Ring Christlich-Demokratischer Studenten Landesverband Bremen
Basisdaten | |
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Vorsitzender: | Theo Pricop |
Schatzmeister | Jason Julion |
stv. Vorsitzender | Nicolas Ahrendt |
Mitglieder: | ca. 20 |
Gliederung: | 2 Gruppen |
Website: | www.rcds.de |
Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) Landesverband Bremen e.V. ist ein politischer Studentenverband mit Sitz in Bremen. Er ist derzeit an zwei Hochschulen in Bremen vertreten. Alle Hochschulgruppen und der Landesverband sind gleichzeitig Mitglied im RCDS-Bundesverband.
Geschichte[Bearbeiten]
Nachdem der Hochschulstandort zunächst Teil des 1961 gegründeten gemeinsamen Landesverbands Niedersachsen/Bremen war, formierten sich Anfang der 1970er Jahre eigenständigen Strukturen. Die erste RCDS-Gruppe entstand an der Hochschule für Nautik (heute Hochschule Bremen). Am 22. Oktober 1973 sollte die Gründungsversammlung an der Universität Bremen stattfinden, welche jedoch aufgrund massiver Proteste des Kommunistischen Studentenbunds Bremen und anderer linker Gruppen abgebrochen werden musste.[1] Der Bremer Physikprofessor Jens Scheer und zwei Studenten, welche an den Protesten beteiligt waren, wurden zu jeweils drei Monaten Gefängnis auf Bewährung und Geldstrafen verurteilt.[2] Gegen das KPD-Mitglied Scheer wurde zudem ein Berufsverbot durch die Landesregierung verhängt, welches aber nach jahrelangem Rechtsstreit durch das Oberverwaltungsgericht Bremen zurückgewiesen wurde.[1] Am 6. November wurde die Gründungsversammlung, abermals begleitet von Protesten, schließlich durchgeführt.
Zwar nahm der RCDS an der traditionell sehr links orientierten Universität Bremen lange Zeit nur eine Nischenposition ein, doch war die Hochschulgruppe häufig durch politische Positionen und zahlreiche Großveranstaltungen in der Öffentlichkeit präsent. So sprachen in den 1970er Jahren u.a. der CDU-Generalsekretär Kurt Biedenkopf und der Kultusminister von Rheinland-Pfalz, Bernhard Vogel, auf dem Universitätscampus.[3] Am 12. Dezember 1977 sollte der neu gewählte CDU-Generalsekretär Heiner Geißler eine Rede zum Thema ""Fortschritt und Freiheit - Umrisse einer neuen Gesellschaftspolitik" halten. Schon im Vorfeld stieß die Einladung auf erhebliche Kritik linker Studentenorganisationen, welche in einem offenen Brief Rektor Wittkowsky aufforderten, die erteilte Genehmigung für die Raumnutzung zurückzuziehen, was dieser jedoch ablehnte. Als die Veranstaltungstag wurde der ursprüngliche Veranstaltungsort von Protestlern gestürmt und es kam auch zu körperlichen Auseinandersetzungen. Geißler lehnte die Verlegung in eine Schulaula ab und sprach stattdessen auf einem nahegelegenen Parkplatz der Universität, musste seine Rede jedoch bald darauf beenden, da die Proteste anhielten. Dieser Eklat erregte im Nachgang bundesweite Aufmerksamkeit. Die Universitätsleitung sah sich angesichts des öffentlichen Drucks gezwungen, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten.[4] Geißler selbst sprach von "Terrorismus" und auch die Bremische Bürgerschaft debattierte den Vorfall auf Antrag der Fraktionen von CDU und FDP (Gewaltsame Verhinderung einer politischen Veranstaltung an der Universität Bremen, Drs. 9/672).
Vom 28. bis 30. Oktober 1983 fand erstmalig die Gruppenvorsitzendenkonferenz des RCDS-Bundesverbands in Bremen statt.[5]
Nach der deutschen Wiedervereinigung übernahmen zahlreiche RCDS-Verbände die Patenschaft für neu entstehende Gruppen in Ostdeutschland. Da Rostock die Partnerstadt Bremens war, übernahm dementsprechend auch der Bremer RCDS zur Aufgabe, die Rostocker bei der Gründung einer Hochschulgruppe zu unterstützen.[3]
Nach den SR-Wahlen 2010 an der Universität Bremen wurde ein rot-grüner Minderheiten-AStA unter der Tolerierung des RCDS gewählt, was die erste (indirekte) Regierungsbeteiligung des RCDS an der Uni darstellte[6]. Ein Jahr später erreichte der RCDS an der Universität Bremen mit vier von 25 Mitgliedern im Studierendenrat sein bisher historisch bestes Ergebnis, die rot-grüne Koalition aus AStA für Alle und Campus Grün erhielt jedoch eine eigene Mehrheit, sodass die Tolerierung endete.[7] Im selben Jahr zog die Landesvorsitzende Luisa-Katharina Häsler in die Bremische Bürgerschaft ein.[2] Ihr Wiedereinzug in den Landtag scheiterte 2015 jedoch.
Am 13. März 2014 wurde der Ring Christlich-Demokratischer Akademiker Bremen gegründet, welcher seitdem als Alumni-Organisation fungiert und zusammen mit dem RCDS am 22. November 2014 die 40-Jahrfeier des RCDS Bremen ausrichtete.
1973–1976: Helmut K. Piper | 2007–2009: Tobias Siewert |
1976–1979: Dietmar Hofmeier | 2009–2010: Andreas Traschütz |
1980–1981: Günther Hoegg | 2010–2011: Alexander Feldmann |
1981–1982: Uwe Uibel | 2011: René Marcel Mittelstädt |
1985–1987: Jörg Kastendiek | 2011–2014: Luisa-Katharina Häsler |
1988–1989: Jo Horstkotte | 2014–2015: Tobias Hentze |
1989–1990: Gabriela Piontkowski | 2015–2017: Jessica Winter |
1990–1992: Christian Kossatz | 2017–2018: Luisa Schmidt-Rave |
1993–1999: Claas Rohmeyer | 2017–2018: Bernd Baalmann |
1999–2000: Jörg Schierholz | 2018–2020: Fabian Albrecht |
2000–2003: Lothar Plumhof | seit 2020: Paul-Theodor Pricop |
2003–2006: Malte Engelmann | |
2006–2007: Christopher Kneflowski |
Organisation[Bearbeiten]
Der RCDS-Landesverband Bremen wurde am 22. November 1974 ins Vereinsregister Bremen eingetragen. Er ist parteipolitisch unabhängig und bekennt sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland. Aufgrund seiner konservativ-liberalen Ausrichtung steht der Verband inhaltlich der CDU nahe, eine Mitgliedschaft in der Partei ist jedoch keine Voraussetzung. Die Landesvorsitzenden sind qua Amt kooptiertes Mitglied im Landesvorstand der CDU Bremen.[8]
Der Verband wird von einem dreiköpfigen Vorstand (Vorsitz, stellvertretender Vorsitz und Schatzmeister) geführt und einmal im Jahr von der Landesmitgliederversammlung gewählt. Die Hochschulgruppen verfügen über eigene Vorstände und Satzungen.
Gegenwärtig ist der RCDS mit je einer Hochschulgruppe an der Universität Bremen und der Hochschulen Bremen aktiv.
Kontroversen[Bearbeiten]
Als der Akademische Senat der Universität Bremen im Januar 2012 seine 1986 initiierte Zivilklausel mit großer Mehrheit erneuerte, stimmte der studentische Vertreter des RCDS als einziges Mitglied gegen den Antrag.[9]
Mehrere Veranstaltungen des RCDS stießen wiederholt auf massiven Protest seitens linker Hochschulgruppen. So konnte mehrere Veranstaltungen, wie etwa der Vortrag des SPIEGEL-Journalisten Jan Fleischhauer[10] oder eine Podiumsdiskussion über die "Freiheit der Wissenschaft"[11] nur unter Polizeischutz stattfinden.
Der für den 22. Oktober 2016 geplante Vortrag des an der Humboldt-Universität Berlin lehrenden Historikers Jörg Baberowksi musste nach massiven Protesten in die Räume der Konrad-Adenauer-Stiftung verlegt werden. Eine bundesweite Debatte über Redefreiheit an Hochschulen sowie ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen Babeworksi und dem AStA der Universität waren die Folge, welcher 2017 mit einer Entscheidung des Oberlandesgerichts Köln zugunsten des AStAs endete. Die Meinungsfreiheit decke auch scharfe Kritik ab, unabhängig davon, ob sie objektiv zutreffe.[3]
Weblinks[Bearbeiten]
- Literatur von und über Ring Christlich Demokratischer Studenten Landesverband Bremen in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- RCDS im Studierendenrat der Universität Bremen
- RCDS Bremen - Fanseite auf Facebook
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Zeitschrift des Kommunistischen Studentenbundes Bremen (Hrsg.): Unter dem Roten Banner Extra. Die Offenbarung der Hochschulreform: 'Chaos' und politische Disziplinierung. Bremen 3. November 1973 (mao-projekt.de).
- ↑ Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Bremen (Hrsg.): Drakonische Strafen im RCDS-Prozeß. Studenten sollen Reaktion ungeschoren lassen. Nr. 45. Bremen 13. November 1975 (mao-projekt.de).
- ↑ 3,0 3,1 RCDS Bremen (Hrsg.): Festschrift zur 40-Jahrfeier. Bremen 22. November 2014.
- ↑ Bremer Universitäts-Schlüssel (Hrsg.): „Meinungsterrorismus“ gegen „Provokation“ - Eine RCDS-Veranstaltung und ihre Folgen. Nr. 143. Bremen (uni-bremen.de [PDF]).
- ↑ Archivalie RCDS. Konrad-Adenauer-Stiftung, S. 107, abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ Der Scheinwerfer. Bremens freies Uni-Magazin (Hrsg.): Der alte neue AStA. "Chaos an der Uni". Nr. 3. Bremen November 2011, S. 16–17 (issuu.com).
- ↑ Wahlergebnisse – Studierendenrat. Abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ CDU Landesverband Bremen: CDU Landesverband Bremen - Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) -. Abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ Jean-Philipp Baeck: Uni Bremen gegen Rüstungsforschung: Zivilklausel bleibt - OHB kommt. In: Die Tageszeitung: taz. 25. Januar 2012, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. Februar 2021]).
- ↑ 26.04.2012, Vortrag: Unter Linken. 25. April 2012, abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ Krause: Zivilklausel ohne Grund. Abgerufen am 7. Februar 2021.
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