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Personale Kategorisierung

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Personale Kategorisierung bezeichnet in der Soziologie und der Kommunikationswissenschaft einen zentralen Bestandteil der Interaktion, der kommunikative Vorgänge sowohl produziert als auch interpretiert.

Nach Harvey Sacks wird jedes Mitglied einer sozialen Gruppe unwillkürlich in Kategorien einsortiert. Sacks nennt dazu u. a. die Kategorien Rasse, Geschlecht, Beruf.

Strukturelle Systematik[Bearbeiten]

Sacks entwickelte anhand empirischer Untersuchungen eine strukturelle Systematik, zu der folgende Regeln gehören:

1. Zwangsläufigkeit[Bearbeiten]

Personen werden zwangsläufig kategorisiert, also unabhängig davon, ob sich die Person selbst zu dieser Kategorie zugehörig fühlt.

  • Beispiel: Ein junger Berliner wird auf der Zugfahrt aufgrund seiner Hautfarbe als „Migrant“, „Neger“, „Nicht-Deutscher“ vom Zugbegleiter angesprochen, obwohl sich der Mann als „Deutscher“ fühlt, er in Berlin geboren und aufgewachsen ist und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt.

2. Two-set classes[Bearbeiten]

Jede originäre Kategorisierung impliziert eine komplementäre Kategorisierung.

  • Beispiel: Ein alteingesessener Schweizer Zuggast, der den Berliner aufgrund seiner Hautfarbe als Schwarzen wahrnimmt, nimmt sich selbst im Moment der Wahrnehmung als Weißer oder Nicht-Schwarzer und als einer anderen Kategorie zugehörig wahr.

3. Normalformerwartung[Bearbeiten]

Die Kategorien bestimmen sich als allgemeiner Wissenshintergrund, der Äußerungen produziert und interpretiert. Sie strukturieren sowohl das Sprechen (kommunikatives Handeln), also auch die Wahrnehmung (Interpretation).

4. Selbst- und Fremdkategorisierungen[Bearbeiten]

Selbst- und Fremdkategorisierungen haben unterschiedliche Wirkungen auf das kommunikative Handeln und die Wahrnehmung.

  • Beispiel: Dass „Neger“ ein kolonial geprägter Begriff ist und für die so Bezeichneten eine Geschichte der Diskriminierung transportiert, ist der Versuch einer Selbstbezeichnung einer Gruppe, ein eigenes Selbstverständnis allgemein verbindlich zu konstituieren. So ist es in diesem Fall üblich, dass der Fremdbegriff mit N-Wort in seiner stigmatisierenden Bedeutung zurückgewiesen und mit der Selbstbezeichnung Afrodeutsche oder Schwarze versucht wird, fremddefiniertes Wissen über ihre Gruppe durch die eigene Sicht zu ersetzen.

Zu den Beispielen siehe auch: Rassistisches Wissen, Weißsein

Spezielle Anwendungsgebiete[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Harvey Sacks (1989): Lecture Six. The M.I.R. membership Categorization Device, in: Harvey Sacks – Lectures 1964-1965. Human Studies, Vol 12
  • Harvey Sacks: Hotrodder: A Revolutionary Category, Everyday Language. Studies inEthnomethodology (1979), S. 7–14
  • Harvey Sacks: One the analyzability of Stories by children, in: Gumperz J.J., Hymes, D. (Hg.) New York 1972, S. 325–245
  • Ilona Pache (1994): Ethnisch-kulturelle Personenbezeichnungen. Zur kategorialen Organisation von Diskurs und Gemeinschaft. In: Siegfried Jäger (Hg.): Aus der Werkstatt: Antirassistische Praxen. Konzepte – Erfahrungen – Forschung. Duisburg. ISBN 3-927388-45-9


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