Rota-Therapie
Die Rota-Therapie ist eine Behandlungsmethode, welche aus Rotationsübungen des Körpers im Raum besteht. Sie soll die zentrale Tonusregulation im Gehirn positiv beeinflussen und wird von Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden, zum Teil auch Ärzten angewendet. Darüber hinaus wird sie im pädagogischen und im sozialen Bereich eingesetzt.
Geschichte[Bearbeiten]
Die Methode wurde von Doris Bartel (Physiotherapeutin und Heilpraktikerin) seit den 1960er Jahren entwickelt. Die Wortbedeutung Rota-Therapie ergibt sich aus dem Wort Rotation. Nach 40-jähriger Tätigkeit hat sich Doris Bartel aus der Rota-Therapie-Entwicklung zurückgezogen.[1] Die Organisation von Fortbildungen sowie des Netzwerkes von 1200 Therapeuten/ Anwendern wird durch die Europäische Gesellschaft für Rota-Therapie weitergeführt.
Grundlagen und Anwendungsbereiche[Bearbeiten]
Das Hauptanliegen der Rota-Therapie ist die Tonusregulation (vergleiche: Eutonie), sowohl bei zu niedriger als auch bei zu hoher Spannung. Sie bietet daher Unterstützung bei vielen verschiedenen Problemstellungen und kann in jedem Alter angewandt werden. In einzelnen Sitzungen werden die Patienten zur Eigenübung angeleitet.
Der normale Tonus der Muskulatur hängt von vielen Faktoren ab und wird u. a. im Hirnstamm (Formatio reticularis), im Kleinhirn (Cerebellum) und im Großhirn (Cerebrum) gesteuert.
In dem Konzept der Rota-Therapie wird die Rotation im Körper, im Besonderen der Wirbelsäule und die Rotationen der drei Körperachsen im Raum, therapeutisch genutzt, um auf die Tonusregulation des Gehirns Einfluss zu nehmen. Die Übungen werden meist im Liegen durchgeführt, um die Haltemuskulatur ohne Störfaktoren anzusprechen und so die motorische Entwicklung Richtung Vertikalisierung mit angepassten Tonusverhältnissen zu unterstützen. Bei Säuglingen wird auf dem Schoß geübt, bei Kindern und Erwachsenen auf dem Boden oder teilweise auch im Bett.
Dabei wird ein physiologisches Bewegungsmuster nach der Wirkungskette: TONUS – WAHRNEHMUNG – FUNKTION angestrebt. Verbessert sich der Muskeltonus, verändert sich die Wahrnehmung und die Wahrnehmungsverarbeitung, woraus sich wiederum eine Verbesserung der Funktionen ergibt. Beispiel: Eine Hand mit einem hohen Muskeltonus, wird im Alltag Schwierigkeiten haben Handlungen auszuführen, die eine hohe Anforderung an die Koordination haben. Das Schreiben – hier die Funktion – ist erschwert.
Die Auswirkung der Funktionen beziehen sich auf folgende Bereiche: Aufmerksamkeit, Lesen, Schreiben, Rechnen, Verhalten, Sprache, Motorik, bis hin zu Grundfunktionen, wie Schlaf[2], Nahrungsaufnahme und Verdauung.
Eine unvollständige Aufzählung der Einsatzgebiete umfasst: zentrale Koordinationsstörung, Frühgeborene, Risikokinder, Schreibabys, Saug- und Stillprobleme, Entwicklungsverzögerungen, genetische Besonderheiten (Down-Syndrom[3][4]), Autismus, Wahrnehmungsstörungen, Konzentrations- und Lernstörungen, AD(H)S, Legasthenie und Dyskalkulie, Neurodermitis, Skoliose und Wirbelsäulenbeschwerden, Hüftdysplasien und –luxation, Fußfehlstellungen, neurologische Krankheitsbilder (Parkinson[5], MS, Schlaganfall, Wachkoma[6]), spastische Bedrohung und/oder Behinderung.
Die Methode ist aus der praktischen Anwendung verschiedener neurologischer Therapiekonzepte aus den letzten Jahrzehnten gewachsen. Ausreichende wissenschaftliche Studien zur Validierung des Konzepts gibt es nicht.
Literatur[Bearbeiten]
Monographien[Bearbeiten]
- Doris Bartel, Sabine Kocher: Der gesunde Dreh. Wenn Ihr Kind Sie zum Rotieren bringt. Eigenverlag, Michelstadt 2009, ISBN 9783000288425.
- Doris Bartel: Rotation - Nahrung für das Gehirn. Eine neurophysiologische Therapie für die gesunde Tonusregulation. Eigenverlag, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7392-2848-8.
- Bettina Rosa Stöffler: Rota-Therapie in der Neurologie. Bachelorarbeit Fachhochschule Kärnten, Fachbereich Gesundheit und Soziales 2018.
- Claudia Nestler: Das Ausmaß der Reflexbelastung bei Kindern mit Konzentrations- und Teilleistungsschwächen. Bachelorarbeit IMC Fachhochschule Krems 2020.
- Lisa Blümel: Die ergotherapeutische Umsetzung des Rota-Konzeptes. Bachelorarbeit IMC Fachhochschule Krems 2021.
- Michaela Roth: Rota Handling im Alltag für Babys und Kleinkinder. Dataform Media, Großebersdorf 2024, ISBN 978-3-99165-126-0.
Artikel[Bearbeiten]
- Bettina Hutterer: Die Anwendung der Rota-Therapie im ergotherapeutischen Kontext. handlungsplan, Magazin für Ergotherapie 2012, S. 3-6.
- Bettina Hutterer: Mit Rotation zum Normotonus. Fachzeitschrift Ergotherapie 2013 Nr. 2, S. 34-36.
- Bettina Hutterer: Was hat die Kopfkontrolle mit der Aufmerksamkeit zu tun. Fachzeitschrift der Heilpädagogischen Gesellschaft Österreich Nr. 1 2015, S. 26-27.
- Bettina Hutterer: Rota-Therapie, mit Rotation zum Normotonus. In: praxis ergotherapie. Nr. 4, 2016, S. 233–237.
- Bettina Hutterer: Der Schlaf und seine Bedeutung in und für die Ergotherapie. In: Handlungsplan. 13. Januar 2016, abgerufen am 8. Juli 2024.
- Julia Gekle: Mit Rotation zu einer entspannten Stillbeziehung. Tipi Mama&Baby (2020/21), S. 44-46.
- Julia Gekle: Körperspannung und Stillverhalten. Fachzeitschrift Laktaktion&Stillen (2021), S. 25-28.
- Rosemarie Szemkus: Mögliche Ursachen von Lernstörungen und ganzheitliche Hilfen. Fachzeitschrift der Heilpädagogischen Gesellschaft Österreich Nr. 3 2021, S. 2-9.
- Rosemarie Szemkus: Mehr Ruhe im Klassenzimmer. Zeitschrift Erziehungskunst – Waldorfpädagogik heute, Nr. 6 2021, S. 26-29.
- Bettina Hutterer: Durchgestreckt, der Zehenspitzengang als ganzkörperliches Problem. Fachzeitschrift Ergotherapie Nr.1 2022, S. 28-31.
- Annette Derichs, Julia Schulte: Rota-Therapie – Die Therapie im Alltag. praxis ergotherapie Nr. 5 2022, S. 296-300.
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Doris Bartel: Kontakt. In: rota-therapie. Abgerufen am 8. Juli 2024.
- ↑ Bettina Hutterer: Die Bedeutung des Schlafes in der Ergo-Praxis. Fachzeitschrift Ergotherapie 2023 Nr. 2, S. 14-15.
- ↑ Doris Bartel: LLL- Leben-Lachen-Lernen. Down-Syndrom Österreich (2007) Heft 32.
- ↑ Astrid L. mit Lea: LLL- Leben-Lachen-Lernen. Down-Syndrom Österreich 2017, Heft 61, S. 18-21.
- ↑ Bettina Hutterer: Die Rota-Therapie. Parkinson Perspektive 2022, S. 8-9.
- ↑ Sandra Zgorzelski-Will: Die Rota-Therapie, passend wie ein Schlüssel zum Schloss. Wachkoma und danach (2/2015), S. 48-49.
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