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Paul Fischer (Marineoffizier)

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Paul Fischer (* 20. Juni 1872; † 1. November 1939) war ein deutscher Kapitän zur See der Kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg.

Leben[Bearbeiten]

Nach dem allgemeinen Schulbesuch trat Paul Fischer am 10. April 1891 in die Kaiserliche Marine ein und erhielt seine seemännische Grundausbildung. Nach mehreren Bordkommandos auf verschiedenen Schiffen wurde er nach einer Kommandierung in die deutsche Kolonie von Kiautschou, als Offizier im militärischen Bereich der Gouverneursverwaltung eingesetzt. Hier hatte er 1902 die Verantwortung für den Marinebereich inne. Im Dezember 1909 reiste er in das benachbarte Japan und machte sich an der deutschen Gesandtschaft ab 26. Dezember 1909 mit den Arbeitsaufgaben des Marineattachés in Tokyo vertraut. In diesen Aufgabenbereich wurde er durch den amtierenden Militärattaché Korvettenkapitän Richard Lange (1868–1939) eingewiesen, der bereits seit 1905 auf der Gesandtschaft tätig war. Geschäftsträger und damit sein direkter Vorgesetzter war Alfons Mumm von Schwarzenstein (1859–1924). Der notifizierte Militärattachè war seit 1908 Karl Heinrich von Bennewitz (1856–1931). Am 1. April 1910 übernahm Fischer den Posten des Marineattachés.

Der Arbeitsgegenstand dieses neuen Amtes war für Paul Fischer ungewohnt und anfangs noch recht wenig vertraut. Vor allem musste er sich schnell mit den Rahmenbedingungen in Japan vertraut machen und die aus Deutschland kommenden Anforderungen seitens des Reichsmarineamtes zur Informationssammlung und Berichterstattung eines Marineattachés gründlich kennen. Die Instruktionen dazu waren 1902 neu erlassen worden[1] und hatten sich nach geringfügigen Anpassungen bewährt. Schwieriger war es dann schon für ihn, sich in der politischen und militärischen Lage in der Region Ostasiens zurechtzufinden. Denn seit seinem Aufenthalt in der Region hatte sich Einiges verändert. In der japanischen Politik waren die Überlegungen immer deutlicher geworden, dass sich die Expansionsziele des Inselstaates auf die Kontinentalbereiche des asiatischen Festlandes konzentrieren müsse. Deshalb hatte sich die Rüstungsentwicklung der japanischen Streitkräfte einerseits stark auf den maritimen Bereich und andererseits auf die Erschließung von schnellen Verkehrswegen im Festlandsbereich der südlichen Mandschurei konzentriert. Von Deutschland aus wurde das Ziel verfolgt, an die guten Erfahrungen der deutsch-japanischen Zusammenarbeit seit den 1890er Jahren anzuknüpfen und Japan als einen festen Bündnispartner gegen die Machtbestrebungen Großbritanniens, der USA und Russlands an der Seite zu haben. Deshalb lag es in der besonderen Aufmerksamkeit der an der Gesandtschaft tätigen Attachés herauszufinden und durch ihre Berichterstattungen an ihre militärischen Vorgesetzten, deutlich zu machen welche militär-strategischen Entwicklungen in der asiatischen Region unterstützen die deutsche Zielstellung? Oder wie kann mit bestimmten Maßnahmen darauf Einfluss genommen werden, Japan in die gewünschte Richtung zu „drängen“? Von besonderem Interesse für die deutsche Seite waren dabei vor allem drei Komplexe. Welche Schlussfolgerungen sind aus den fortwährenden militärischen Auseinandersetzungen mit Korea zu ziehen? Wie stabil sind die bestehenden traditionellen britisch-japanischen Bindungen? Und wie schnell kommt der Bau der Südmandschurischen Eisenbahnlinie voran? Zwar hatten die Attachés durch ihre Arbeitskontakte und Begegnungen mit japanischen Militärs, den gemeinsamen Besuch von Manövern und ausgewählten Militäreinrichtungen, die Auswertung der japanischen Presse zu speziellen militär-politischen Themen eine gewissen Informationspalette verfügbar, aber diese war zu bestimmten Fragen nicht ausreichend. Deshalb wurde sie ergänzt durch private und gesellschaftliche Kontakte zu Japanern oder in Japan lebenden Ausländern. Und zu bestimmten wichtigen Themen wurden von Deutschland aus Reiseoffizier mit festgelegten Erkundungsaufträgen in die Region gesandt, um Sachverhalte besser einschätzen zu können. Ein solcher Beauftragter befand sich zum Zeitpunkt des Eintreffens von Fischer gerade im Land. Das war Hauptmann Karl Haushofer (1869–1936) der sich im Auftrag des bayrischen Generalstabes ein Bild vom Gefechtszustand der japanischen Armee, der militärischen Situation in der Südmandschurei und dem Stand des Baus der südmandschurischen Eisenbahnlinie, als sicheres Transportmittel für schnelle Truppenbewegungen auf dem Festland, machen sollte.[2]

Die Berichterstattung Paul Fischers an das Reichsmarineamt direkt und über den Tisch des Geschäftsträgers der Gesandtschaft Alfons Mumm von Schwarzenstein, wie es die Dienstanweisungen vorschrieben, entsprach den üblichen Gepflogenheiten und war zumeist eine Reaktion auf bestimmte Anfragen oder den marinespezifischen Ereignissen vor Ort in Japan geschuldet. Ein Umstand jedoch war auffällig, dass kaum über technische Details des Militärwesens, der von der japanischen Armee eingesetzte Bewaffnung oder über Schiffsausrüstungen berichtet wurde. Als dann aus gesundheitlichen Gründen 1911 ein Wechsel der Geschäftsträger vollzogen werden musste, und Arthur Alexander Kaspar von Rex (1856–1926) die Amtsgeschäfte der deutschen Gesandtschaft in Tokyo übernahm, kam es nur noch zu lapidaren Feststellungen über bestimmte öffentliche Ereignisse. Diese bezogen sich beispielsweise im Jahre 1911 auf den Empfang von amerikanischen Flottenverbänden in Japan. Dieser Empfang wird als betont freundlich empfunden und Fischer fügte in seinem Bericht vom 8. Juni 1911 dazu an, dass im Gegensatz zu diesem Ereignis der Empfang des deutschen Geschwaders in Japaner außerordentlich kühl von statten gegangen sei.[3]

Ab 1910 hatte Paul Fischer Unterstützung durch Fregattenkapitän z.D. Friedrich Blohmeyer, der ihm als Dolmetscheroffizier zugeteilt worden war. Blomeyer hatte nach seiner Rückkehr aus Kioutschau ein Sprachstudium für Japanisch am Orientalischen Institut der Berliner Universität aufgenommen und das Studium mit einem Diplom 1909 abgeschlossen[4] Fischer und Blomeyer kannten sich bereits aus der gemeinsamen Dienstzeit in Kioutschau. Da beide im gleichen militärischen Rang waren, wurde auf Veranlassung von Fischer extra eine Dienstanweisung erlassen, die die Stellung, das Dienstverhältnis zu Fischer und seine Befugnisse regelte. Der Dolmetscher Offizier unterstand dem Staatssekretär des Reichsmarineamtes, der Marineattache´ Fischer war ihm gegenüber weisungsberechtigt und ausschließlich an ihn zur Berichterstattung verpflichtet. Als Wohnsitz wurde ihm vorerst Yokohama zugewiesen[5] Die Unterstützung für Fischer durch einen Dolmetscher galt vor allem dem Umstand, dass die Menge der japanischen Presseinformationen zugenommen hatte und durch die Anwesenheit eines Sprachbefähigten die Kommunikation auf den öffentlichen Begegnungen mit Vertretern der japanischen Gesellschaft sowie die Durchführung von Reiseaktivitäten im Land durch erleichtert wurde. Zum Zeitpunkt der Amtsübergabe Fischers an seinen Nachfolger Wolfram von Knorr (1880–1940) im Juni 1913 verblieb Fritz Blomeyer weiter auf der deutschen Gesandtschaft in Tokyo nun als Mitarbeiter von Knorr.

Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs war Fischer von Oktober 1914 bis Januar 1915 Kommandant des Kleinen Kreuzers Lübeck. Im Anschluss daran wurde er in das Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes kommandiert, am 25. Juni 1915 zum Vorstand dieser Institution ernannt und in dieser Eigenschaft am 17. Oktober 1915 zum Kapitän zur See befördert. Fischer war jedoch nicht der Wunschkandidat des Staatssekretärs Alfred von Tirpitz. Dies führte noch im gleichen Jahr zu einem erneuten Auswechseln des Vorstandes des Nachrichtenbüros durch die Berufung des Intimus von Tirpitz, Wilhelm Widenmann (1871–1955).[6] Fischer erhielt daraufhin im November 1915 das Kommando über das Küstenpanzerschiff Frithjof und wurde im Januar 1916 zum Kommandeur der II. Werft-Division ernannt. Zugleich fungierte er von Februar bis Mai 1918 als Kommandant von Hangö.

Nach Kriegsende wurde Fischer am 31. Oktober 1919 aus dem Militärdienst verabschiedet.[7]

Literatur[Bearbeiten]

  • Sebastijan Rojek: Versunkene Hoffnungen. Die Deutsche Marine im Umgang mit Erwartungen und Enttäuschungen 1871–1930. De Gruyter Verlag, Oldenburg 2017.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Zusammenstellung der von den Marineattachés zu beachtenden Geschäftsordnungs-Bestimmungen. Verfügung des Staatssekretärs des RMA, Tirpitz, vom 4. Juni 1902; BA/MA Fasz. 2338 PG 94 539; In: Klaus-Volker: Die Institution des Marineattachés im Kaiserreich. Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein, 1976, S. 265 ff.
  2. Christian W. Spang: Karl Haushofer und seine geopolitischen Theorien in der deutschen und japanischen Politik. Monografie des Institutes für Japanstudien, Band 52, 2013, S. 81ff.
  3. Bericht Fischer vom 8.6.1911 betr. Besuch des USA-Geschwaders in Yokohama, BA/Ma Fasz. 7213 PG 69 070 In: Klaus-Volker: Die Institution des Marineattachés im Kaiserreich. Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein, 1976, S. 107f.
  4. Rudolf Hartmann: Japanische Studenten an der Berliner Universität 1870–1916. Hrsg. Humboldt Universität, Berlin 1997, Publikation der Mori-Ogei Gedenkstätte
  5. Dienstanweisung für den Dolmetscheroffizier vom 3. Juli 1911, BA/MA Fasz. 7215 PG 69 086; In: Klaus-Volker: Die Institution des Marineattachés im Kaiserreich. Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein, 1976, S. 107f.
  6. Sebastijan Rojek: Versunkene Hoffnungen. Die Deutsche Marine im Umgang mit Erwartungen und Enttäuschungen 1871–1930. De Gruyer Verlag, Oldenburg 2017, S. 116 ff.
  7. Marine-Offizier-Verband (Hrsg.): Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine 1914–18. Thormann & Goetsch, Berlin 1930, S. 134.


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