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Phänosemiose

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Die analytische Phänosemiose (eine Zusammensetzung des Altgriechischen φαινόμενον phainómenon, deutsch ‚Sichtbares, Erscheinung‘ und σημεῖον sēmeĩon, deutsch ‚Zeichen‘) ist eine von Lars Christian Grabbe entwickelte analytisch-modellistische und gleichzeitig systematische Methode mit primärer Verortung in der Medientheorie, mit der die strukturelle, technische und wahrnehmungsbezogene Erscheinungswirklichkeit von medialen Artefakten wissenschaftlich erfasst werden soll[1].

Theoretische Perspektive[Bearbeiten]

Für Grabbe sind es gleichermaßen die phänomenologische Gestalt wie auch die semiotische Zeichenstruktur und die rezeptive Bedeutungsbildung, die innerhalb sensorischer und perzeptueller Wahrnehmungsdynamiken das Medium als solches ausmachen:

„Das vorgeschlagene Modell der Analytischen Phänosemiose geht von Medien als regelgeleiteten Systemen aus, deren intrasystemische und intra-mediale Struktur auf Selektionsentscheidungen gründet. Konkret deutet dies auf die gestalterische Entscheidung hin, die als künstlerische Idee innerhalb der medialen Kommunikation manifestiert ist. Ob diese Idee abstrakt oder experimentell ist, wie in der freien Kunst, oder von Funktionalität geprägt ist, wie im anwendungsorientierten Design, spielt zunächst formal für die Phänosemiose keine entscheidende Rolle. Zentral ist nur, dass sich die Selektion materiell im Medium manifestiert und diese Strukturierung eine Signaldynamik offenbart, welche direkt eine Zeichenrelation auslösen bzw. manifestieren kann. Phänosemiose verweist dann auf den strukturellen Tatbestand, dass Medien als Zeichen, Zeichenrelation oder Zeichenprozess verstanden und auf Technologie und Wahrnehmungsdynamik analytisch und modellhaft bezogen werden können“ (Grabbe 2021, 55)[2]

Das Modell der Phänosemiose greift neben phänomenologischen (z. B. Edmund Husserl) und semiotischen (z. B. Charles S. Peirce) Aspekten ebenfalls verstärkt Konzepte der informationstheoretischen Ästhetik (z. B. Max Bense), Kommunikationstheorie (z. B. Frank Biocca) und Wahrnehmungstheorie auf (z. B. Lawrence Shapiro) auf. Mit diesem Vorgehen entwickelt Grabbe eine informationstheoretische Perspektive, dass nämlich immer dann von einem Medium (M) gesprochen werden kann, wenn eine geplante Signalstruktur (Sig) einen Zeichenprozess (Z) wahrnehmbar für den Rezipierenden reguliert: "M = Sig → Z."[3]

Das theoretische Modell wird dann in einem erweiterten Schritt als analytisches Werkzeug entwickelt, welches im konkreten empirischen Einsatz die Analyse von medialen Bedingungen und Interaktionen ermöglicht.

Modell der Phänosemiose[Bearbeiten]

Die Phänosemiose eines Mediums in der Form eines informationstheoretischen Mehr-Ebenen-Modells (2021)

Die vier relationalen Zeichenebenen der Phänosemiose (siehe Schaubild):

  1. Auf der ersten Ebene zeigt sich die vollständige Struktur eines Mediums als Relation erster Ordnung. Diese doppelte Relation besteht aus medialer Oberfläche und Binnenstruktur eines medialen Zeichens: R1 Surface ↔ R1 Kode meint, dass R1 Surface genau dann der Fall ist, wenn R1 Kode der Fall ist (und umgekehrt). Hier zeigt sich die Ebene des Kodes determiniert durch Datenquantität (Dquant) und Datenqualität (Dqual), wobei hier die Variable der Zeichenkodierung die Bedingung der Möglichkeit einer medialen Vividness (Vi) bzw. Lebendigkeit zum Ausdruck bringt.
  2. Die zweite Ebene kennzeichnet ein Medium als Relation zweiter Ordnung und damit als signal-basierte Artifizialität: Sig = R2.
  3. Auf der dritten Ebene lassen sich zunächst das Mittel (Mit) und (∧) die Darstellungsebene (Obj) als Relation dritter Ordnung erfassen, wobei diese beiden medialen Zeichenbedingungen die materiale Implikation (→) für eine mögliche Interaktivität (Int) bilden und (∧) das Verstehen als Effekt einer kognitiven Integrationsleistung (Kog) beeinflussen: Mit = R3 ∧ Obj = R3 → Int = R3 ∧ Kog = R3.
  4. Auf der vierten Ebene muss dann die wahrnehmungstheoretische Verortung eines Mediums als Relation vierter Ordnung stattfinden. Hier zeigt sich die sensorische Dynamik (Sens) gemäß exterozeptiver (R4a) und interozeptiver (R4b) Bedingungen als materiale Implikation (→) für die perzeptuelle Dynamik der Erfahrungswirklichkeit (Perz): Sens = R4a ∧ R4b → Perz = R4c. Diese Ebene kennzeichnet eine notwendige wahrnehmungstheoretische Binnendifferenzierung der Bedingungen für eine gelungene kognitive Integrationsleistung (Kog).

Dieses grundlegende Modell der Phänosemiose (siehe Schaubild) differenziert neun Aspekte eines Mediums, gegliedert nach vier relationalen Zeichenebenen. In der vollständig entwickelten Methodologie werden den neun Aspekten insgesamt 35 weitere Teil-Attribute zugeordnet, die eine vollständige Systematisierung von Signalstrukturen, Zeichenebenen, Prozessen im Kontext der Sinnesadressierung und der kognitiven Integration und Weiterverarbeitung erlauben.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. vgl. Lars C. Grabbe: Analytische Phänosemiose. Systematische Medientheorie zwischen Wahrnehmung, Technologie und Zeichen. Marburg 2021, ISBN 978-3-96317-208-3.
  2. Lars C. Grabbe: Analytische Phänosemiose. Systematische Medientheorie zwischen Wahrnehmung, Technologie und Zeichen. Marburg 2021, ISBN 978-3-96317-208-3.
  3. Lars C. Grabbe: Analytische Phänosemiose. Systematische Medientheorie zwischen Wahrnehmung, Technologie und Zeichen. Marburg 2021, S. 258, ISBN 978-3-96317-208-3.
  4. vgl. Lars C. Grabbe: Analytische Phänosemiose. Systematische Medientheorie zwischen Wahrnehmung, Technologie und Zeichen. Marburg 2021, S. 20, ISBN 978-3-96317-208-3.


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