Stefan Frankenberger
Stefan Frankenberger (geb. 1977 in Rosenheim) ist ein in Wien lebender deutscher Musiker und Künstler.
Musikalische Laufbahn[Bearbeiten]
Frankenberger trat ab seinem 13. Lebensjahr in Rosenheim in verschiedenen Bands auf und eignete sich parallel dazu autodidaktisch Kenntnisse in der Mehrspuraufnahme an, damals noch auf Tonband. Nach Abitur und Zivildienst folgte ein Studium der Musik- und Sprachwissenschaften an der LMU München, das er aber nach einem Jahr abbrach. 1999 zog er nach Wien, um dort an der Universität für Musik und darstellende Kunst Tonmeister zu studieren. Er erhielt Unterricht bei Georg Luksch und es folgten die ersten Arbeiten als Tontechniker, Sound Designer und Musiker für Kurzfilme und Theater (2001/02). 2007 schloss er an der Universität Wien das Studium der Musikwissenschaften und Cultural Studies ab.
2004 gründete Frankenberger zusammen mit Philipp Hofstätter das Performance-Duo Amber&Gold und die Experimentalband coco. Höhepunkt war 2008 die Performance „efemer“ beim Donaufestival 2008, wo sie 24 Stunden lang in einem transparenten Kunststoff-Iglu im Stadtpark Krems zum auf 24h gedehnten Franz Ferdinand-Song „take me out“ improvisierten. Die Ton- und Filmaufnahmen dieses „Konzerts“ wurden als Endresultat anschließend wieder auf die ursprüngliche Länge von ca. 4 Minuten komprimiert .
Seit 2011 ist Frankenberger hauptberuflich freischaffend als Theater-, Werbefilm- und Filmmusiker sowie Produzent tätig. Sein Studio im Zweiten Wiener Gemeindebezirk ist zudem seit 2016 der Sitz des gemeinnnützigen „Vereins zur Erhaltung des guten Tons“, dessen Vorsitzender er ist. 2020 öffnete er ein zweites Atelier in Rosenheim.
Frankenberger veröffentlicht seit 1997 in unregelmäßigen Abständen Sammlungen von Popsongs, zunächst auf CD („Werkschau“/1997, „AUM“/1999), später vor allem über seine Website („offene Messer“/2004, „Buonaparte“/2005). Seit 2011 veröffentlicht er offiziell unter dem Pseudonym morgen es wird schoen, darunter die EP "false stars" (2012, label77, CD) und die Alben “capriole" (2017, label77, CD und LP) und "candy hap insanity" (2020, label77, streaming exklusiv) veröffentlicht.
Die Band morgen es wird schoen wurde 2011 von Frankenberger zusammen mit dem Fotografen Peter M. Mayr gegründet. Wichtiger Bestandteil der Band war die „fiktive Biografie“, in der sie selbst als die verarmten ehemaligen Joseph Beuys-Studenten Dirk Egon Schaetzler und Peter Obroni agierten, die der Erzählung nach die Band 1989 gegründet hätten. Seit 2013 führt Frankenberger das Projekt alleine weiter, arbeitet darin mit unterschiedlichen GastmusikerInnen, vor allem für den Gesang und die Streicher- und Bläserarrangements. Stilistisch bewegt sich das Schaffen der Band im breitem Spektrum zwischen klassischen Gitarren- und Klavier-Songwriting und groß angelegten, symphonischen Arrangements mit elektronischen Intarsien. Seine Texte handeln von Entfremdung, romantisch-skurrilen Alltagssituationen und der zwischenmenschlichen Beziehung - konkret oder abstrahiert.
Audiobücher[Bearbeiten]
Durch die Teilnahme an der Performance „take me by the Dishwasher“ von Ragnar Kjartansson erhielt Frankenberger die Einladung, an der Sammelausstellung "L'éducation de Rosette" über die Pazifistin Bertha von Suttner im Jahr 2012 teilzunehmen. Dafür ließ Frankenberger zahlreiche Textpassagen aus Suttners Schriften von Angehörigen des österreichischen Bundesheers lesen und gab sie, mit Musik arrangiert, auf dem Feld vor dem Suttner-Haus durch Lautsprecher wieder. Diese Aufnahmen wurden schließlich zusammen mit einem vergrößerten Musikteil als Audiobuch der unbekannte Soldat veröffentlicht.
Nach durchwegs guten Kritiken regte der Verlag an, daraus eine Reihe über wegweisende, aber (zu) wenig beachtete Frauen zu entwickeln. Frankenberger entwarf dazu eine chronologische Reihenfolge, und im Herbst 2018 erschien schließlich die Doppel-CD Deine Lise über das Leben und Werk der Kernphysikerin Lise Meitner. Sprecher waren unter anderem Elisabeth Orth,Paul Matic und Till Firit.[1]
Kunstprojekte[Bearbeiten]
„Friedensbim“[Bearbeiten]
Zusammen mit der Kunstdozentin Dora Kuthy entstand anlässlich des 100. Todestages von Bertha von Suttner das Projekt „Friedensbim“: eine Straßenbahn, die mit Musik, Kunst, Lesungen und Performance gefüllt vier Stunden um die Wiener Ringstraße fährt und dadurch einen öffentlichen Raum in ein Happening umdeutet. Das Projekt fand von Anfang an großen Zuspruch sowohl beim Publikum als auch bei den TeilnehmerInnen. Vor allem der Aspekt der Umdeutung des Transitraums Straßenbahn in einen Verweilraum und Ort der Begegnung machte die „Friedensbim“ zu einer spielerischen Neuinterpretation von Friedensarbeit. Die erste „Friedensbim“ fuhr am 21. September 2014, dem Internationalen Tag des Friedens, um den Ring und im April 2018 zum vierten Mal.[2] 2021 wurde das Projekt wieder aufgenommen.
„Metropa“[Bearbeiten]
Auf einer Reise nach Ungarn 2010 entstand die Idee des europäischen Superschnellbahnnetzes „Metropa“. Inspiriert von den japanischen Shinkansen - Hochgeschwindigkeitszügen stellt das Projekt den Versuch dar, den Kulturraum Europa und seiner unmittelbaren Nachbarn als zusammengehörenden Raum als kohärentes Bild zu zeigen.
Frankenberg entwarf die Grafik eines Netzplans, der auf den ersten Blick an ein herkömmliches städtisches U-Bahnnetz erinnert, dessen Stationen 91 Städte und Großräume Europas bilden. Im Lauf der Jahre stieg, u. a. unterstützt durch die Europawissenschaftlerin Ulrike Guérot und den Schriftsteller Robert Menasse, die Aufmerksamkeit in diversen Social-Media-Kanälen,[3] bis metropa schließlich mit dem Erscheinen in der Wochenend-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung im März 2020 einem breiten Publikum bekannt wurde. Darin schreibt Gerhard Matzig:
- "Womöglich ist das Projekt "Metropa" einer europäischen Superschnellbahn deshalb so faszinierend, weil der Plan davon, der plakativ Europa umarmt und auch mit der Welt dahinter zusammennäht, nicht nur ein Plan ist […] Ein Plan schafft nicht nur Ordnung, es erwächst ihm auch Zuversicht und Selbstgewissheit […]"[4]
Veröffentlichungen[Bearbeiten]
- Der unbekannte Soldat. Zum Andenken an Bertha von Suttner, Soldaten des österreichischen Bundesheeres sprechen Texte von Bertha von Suttner, Mono-Verlag, Wien, 2014, ISBN 978-3-902727-52-7
- „Deine Lise“. Die Physikerin Lise Meitner im Exil, gelesen von Elisabeth Orth, Paul Matić, Till Firit. Buchfunk, Leipzig 2018, ISBN 978-3-86847-423-7
- „Yours, Lise“, Buchfunk, Leipzig, 2020, englische Version, ISBN 978-3-86847-585-2
- Metropa, in: The European balcony project or The emancipation of the European citizens, Aufsatzsammlung herausgegeben von Ulrike Guérot, Verena Humer, Robert Menasse und Milo Rau. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2020, ISBN 978-3-95749-277-7, S. 106–108
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. November 2018, in: Perlentaucher
- ↑ Teresa Schaur-Wünsch: Um den Ring in der Friedensbim, Die Presse, 11. April 2018
- ↑ metropa – das europäische Superschnellbahnnetz. Europa ist eine Stadt, Interview von Lotta Ortheil mit Stefan Frankenberg, in: taz.Futurzwei, Heft 13/2020, S. 72, gekürzte Version online 11. Juni 2020
- ↑ Gerhard Matzig: "Metropa"-Projekt. Streckennetz der Hoffnung, Süddeutsche Zeitung, 6. März 2020
Personendaten | |
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NAME | Frankenberger, Stefan |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musiker, Produzent und Projektinitiator |
GEBURTSDATUM | 1977 |
GEBURTSORT | Rosenheim |
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