Anderter Wäscher
Die Anderter Wäscher übten in Anderten bei Hannover noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts den Beruf der Wäscher aus.[1]
Geschichte[Bearbeiten]
Seit Urzeiten hatte Anderten „viele und reichlich sprudelnde Wasserquellen“ mit einer guten Wasserqualität. So beschlossen die Freien Bauern des Dorfes beispielsweise schon Anfang des 18. Jahrhunderts den Bau der Anderter Brauerei zur Herstellung von Bier direkt über zwei Quellen.[1] An diesen starken Wasserquellen durften die Anderter Bauern anfangs abwechselnd der Reihe nach ihr Bier brauen.[2]
Doch die zahlreichen Quellen und das saubere Wasser förderten auch andere Arbeitsplätze in Anderten, etwa den Beruf des Wäschers – lange vor der Erfindung der Waschmaschine:[1] Zur Zeit des Königreichs Hannover, als im Zuge der Verkoppelung oftmals auch Darlehn für die Ablösung von auf den Höfen lastenden Abgaben aufgenommen werden mussten, verarmte manche Anderter Familie, deren Mitglieder daraufhin einen Zusatzverdienst suchten mussten. Insbesondere Frauen und Mädchen wuschen um 1850 an den beiden Waschbrunnen des Ortes die Wäsche für wohlhabende Familien der hinter der Eilenriede gelegenen Stadt Hannover.[3] Neben Hannoveraner Bürgern gehörte sogar das Haus der Welfen zu den Kunden der Anderter Wäscherinnen. Dadurch hatte der Ort von den umliegenden Ortschaften den Spitznamen „Wäsche-Anderten“[1] sowie den volkstümlichen Beinamen „Wasch-Anderten“ erhalten.[3][4]
Die Wäscher übten ein körperlich anstrengendes Handwerk aus. Lediglich hochvermögende Herrschaftshäuser leisteten sich mitunter genügend eigene Hausangestellte, die dann am Waschtag mit bis zu acht Dienstmädchen und mehr zuständig waren für die Wäsche mit Waschzuber und Waschbrett, mit Wringen, Bleichen durch die Kraft der Sonnenstrahlen, Trocknen an der Wäscheleine, Bügeln mit Ofenhitze statt mit Strom sowie das Zusammenlegen der Wäschestücke.[5]
In einer zeitgenössischen amtlichen Beschreibung
Noch im Jahr 1895 gab es vier Menschen in Anderten, die den Beruf des Wäschers als Hauptberuf ausübten.[1]
Literatur[Bearbeiten]
- Lorenz Kurz:Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Anderten Gestern. Wie wurde Anderten, was es heute ist?) , Referat im Saal der Kirchengemeinde St. Martin anlässlich der 1025-Jahr-Feier am 2. Juni 2010, S. 10 ff., herunterladbar als PDF-Dokument von der Seite hannover.de, zuletzt abgerufen am 23. August 2012. (
- Lorenz Kurz: Wasch-Anderten, in: Anderten in Wort und Bild. 1000 Jahre Anderten 985 1985, Gesamtherstellung: Kurz-Offset, Petersilienstraße 6, Selbstverlag Kurzoffset [1985?] (vergriffen), S. 19–22.
Weblinks[Bearbeiten]
- Katrin Lehmann-Pilarski (1. Vorsitzende, Verantwortliche gemäß § 10 Absatz 3 MDStV): Wasch-Anderten, auf der Seite der Werbegemeinschaft Anderter Geschäftsleute und Umgebung u.U. e.V. (WAG u.U. e.V.), zuletzt abgerufen am 24. August 2012.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Lorenz Kurz: Anderten Gestern. Wie wurde Anderten, was es heute ist? (siehe Literatur)
- ↑ Helmut Zimmermann: Im tausendjährigen Anderten, in ders.: Von Anderten nach Stöcken = Streifzüge durch Hannovers Geschichte, Harenberg-Labs, Hannover 1987, ISBN 3-89042-023-0, S. 7–17; hier: S. 12
- ↑ 3,0 3,1 Helmut Zimmermann: Das Bauerndorf Anderten, in ders.: 1000 Jahre Anderten. 1985, hrsg. von der Stadtsparkasse Hannover, mit Geleitworten von Richard von Weizsäcker, Herbert Schmalstieg, Hinrich Lehmann-Grube, Jürgen Quardt und Günter Dietrich, mit Fotos von Peter Gauditz und dem Historischen Museum Hannover, Hannover: Stadtsparkasse, 1985, [o.S.]
- ↑ Gerda Valentin: Süd / Anderten / Ein Stadtteil von Rang, [Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 28. Mai 2010, zuletzt abgerufen am 27. Oktober 2021
- ↑ Vergleiche dieses Beispielfoto mit insgesamt acht Beschäftigten am „Waschtag“, vermutlich für einen herrschaftlichen Haushalt unidentifizierten Ortes
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