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Präferenzverfälschung

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Die Idee der Präferenzverfälschung ist Bestandteil der vom Sozialwissenschaftler Timur Kuran in dessen Buch Leben in Lüge. Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen[1] formulierten Theorie über den sozialen Einfluss öffentlich erklärter Vorlieben. Sie ist die Grundlage seiner Theorie, wie unvorhergesehene Revolutionen zustande kommen können. Sie hat mit den Ideen des sozialen Beweises und der Wahlblindheit zu tun. Die Theorie besagt, dass Einzelne Vorlieben ausdrücken, die nicht mit ihren wirklichen Vorlieben übereinstimmen.

Ursprüngliche Formulierung[Bearbeiten]

Der Theorie nach passen Einzelne beim Ausdruck ihrer Vorlieben diese of dem an, das gesellschaftlich akzeptabel erscheint. Mit anderen Worten: ihre öffentlich erklärten Vorlieben entsprechen nicht ihren eigentlichen Vorlieben. Kuran nennt diese Fehldarstellung „Präferenzverfälschung“. In seinem 1995 erschienenen Buch Leben in Lüge. Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen erklärt er dieses Phänomen als allgegenwärtig und als Ursache weitgehender gesellschaftlicher und politischer Auswirkungen. Diese Auswirkungen beruhen alle auf der gegenseitigen Abhängigkeit der Entscheidungen Einzelner, welche Vorlieben sie öffentlich erklären. Eine Person, die ihr Nichteinverständnis zu einer Mode, Politik oder Regierungsform zurückhält, macht es für andere umso schwieriger, deren Nichteinverständnis auszudrücken.

Präferenzverfälschung hat die gesellschaftlich signifikante Konsequenz, dass gesellschaftliche Verhältnisse breite öffentliche Unterstützung finden, die bei einer geheimen Abstimmung mit einer entscheidenden Mehrheit abgelehnt würden. Im Privaten unpopuläre Verhältnisse können so auf unabsehbare Zeit Bestand haben, weil Einzelne gesellschaftlichen Konformitätsdruck durch individuell ausgedrückte Präferenzverfälschung reproduzieren.

Durch das Verfälschen ihrer Vorlieben halten Einzelne das Wissen zurück, auf dem ihre Vorlieben beruhen. Sie verzerren, korrumpieren und verringern somit öffentlich verfügbares Wissen, und machen es für andere schwieriger, sich über die Nachteile bestehender Verhältnisse und die Vorzüge von Alternativen dazu zu informieren. Präferenzverfälschung hat als Konsequenz weit verbreitetes Unwissen über die Vorteile von Veränderungen zur Folge. Über länger Zeiträume hinweg kann Präferenzverfälschung die Fähigkeit eines Gemeinwesens vermindern, Veränderungen herbeizuwünschen, indem sie zu geistiger Enge und Verknöcherung führt.

Die erste dieser Konsequenzen wird vom Bedürfnis Einzelner nach gesellschaftlicher Bestätigung bewirkt, die zweite durch gegenseitige Abhängigkeit beim Beschaffen von Information.

Kuran hat diese Beobachtungen auf verschiedene Zusammenhänge angewandt. Er hat seine in Leben in Lüge. Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen entwickelte Theorie als Erklärung verwendet, warum größere politische Umwälzungen überraschend stattfinden, wie ethnische Konflikte sich selbst erhalten, warum das Kastensystem Indiens jahrtausendelang eine starke politische Kraft war, und warum eigentlich geringfügige Risiken manchmal Massenhysterie auslösen.[2]

Wissenschaftliche Forschung[Bearbeiten]

Kuran hat zum Thema Präferenzverfälschung mehrere Artikel veröffentlicht (sein Buch Leben in Lüge. Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen beruht auf diesen Veröffentlichungen).[3]

Die Idee der Präferenzverfälschung wurde von anderen Sozialwissenschaftlern aufgegriffen. Der Wirtschaftswissenschaftler Robert H. Frank hat Timur Kurans Buch rezensiert und seine eigenen Gedanken zur politischen Ökonomie der Präferenzverfälschung beigetragen.[4] Der Journalist William Davis untersuchte Präferenzverfälschung innerhalb der Wirtschaftswissenschaften.[5]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Timur Kuran: Leben in Lüge. Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen. Mohr Siebeck, Tübingen 1997, ISBN 3-16-146424-9.
  2. Timur Kuran: Private Truths, Public Lies. Harvard University Press, Cambridge MA 1995.
  3. Timur Kuran: The tenacious past: Theories of personal and collective conservatism. In: Journal of Economic Behavior & Organization, 10, 1988, 2, S. 143–171, doi:10.1016/0167-2681(88)90043-1
  4. Robert Frank: The Political Economy of Preference Falsification: Timur Kuran’s Private Truths, Public Lies. In: Journal of Economic Literature. 34, Nr. 1, 1996, S. 115–123.
  5. William Davis: Preference Falsification in the Economics Profession. In: Econ Journal Watch. 1, Nr. 2, 2004, S. 359–368. Abgerufen am 16. März 2018.


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