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Scribble (Prozessmanagement)

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Scribble (aus englisch „Gekritzel“) ist eine Methodensammlung für agile Prozessgestaltung.[1] Die Grundidee von Scribble ist es, Ablauforganisationen einfach zu gestalten und zu dokumentieren. So einfach, wie Arbeitsabläufe und Prozesse auf ein einziges Blatt Papier skizziert (engl. scribble) werden können. Scribble wurde als Alternative und zum traditionellen Prozessmanagement entwickelt[2], kann aber auch als Ergänzung zu diesem eingesetzt werden[3]. Es lehnt sich in seiner Herangehensweise und Sprache an Scrum, dem Rahmenwerk für agiles Projektmanagement, an.

Geschichte und Grundlegendes[Bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten]

Scribble entwickelte sich im Zuge von verschiedenen Vorhaben in Unternehmen die traditionelles Prozessmanagement eingeführt hatten. Die Anforderung für diese Vorhaben war den Aufwand in der Dokumentation und Änderungsverfolgung ihrer bestehenden Prozesse massiv zu reduzieren und zu vereinfachen. Im Jahre 2006 wurden die vielen Erfahrungen aus diesen Vorhaben zusammengetragen und in einem Forschungsprojekt gemeinsam mit der Fachhochschule Salzburg und dem Institut für Management Salzburg zur Methodensammlung Scribble weiterentwickelt. Erstmals angewandt wurde diese Vorgehensweise in einem Unternehmen der Systemgastronomie sowie im Hochschulbereich eingesetzt.[4] Mittlerweile ist Scribble in zahlreichen Organisationen aus allen Branchen mit dem Schwerpunkt "Service" im Einsatz.

Werte und Prinzipien[Bearbeiten]

Scribble versucht, die Zusammenarbeit aller Beteiligten möglichst effektiv zu gestalten. Das betrifft in erster Linie die Zusammenarbeit der Beteiligten innerhalb eines Prozessteams, aber auch die Koordination und Steuerung der Nahtstellen zu anderen unter anderem traditionell geführten Organisationseinheiten. Scribble bietet dafür ein einfaches Set an Methoden. Diese Methoden vereinen klare Regeln und Strukturen. Gleichermaßen lassen aber auch viel Platz für individuelle Herangehensweisen. Dadurch können Teams ihr Wissens- und Kreativitätspotential zur Entfaltung bringen.

Methodisch bedient sich Scribble unterschiedlicher Ansätze aus der agilen Welt. Scribble

  • ist wie Scrum eine simple Methode bestehend aus Rollen, Phasen und Artefakten.
  • lehnt sich an das paper-box-engineering der Lean-Workshops des Toyota Produktionssystems (TPS) an: Neue Verfahren, Produktionsprozesse oder Ähnliches werden implementiert, indem sie mit Hilfe von Kartons und sämtlichen Produktionsmitteln und Werkzeugen nachgebaut und vor Inbetriebnahme simuliert werden.
  • arbeitet speziell im agilen Umfeld intensiv mit Visualisierungen, mit Board Designs, Ticket Designs und einfachen Regelwerken, ähnlich der Methode Kanban.

Fokus, Vertrauen, Respekt, Offenheit, Verbindlichkeit, Verantwortung und Mut bestimmen auch bei Scribble die Art und Weise der Zusammenarbeit. Als agile Arbeitsweise bedient sich Scribble den Grundsätzen des Agilen Manifests.[5]

Die Vorgehensweise[Bearbeiten]

Scribble fußt auf einer iterativen und inkrementellen Zielerreichung. Ziel ist es, selbstorganisiertes Arbeiten und optimale Ergebnisse zu ermöglichen. Dafür werden Teilergebnisse erarbeitet, dokumentiert, simuliert, getestet, überarbeitet, neu dokumentiert, wieder getestet usw. Diese iterativen Schleifen werden in definierten Zeitabschnitten, sogenannten Etappen, durchlaufen. Jede Etappe endet mit einem Ergebnis in Form eines fertig getesteten und simulierten Teilprozesses. Nach der Abnahme kann dieser in den Betrieb übergehen.

Scribble hat für diese Vorgehensweise Rollen, Artefakte und Ereignisse definiert, die den drei Phasen von Scribble zugeordnet sind.[6]

Der Scribble Prozess gliedert sich in drei Phasen: die Initial- die Gestaltungs- und die Betriebsphase. Jeder dieser Phasen sind Ereignisse und Artefakte zugeordnet.

Die drei Phasen von Scribble[Bearbeiten]

Die Initialphase[Bearbeiten]

Verstehen ist das primäre Ziel der ersten Phase. Sie macht für allen Beteiligten transparent, WARUM dieses Projekt durchgeführt werden soll. Dafür werden mit dem Kunden dessen Bedürfnisse konkretisiert, Anforderungen für die Organisation abgeleitet und betroffene Unternehmenseinheiten identifiziert. Dokumentiert werden diese Erkenntnisse in der Prozessvision, der Prozesslandkarte bzw. am Process Backlog. Ein arbeitsfähiges Scribble Team ist ein weiteres wichtiges Ergebnis der Initialphase.

Die Gestaltungsphase[Bearbeiten]

Die Gestaltungsphase ist die zweite Phase im Scribble Prozess. In ihr wird geplant, gestaltet, getestet und dokumentiert. Die Grundlage dieser Tätigkeiten sind die in der Initialphase definierten Anforderungen. Die daraus abgeleiteten Aufgaben werden am Etappenboard visualisiert. Gearbeitet wird in mehreren Etappen. Abgeschlossen ist die Gestaltungsphase dann, wenn alle im Process Backlog definierten Anforderungen umgesetzt und abgenommen wurden.

Die Betriebsphase[Bearbeiten]

Nach Abnahme der Etappenergebnisse gehen die Teilprozesse in die Betriebsphase über. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass Veränderungen rasch umgesetzt werden. Außerdem ermöglicht der schrittweise Go-Live kontinuierliches Feedback, das wiederum direkten Einfluss auf die Gestaltung weiterer Teilprozesse hat.[7]

Die Etappe: Eine Etappe ist jene Zeiteinheit in Scribble, innerhalb derer ausgewählte Anforderungen umgesetzt und in Form von simulierten und getesteten Teilprozessen als Ergebnisse präsentiert und dokumentiert werden. Jede Etappe gliedert sich eine Etappen-Planung, -Umsetzung und einen Etappen-Abschluss. Die Dauer von Etappen variiert je nach Vorhaben. Sie wird im Anforderungsworkshop festgelegt und bis zum Ende des Vorhabens beibehalten. In der Praxis liegt die Dauer eine Etappe zwischen 1 bis 20 Tagen.

Rollen[Bearbeiten]

Scribble kennt drei Rollen: den Process Owner, den Scribble Master und das Entwicklungsteam. Gemeinsam bilden sie das Scribble Team. Scribble Teams arbeiten selbstorganisiert. Dafür ist eine klare Zuteilung der Rollen notwendig: Der Process Owner entscheidet, WAS zu tun ist. Das WIE (die Themen umgesetzt werden) liegt in der alleinigen Verantwortung des Entwicklungsteams. Der Scribble Master sorgt für die Einhaltung aller methodischen Vorgaben, die Scribble festlegt.

Der Process Owner[Bearbeiten]

Der Process Owner verantwortet das WAS (was ist zu tun, welche Prozesse sind zu entwickeln) des Vorhabens. Er ist es, der die Interessen des Kunden vertritt. Als solcher trägt er die Verantwortung für das Ergebnis. Angelehnt an das Rollenverständnis von Scrum liegt auch die Budgetverantwortung in seinem Aufgabenbereich. Er berichtet der Unternehmensführung, hat aber in seiner Rolle auch das Mandat einer vollinhaltlichen Umsetzung im Interesses des Unternehmenskunden. Dieser Verantwortung kommt er nach, indem er die Bedürfnisse der Kunden in Anforderungen für das Entwicklungsteam übersetzt, deren Abarbeitung er inhaltlich steuert und deren Ergebnisse er abnimmt.

Die Rolle des Process Owners ist zentral. Als Teil des Scribble Teams vereint der Process Owner die Verantwortung für das Ergebnis mit der Ausführung der Arbeit. Er ist damit aktiver Gestalter des Vorhabens. Das involviert auch einen ständigen Austausch mit den Kunden und dem Team.

Das Entwicklungsteam[Bearbeiten]

Das Entwicklungsteam ist dafür verantwortlich, die vereinbarten Aufgaben in der definierten Qualität innerhalb eines vereinbarten Zeitrahmens abzuarbeiten. Bei diesen Teilergebnissen handelt es sich um dokumentierte Teilprozesse, die getestet und simuliert wurden.

Ein Entwicklungsteam arbeitet bevollmächtigt und selbstorganisiert. Das bedeutet, dass das Team alleine entscheidet, wie viele Aufgaben es innerhalb einer Etappe umsetzt. Auch die Frage des WIE obliegt einzig und allein dem Team: es entscheidet, welche Arbeitsschritte notwendig sind, wie diese inhaltlich zu gestalten sind und wie es seine Arbeit organisiert.

Für eine bestmögliche Zusammenarbeit sollte das Entwicklungsteam mindestens aus fünf, maximal aus neun Mitgliedern bestehen. In vielen Fällen sind organisatorisch betrachtet jedoch viel mehr Personen an den Prozessen involviert. Allerdings gilt es sicherzustellen, dass Entwicklungsteams in ihrer Gesamtheit diese Personengruppe paritätisch vertreten können. Diese für das gesamte Vorhaben auserwählten Mitglieder des Entwicklungsteams repräsentieren damit alle Mitarbeitenden und Führungskräfte der betroffenen Prozesse: sie nehmen an relevanten Meetings teil und übernehmen die Verantwortung für die Ergebnisse.

Der Scribble Master[Bearbeiten]

Die wichtigste Aufgabe des Scribble Master ist es, die Produktivität des Teams hoch zu halten. Dafür unterstützt er ihre Selbstorganisation, indem er Abläufe im Team klar und effektiv hält. Außerdem versucht er, das Entwicklungsteam von den Einflüssen der Unternehmensorganisation zu schützen. Eine weitere zentrale Aufgaben des Scribble Masters ist die Moderation der Ereignisse. In Anlehnung an den Scrum Master, steht auch der Scribble Master außerhalb der Organisation. Diese Stellung erlaubt es ihm, seinen vollen Fokus auf seine primäre Aufgabe zu legen und dafür auch unbequeme Maßnahmen durchzusetzen.

Ereignisse[Bearbeiten]

Die Etappen-Planung[Bearbeiten]

Die Etappen-Planung wird in einem Planungsworkshop umgesetzt. Dort klären der Process Owner und das Entwicklungsteam, was in der nächsten Etappe erledigt werden soll. Zu diesem Zeitpunkt zeigt sich erstmalig die Entkoppelung von Produkt- und Umsetzungsverantwortung in einem Scribble Projekt. Während der Process Owner die Ziele vorgibt, entscheidet das Team selbständig darüber, welchen Umfang die Anforderungen haben, welche Tätigkeiten konkret notwendig sind, welche Hilfsmittel es benötigt und vor allem wie das Team arbeitet.

Dokumentiert wird die Etappen-Planung am Etappen-Board. Es visualisiert das Anforderungsprofil einer aktuellen Etappe. Darüber hinaus listet das Entwicklungsteam alle notwendigen Tätigkeiten (Tasks), Tools, Werkzeuge und Infrastruktur für die ausgewählten Process Stories auf.

Das Daily Process Meeting[Bearbeiten]

Das Daily Process Meeting ist die zentrale Routine im Scribble Prozess. Primäres Ziel dieser auf 15 Minuten beschränkten täglichen Zusammenkunft ist es, alle Beteiligten über den Projektverlauf zu informieren und diesen auch zu visualisieren. Darüber hinaus unterstützt es die Selbstorganisation des Teams und trägt dazu bei, die Produktivität des Teams hoch zu halten, indem es Hindernisse systematisch ermittelt, in einer Hindernisliste dokumentiert und deren Auflösung gezielt verfolgt. Die Beantwortung nachfolgender Fragen steht im Zentrum des Daily Process Meetings:

  • Welche Tasks wurden seit gestern fertig gestellt?
  • Was ist für heute geplant?
  • Ob und welche blockierenden Hindernisse sind für heute oder für die kommenden Tage zu erwarten?

Moderiert wird das Meeting vom Scribble Master. Er sorgt für die Einhaltung des Zeitrahmens und für einen geregelten und straffen Ablauf des Meetings. Für das Team ist das Daily Process Meeting verpflichtend.

Der Etappen Review Workshop[Bearbeiten]

Inhaltlich wird eine Etappe im Etappen Review Workshop abgeschlossen. In diesem Ereignis stellt das Entwicklungsteam dem Process Owner die Ergebnisse der Etappe vor. Dafür simuliert oder demonstriert es die erarbeiteten Teilprozesse und erklärt die Dokumentation dieser. Wurden die vereinbarten Akzeptanzkriterien erfüllt, nimmt der Process Owner die Ergebnisse ab. Die jeweiligen Process Stories gelten als abgeschlossen. Fehlerhafte oder nur teilweise umgesetzte Process Stories werden in das Process Backlog der nächsten Etappe übernommen. Sie sollten gleich zu Beginn der nächsten Etappe fertiggestellt werden.

Die Etappen Retrospektive[Bearbeiten]

Die Etappen Retrospektive ist der soziale Abschluss einer jeden Etappe. In ihr werden die die Zusammenarbeit im Team reflektiert und Verbesserungsvorschläge abgeleitet. Nachfolgende Fragen stehen im Fokus:

  • Gibt es Probleme, die immer wieder auftauchen?
  • Gibt es Gutes, das wir verstärken können?

An den Etappen Retrospektiven nehmen das Team, der Process Owner und der Scribble Master teil. Der Scribble Master spielt in diesem Ereignis eine zentrale Rolle: Sein Bemühen, eine Reflexion der Zusammenarbeit durch gezielte Fragen und Aktivitäten (Interventionen) anzuregen, ist maßgeblich.

Nach der letzten Etappe wird das gesamte Prozessprojekt abgeschlossen. Für diese Projekt Retrospektive wird der gesamte Prozess reflektiert und dokumentiert.

Artefakte[Bearbeiten]

Die Prozessvision[Bearbeiten]

Die Prozessvision hält schriftlich fest, welche Ziele mit dem Vorhaben erreicht werden sollen. Sie dient allen Beteiligten und dem gesamten Umsetzungsteam, indem sie sicherstellt, dass die Bedürfnisse der Kunden verstanden wurden und am gleichen Ziel gearbeitet wird. Die Prozessvision wird in der Initialphase erstellt und behält während des gesamten Vorhabens ihre Gültigkeit.

Process Backlog[Bearbeiten]

Das Process Backlog ist das zentrale Element im Scribble Prozess. Vergleichbar mit dem Product Backlog bei Scrum, sammelt das Process Backlog alle wichtigen Anforderungen an Prozesse und Teilprozesse, die für die Umsetzung der Projektziele erforderlich sind. Der Process Owner ist für das Process Backlog verantwortlich. Er formuliert auf Basis der Prozessvision alle am Process Backlog befindlichen Anforderungen, priorisiert sie und fügt im Bedarfsfall neue hinzu.

Etappen Board[Bearbeiten]

Das Etappen Board repräsentiert das Anforderungsprofil einer aktuellen Etappe. Dafür werden all jene Process Stories aus dem Process Backlog auf das Etappen Board übernommen, die notwendig sind, um das Etappenziel zu erreichen. Sie müssen innerhalb der nächsten Etappe bewältigt werden können.

Prozesslandkarte[Bearbeiten]

Mit der Prozesslandkarte wird die gesamte Ablauforganisation eines Unternehmens dargestellt. Die Besonderheit dieser Prozesslandkarte besteht darin, dass im Zentrum der grafischen Darstellung aller Unternehmensprozesse der Kunde in Form einer Persona steht. Die Prozesslandkarte unterstützt in der Initialphase den Process Owner dabei, betroffene Unternehmenseinheiten zu identifizieren und wichtige Nahtstellen zu erkennen.

Prozessdokumentation[Bearbeiten]

Die Prozessdokumentation wird in Scribble bewusst schlank und sehr visuell gehalten. Abhängig von der Art des Vorhabens werden Prozesse in Scribble entweder mit einem Process Canvas oder einem Kanban-Board dokumentiert. Die wesentlichste Funktion der Prozessdokumentation ist es, Abhängigkeiten darzustellen.

Ergebnis einer Etappe[Bearbeiten]

Das Ergebnis einer Etappe ist ein fertig erarbeiteter, getesteter und dokumentierter Teilprozess. Entspricht er den definierten Anforderungen, wird er vom Process Owner im Etappen Review Workshop abgenommen. Er kann in die Betriebsphase übergehen.

Hindernisliste[Bearbeiten]

Die Hindernisliste ist eine Auflistung potenzieller und tatsächlicher Hindernisse, die dem Entwicklungsteam die Abarbeitung der Process Stories erschweren oder unmöglich machen. Verantwortlich für die Hindernisliste ist der Scribble Master. Er dokumentiert die Hindernisse in Daily Process Meeting und verantwortet ihre Beseitigung.

Skalierung von Scribble[Bearbeiten]

Die Skalierung in Scribble meint die Anpassung und Gestaltung der Kommunikation in der Zusammenarbeit über Teamgrenzen hinaus. Ziel der Skalierung ist es, die Vorteile der besseren Zusammenarbeit, die durch den Einsatz von Scribble entstehen, in weitere Unternehmensbereiche oder im gesamten Unternehmen auszudehnen. Dabei steht die Koordination und Steuerung der Nahtstellen zwischen den Abteilungen und Team im Fokus. In Scribble werden diese Nahtstellen von den Beteiligten selbst koordiniert. Das führt in der Praxis zu kurzen Entscheidungswegen und einer raschen Umsetzung.

Skalierung erfolgt in Scribble in zwei Schritten. Der erste Schritt dient einer optimierten Kommunikation und Zusammenarbeit auf Teamebene. Ziel ist es, auf operativer Ebene bessere Ergebnisse zu erzielen. Im zweiten Schritt wird die strategisch relevante Sicht des Unternehmensportfolios in die Betrachtung mit aufgenommen. Dadurch ist es der Unternehmensführung möglich, strategisch fundierte Entscheidungen im Hinblick auf Ressourcenzuteilungen, Projektstarts oder Ähnlichem zu fällen.

Der erste Skalierungsschritt

Der erste Skalierungsschritt betrachtet die Teamebene. Ziel dieses Schrittes ist es, die Nahtstellen zwischen Teams und Abteilungen zu koordinieren um ihre Zusammenarbeit zu optimieren. Dabei wird versucht, die betriebswirtschaftlich relevante Sicht des Wertstroms in den Fokus zu stellen. Der Wertstrom (engl. Value Stream) umfasst alle Tätigkeiten und damit auch alle Prozesse, die notwendig sind, um ein Produkt oder Service herzustellen bzw. dem Kunden anzubieten. Sind Abteilungen und Teams so koordiniert, dass der Wertstrom bestmöglich fließen kann (z. B. wenn Wartezeiten minimal gehalten, Redundanzen vermieden oder Abhängigkeiten berücksichtigt werden), können bessere Ergebnisse erzielt werden.

Der zweite Skalierungsschritt

Der zweite Skalierungsschritt bringt die für die Unternehmenssteuerung notwendige Betrachtungsebene des Unternehmensportfolios mit in die Diskussion. Hier geht es darum, einen Überblick über alle geplanten und laufenden Prozesse und Projekte zu generieren, um strategische Zielorientierung und optimale Auslastung der Ressourcen zu gewährleisten. Damit werden in dieser Ebene erstmalig auch Projekte in den Fokus der Aufmerksamkeit gestellt.

Ereignisse in der Skalierung von Scribble[Bearbeiten]

Das Nahtstellenmeeting[Bearbeiten]

Das Nahtstellenmeeting ritualisiert die Kommunikation zwischen dem Team oder jener Abteilung, die ihre Prozesse verändert und/oder neu dokumentiert hat, und jenen Abteilungen, zu denen Abhängigkeiten bestehen. Dazu werden einmal wöchentlich Betroffene aus den jeweiligen Abteilungen zur Abstimmung geladen. Im Zentrum dieser Abstimmung stehen nachfolgende Fragen:

  • Was konnte ich / das Team seit der letzten Abstimmung fertigstellen? (Hier wird insbesondere auf die Nahtstellenprobleme, die im letzten Meeting besprochen wurden, Bezug genommen.)
  • Woran arbeite ich / arbeitet das Team gerade?
  • Woran werde ich / wird das Team in der nächsten Woche arbeiten?

Ein weiteres wichtiges Ziel von Nahtstellenmeetings ist die Bewältigung von Problemen. Dafür werden Probleme adressiert, in einer abteilungsübergreifenden Nahtstellenproblemliste dokumentiert und in einem zweiten Teil des Meetings diskutiert. Teilnehmer des Nahtstellenmeetings sind die operativen Vertreter der Abteilungen – sogenannte Nahtstellenbetroffene – und keine Führungskräfte!

Das Wertstromboardmeeting[Bearbeiten]

Im Wertstromboardmeeting treffen sich die Vertreter der betroffenen Teams einmal wöchentlich am Wertstromboard. Jeder Teamleiter bringt seine Eskalationstickets ins Meeting mit. Als Eskalationstickets gelten jene Aufgaben, deren Status auf Rot steht (zum Beispiel weil eine Fertigstellung der Tickets aufgrund von Problemen unwahrscheinlich ist oder weil der Fortschritt des Tickets immer wieder behindert wird). Ziel des Wertstromboardmeetings ist es, Transparenz für eine optimale Zusammenarbeit der Teams zu schaffen und Probleme sichtbar zu machen bzw. zu lösen.

Das Portfolioboardmeeting[Bearbeiten]

Zum Portfolioboardmeeting treffen sich das Top-Management, die Teamleiter und ausgewählte Teammitglieder aus den Projekten und Prozessen mindestens einmal monatlich. Das Ziel ist es, Entscheidungen zu treffen, die ausschließlich nachfolgende Punkte betreffen:

  • Priorisierung der laufenden Projekte im jeweiligen Status und damit eventuelle Freigabe in den nächsten Status,
  • Freigabe und Umsetzung neuer Projektideen,
  • Anstoß zur Evaluierung abgeschlossener Projekte in Richtung Strategiekonformität und Sicherstellung der Strategiekonformität mit den aktuellen Aktivitäten,
  • Entscheidungen über Freigabe neuer Ressourcen- oder Budgetallokationen bei Problemen in den Wertströmen (siehe Ampelstatus im Wertstrom).

Artefakte in der Skalierung von Scribble[Bearbeiten]

Die Nahtstellenproblemliste[Bearbeiten]

Die Nahtstellenproblemliste sammelt alle Herausforderungen zwischen dem agilen Team und den betroffenen Abteilungen, die ein Vorankommen be- oder verhindern. Sie stellt das zentrale Dokument für die wöchentlich abgehaltenen Nahtstellenmeetings darf. Die Nahtstellenproblemliste ist kein geheimes Dokument. Im Gegenteil: Sie soll die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen unterstützen und muss daher von allen Beteiligten eingesehen werden können. In der Praxis wird die Liste als physisches Dokument (Blatt Papier, Flipchart, Plakat) geführt und am Arbeitsplatz des Teams für alle sichtbar aufgehängt.

Das Wertstromboard[Bearbeiten]

Das Wertstromboard visualisiert den gesamten Wertstrom eines Produkts, Services oder Geschäftsmodells von der Auslösung des Wertestroms (z. B. der Umsetzungsentscheidung durch einen Kundenauftrag) bis zum tatsächlichen Konsum bzw. zur tatsächlichen Nutzung durch den Kunden. Dafür reiht sich ein Prozess an den nächsten. Mit Hilfe vom Wertstromboards können Abläufe in Unternehmen gestaltet werden. Das Wertstromboard in Scribble beinhaltet ausschließlich Eskalationstickets, da der Fokus der Skalierung in Scribble nicht darin liegt, den Wertstrom zu gestalten, sondern Probleme, in den meisten Fällen Nahtstellenprobleme, zu identifizieren, zu dokumentieren und zu lösen. Diese Aufgabe wird im Wertstromboardmeeting wahrgenommen.

Das Portfolioboard[Bearbeiten]

Das Portfolioboard enthält alle Prozesse, laufenden Projekte und relevante Unternehmensstrategien zusammengefasst auf einem Board. Es visualisiert die Strategie des Unternehmens und stellt dazu alle laufenden Projekte und Prozesse in ihrem momentanen Status dar bzw. verdeutlicht, wieviel die Projekte zur aktuellen Strategie beitragen. Im Rahmen der Skalierung dient das Portfolioboard als Entscheidungsgrundlage für Fragen der Umsetzung und Freigabe von neuen Projekten und Ressourcenzuteilung. Das Ereignis, in dem diese Fragen geklärt werden, ist das Portfolioboard Meeting.

Zertifizierung[Bearbeiten]

Zertifizierungen zum Scribble Master und Scribble Owner sind möglich. Zertifizierungen werden von der Scribble Akademie ausgestellt.[8] Voraussetzung ist eine einschlägige Praxiserfahrung. das Absolvieren des spezifischen Trainingsprogramms und das Bestehen einer jeweils einstündigen Multiple-Choice-Prüfung.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Manfred Brandstätter: Das Handbuch für agiles Prozessmanagement. Mit Scribble Prozesse und Organisationen zukunftsfähig gestalten. Carl Hanser Verlag GmbH, München 2021, ISBN 978-3-446-46743-9, S. 34.
  2. Manfred Brandstätter: Scribble - Die agile Prozessmanagementmethode. In: Heitger Consulting Group of Experts, Alexander Doujak (Hrsg.): Harte Schnitte. Neues Wachstum - Wandel in volatilen Zeiten. Die Macht der Zahlen und die Logik der Gefühle im Change Management. 1. Auflage. Redline Wirtschaft, München, ISBN 978-3-8323-0913-8, S. 467–468.
  3. Petryk Czechowski: Agiles Prozessmanagement - Brauchen wir noch Prozesse? In: IFM Institut für Managementberatung. 11. Oktober 2019, abgerufen am 25. März 2021 (d).
  4. Manfred Brandstätter: Scribble - eine agile Methode für Prozessmanagement. In: www.dieorganisationsgestalter.com. Die Organisationsgestalter, 5. März 2013, abgerufen am 12. Februar 2021.
  5. Manifest für Agile Softwareentwicklung, auf agilemanifesto.org
  6. Manfred Branstätter: Scribble - eine agile Methode zur Einführung und Umsetzung von Prozessmanagement in der Unternehmensorganisation. In: www.dieorganisationsgestalter.com. Die Organisationsgestalter, 9. Dezember 2013, abgerufen am 12. Februar 2021.
  7. Manfred Branstätter: Agiles Prozessmanagement als eine komplementäre Methode für die Etablierung und den Betrieb von Prozessmanagement in Spitalsorganisationen. In: Jürgen Stierle, Helmut Siller, Manfred Fiedler, Sonja Ortner (Hrsg.): Handbuch Strategisches Krankenhausmanagement. 1. Auflage. Springer Gabler, Wiesbaden, ISBN 978-3-658-13645-1, S. 665–666.
  8. Zertifizierungen, auf scribble-agiles-prozessmanagement.de


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