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Eutonie

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Eutonie (von altgriechisch eu, Bestimmungswort für „gut“, „wohl“; tonos „Druck“ – demnach „normale / gute / ausgewogene / harmonische Spannung“, „Wohlspannung“)[1] ist eine von Gerda Alexander Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte Methode, die das Bewusstsein für den eigenen Körper steigern soll.

Grundlagen[Bearbeiten]

Eutonie ist eine Methode der körperlichen Selbsterfahrung, die durch spezielle Übungen zu einem ausgeglichenen Körperspannungszustand (Eu-Tonus) führen soll. Sie soll nicht nur körperliche Entspannung fördern, sondern auch seelisches und soziales Gleichgewicht unterstützen, wodurch Resilienz und Alltagsressourcen gestärkt werden sollen. In den Jahrzehnten ihrer Entwicklung hat Eutonie pädagogische, therapeutische und künstlerische Anwendungen gefunden.[2]

Auf körperlicher Ebene bezeichnet Eutonie den normalen Spannungszustand von Muskeln und Gefäßen.[3] Ein ausgeglichener, körperlicher Spannungszustand soll durch Streckung verkürzter Muskeln und Tonisieren erschlaffter Muskeln erreicht werden.[4] Als körperorientiertes Lernverfahren will die Eutonie eine reflektierte Körpererfahrung ermöglichen und somatopsychische, d. h. körperliche und mentale Lernprozesse gestalten.[5]

Der therapeutische Prozess der Eutonie umfasst zwei Grundtechniken: die Durchströmung und die Kontakttechnik. Die Durchströmung soll die Gewebszirkulation verbessern und sich für den Menschen als Wärme oder Kälte äußern. Die Kontakttechnik soll durch gezielte Berührung und Konzentration auf den Tastsinn eine Energieübertragung fördern. Diese Techniken sollen die Muskeldurchblutung fördern und helfen, Verschleiß- und Überanstrengungssyndrome zu vermeiden. Ergänzend werden Dehn-, Balance- und Haltungsübungen durchgeführt, sowie Arbeitsbedingungen verbessert. Eutonie kann auch in psychoanalytischen Prozessen unterstützend wirken und wird bei psychosomatischen Störungen, Stottern sowie in der Rehabilitation eingesetzt. Trotz theoretischer Erklärungsansätze fehlen bisher Studien zur konkreten Wirksamkeit.[6]

Als Lernmethode, die „leibseelische“ Entwicklungsprozesse anstoßen soll, befindet sich die Eutonie an einer Schnittstelle von Körperpädagogik, Gesundheitsförderung[7] und therapeutischen Vorgehensweisen.[8]

Beurteilung[Bearbeiten]

Hilarion Petzold bezeichnete die Eutonie als „methodengegründete Praxeologie“, deren Konzept sich aus Erfahrung, systematische Beobachtung und methodisches Erproben und Reflexion entwickelt.[9] Ihre theoretische Fundierung erhält die Eutonie ähnlich wie andere praxeologisch entstandene Methoden aus allgemeinen Theorien der Neurowissenschaften und Motorikforschung, aus bewegungserzieherischen und -pädagogischen Modellen sowie aus systemischen Konzepten des Lernens.[10] Eine eigenständige Theoriebildung fehlt. Nach Petzold[11] und Gudrun Nagel[12] könnte der phänomenologische Ansatz Grundlage einer Konzeptualisierung der Eutonie sein.

Literatur[Bearbeiten]

  • Gerda Alexander: Eutonie – Ein Weg der körperlichen Selbsterfahrung. Herausgegeben und ergänzt von Karin Schaefer. 10., erg. Aufl. Huber Verlag, Bern 2012, ISBN 978-3-456-85014-6.
  • G. Alexander, Kopenhagen: Eutonie als Verfahren somatopsychologischer Pädagogik, Rehabilitation und Therapie, in: Hilarion Petzold (Hrsg.): Psychotherapie und Körperdynamik – Verfahren psycho-physischer Bewegungs- und Körpertherapie. (Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften, Band 1). Jungfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 1977 (6. Auflage), S. 105–127.
  • Hadassa K. Moscovici: Eutonie. Gerda Alexander, in: dies.: Vor Freude tanzen, vor Jammer halb in Stücke gehen, Pionierinnen der Körpertherapie. Luchterhand Literaturverlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 978-3-630-86698-7, S. 39–58.
  • Gudrun Nagel: Leibliches Lernen Gestalt werden lassen: eine konzeptkritische Auseinandersetzung mit dem Bildungsanspruch funktionaler Körperarbeitsverfahren-durchgeführt am Beispiel der Eutonie Gerda Alexander. Lehmanns Media-Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-86541-688-9. (Zugl. Dissertation Universität Hamburg)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Ludwig August Kraus: Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon, 3. Auflage, Verlag der Deuerlich- und Dieterichschen Buchhandlung, Göttingen 1844, S. 388: „Eutonie = ‚die gehörige Kraft oder Festigkeit‘; ευτονος = ‚von gehöriger Festigkeit, Stärke und Spannung‘“.
  2. A. Klank, B. Arnold: Eutonie – vom Körper lernen. Erfahrungen und Reflexionen aus der Praxis. Hogrefe, Göttingen 2021.
  3. E. Fooken:: Sprachprobleme der Pädagogik: Anregungen zum kritischen und sensiblen Gebrauch der pädagogischen Fachsprache. BIS Verlag, 1989, S. 22.
  4. J. Fleckenstein, R. Schleip, C. Sachs, M. Driscoll, S. Shockett, T. Findley, W. Klingler (2018). Faszienforschung: Quo vadis? Springer Medizin Verlag, S. 477.
  5. W. Klingler, in: A. Klank, B. Arnold (2021). Eutonie - vom Körper lernen. Erfahrungen und Reflexionen aus der Praxis. Hogrefe. S.7
  6. M. G. Braun (2015). Der Einsatz von Körperpsychotherapie an deutschen Kliniken für Psychosomatik-eine repräsentative Querschnitterhebung. 2015. Doktorarbeit. S. 25.
  7. M. Milz (2001). Mit dem Leib lernen – Gesundheit und Heilung ganzheitlich fördern. In W. Steinmüller, K. Schaefer, M. Fortwängler (2001). Gesundheit – Lernen – Kreativität: Alexander-Technik, Eutonie Gerda Alexander und Feldenkrais als Methoden zur Gestaltung somatopsychischer Lernprozesse. Bern: Huber. S. 203f
  8. H. Petzold: Überlegungen zur Praxeologien – körper und bewegungsorientierte Arbeit mit Menschen aus integrativer Perspektive. In: W. Steinmüller, K. Schaefer, M. Fortwängler (Hrsg.): Gesundheit – Lernen – Kreativität: Alexander-Technik, Eutonie Gerda Alexander und Feldenkrais als Methoden zur Gestaltung somatopsychischer Lernprozesse. Huber, Bern 2001, S. 233.
  9. H. Petzold (2001). Überlegungen zur Praxeologien – körper- und bewegungsorientierte Arbeit mit Menschen aus integrativer Perspektive. In Steinmüller, Schaefer, Fortwängler (Hrsg.): Gesundheit – Lernen – Kreativität. Alexander-Technik, Eutonie Gerda Alexander und Feldenkrais als Methoden zur Gestaltung somato-psychischer Lernprozesse. Huber, Bern 2001. S. 226.
  10. vgl. z. B. Fischer, 2009, S. 13 ff.; Joraschky, Loew & Röhricht, 2009, S. 1 ff.; Klose, 2007, S. 10 ff.; Schaefer, 2005, S. 609. Siehe Müller (2014) S. 49 f.
  11. H. Petzold (2001). Überlegungen zur Praxeologien – körper- und bewegungsorientierte Arbeit mit Menschen aus integrativer Perspektive. In Steinmüller, Schaefer, Fortwängler (Hrsg.): Gesundheit – Lernen – Kreativität. Alexander-Technik, Eutonie Gerda Alexander und Feldenkrais als Methoden zur Gestaltung somato-psychischer Lernprozesse. Huber, Bern 2001. S. 239.
  12. Gudrun Nagel: Leibliches Lernen Gestalt werden lassen: eine konzeptkritische Auseinandersetzung mit dem Bildungsanspruch funktionaler Körperarbeitsverfahren - durchgeführt am Beispiel der Eutonie Gerda Alexander. Lehmanns Media-Verlag, Berlin: 2015, ISBN 978-3-86541-688-9.


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