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Anderter Wäscherinnen

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„Special Karte von dem Fürstenthum Hildesheim und den angrenzenden Ländern“; die Wäscherinnen des Dorfes Anderten im Hildesheimer Herschaftsbereich mussten - über Landesgrenzen hinweg - beschwerliche Wege mit ihren Fudern zur Stadt Hannover und zurück bewältigen;
Landkarte (Ausschnitt) von C. Wilkens, gestochen 1804 von „J. E. Saltzenberg
Ähnlich wie auf diesem von einem Bauern gelenkten und von einem Ochsen gezogenen Karren für die Lieferung von Getreide ist der Transport verschmutzer und anschließend sauberer Wäsche von Hannover in das Dorf Anderten und zurück vorstellbar;
idealisierte halbplastisch gehauene Figuren im Geschichtsfries vom Neuen Rathaus in Hannover, um 1910

Die Anderter Wäscherinnen übten in Anderten bei Hannover noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts den Beruf der Wäscherinnen aus.[1] Dafür transportierten sie fuderweise schmutzige Wäsche aus der Stadt Hannover in ihr Dorf und produzierten auch die dafür benötigte Seife sowie die Wäschestärke.[2] Durch diese Tätigkeiten hatte das Dorf von den umliegenden Ortschaften den Spitznamen „Wäsche-Anderten“[1] sowie den volkstümlichen Beinamen „Wasch-Anderten“ erhalten.[3][4]

Geschichte[Bearbeiten]

Seit Urzeiten hatte Anderten „viele und reichlich sprudelnde Wasserquellen“ mit einer guten Wasserqualität. So beschlossen die Freien Bauern des Dorfes beispielsweise schon Anfang des 18. Jahrhunderts den Bau der Anderter Brauerei zur Herstellung von Bier direkt über zwei Quellen.[1] An diesen starken Wasserquellen durften die Anderter Bauern anfangs abwechselnd der Reihe nach ihr Bier brauen.[5]

Doch die zahlreichen Quellen und das saubere Wasser förderten auch andere Arbeitsplätze in Anderten, etwa den Beruf des Wäschers – lange vor der Erfindung der Waschmaschine:[1] Ende des 18. Jahrhunderts berichtete Christian Ludwig Albrecht Patje: „In dem Dorfe Anderten haben die Einwohner durch das Waschen nach der Stadt Hannover vielen Vortheil“. Zwei Jahrzehnte später ergänzte Burchard Christian von Spilcker: „... und eine große Menge Wäscherinnen finden einen guten Verdienst, da in manchen Haushaltungen das Leinenzeug nicht im Hause, sondern auf Verding gewaschen wird.“[6]

Noch vor dem Beginn der Industrialisierung berichtete der Historiograf Urban Friedrich Christoph Manecke in seinen Topographisch-historische Beschreibungen der Städte, Aemter und adelichen Gerichte im Fürstenthum Lüneburg,[7] dass sämtliche Einwohner des Dorfes Anderten inklusive den zur Miete wohnenden nicht nur „schmutzige Wäsche fuderweise aus Hannover holen und solche gegen geringe Belohnung sehr gut reinigen“, sondern auch die dafür benötigte Seife sowie die Wäschestärke „selbst verfertigen.“[2]

Zur Zeit des Königreichs Hannover, als im Zuge der Verkoppelung oftmals auch Darlehn für die Ablösung von auf den Höfen lastenden Abgaben aufgenommen werden mussten, verarmte manche Anderter Familie, deren Mitglieder daraufhin einen Zusatzverdienst suchten mussten. Als Folge der „Bauernbefreiung“ mussten vor allem Frauen und Mädchen um 1850 an den beiden Waschbrunnen des Ortes die Wäsche für wohlhabende Familien der hinter der Eilenriede gelegenen Stadt Hannover waschen.[3][8]

Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Anderten noch zwei „Waschbrunnen“, an denen die Frauen und Mädchen die Wäsche für hannoversche Bürgerfamilien wuschen.[9][8] Doch auch der Adel ließ die Anderter waschen; sogar das Haus der Welfen zählte zu den Kunden des Dorfes „Wäsche-Anderten“.[1]

Die zwei „Waschbrunnen“[9] lagen jeweils an einer Quelle, die infolge ihrer Nutzung auch „Waschborn“ genannt wurden. Einer dieser Waschborne lag vor der Hofstelle 48 - heutige Adresse Lange Straße 8. Die Quelle war mit einem schmiedeeisernen Gitter umzäunt. Ein Durchgang führte eine Treppe hinab „zu zwei bis drei gemauerten Wasserbecken.“ Das Wasser floss von einem ins andere Becken und schließlich in den Bach, der zum Dorfteich führte. Die Becken des Waschborns in den Langen Straße dienten jedoch nur zum Spülen für „zu Hause gewaschene Wäsche“, die nach der Spülung auch „wieder zu Hause“ getrocknet wurde. An Stelle des Borns in der Langen Straße wurde später „ein dickes Rohr für die Feuerwehr angeschlossen.“ Von der historischen Situation wurde zur Illustration eine mit "G" signierte und „[19]93“ datierte, mit Menschen belebte Zeichnung angefertigt.[10]

Anders als im Dorf Anderten funktionierte im 19. Jahrhundert die Arbeitsteilung während eines Waschtages: Ein Wäscher und sieben Wäscherinnen mit Schürzen und teils mit Haube als „Dienstmädchen“ eines vermögenden Haushaltes zu erkennen, sorgen für die saubere Wäsche der Herrschaften

Die Wäscherinnen übten ein körperlich anstrengendes Handwerk aus. Lediglich hochvermögende Herrschaftshäuser leisteten sich mitunter genügend eigene Hausangestellte, die dann am Waschtag mit bis zu acht oder mehr Dienstmädchen zuständig waren für die Wäsche mit Waschzuber und Waschbrett, mit Wringen, Bleichen durch die Kraft der Sonnenstrahlen, Trocknen an der Wäscheleine, Bügeln mit Ofenhitze statt mit Strom sowie dem Zusammenlegen der Wäschestücke.[11]

Noch im Jahr 1895 gab es vier Menschen in Anderten, die den Beruf des Wäschers als Hauptberuf ausübten.[1]

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

  • Katrin Lehmann-Pilarski (1. Vorsitzende, Verantwortliche gemäß § 10 Absatz 3 MDStV): Wasch-Anderten, auf der Seite der Werbegemeinschaft Anderter Geschäftsleute und Umgebung u.U. e.V. (WAG u.U. e.V.), zuletzt abgerufen am 24. August 2012.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Lorenz Kurz: Anderten Gestern. Wie wurde Anderten, was es heute ist? (siehe Literatur)
  2. 2,0 2,1 Urban Friedrich Christoph Manecke: Topographisch-historische Beschreibungen der Städte, Aemter und adelichen Gerichte im Fürstenthum Lüneburg, Bd. 2, S. 288; Google-Books
  3. 3,0 3,1 Helmut Zimmermann: Das Bauerndorf Anderten, in ders.: 1000 Jahre Anderten. 1985, hrsg. von der Stadtsparkasse Hannover, mit Geleitworten von Richard von Weizsäcker, Herbert Schmalstieg, Hinrich Lehmann-Grube, Jürgen Quardt und Günter Dietrich, mit Fotos von Peter Gauditz und dem Historischen Museum Hannover, Hannover: Stadtsparkasse, 1985, [o.S.]
  4. Gerda Valentin: Süd / Anderten / Ein Stadtteil von Rang, [Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 28. Mai 2010, zuletzt abgerufen am 27. Oktober 2021
  5. Helmut Zimmermann: Im tausendjährigen Anderten, in ders.: Von Anderten nach Stöcken = Streifzüge durch Hannovers Geschichte, Harenberg-Labs, Hannover 1987, ISBN 3-89042-023-0, S. 7–17; hier: S. 12
  6. Ludwig Hoerner: Wäscher/Wäscherinnen, in ders.: Agenten, Bader und Copisten. Hannoversches Gewerbe-ABC 1800–1900. Hrsg.: Hannoversche Volksbank, Reichold, Hannover 1995, ISBN 3-930459-09-4, S. 474f.
  7. Alfred Kelletat: Manecke, Urban Friedrich Christoph, in: Wendland-Lexikon, Bd. 2, S. 94; als PDF-Dokument von der Seite wendland-lexikon.de
  8. 8,0 8,1 Helmut Zimmermann: Von „Wasch-Anderten“ und „Twirn-Kerkrohe“, in ders.: Ein Zug durchs Leinetal, Pomp & Sobkowiak, Essen 1987, ISBN 3-922693-20-2, S. 122f.
  9. 9,0 9,1 Helmut Zimmermann: Im tausenjährigen Anderten, in ders.: Von Anderten nach Stöcken = Streifzüge durch Hannovers Geschichte, Harenberg-Labs, Hannover 1987, ISBN 3-89042-023-0, S. 7–17; hier: S. 9
  10. Ursula Voslamber, Eberhard Bergmann: Waschborn, in dies.: Anderten. Ein Dorf verändert sich. Eine Bildchronik, zusammengestellt vom Verein Freunde Andertens e.V., 1. Auflage, Hannover: Freunde Andertens, 2006, ISBN 978-3-00-017282-3, S. 154–155 sowie Höfeliste mit den heutigen Adressen und Übersichtskarte auf S. 166f.
  11. Vergleiche dieses Beispielfoto mit insgesamt acht Beschäftigten am „Waschtag“, vermutlich für einen herrschaftlichen Haushalt unidentifizierten Ortes


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