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Tod des John Allen Chau auf North Sentinel Island

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Der Tod des John Allen Chau auf North Sentinel Island geschah, nachdem dieser am 17. November 2018 versucht hatte, in der Andamanensee auf die abgelegene Insel North Sentinel Island zu gelangen und dabei von Einheimischen mit Pfeilschüssen getötet wurde. Nach eigenen Angaben hatte Chau es sich zum Ziel gesetzt, die dort wohnenden Sentinelesen zum christlichen Glauben zu bekehren. Die indischen Behörden verbieten jeglichen Kontakt zu der abgeschotteten Insel und der ansässigen „besonders verletzbaren Stammesgruppe“ (PVTG).

Hintergrund[Bearbeiten]

North Sentinel Island ist Teil der Inselgruppe der Andamanen im Indischen Ozean, die von der indischen Zentralregierung als Teil des Unionsterritoriums Andamanen und Nikobaren verwaltet wird. Das indigene Volk der Sentinelesen zählt zu den rund 170 noch weitgehend isoliert lebenden Ethnien der Welt, die Volkszählung in Indien 2011 ergibt (geschätzte) 15 Angehörige: 12 Männer und 3 Frauen (2001: 39).[1] Die indischen Behörden verbieten es unter Strafe, sich den Indigenen und ihrer Insel bis auf 5 km zu nähern; vor allem sollen sie vor Krankheitserregern, die für sie schnell tödlich wirken können, geschützt werden. Die Bewohner haben seit Langem jeglichen Kontaktversuch mit Außenstehenden abgelehnt, teils mit kämpferischen Mitteln.[2] So beschossen sie im Jahr 2004 nach dem Erdbeben und Tsunami im Indischen Ozean einen Erkundungshubschrauber indischer Behörden mit Pfeilen; 2006 töteten sie zwei Fischer, die sich beim Krabbenfischen auf die Insel verirrt hatten.[3]

Ende Juni 2018 wurden die engen Schutzbestimmungen für North Sentinel Island und 28 andere Inseln der Andamanen seitens der Zentralregierung aufgehoben; Ziel sei es, den Tourismus zu fördern.[4] Eine Mitarbeiterin der Nichtregierungsorganisation Survival International sagte, die Insel sei zwar aufgrund anderer Gesetze weiter geschützt, aber es sei damit eine falsche Botschaft ausgestrahlt worden. Eine britische Zeitung habe sogar fälschlicherweise geschrieben, die Insel dürfe nun betreten werden.[5]

John Allen Chau[Bearbeiten]

John Allen Chau (* 18. Dezember 1991, Vancouver, Washington; † 18. November 2018, North Sentinel Island, Indien) war ein US-amerikanischer, evangelikaler Christ und Missionar. Er lebte zuletzt in Vancouver (Washington) in den Vereinigten Staaten. An der christlichen Oral Roberts University in Kansas hatte er sein Studium mit einem Bachelor in Science in Health and Exercise Science abgeschlossen und plante, seinen Master im selbigen Fach an der Loma Linda University in Kalifornien zu machen. Nach Angaben von evangelikalen Quellen hatte Chau schon mehrere Missionarsreisen in den Vereinigten Staaten und nach Südafrika unternommen.[6] 2016 kontaktierte er erstmals die US-amerikanische Mission All Nations aus Kansas City (Missouri) und brachte seinen Wunsch vor, in den indischen Ozean und nach North Sentinel Island zu reisen.[7] Laut Mary Ho von All Nations verfügte Chau über Kenntnisse in Anthropologie, Missiology (evangelikaler Zweig der Missionswissenschaft) und Sprachwissenschaft.[5] Chau bereitete sich mehrere Jahre auf seine missionarische Aktion vor: Er erlernte notfallmedizinisches Wissen[8] und nahm unter anderem an einem Missions-Bootcamp teil.

Missionsaktion und Tod[Bearbeiten]

Chau bestach fünf lokale Fischer mit 25.000 Rupien (umgerechnet etwa 306 Euro), um sich am 14. November 2018 heimlich auf einem Holzboot im Schutz der Nacht der Insel zu nähern. Am Folgetag versuchte er, mit seinem mitgebrachten, aufblasbaren Kajak auf die Insel überzusetzen. Die Bewohner beschossen ihn mit Pfeilen und zwangen ihn zur Umkehr.[9] Laut Medienberichten hatte Chau anschließend in seinem Instagram-Tagebuch geschrieben, er wolle nicht sterben.[8]

Die Fischer berichteten später, wie Chau bei dem erneuten Versuch, die Sentilesen zu bekehren, von ihnen mit Pfeilen getötet und am 17. November 2018 am Strand vergraben wurde. Mat Staver, Leiter der Missionierungsorganisation Covenant Journey, forderte die indischen Behörden dazu auf, den Leichnam zu bergen, damit Chaus Familie ihn bestatten könne. Die indische Polizei kündigte daraufhin einen Bergungsversuch an. Stephen Corry, leitender Direktor von Survival International, riet der Polizei jedoch eindringlich davon ab, weil vorhersehbar sei, dass die Sentinelesen die Beamten angreifen könnten. Außerdem sei die Gefahr der Ansteckung mit für jeweils beide Seiten unbekannten Krankheiten zu groß. Chaus Leichnam verbleibt daher bis auf Weiteres auf North Sentinel Island.[2]

Rezeption[Bearbeiten]

John Allen Chaus Tod wurde weltweit zur Kenntnis genommen und seine Aktion teils gewürdigt, teils kritisiert. Während christlich-evangelikale Missionierungsorganisationen und Kirchen in den Vereinigten Staaten Chau geradezu als „Märtyrer“ feiern, herrschen in weltlichen Medien Unverständnis und Ablehnung vor. Die stärkste Kritik konzentriert sich dabei auf die Art und Weise, wie Chau seine Aktion vorbereitet und über Instagram in der Art einer Live-Berichterstattung verbreitet hatte. Daher fragen sich kritische Medien, ob es Chau wirklich allein um Missionierung ging.[2] In der medialen Aufarbeitung des Falls wurden gleichzeitig die Sinnhaftigkeit und die Folgen von Missionarsarbeit im 21. Jahrhundert diskutiert. Toby Luckhurst fragte in der BBC: Do missionaries help or harm? („Helfen Missionare oder schaden sie?“), und verwies unter anderem auf die noch heute westlich-imperiale Form der Missionsarbeit und die Fortschreibung einer kolonialen Tradition durch Mission.[10]

Ulrich Delius, Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker, bewertet Chaus Aktion als „grob leichtsinnig“ und plädiert dafür, das Volk, welches durch die Benutzung der Andamanen als Strafkolonie durch die Briten bereits negative Erfahrungen mit der Außenwelt gemacht habe, in Ruhe zu lassen.[11] Auch die Organisation Survival International warnt weiterhin vor der Ansteckung mit tödlichen Krankheiten, sollten die Sentinelesen nicht vor Kontakt mit der Aussenwelt geschützt werden.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Ministry of Tribal Affairs, Statistics Division: Statistical Profile of Scheduled Tribes in India 2013. Government of India, Neu-Delhi 2013, S. 158xx und 162 (englisch; PDF: 18,1 MB, 448 Seiten auf tribal.nic.in).
  2. 2,0 2,1 2,2 Le Monde, AFP: Américain tué par la tribu des Sentinelles: l’Inde appelée à laisser le corps sur l’île. In: LeMonde.fr. 28. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019 (französisch).
  3. Kai Küstner: Ein tragischer Tod und seine Folgen. In: Tagesschau.de. 30. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019.
  4. 4,0 4,1 Survival International: Statement zur Tötung des US-Amerikaners John Allen Chau durch Sentinelesen, Andamanen-Inseln. 21. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019.
  5. 5,0 5,1 Adam Withnall: John Allen Chau: US missionary killed by tribe on North Sentinel Island ‘may not have acted alone’. In: Independent.uk. 29. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019 (englisch).
  6. Redaktion: Christian Martyr: John Allen Chau. In: Covenantjourney.org. Covenant Journey, USA, 28. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019 (english).
  7. Associated Press: Site where tribe buried slain American on remote island ‘more or less identified’ by police. In: CBSnews.com. 24. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019 (english).
  8. 8,0 8,1 Meldung: ‘He lost his mind’: Slain missionary John Allen Chau planned for years to convert remote tribe. In: The Washington Post. 27. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019 (english).
  9. Tim Sohn: Inside the Story of John Allen Chau’s Ill-Fated Trip to a Remote Island. 7. Dezember 2018, abgerufen am 5. Februar 2019 (english).
  10. Toby Luckhurst: Missionaries: Serving God or playing God? In: BBC.com. 28. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019.
  11. Kai Küstner: Ein tragischer Tod und seine Folgen. In: Tagesschau.de. 30. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019.

en:Sentinelese#Death of John Allen Chau (2018)


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