikamenten müssen angewandt und auf die passende Form der Medikamentengabe muss – z. B. bei Schluckstörungen – geachtet werden.

Das Total Pain Konzept ist eine Grundsäule der Palliativen Geriatrie. Über körperliche und psychische Behandlung und Begleitung hinaus berücksichtigt es auch die Einsamkeit alter Menschen und hilft deren sozialen Tod zu verhindern.

Lebens- und Sterbebegleitung[Bearbeiten]

Alte Menschen haben oft weniger Angst vor dem Tod als vor dem Leben bis zum Tod[15]. Eine palliativ-geriatrische Begleitung bedeutet, sich gemeinsam mit den betroffenen Menschen der Auseinandersetzung mit Sterben und Tod zu stellen sowie das Sterben zuzulassen und nicht unnötig zu verlängern.

Hochbetagte, insbesondere Menschen mit Demenz, sterben häufig mit unverstandenen Bedürfnissen: z. B. unerkannte Schmerzen, Vereinsamung, soziale Isolation. Gefühle wie Trauer, Angst, Wut oder Freude bleiben bis zuletzt erhalten, die mit hoher Achtsamkeit erkannt werden sollten. Auch Menschen mit Demenz sind feinfühlig und nehmen Stimmungen auf.

Sterbebegleitung erfordert von allen in der Begleitung und Versorgung Beteiligten eine Haltung, welche sensibel auf die individuellen Bedürfnisse eines hochbetagten Menschen und der Nahestehenden eingeht, um größtmögliche Lebensqualität zu ermöglichen. Es bedarf der Reflexion, was dem sterbenden Menschen guttut, was getan oder unterlassen werden sollte, auch durch eine Änderung und Anpassung der Therapie- und Pflegeziele[16]. Richtlinie sollte die Lebensqualität und der Wille des betroffenen Menschen sein.

Hilfreiche Instrumente zur Ermittlung und Festsstellung des Patientenwillens sind bspw. ACP - advanced care planing, GVP - Gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase, Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügug, Notfallausweis.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Kojer M (Hrsg.)(2021) Alt, krank und verwirrt. Einführung in die Praxis der Palliativen Geriatrie. Stuttgart: Kohlhammer, 4. Auflage (in Vorbereitung) Die erste Auflage: 2002 bei Lambertus.
  2. Fuchs C, Heiner G et al (2012) Palliative Geriatrie. Stuttgart: Kohlhammer
  3. Morrison SR, Meier DE (2003) Geriatric Palliative Care. New York: Oxford University Press
  4. Geriatric palliative care: a view of itsconcept, challenges and strategiesR. Voumard1, E. Rubli Truchard2,3, L. Benaroyo4, G. D. Borasio1, C. Büla and R. J. Jox; Voumardet al. BMC Geriatrics (2018) 18:220, https://doi.org/10.1186/s12877-018-0914-0, https://bmcgeriatr.biomedcentral.com/track/pdf/10.1186/s12877-018-0914-0
  5. Geriatric palliative care: Meeting the needs of a growing population Rebecca M. Saracino, PhD,a,* Mei Bai, PhD,b Leslie Blatt, APRN,a Larry Solomon, MD,a and Ruth McCorkle, PhDb https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6352970/ Geriatr Nurs. Author manuscript; available in PMC 2019 Jan 30. Published in final edited form as: Geriatr Nurs. 2018 Mar-Apr; 39(2): 225–229. Published online 2017 Oct 16. doi: 10.1016/j.gerinurse.2017.09.004
  6. https://kcgeriatrie.de/Wir_%C3%BCber_uns/Documents/2015_luebke_kcg-expertenforum.pdf
  7. Medscape Medical News: "Chronic Pain Linked to Risk for Falls in Older Adults"; Laurie Barclay, MD; November 24, 2009 https://www.medscape.com/viewarticle/712952
  8. Barclay L, Lie D (2009) Chronic Pain linked to Risk for Falls in Older Adults
  9. Achterberg WP, Gambassi G et al (2010) Pain in European long-term care facilities: Cross national study in Finland, Italy and the Netherlands. Pain 148(11):70-74)
  10. Karin Böck (Wien), Katharina Heimerl (Wien), Marina Kojer (Wien), Roland Kunz (Zürich), Dirk Müller (Berlin), Ursa Neuhaus (Bern), Manuela Röker: Grundsatzpapier Autonomie und Selbstbestimmung. FGPG e.V., 11. Oktober 2019, abgerufen am 6. April 2020 (dt.)
  11. Heimerl Katharina, Berlach-Pobitzer Irene: Autonomie erhalöten: eine qualitative PatientInnenbefragung in der Hauskrankenplege. In: Elisabeth Seidl, Martina Stankova und Ilsemarie Walter (Hrsg.): Autonomie im Alter. Wilhelm Maudrich. Wien 2000, S. 102 – 165
  12. Müller, D. (2011). Selbstbestimmt bis zuletzt… Themenheft Alter als Krankheit? Rundbrief 3/2011. S. 16 – 17
  13. Therapeutische Umschau (2012), 69, pp. 115-119. https://doi.org/10.1024/0040-5930/a000262. © 2013 Hogrefe AG. Palliative Care und Geriatrie - was ist gemeinsam, was nicht? Roland Kunz Related information Onlineveröffentlichung: Januar 7, 2013
  14. Schweiz. Akademie der med. Wissenschaften SAMW (2006/12): Medizinisch-ethische Richtlinien Palliative Care. https://www.samw.ch/de/Publikationen/Richtlinien.html
  15. Dr. Dr. Kojer, Marina; "Ich will so nicht weiterleben!", In: Fachzeitschrift für Palliative Geriatrie. Sterben wünschen. 4. Jahrg. 1/2018
  16. Dr. Harald Retschitzegger: "Arzt sein - wenn Menschen sterben wollen". In: Fachzeitschrfit für Palliative Geriatrie. Sterben wünschen. 4. Jahrg. 1/2018


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