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Amokläufer (Roman)

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Amokläufer ist ein Roman von A.W. Conrady (Pseudonym von Conrad Stromenger) aus dem Jahr 1947, der darin seine eigenen Erfahrungen als Häftling und Kapo in den Konzentrationslagern Dachau, Flossenbürg und der Strafanstalt Stadelheim schildert.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

In seinem Roman gibt er an, seine Erlebnisse während seiner Haft in Stadelheim aufgezeichnet zu haben. Neben den vermutlich autobiografischen Darstellungen sind Roman-Teile enthalten. Das Buch wurde mit Zustimmung der Amerikanischen Militärregierung 1947 veröffentlicht.

Inhalt[Bearbeiten]

Das Buch behandelt die Geschichte des fiktiven Oberst Robert Jordan ab seiner Verhaftung 1939. Der Schwerpunkt der Erzählung liegt zwischen Herbst 1939 und Herbst 1940, mit Haft in den KZs Dachau, Flossenbürg und wieder Dachau. Er schildert das tägliche Leben und die Misshandlung von Häftlingen, wo er kann unter der Angabe der Namen von Tätern und Opfern. Im Jahr 1940 wird er Kapo. Robert Jordan gelingt im November 1940 die Flucht aus dem KZ, im Sommer 1941 wird er jedoch verhaftet und bleibt bis Kriegsende in der Haftanstalt Stadelheim gefangen. Flucht und Haft in Stadelheim nehmen, obwohl zeitlich 5 Jahre dauernd, weniger als ein drittel des Buchs in Anspruch.

Interpretation[Bearbeiten]

Motivation[Bearbeiten]

Der Name des Protagonisten des Romans, Robert Jordan, entspricht dem des Romans Wem die Stunde schlägt von Ernest Hemingway. Beide Bücher behandeln Kameradschaft als einen engen Zusammenhalt inmitten der Bedrohung durch den Tod. Wie Hemingway mischt Conrady autobiografisches mit Fiktivem, beide beschreiben Erlebnisse von und mit Personen, die sie kennengelernt haben. Hemingway‘s Robert Jordan lernt einen Deutschen namens Hans kennen, vermutlich Hans Beimler.[1] Beimler ist einer der wenigen Gefangenen, dem der Ausbruch aus dem KZ Dachau gelang, ohne dass er erneut verhaftet werden konnte.

Autobiografischer Ansatz[Bearbeiten]

Nach Angaben im Roman zeichnet Robert Jordan seine Erlebnisse zwischen 1941 und 1943 in Stadelheim auf. Die Liste der Namen Mitgefangener, die er sich merken konnte, ist umfangreich (Fehler in der Buchstabierung sind selten, obwohl er als KZ-Insasse keine Aufzeichnungen machen konnte). Wahrscheinlich über Oberleutnant Hans von Becker erhält er Anschluss an die österreichische Lagerprominenz.[2] Conrady gibt zahlreiche Gespräche mit diesen Prominenten, deren Handeln und teilweise auch deren Misshandlungen wieder. Zudem führt er die Namen von Tätern aus dem Kreis der SS und der Funktionshäftlinge auf. Inhaltlich ist hier von eigenem Erleben auszugehen. Namen und regionale Herkunft der ihm am nächsten stehenden Dachauer Mitgefangenen sind mit Ausnahme der möglichen Romanfigur Franz Kohlhofer nachweisbar:[3]

  • Oberst Walter, vor der Haft Chef von Hans von Becker. Sowohl er, als auch Conrady erwähnen den Gefangenen Anton Hittmair, der die Krankenbaracke in Flossenbürg während einer Ruhr-Epidemie im Winter 1940 leitete.[4][5][6]
  • Baron Emanuel Stillfried[7], zu dem Conradys Darstellungen Mitgefanger am Umfangreichsten sind.[8][9]
  • Major Anton Täubler (Polizei-Rittmeister) aus Steyr.[10][11]

Die drei Erstgenannten sowie Hans von Becker sind Teil des österreichischen Prominententransports. Weitere Häftlinge:

  • Leonhard Eichmüller, Kommunist aus Nürnberg, seit 1933 in Haft[12], möglicherweise kannte er die Geschichte von Hans Beimler.
  • Karl (Charly) Zřounek aus Brünn, Korrespondent böhmischer Zeitungen.[13]
  • Benedikt Ogertschnig(g) aus Tigring, Kärnten, ein einfacher, hilfsbereiter Mitgefangener.[14]

Der Kapo Max Schnell aus Stuttgart[15]ermöglicht dem Autor den Aufstieg zum Funktionshäftling. Ab Mitte 1940 wird Robert Jordan vom ersten Schutzhaftlagerführer Egon Zill vor Übergriffen geschützt (seine Position und Sicherheit hängt von diesem ab).[16] Über planmäßige Schiebereien im Lager, in die Max Schnell und der mit ihm befreundete Revierkapo des Krankenreviers,[17] Josef Heiden, verwickelt sind, ist Robert Jordan bis zum konkreten Ablauf informiert.[18]

Im Roman werden zahlreiche weitere Häftlinge und SS-Männer namentlich erwähnt. Einige Romanhandlungen kaschieren möglicherweise Handlungen des Autors, die nicht zum Konzept seines Romans passen. Es bleibt unklar, was der Autor mit den Geistlichen im Lager zu tun hat oder warum er 1947 um die Begnadigung des Lagerkommandanten Piorkowski bittet,[19] der im Roman selten und meist negativ erwähnt wird.

Ausgaben[Bearbeiten]

  • A.W. Conrady: Amokläufer, Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg, 1947

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Bernhard M. Baron: Antifaschistischer Freiheitskämpfer. (literaturportal-bayern.de [abgerufen am 17. Juni 2022]).
  2. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 61.
  3. KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Hrsg.): Memorial Archives. (memorial-archives.international [abgerufen am 16. Juni 2022]).
  4. Peter Voswinckel: "Verweigerte Ehre" Dokumentation zu Hans Hirschfeld. 2012, ISBN 978-3-00-039487-4, S. 21 (uni-ulm.de [PDF; abgerufen am 19. Juni 2022]).
  5. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 172 ff.
  6. Walter Adam (Oberst a.D.): Nacht über Deutschland. 1947, S. 77f (uni-giessen.de [PDF; abgerufen am 19. Juni 2022]).
  7. Claudia Kuretsidis -Haider: „dachaureif“. Hrsg.: ALFRED KLAHR GESELLSCHAFT (= Mitteilungen. 26. Jg. / Nr. 2). Juni 2019, S. 2 (klahrgesellschaft.at [PDF; abgerufen am 16. Juni 2022]).
  8. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 80.
  9. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 301 ff.
  10. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 267.
  11. Friedrich Wilhelm Schembor: Die Wiener Sicherheitswache im Jahr 1938. Ihre nationalsozialistische Gleichschaltung und die Verurteilung der Mitverantwortlichen. Teil 1 (= SIAK-Journal Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis). 2019, S. 81 (bmi.gv.at [PDF; abgerufen am 19. Juni 2022]).
  12. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 80.
  13. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 267.
  14. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 68.
  15. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 188.
  16. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 344.
  17. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 257.
  18. A.W. Conrady: Amokläufer. S. 245.
  19. Gruner, Martin: Verurteilt in Dachau. Der Prozess gegen den KZ-Kommandanten Alex Piorkowski vor einem US-Militärgericht. ISBN 978-3-89639-650-1, S. 118 (uni-wuerzburg.de [PDF; abgerufen am 3. Juni 2022]).


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